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Mittwoch, 1. Mai 2019

Du bringst mein Leben so schön durcheinander

Autorin: Claire Christian
Erschienen am 11.2.2019
Bei Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlags GmbH
ISBN: 9783522202572
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Zur Autorin:
Die Geschichtenerzählerin: Claire Christian, geboren in Australien, schafft es, nicht nur mit ihren Romanen ihr Publikum zu begeistern, sie ist auch mit Theaterstücken und Gedichten erfolgreich. Beispielsweise war ihr Stück „Bloom“ auf der Shortlist für den Griffin Award 2009 und die Autorin war eine der 125 führenden Frauen der YWCA Queensland im Jahr 2013. Für ihr Jugendbuchdebüt „Du bringst mein Leben so schön durcheinander“ erhielt sie 2016 den angesehenen Text Prize for Young Adult & Children’s Writing. Das Buch erschien 2019 als erstes von Christians Werken auch in deutscher Übersetzung. Claire Christian lebt und arbeitet derzeit in Brisbane.
Quelle: lovelybooks.de

Klappentext:
Eine poetische Liebesgeschichte für alle Fans von „Eleanor & Park"

„Weißt du, was die Japaner mit zerbrochenen Dingen machen? Sie setzen sie wieder zusammen. Aber die Lücken füllen sie mit Gold. Sie gehen davon aus, dass diese Risse eine Sache nur noch schöner und wertvoller machen, weil sie ein Teil ihrer Geschichte sind.“

Als Ava und Gideon sich beim Nebenjob im Schnellrestaurant kennenlernen, vermutet keiner von beiden, dass diese Begegnung alles verändert. Das beliebte Mädchen und der schüchterne Poetry-Slammer könnten nicht unterschiedlicher sein. Gemeinsam haben sie nur, dass Schicksalschläge etwas in ihnen haben zerbrechen lassen. Schnell entsteht zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft, in der sie sich gegenseitig Halt geben. Immer intensiver werden die Gefühle, aus der Freundschaft wird mehr. Doch so viel Nähe sind beide nicht gewöhnt, ob ihre Liebe das aushalten wird?
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
An einer Erkältung gibt es nur ein Ding, das positiv ist: Man kann massenhaft Bücher lesen, denn was anderes kann man sowieso nicht machen. Also, beginnen wir mit der ersten Rezension in der Reihe "Mira-ist-verkühlt-und-wenn-sie-nicht-gerade-rumjammert-veranstaltet-sie-einen-Lesemarathon". Ach, im Titelfinden bin ich einfach großartig!

Also, beginnen wir: Der Klappentext wird der Geschichte nicht gerecht, wirklich nicht. Das hört sich so an, als wäre das eine 0815-Liebesgeschichte, zwischen dem beliebten Mädchen und dem Nerd, deren Umfeld sich enorm gegen diese Liebe wehrt. Denn cool und uncool, beliebt und unbeliebt passt halt einfach nicht zusammen!
Dabei ist diese Geschichte überhaupt nicht so, wirklich nicht. Beide Protagonisten sind liebevoll gestaltet, ohne Klischees und dafür mit ganz vielen originellen Ideen.
Ava trauert um ihre beste Freundin Kelly, die sich vor einem halben Jahr das Leben genommen hat. Seitdem findet sie sich in ihrem eigenen Leben nicht mehr zurecht. Sie wird der Schule verwiesen, fängt ständig Streitereien an und hat keine Lust auf gar nichts. Im Großen und Ganzen wirkt sie stellenweise wie ein kleines Kind, das wie wild um sich schlägt, damit jeder auf Abstand bleibt. Gleichzeitig muss sie versuchen stark zu bleiben und sich erwachsen zu verhalten. Diese zwei gegensätzlichen Reaktionen Avas knallen ständig aufeinander und machen es ihrem Umfeld und auch ihr selbst wirklich sehr, sehr schwer.
Gideon kämpft seit seiner Kindheit mit Depressionen. Momentan hat er sie unter Kontrolle, doch er hat trotzdem Angst. Ständige Angst. Vor Vorstellungsgesprächen, vor gut aussehenden Mädchen, vor fremden Menschen, vor neuen Situationen. Kurz: vor dem Leben.

