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Freitag, 31. März 2023

Meine liebsten Buchzitate #113

1. "Aus dem Wald hinausfinden" von Margaret Atwood, Seite 47

Einem Großteil der aktuellen politischen Debatten liegt ein Denken zugrunde, das Menschen in bestimmte Kategorien einordnet. Als wüsste man über das Leben eines Menschen Bescheid, wenn man es von außen betrachtet.

2. "Untouchable" von Talia Hibbert, Seite 111 (Kindle Edition)

Zach: Want to get a drink?

Hannah: No.

Zach: Want to eat cookies and bitch about people?

Hannah: Meet you at the park in twenty minutes.

3. "Highly Suspicious and Unfairly Cute" von Talia Hibbert, Seite 19

"Is everything you do a calculated display of masculinity, and if so, aren't you afraid the constant pressure of performance will lead you to snap?"

4. "Aus dem Wald hinausfinden" von Margaret Atwood, Seite 56

Wir sind nun mal die Spezies, die wir sind. Langfristiges Denken liegt uns nicht besonders.

Dienstag, 28. März 2023

Perfect on Paper [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ich bin ewig um dieses Buch herumgeschlichen und habe es dann aber doch erst gelesen, als mir eine Freundin diesen Roman für die Dauer unserer gemeinsamen Reise nach Amsterdam geliehen hat. Sie selbst war begeistert von diesem Buch - ich eher weniger.

Dieser Roman handelt von Darcy, die seit einigen Jahren anonym Ratschläge in Liebesdingen an ihrer Schule verteilt. Und sie ist wirklich gut darin: Die meisten ihrer Kund:innen sind zufrieden mit ihren Ratschlägen und schaffen es entweder, ihre Beziehung zu retten, eine Beziehung aufzubauen oder aber auch eine Beziehung zu beenden und über Beziehungen hinweg zu kommen. Sie behauptet von sich selbst eine 95 %-ige Erfolgsquote zu haben (was ich nicht wirklich glauben kann, da das eine verdammt hohe Zahl ist). Doch niemand weiß, dass es Darcy ist, die diese Ratschläge vergibt - und das soll auch so bleiben. Vor allem wegen Brooke, ihrer besten Freundin, in die Darcy außerdem seit Ewigkeiten verknallt ist. Dann wird Darcy aber von ihrem Schulkollegen Brougham dabei erwischt, wie sie die Briefe einsammelt, in denen nach Rat gefragt wird. Und der bietet ihr einen Tauschhandel an: Er bewahrt ihr Geheimnis - dafür soll Darcy ihm dabei helfen, seine Exfreundin zurückzugewinnen...

Das Konzept an sich halte ich für total spannend. Die Umsetzung... eher weniger. Vor allem muss ich zugeben, dass mich Darcy bereits nach einigen Kapiteln genervt hat. Beziehungen sind für sie eine Obsession und sie weiß alles darüber, zumindest wirkt es hier so. Aber aus irgendeinem Grund ist sie nicht in der Lage, ihr Wissen selbst anzuwenden, vor allem im Bezug auf Brooke. Brooke weiß nicht, wie verliebt Darcy in sie ist, denn Darcy bekommt ja ihr gegenüber den Mund nicht auf, auch klare Kommunikation immer die Grundlage einer jeden Beziehung sein sollte, zumindest meiner Meinung nach. Generell halte ich ihre Beziehung zu Brooke für besorgniserregend. Darcy beschreibt Brooke als ihre beste Freundin, aber davon merke ich nicht viel. Es wirkt eher so, als würde Darcy Brooke einerseits auf ein Podest stellen und sie zu einer Art unerreichbaren Göttin hochstilisieren und andererseits auch so, als würde Darcy Brooke besitzen wollen. Beides nicht unbedingt Dinge, die zu einer stabilen Freundschaft oder gar zu einer gesunden Beziehung beitragen. Vor allem, wenn diese Wünsche dazu führen, dass Darcy lügt, betrügt und manipuliert, nur um dafür zu sorgen, dass Brooke endlich ihr gehört. Ehrlich, Darcys Verhalten im Laufe dieses Buches war einfach nur grauenhaft. Und dann hatte Darcy auch noch die ganze Zeit so unglaublich viel Mitleid mit sich selbst. Ich hatte das Gefühl, als würde sie sich ernsthaft als das Opfer der ganzen Geschichte sehen. Wenn sie aber wirklich so viel über Beziehungen weiß, wie uns Leser:innen eingeredet wird: Warum schafft sie es dann erst ganz am Ende des Romans, ihr Verhalten zu hinterfragen? Warum befolgt sie nicht die Ratschläge, die sie all den Menschen um sich herum gibt? Warum sorgt Darcy für so viel unnötiges Drama? Das hat für mich alles vorne und hinten nicht zusammengepasst und das fand ich schade.

