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Freitag, 12. April 2019

Rotten Roads [Spoiler]

Autorin: Anke Kaminsky
Erschienen am 18.1.2019
Im Selbstverlag
ISBN: 9781794222021
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Autorin


Zur Autorin:
Anke Kaminsky wurde 1991 in Lippstadt geboren. Nach dem Fachabitur hat sie eine Ausbildung zur Krankenpflegerin gemacht und anschließend Berufspädagogik studiert. Momentan probiert sie sich in verschiedenen beruflichen Bereichen aus. "Rotten Roads" ist der dritte publizierte Roman.
Quelle: Autorin

Klappentext:
Die Strukturen der Neuzeit wurden durch regelmäßige Erdbeben zerstört. Nur noch Phoenix Grove, eine Stadt aus schwingungsfähigen Metall, erinnert an die alten Zeiten. Hinter den sicheren Mauern, verschwenden die zivilen Bürger keinen Gedanken an die Welt außerhalb. Erst als Eryn ihren verschollenen Vater in den Wäldern sucht, bekommt sie einen Einblick in die Gefahren, die dort lauern. Sie trifft auf Isko, der ihre Sicht auf Phoenix Grove für immer verändert.
Quelle: Autorin

Meine Meinung:
[Spoiler ab hier! Ihr wurdet gewarnt!]
Der Anfang hat mir total gut gefallen. Wirklich, ich war positiv überrascht davon und versank sofort richtig tief in der Geschichte. Die Autorin war sofort einige Fragen auf, deren Antwort ich unbedingt wissen wollte: Wo ist Eryns Vater? Welche Gefahren verstecken sich außerhalb der Stadtmauern? Haben Eryn und Mack überhaupt irgendeine Überlebenschance?

Eryn war mir sehr sympathisch und ich schloss sie sofort ins Herz. Ein nettes Mädchen, das bereit ist, alles zu tun, wenn das nur bedeutet, dass die Leute, die sie liebt in Sicherheit sind.
Leider war meiner Meinung nach genau das aber auch der größte Schwachpunkt des Buches. Eryn ist ein so nettes und liebes Mädchen, dass sie auf die Dauer naiv wirkt. Sie vertraut jedem und sieht in jedem nur positives und schafft es, jegliches Negatives durch die positiven Seiten eines Menschen aufzuwiegen. Das kann eine tolle Eigenschaft sein, wirklich, doch in ihrer Position wirkte das einfach fehl am Platz. Im Laufe des Buches kommt es dadurch zu Situationen, bei denen ich nur noch die Augen verdrehen konnte. Zum Beispiel, wenn [Spoiler] Isko ihr offenbart, dass er ihren Vater angeschossen hat. Natürlich ist Eryn entsetzt, doch schon auf der nächsten Seite scheint sie ihm verziehen zu haben. Das wird einfach als eine kleine Lüge abgetan, die im Grunde genommen unwichtig für Eryn ist und über die sie einfach hinwegblickt. Natürlich wird immer wieder darauf zurückgegriffen, doch immer nur durch einen Satz und nie wirklich...glaubwürdig. Ich weiß ja nicht, was ihr dazu sagt, aber wenn ein Mensch es wagen würde, meinen Vater anzuschießen oder auch nur zu bedrohen, würde dieser Mensch den nächsten Tag nicht mehr erleben. Da wäre es mir auch egal, dass ich ohne Isko verloren wäre und nie wieder meine Stadt erreichen würde.
Außerdem scheint sie dadurch, dass sie so offensichtlich zu den Guten gehört, manchmal scheinheilig. Eryn verurteilt im Laufe des Buches jeden, der ihrer Meinung nach "falsch" handelt. Auch, wenn die Figuren Gründe haben, die meiner Meinung nach komplett nachvollziehbar sind. Mir drängt sich da die Frage auf, ob sie denn überhaupt das Recht hat, die Leute in dieser Art und Weise zu verurteilen. Immerhin kommt sie aus einer Gesellschaft, die die anderen Figuren überhaupt erst in diese Situation gebracht hat.
Gedanklich trat Eryn meiner Meinung nach leider oft auf der Stelle. Im Laufe der Geschichte kaut sie immer wieder die gleichen gesellschaftlichen Probleme wieder. Immer wieder, aber leider ohne, dass sie eine neue Sicht auf sie bekommt.