Trotzdem ist dieses Buch nicht traurig. Gut, es ist traurig. Aber nur ein bisschen. Die Traurigkeit ist immer da, aber fast nie dominierend. Ganz im Gegenteil: Während dem Lesen habe ich regelmäßig laut gelacht und hatte insgesamt ein richtig breites Grinsen im Gesicht. [Danke an den älteren Herren, der mir im Zug gegenüber gesessen ist, und mich gefragt hat, mit wem ich denn da gerade Nachrichten schreibe, dass ich so glücklich bin! Du warst eines meiner Highlights der bisherigen Woche, vor allem deine Reaktion darauf, dass man "auf diesem flachen Ding Bücher lesen kann"!]
Das Buch ist also wirklich alles andere als traurig. Es ist ungemein positiv und unterhaltsam, ist lustig und macht Hoffnung. Und gleichzeitig werden die (auch negativen) Emotionen der Figuren manchmal so stark, dass es sich wie ein heftiger Schlag ins Gesicht anfühlt.

Die Liebe zwischen Gideon und Ava ist von Anfang an ungewöhnlich und das nicht, weil sie beide psychische Probleme haben. Das finde ich lobenswert. Warum ist diese Liebe so ungewöhnlich, wenn nicht, weil sie beide psychisch labil sind? Nun, gut, dass ihr gefragt habt. Machen wir es im Stil von Gideon und schreiben eine Liste:
  1. Gideon hat kein Handy und keinen Computer. Also, er hat beides, aber er weigert sich bis zum Ende beides einzuschalten. Stattdessen schreiben sich Gideon und Ava Briefe. Diese Briefe sind nicht besonders tiefgründig und nicht so kitschig, dass sie zum erbrechen wären. Ganz im Gegenteil: Beide wissen eigentlich gar nicht so wirklich, wie man Briefe schreibt und schreiben einfach irgendwas, was ihnen gerade einfällt.
  2. Sie schreiben sich gegenseitig Gedichte. Ja, auch Liebesgedichte, aber nicht so nervig romantische!
  3. Es kommt zu einem totalen Rollentausch. Ihr kennt das sicher aus einer Milliarde Liebesgeschichten: Die Frau ist die schüchterne, der Mann ist mutig und laut. Nun, hier nicht. Die Frau ist "besonders", der Mann hält sich zumindest dafür. Nun, hier nicht. Hier sind beide einfach wirklich besondere Menschen, ohne Anführungszeichen. Die Frau ist total unerfahren, der Mann ist seeeehr erfahren. Wie gesagt: Totaler Rollentausch.
  4.  Die beiden fassen einander mit Samthandschuhen an und das ist total süß! Ich weiß nicht, ob das in vielen anderen Liebesgeschichten auch so ist - normalerweise kommt es mir eher so vor, als hätten Protagonisten Spaß dabei, sich gegenseitig zu verletzen.
  5. Beide behalten ihre Probleme. Gerade junge Autoren auf Seiten wie zum Beispiel wattpad.de scheinen Liebe oft als eine Art Allheilmittel zu betrachten. Hier ist die Liebe das nicht. Sie ist schön und gibt beiden etwas, an dem sie sich festhalten können, aber beide behalten ihre Probleme und ihre Fehler.
Alles in allem also ein richtig süßes Buch.  Auf jeden Fall eine der besten und schönsten und am wenigsten klischeehaltige Liebesgeschichten, die ich in den letzten Jahren gelesen habe! Und deswegen, hat dieses Buch den Approved-Stempel mehr als nur verdient!

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