Mein Fazit? Eine interessante Idee, doch die Umsetzung ist meiner Meinung nach schwach - vor allem, durch eine Protagonistin mit der ich gar nichts anfangen konnte.

Samstag, 25. März 2023

Der Hausmann [Kurzrezension]

Quelle: Verlag

 Aus irgendeinem Grund gehe ich am liebsten zu Lesungsterminen, wenn ich noch gar nichts über die Autorin oder den Autoren und über das dazugehörige Buch weiß. Dann kann ich mich da ohne große Erwartungen reinsetzen. Im besten Fall nehme ich dann ein signiertes Buch mit nach Hause und habe einen tollen Abend und im schlimmsten Fall habe ich einen netten Abend, an dem ich Zeit mit Freund:innen verbringe, denn aus meiner Bücherbubble kommt eigentlich immer jemand mit zu solchen Events. Eine Lesung wie "Der Hausmann" habe ich aber wirklich noch nie erlebt. Ohne es zu wissen, sind wir hier in ein "Eat and Great" gestolpert. Es gab kleine Törtchen und Kuchen von einem Kaffeehaus in der Nachbarschaft, verschiedene Getränke, eine Lesung und die Möglichkeit, ein bisschen mit der Autorin zu plaudern. Ich habe diesen Abend sehr genossen und bin deswegen nicht nur mit ein paar übrig gebliebenen Kuchenstücken, die mir die Buchhändlerin zugesteckt hat, nach Hause gegangen, sondern auch mit einem signierten Exemplar und "Der Hausmann" und dem Wunsch, diesen Roman auch sofort zu lesen.

Eines der wohl reizvollsten Elemente für mich hier ist die Vielfalt der Stile, die in diesem Buch zur Anwendung kommen. Da gibt es "normale" Romankapitel, einen Internetblog, einem auf einer Plattform namens Slack verfassten Chatverlauf, ein Deutsch-Lern-Tagebuch und einen Graphic Novel. Dieser ständige Wechsel sorgte für Spannung und machte auch einfach Spaß. Ich glaube nicht, dass ich schon mal ein Buch gelesen habe, in dem sich eine Autorin getraut hat, so mit den Stilen zu spielen. Und das Beste daran: Meiner Meinung nach hat diese Kombination auch funktioniert.

Ein paar Worte zur Handlung: Die Haupthandlung dreht sich um Tim und Thea. Thea hat gerade bei einem Start-up für veganes Hundefutter eine neue Stelle angenommen und Tim ist Hausmann und zeichnet an seinem Graphic Novel, der hoffentlich ihren Durchbruch bedeuten wird. Und diese Umkehrung der traditionellen Geschlechterrollen geschieht bei ihnen natürlich nicht konfliktlos, wie ihr euch sicher denken könnt. Und dann gibt es als Nebenhandlungen noch den Blog "Sparen mit Dagmar", in dem die liebe ältere Nachbarin ihren Leser:innen Spartipps gibt und das Tagebuch von Maxim, einem ukrainischen Flüchtling, der ebenfalls in diesem Haus wohnt und mit Tim Deutsch übt. Und wir bekommen Einblick in den Graphic Novel, an dem Tim aktuell arbeitet. Natürlich hatte ich meine Lieblingshandlungsstränge, auf die ich mich gefreut habe. Und zwar waren das wohl Dagmars Blog, der mich immer wieder aufs Neue überrascht hat und zum Lachen bringen konnte, und der Chatverlauf zwischen Thea und Anna, ihrer Vorgesetzten. 