Auch ist mir aufgefallen, dass es zwischen den Figuren sehr viele Ähnlichkeiten gib. Das möchte ich gar nicht wirklich in die Bewertung miteinbeziehen, es ist einfach nur etwas, das mir aufgefallen ist. So hat zum Beispiel jede Figur mindestens ein Elternteil verloren, oft sogar beide.
Des weiteren sind manche der Namen ungünstig gewählt. Ungünstig wegen der Ähnlichkeit. Ein Mädchen der "Strays" heißt Heather, die böse Gruppe heißt Heathens. Wie gesagt: Die Namen sind sehr ähnlich. Vor allem, wenn die Namen kurz nacheinander genannt wurden, wurde ich immer wieder kurz aus dem Lesefluss gerissen und musste erst mal wieder zuordnen, wer denn jetzt wirklich gemeint ist. Das nette Mädchen oder die tödlichen Feinde?

Der Fokus wechselt häufig. Immer steht eine neue Figur im Mittelpunkt und man erfährt mehr über seine oder ihre Gefühle, Ziele und Ängste. Einerseits ist das interessant, da so auch kleinere Figuren zu Wort kommen können, andererseits ging dadurch in diesem Fall viel Spannung verloren, was ich wirklich schade finde. Ich wusste dadurch sofort, ob jemand ehrlich oder unehrlich ist, ob jemand den Protagonisten helfen möchte oder nicht.

Die obligatorische Liebesgeschichte mit Dreiecksgespann gibt es auch hier. Allerdings ist sie nur im Hintergrund vorhanden und hat nur wenig Einfluss auf die Geschichte. Wirklich offensichtlich erwähnt, wird sie erst ganz am Ende der Geschichte. Das hatte leider aber auf mich den Eindruck, als wäre die Liebesgeschichte nur eingebaut worden, um halt auch eine Liebesgeschichte im Buch zu haben. Meiner Meinung nach wäre es vielleicht besser gewesen, sie wegzulassen. Das Buch hätte auch ohne sie funktioniert und das vielleicht sogar besser.

In manchen der Szenen fehlt für mich die Logik. Wie kommt es zum Beispiel, dass die Heathens technologisch voll ausgerüstet sind? Wie kann es sein, dass Isko und die Strays die Heathens trotzdem öfters ausrauben konnten? Und wie geht das, dass die Verletzungen der Figuren oft nur wenige Seiten lang eine Rolle spielen und dann einfach fallen gelassen werden? Oder, dass beim einzigen Erdbeben, das beschrieben wird, zwar viele mögliche Nachwirkungen beschrieben werden und betont wird, wie tödlich die Situation für unsere Protagonisten ist, aber trotzdem niemandem etwas passiert?

Vom Ende war ich enttäuscht. [Spoiler] Die Protagonisten werden gerettet und dürfen wieder (mehr oder weniger) zurück in ihr altes Leben. Sehr schade! Ich persönlich hätte es spannender gefunden, wenn die Figuren sich selbst hätten befreien müssen. Selbst wenn das bedeutet, dass jemand auf der Strecke bleibt und nicht überlebt.

Der Schreibstil ist meist flüssig und angenehm zu lesen und sobald ich mal mit dem Lesen begonnen hatte, brauchte ich nur etwa eine Woche, um das Buch zu lesen. Es gab immer wieder kleinere Fehler in der Rechtschreibung und Grammatik, doch über die kann ich leicht hinwegblicken. Passiert mir ja auch!

Diese Rezension hört sich sehr negativ an, nicht? Nun, ich denke, ich sollte an dieser Stelle noch klarstellen, dass die meisten meiner Kritikpunkte wahrscheinlich nicht auffallen würden, wenn man sich nicht, (so wie ich - ja, eine Angewohnheit aus dem Studium) neben dem Lesen ständig Notizen macht und dieses kleine Heftchen dann neben sich liegen hat, wenn man dann nach dem Lesen versucht, sich seine Meinung zu bilden.
Alles in allem ist das Buch eine nette Geschichte und lässt sich zwischendurch sehr einfach mal lesen. Vor allem für jüngere Jugendliche ab 12 Jahren könnte dieses Buch meiner Meinung nach gut geeignet sein.

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