Ich habe lange überlegt, ob ich meinen einzigen Kritikpunkt ansprechen soll, da das halt doch sehr eindeutig ein humoristisch-satirisches Buch ist. Aber ich möchte mit euch, meinen Leser:innen, ehrlich sein und deswegen habe ich mich dazu entschieden, das anzusprechen. Ich persönlich halte die Darstellung der Figuren teilweise für fast zu überspitzt. Gerade im Bezug auf den Drogenkonsum von Thea und Tim ist mir das aufgefallen. Bitte lasst es mich wissen, falls ich hier gerade mit meinem Unwissen glänze. Als Mensch, der überhaupt nichts mit Drogen am Hut hat, wirkte das einfach sehr extrem. Es hat meine Freude am Buch nicht wirklich stark gedämpft, aber doch dafür gesorgt, dass ich über manche Szenen die Stirn gerunzelt habe.

Mein Fazit? Trotz eines kleinen Kritikpunktes habe ich diese Lektüre genossen und hatte meinen Spaß mit diesem Buch.

Sonntag, 19. März 2023

Meine liebsten Buchzitate #112

1. "Merry Inkmas" von Talia Hibbert, Seite 176 (Kindle Edition)

You can't stop love. All you can do is take it or reject it.

2. "Untouchable" von Talia Hibbert, Seite 103 (Kindle Edition)

Yes, I have a blog. I have a lot of feelings and I am a millennial cliché. It's be really cool if you could read it and love it and tell me how fabulous I am and feed me Chocolate Fingers.

3. "Highly suspicious and unfairly cute" von Talia Hibbert, Seite 19

It's funny; I once read that the smell of fresh-cut grass is actually a chemical the plant releases when it's in danger, which reminds me of this theory I'm researching about how veganism might be as bad as meat-eating because of the exploited migrant workers (valid) and the totally viable possibility that plants feel pain. So, long story short, Bradley Graeme smells like murder.

4. "Highly suspicious and unfairly cute" von Talia Hibbert, Seite 16

People like them - "popular" people who think sports and looks and external approval are a valid replacement for actual personality - ironically don't have the social skills to deal with anyone outside their golden circle.

5. "Aus dem Wald hinausfinden" von Margaret Atwood, Seite 26

Schreiben heißt scheitern. Das weiß jeder, außer man schreibt Stream-of-Consciousness-Romane und redigiert sie nicht.

Donnerstag, 16. März 2023

Aus dem Wald herausfinden [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ich halte Margaret Atwood für eine der intelligentesten Personen, die aktuell auf dieser Welt leben. Sie gehört zu meinen ganz großen Idolen und dieses Buch hat meine Meinung von ihr nur verstärkt.

Dieses Buch ist ein längeres Interview mit Margaret Atwood und ist 2019 erschienen. Ich sage das deswegen dazu, da deswegen natürlich das ganz große Thema Corona keine Rolle spielt - auch wenn ich mir sicher bin, dass Atwood auch dazu interessante Dinge zu sagen hätte. Es geht hier um sehr viele Dinge: um Atwoods Bücher, Atwoods Leben, ihre Arbeit an der Universität, um Politik, Feminismus, den Klimawandel und so weiter und so weiter. Und ich habe ihre Antworten einfach verschlungen. Vieles davon hat mich zum Nachdenken gebracht, gerade ihre Überlegungen über die Zukunft. Atwood ist ja DIE Dystopien-Autorin unserer Zeit, überraschenderweise zeigt sie aber hier, dass sie deswegen aber nicht unbedingt pessimistisch in die Zukunft blickt.

Es ist kein Geheimnis, dass ich Margaret Atwood anbete und töten würde, um auch nur ansatzweise so gut zu schreiben wie sie es tut. Sie ist die Königin von Dystopien und wenn ihre Bücher in hundert Jahren nicht als absolute Klassiker gelten, dann verliere ich jegliches Vertrauen in die Menschheit.

Leider kann ich diesem Buch aber weder den Approved-Stempel auf meinem Blog noch Fünf Sterne auf allen anderen Seiten verleihen. Ich muss die Gesamtaufmachung des Buchs bewerten - und da spielt halt auch die Rechtschreibung eine Rolle. Und ich musste schockiert feststellen, dass da leider einige Fehler übersehen wurde. Das hat mich überrascht, gerade da das teils Fehler waren, die doch eigentlich allein schon auffallen müssten, da sie Word anzeichnen sollte. In einem Roman oder so würde ich das Verzeihen, aber das ist ein Interview mit meinem großen Idol. Da bricht es mir einfach das Herz, hier vermeidbare Fehler zu finden.

Mein Fazit? Trotz dem ein oder anderen Rechtschreibfehler ein unglaublich tolles und inspirierendes Interview mit meinem großen Idol.

Montag, 13. März 2023

Something is Killing the Children [Kurzrezension]

Quelle: Verlag

Ich habe den Fehler gemacht, diesen Graphic Novel am Abend zu beginnen. Ich lag entspannt im Bett und dachte, ich lese noch ein paar Seiten, um runterzukommen. Und dann war ich so dumm, dieses Buch aufzuschlagen. Großer Fehler. Ganz großer Fehler. Denn dann war ich gezwungen, dieses Buch mehr oder weniger in einem Rutsch durchzulesen. Ich wusste einfach, dass ich nicht schlafen würde, wenn ich heute nicht noch ein gutes Ende lesen würde. Tja, Pech für mich Leute! Denn Spoiler: Hier gibt es kein gutes Ende, sondern einen verdammten Cliffhanger. Und der zweite Teil war in der Stadtbücherei Salzburg bei meinem nächsten Besuch natürlich nicht verfügbar!

Eigentlich habe ich ziemlich gute Nerven, was Bücher angeht. Ich behaupte das jetzt einfach mal, da ich in meiner Jugend eine Krimi und Thriller-Phase durchgemacht habe. Und für sehr viele dieser Bücher war ich damals eigentlich zu jung. Dachte ich zwar damals nicht, aber heute schüttle ich immer wieder den Kopf über die Thriller, die ich damals verschlungen habe und vor allem über die sehr explizite Gewalt, die es darin gab. Diese Gewalt betraf aber meistens "nur" Erwachsene. Hier, in "Something is Killing the Children", ist vor allem Gewalt gegenüber Kindern Thema. Ich weiß nicht, warum mich das überrascht hat, immerhin wurde ich sowohl im Titel als auch im Klappentext gewarnt. Aber als dann auf den Seiten die ersten sterbenden, verstümmelten Kinder und Kinderleichen auftauchten, war ich doch baff. Ich hatte nicht damit gerechnet und schon gar nicht damit, dass das explizit und mit so vielen Details gezeigt wird. Damit hatte ich um ehrlich zu sein zu kämpfen, aber ich schätze, da war ich selbst schuld.

Schon auf den ersten Seiten wurde mir klar, dass es sich hierbei um eine ganze Reihe handeln wird. (Ja, auf dem Cover seht "Band 1". Ja, das hätte schon ein Hinweis sein müssen. Nein, der Tag, an dem ich dieses Buch ausgeliehen habe, war nicht einer meiner hellsten. Offensichtlich.) Viele verschiedene mögliche Handlungsstränge tun sich auf, wir bekommen eine spannende Protagonistin, die offensichtlich eine interessante Hintergrundgeschichte hat, unterschiedlichste Arten von Monstern werden eingeführt - und natürlich konnte das nicht im ersten Teil alles geklärt werden. Genau deswegen werde ich auf jeden Fall auch noch die weiteren Bände lesen müssen, sobald ich sie auftreiben kann. Deswegen und weil ich unbedingt noch ein gutes Ende brauche. Auch wenn ich befürchte, dass ich das hier nie bekommen werde...

Mein Fazit? Auf keinen Fall etwas für schwache Nerven, denn dieses Graphic Novel war auch für mich schon grenzwertig. Trotzdem muss ich jetzt unbedingt den nächsten Band lesen und herausfinden, wie es weitergeht. Uff.

Freitag, 10. März 2023

Kindred [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch haben wir im Buchclub für den Black History Month im Februar gelesen. Besonders gespannt war ich persönlich auf die Zeitreiseaspekte, die hier ja eine sehr große Rolle spielen. Es geht hier um Dana, eine junge Frau aus den 1970ern, die plötzlich immer wieder ohnmächtig wird und dann durch die Zeit reist. Sie landet dann jedes Mal fast zwei Jahrhunderte in der Vergangenheit - im Süden der USA. Zu diesem Zeitpunkt war Sklaverei noch legal und wurde im Süden auch munter betrieben. Für eine schwarze Frau wie Dana war das also eine unglaublich gefährliche Zeit, in der Menschen wie sie keine Rechte hatten und als reine Objekte galten. Sie wird in diese Zeit zurücktransportiert, weil ein Junge namens Rufus sie aus Versehen ruft, wenn er in Gefahr ist. Wenn Dana auftaucht, ist er zum Beispiel gerade dabei, zu ertrinken, das Haus anzuzünden, ist vom Baum gefallen oder er prügelt sich  - und Dana muss ihn retten. Natürlich hilft sie ihm da, gerade in seiner Kindheit. Doch die Ausflüge in die Vergangenheit werden für Dana immer mehr zur existentiellen Gefahr, denn Rufus Vater ist Besitzer einer großen Plantage und grausam gegenüber seiner Sklaven. Außerdem scheint Rufus einer ihrer Vorfahren zu sein - wenn sie es also nicht schafft, ihn am Leben zu erhalten, wird Dana auch aufhören zu existieren.

Als ich mit dem Lesen begonnen habe, war ich mir sicher, dass das eine Fünf-Stern-Lektüre wird, ein absolutes Lesehighlight. War es dann aber leider noch nicht. Aktuell tendiere ich eher in Richtung drei Sterne. Woran das liegt? Nun, am Schreibstil ganz sicher nicht, denn den fand ich großartig. Ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen und fand es unglaublich spannend, Dana auf ihrem Weg zu begleiten.

Probleme hatte ich mit den Zeitreisen, wie sie hier dargestellt werden. Beispielsweise vergehen manchmal nur wenige Sekunden in Danas Ausgangszeit, manchmal Stunden oder sogar Tage. Gleichzeitig vergehen in Rufus Zeit manchmal Minuten, manchmal Wochen oder sogar Monate oder sogar Jahre. Es gibt dabei aber keinerlei Übereinstimmung zwischen den Zeiten. Normalerweise ist es dann ja so, dass zum Beispiel so gut wie keine Zeit vergeht - warum auch, ist ja eine Zeitreise! Oder aber die Zeit in der Vergangenheit steht in einem klaren Verhältnis zur Zeit der Gegenwart. Dann vergeht zum Beispiel für jeden Tag in der Vergangenheit eine Stunde. Sowas gab es hier aber überhaupt nicht. Da hätte ich mir mehr Logik gewünscht. Außerdem wurde bis zum Ende nicht geklärt, wie das Zeitreisen hier funktioniert und warum Rufus in der Lage dazu ist, Dana zu sich zu rufen. Das hat mir gefehlt. Genau deswegen war ich auch überrascht, zu sehen, dass dieses Buch als Science Fiction bezeichnet wird, denn das ist es meiner Meinung nicht. Es ist ein Fantasyroman, aber mit Science Fiction hat das meiner Meinung nach nicht viel zu tun.

Bevor ihr das Buch in die Hand nehmt, solltet ihr aber auf jeden Fall einen Blick auf die Triggerwarnungen werfen. Dieses Buch ist nicht ohne und gerade wenn sexuelle Gewalt oder Rassismus Themen sind, über die ihr nichts lesen wollt, solltet ihr euch von diesem Text fernhalten.

[Spoiler]

Ich hatte außerdem ein großes Problem mit Dana als Person. Mir ist klar, dass sie Rufus am Leben erhalten muss, wenn sie selbst weiter existieren will - egal was für ein schlechter Mensch er ist. Und er ist gerade gegen Ende des Buches dann ein richtig, richtig schlechter Mensch. So schlimm, dass ich auf Goodreads darüber fantasiert habe, dass ich ihn wohl einfach sterben lassen würde, wenn ich Dana wäre. Dana scheint das aber nicht wirklich so wahrzunehmen. In ihren Augen ist Rufus unschuldig und das Opfer seiner Umstände. Taten wie die Vergewaltigung ihrer Vorfahrin verzeiht sie ihm einfach. Sie verhält sich ihm gegenüber fast schon unterwürfig, was ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Gleichzeitig behandelt sie besagte Vorfahrin aber wie Dreck. Gerade das verstand ich nicht! Warum ist Rufus es wert, so viel besser behandelt zu werden als Alice? Warum ist Dana so kalt zu Alice, die von Rufus zur Sexsklavin gemacht wird und gezwungen wird, seine Kinder zu bekommen, obwohl sie ihn hasst? Ich wollte jedes Mal wieder schreien, wenn Dana Alice sagt, sie solle sich doch einfach zusammenreißen, weil es so schlimm ja nicht sein könne. Ich meine: Geht's noch? Wie wärs mit nur einem Hauch Empathie? Warum bekommt ein Täter so viel Verständnis von Dana, Alice aber nicht mal ein bisschen Freundlichkeit?

Mein Fazit? An sich ein spannender Text, leider hatte ich aber mit Dana als Protagonistin wirklich Probleme.

Dienstag, 7. März 2023

Wie man mit einem Lachs verreist und andere nützliche Ratschläge [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Solltet ihr je planen, Literaturwissenschaft oder ein ähnliches Fach zu studieren, dann bereitet euch schonmal darauf vor, dass euch jeder in eurem Bekanntenkreis plötzlich kistenweise Klassiker vorbeibringen wird, denn ihr braucht die ja sicher dringender. Und dann habt ihr plötzlich vier Ausgaben von Goethes "Faust" als Reclamhefte herumliegen und wisst nicht so richtig, was man denn jetzt damit anfangen soll. Gott sei Dank sind da manchmal aber auch kleine Schätze dabei! Zum Beispiel hat mein Vater mir unter anderem dieses Buch vererbt - was bedeutet, dass ich nicht nur dieses Buch lesen durfte, sondern auch die Anmerkungen, die er in dieses Buch gekritzelt hat als er in meinem Alter war, was ebenfalls spannend ist.

Ich muss zugeben, dass ich bisher von Umberto Eco weniger Bücher gelesen habe, als ich wahrscheinlich gelesen haben sollte. Bei so großen Autor:innen gibt es da immer einen ziemlich ordentlichen Druck, dass ich das kennen muss, verstehen muss und jedem Menschen, den ich ganz zufällig im Bus treffe, erklären können muss. Und natürlich muss mir jede Notiz dieser Autoren gefallen, denn die sind Klassiker und haben damit eigentlich fast Heiligenstatus und nicht sofort vor ihren Werken auf die Knie zu gehen, grenzt fast schon als Ketzerei. Kein Wunder also, dass nicht immer unbedingt Lust darauf habe, die großen Werke zu lesen, denn so eine Art von Druck kann ich in meinem Leben nicht brauchen.

In diesem Büchlein findet ihr verschiedene Kurztexte von Umberto Eco. Größtenteils handelt es sich dabei um satirische Ratschläge und Gebrauchsanweisungen: Wie funktionieren öffentliche Bibliotheken? Wie rechtfertige ich meine Büchersammlung vor Fremden? Wie zitiere ich eigentlich richtig in wissenschaftlichen Texten? Wie überlebe ich den Zoll, wenn ich ins Ausland reise? Oder auch: Wie verreise ich mit einem Lachs? Diese Gebrauchsanweisungen fand ich super spannend und lustig. Es handelt sich dabei natürlich größtenteils um Satire und es war für mich sehr interessant, zu sehen, was denn zum Zeitpunkt des Entstehens gerade Themen gewesen sein müssen, die Umberto Eco beschäftigt haben.

Danach folgt ein Nachrichtenaustausch, der in der Zukunft zwischen verschiedenen Arten von Aliens stattfindet. Ich hatte ehrlich keine Ahnung, dass Umberto Eco je Science Fiction geschrieben hat. Spannend fand ich, dass die Kommunikation hier so stark durch Vorurteile der verschiedenen "Rassen" und durch Misskommunikation geprägt wird, sowie durch die Unfähigkeit, seinen eigenen Standpunkt zu verlassen. Das erinnerte mich stark an den Umgang, den wir Menschen auch untereinander haben, wenn es darum geht, mit dem "Fremden", dem "Anderen" umzugehen. Und wir sind ja alle nur Menschen! Keine unterschiedlichen Spezies, die von anderen Planeten abstammen.

Trotz der Tatsache, dass mich dieser Nachrichtenaustausch so offensichtlich zum Nachdenken anregte, muss ich gestehen, dass ich gegen Ende das Interesse an dieser Kommunikation verlor. Ich hatte einfach das Gefühl, dass mir Vorwissen zu dieser Welt fehlt, die Umberto Eco uns hier zeigt. Es würde mich interessieren, ob zu dieser Welt wirklich nur diese paar Nachrichten existieren, die hier abgedruckt wurden, oder ob diese Nachrichten eine Art "Zusatzmaterial" zu einem längeren Text sind, von dem ich einfach bisher nichts gewusst habe.

Dieses Buch schließt dann mit ein paar Kurzgeschichten, die mich aber ehrlich gesagt nicht so ganz fesseln konnten. Ich glaube das liegt vor allem daran, dass der Ton meiner Meinung nach nicht wirklich zu den vorhergehenden Texten passte.

Mein Fazit? Alles in allem ein cooles Buch, das ich über weite Teile spannend fand. Wie es aber mit Sammlungen dieser Art immer ist, war für mich nicht jeder Text gleich interessant und mit ein paar konnte ich leider auch gar nichts anfangen. Aber alles in allem eine lesenswerte Sammlung.

Samstag, 4. März 2023

Piranesi [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch habe ich im letzten Semester gemeinsam mit meinem Buchclub gelesen. Beendet habe ich es aber erst im Februar. Der Grund dafür war ganz sicher nicht die Qualität des Buches, eher die Tatsache, dass ich mir im letzten Semester mal wieder viel mehr Arbeit aufgeladen habe, als gut für mich ist, und deswegen nicht dazu kam, einfach mal Bücher nur für mich zu lesen.

In "Piranesi" geht es um Piranesi, einen Mann, der in einem extrem großen Haus lebt. Außerhalb vom Haus gibt es nichts, aber das ist auch gar nicht nötig, denn das Haus ist so groß, dass es gar nicht möglich ist, jeden einzelnen Raum zu erkunden. Teile des Hauses sind überschwemmt, bei anderen Zimmern ist die Decke eingestürzt. Es gibt Fische, Vögel und unterschiedliche Statuen, die ich mir wie antike Statuen vorgestellt habe. Und dann ist da noch Piranesi, der in diesem Haus lebt, und der Andere, der Piranesi manchmal besuchen kommt und der in diesem Haus Forschungen anstellt, die Piranesi nicht ganz versteht, die er aber gerne unterstützt.

Hört sich jetzt mal nicht nach besonders viel Inhalt an, oder? Im Vergleich zu vielen anderen Büchern passiert hier auch recht wenig, aber das war für mich in Ordnung. Das gleicht dieser Roman durch Piranesis Gedankengänge und durch seine Überlegungen über dieses Haus mehr als aus. In meinem Kopf ging es durch diesen Text rund. Ich versuchte, mir jeden einzelnen Raum vorzustellen, der hier beschrieben wird, war vom Unterschied zwischen Piranesi und dem Anderen fasziniert und musste mir sofort ausmalen, wie es mir wohl gehen würde, wenn ich in Piranesis Haut stecken würde und da mehr oder weniger alleine durch dieses Haus wandern würde. (Spoiler: Ich würde das wahrscheinlich um einiges schlechter wegstecken. Auch wenn ich die meisten Menschen nicht besonders mag und nicht verstehe, brauche ich sie leider. Leider.)

"Piranesi" glänzt meiner Meinung nach vor allem durch diesen wunderschönen Schreibstil und durch ein Gedankenspiel, das für mich neu war und das ich so noch nicht kannte. Und genau das machte die Lektüre für mich so spannend. Auch das Ende ist gut gelöst - da hatte ich gerade gegen Beginn Angst, dass das für mich unbefriedigend sein könnte, wenn im Mittelteil nicht genügend Entwicklung stattfindet. Aber nein, keine Angst, ich konnte das Buch glücklich zuschlagen und war sehr glücklich damit.

Mein Fazit? Dieses Buch konnte mich begeistern und ich kann es euch mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Gerade wenn ihr Lust auf eine ungewöhnliche Geschichte habt, könnte euch dieses Buch gefallen.

Mittwoch, 1. März 2023

We had to remove this post [Kurzrezension]

Quelle: Verlag

Als ich letzte Woche in Amsterdam war, wollte ich natürlich mal wieder ein Buch kaufen, auch wenn ich immer noch über 200 ungelesene auf meinem Stapel der Schande liegen habe. Und ich war offen für eigentlich alles: jedes Genre, jedes Thema. Meine einzigen Voraussetzungen waren, dass es in einer Sprache erhältlich ist, die ich verstehe und dass es von einer lokalen Autorin stammt. Also habe ich mich für das neue Buch von Hanna Bervoets entschieden. Bervoets kenne ich schon von "Flauschig" und dieses Buch mochte ich, also konnte ich mit "We had to remove this post" nicht viel falsch machen.

Ich gehe davon aus, dass sich alle, die sich hier auf meinem Blog herumtreiben, schonmal zumindest oberflächlich mit dem Internet beschäftigt haben. Und alle, die irgendwann mal auf einem Forum oder so unterwegs waren, wissen, dass Menschen online noch unangenehmer als in der Realität sein können. Die Anonymität gibt vielen anscheinend das Gefühl, sich nicht für den Schmarrn zu verantworten zu müssen, den sie von sich geben. Daraus kann Gutes entstehen (mein Blog), aber auch sehr viel Schlechtes, ohne das wir als Gesellschaft sicher besser dran wären. Ungefragte Dickpics und Nacktfotos, Falschinformation und Verschwörungstheorien, Drohungen, Hass und die Darstellung von Gewalt. Wenn ich zu viel Zeit in Foren verbringe, verliere ich das Vertrauen in die Menschheit und beginne zu überlegen, mich für eine Marsmission als Freiwillige zu melden.

Moderator:innen von sozialen Netzwerken beneide ich deswegen auch wirklich nicht um ihren Beruf. Wisst ihr, für manche Berufe wäre ich einfach ungeeignet: Kellnerin (weil ich dafür zu oft stolpere), Pilotin (wegen meiner zu dicken Brille), Moderatorin von Facebook, Reddit und co. (wegen meiner Haut, die dafür definitiv nicht dick genug wäre). Moderator:innen sehen ja nicht nur hin und wieder einen dummen oder gemeinen Post, sondern den lieben langen Tag nur solche Beiträge. Und darunter sind auch Fotos und Videos von Dingen, die wir uns nichtmal vorstellen können: Enthauptungen, Selbstmorde, Gewalt an Tieren,... Warum auch immer jemand sowas überhaupt tut - und es dann auch noch für eine gute Idee hält, das online zu stellen... Kein Wunder, dass manche Moderator:innen nun mit Symptomen einer Posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen haben.

Hanna Bervoets beschreibt in diesem Buch das Leben einer solchen Moderatorin: Kayleigh. Sie hat diese Stelle vor allem angenommen, weil die Bezahlung dort besser ist als in dem Callcenter, wo sie bisher tätig war. Und die Dinge, die sie dort sieht, findet sie zwar natürlich schrecklich, aber sie schafft es, sich davon zu distanzieren und wenigstens wird sie nicht den lieben langen Tag von unzufriedenen Kund:innen angeschrien. Doch sie bekommt auch mit, dass nicht alle es schaffen, diese Dinge so gut wegzustecken. Ihre Kolleg:innen überstehen den Tag teils nur noch durch Drogen, ihre neue Partnerin und Arbeitskollegin Sigrid kann wegen der Dinge, die sie sich ansehen musste, nicht mehr schlafen, und wieder andere schließen sich scheinbar absurden Verschwörungstheorien an und beginnen die Dinge zu glauben, die sie den lieben langen Tag lang sehen müssen.

Und auch wenn Kayleigh scheinbar weniger von den Dingen betroffen ist, die sie sehen muss, wird uns als Leser:innen recht schnell und vor allem dann gegen Ende klar, dass wir vielleicht nicht alles glauben sollten, was uns Kayleigh erzählt. Wir müssen ihr natürlich bis zu einem gewissen Grad vertrauen, aber dann gegen Ende... Uff, keine Ahnung, wie glaubwürdig sie als Erzählerin wirklich ist. Das machte die ganze Geschichte für mich noch interessanter, denn ich hatte, als ich das Buch wieder zuklappte, keine Ahnung mehr, was ich denn wirklich glauben soll. Und das sorgte wiederum dazu, dass ich über manche der Stellen immer noch nachgrüble.

Auch der Schreibstil gefiel mir. Dieses Buch ist eine Art Briefroman. Kayleigh schreibt an einen Anwalt, der ihre ehemaligen Kolleg:innen vertritt, die beschlossen haben, die Social Media Seite zu verklagen, für die sie arbeiten. Was meiner Meinung durchaus gerechtfertigt ist: Man kann nicht verlangen, dass sich Menschen 40 Stunden die Woche mit grauenhaften Bildern, Videos und Texten beschäftigen und davon keinen Schaden davontragen. Da müsste es meiner Meinung nach doch Pflicht sein, die Leute mit Psychologen, mit Therapie, kürzeren Arbeitszeiten und viel höherer Entlohnung zu entschädigen und so zumindest Schadensbegrenzung zu betreiben.

Mein Fazit? Total spannender Roman über ein Thema, über das wir im Alltag viel öfter nachdenken sollten.