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Montag, 18. November 2019

Dunkelgrün fast schwarz

Autorin: Mareike Fallwickl
Erschienen am 12.08.2019
Im Penguin Verlag
ISBN: 9783328104841
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag


Zur Autorin: 
"Für das Schreiben geboren: Mareike Fallwickl wurde 1983 in Hallein bei Salzburg geboren und studierte Allgemeine und Historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft in Salzburg. Seit 2008 arbeitet sie als freie Lektorin, Texterin und Konzeptionistin.
Schon als Kind entdeckte sie ihr Faible für Sprache und verschlang Bücher über Bücher, inzwischen sind es 100 pro Jahr. Darüber hinaus bloggt sie seit 2009 in ihrem Literaturblog „Bücherwurmloch“. 2017 war sie zum ersten Mal offizielle Bloggerin des Deutschen Buchpreises und zum zweiten Mal Jurorin für den Blogbuster – einem Preis für literarische Nachwuchstalente ohne Verlagsvertrag.
Irgendwann entschied sie sich, nicht mehr nur rezensieren und lektorieren zu wollen, sondern griff selbst zu Papier und Stift. Dass ihr das Schreiben im Blut liegt, war schon früh klar. Ihre Deutschlehrerin bat sie, kürzere Hausaufgaben zu verfassen, da sie nicht so viel Zeit hätte, dies alles zu korrigieren.
Austoben konnte sich Mareike Fallwickl Jahre später in ihrem Romandebüt „Auf Touren“ (2012), ein erotischer Roman, der durch Salzburgs Straßen führt. Für ihren zweiten Roman „Dunkelgrün fast schwarz“ erhielt sie ein Arbeitsstipendium des Bundeskanzleramts der Republik Österreich."
Quelle: Verlag

Klappentext:
"Drei Freunde, eine zerstörerische Abhängigkeit und eine folgenschwere Liebe

Moritz und Raffael waren schon als Dreijährige beste Freunde. Doch dann taucht eines Tages eine Neue in der Schule auf: Johanna. Vom ersten Augenblick an sind beide von ihr fasziniert. Eigentlich ist klar, wer die Zuneigung des Mädchens gewinnen wird. Schon immer war Raffael der Selbstbewusste, der mit dem entwaffnenden Lächeln, und Moritz nur der Mitläufer. Doch Johanna spielt ihr eigenes Spiel – bis die Freundschaft der beiden Jungen zerbricht. Jetzt, 16 Jahre später, steht Raffael plötzlich vor Moritz‘ Tür. Und auf einmal scheint die Vergangenheit wieder da zu sein, die Erinnerung an ihre Jugend und an all das, was zwischen ihnen kaputtgegangen ist – und an Johanna, die immer noch zwischen ihnen steht."
 Quelle: Verlag
Meine Meinung:
Das ist jetzt also das nächste Trendbuch in der Uni. Und ich hab das nicht mal gewusst. Shame on me. Nein wirklich: Ich hatte keine Ahnung. Ich habe erzählt, dass mich dieses Buch emotional aufwühlt und plötzlich melden sich zwei Leute bei mir und sagen, dass sie das Buch auch schon gelesen haben. Eine weitere will es lesen, so bald wie möglich. Und ja, insgesamt vier Leute, die mit dem Buch zu tun haben, das ist viel für mein Studium. Das sind so viele Leute, wie aus meinem Semester noch übrig sind. (Kein Witz...leider...)

Aber jetzt auf zu den wirklich wichtigen Dingen: Dem Buch und warum ich es so aufwühlend fand. 
Beginnen wir wie immer mit den Hauptpersonen. Erzählt wird das Buch aus drei Perspektiven: Moritz, Johanna und Marie, die Mutter von Moritz. Raf darf nicht selbst erzählen, aber das ist meiner Meinung nach wohl gar nicht notwendig, denn mit seiner Meinung hält der Kerl eh nicht hinterm Berg und seine Kapitel wären mir wohl nur auf die Nerven gegangen, egal wie die ausgesehen hätten. Raffael ist nämlich diese Art von Mensch, wie sie keiner mag: Selbstverliebt, vorlaut, gemein. Ich denke, jeder kennt diese Art von Menschen. Das sind dann die Kids, die in der Schule auf Schwächere losgehen und jeden niedermachen, der irgendwie anders ist. Und aus irgendeinem Grund hat sich Moritz mit ihm angefreundet. Nein, angefreundet ist da wohl das falsche Wort dafür. Die Beziehung, die die beiden haben, ist nämlich keine Freundschaft, sondern einfach nur ungesund. Raf nimmt und nimmt und nimmt und Moritz fällt das eigentlich gar nicht so richtig auf. Er ist einfach nur froh, einen Freund zu haben, denn er ist eigentlich ein bisschen ein Sonderling. Er ist total sensibel und kreativ und total lieb. Genau das Gegenteil zu Raf. Nachdem der vor 16 Jahren verschwunden ist, hat Moritz sich ein komplett neues Leben aufgebaut. Er ist glücklich. Er erwartet ein Kind. Doch dann steht Raf vor der Tür, nistet sich in seinem Leben ein und droht alles einfach kaputt zu machen. Genauso, wie er Jo kaputt gemacht hat. 
Jo war die dritte im Bunde und hat jetzt, wo sie erwachsen ist, mit ziemlichen Problemen zu kämpfen. Sie lebt von einer Art Reiseblog, auf dem sie nur über das Hässliche, Schreckliche und Absonderliche eines Reiseziels schreibt. Anscheinend scheint das zu funktionieren. Vielleicht sollte ich die Branche wechseln?  Nein, nein, nur ein kleiner Witz. Ihr wisst alle, dass mir dieser Blog viel zu wichtig ist. Auf jeden Fall ist Jo total abhängig von Raf, immer noch. Und, wie ihr euch vielleicht schon denken könnt, ist auch diese Beziehung alles andere als gesund. Er verschwindet immer und immer wieder und wartet darauf, dass er von ihr gefunden wird.
Marie ist die letzte Perspektive. Sie ist Moritz' Mutter. Durch ihre Sicht erfahren wir total viel über die Freundschaft zwischen den Jungs, vor allem über die ungesunden Aspekte daran, denn Moritz ist so in seinem Bann, dass er das gar nicht so richtig wahrnimmt, was Raf ihm da eigentlich antut. Aus der Sicht der Mutter ist das allerdings sonnenklar: Raf tut Moritz nicht gut. Allerdings ist sie sehr, sehr, sehr, sehr, sehr passiv und tut deswegen auch nicht wirklich viel gegen diese Freundschaft.
Keine der Figuren war wirklich sympathisch. Moritz vielleicht noch am ehesten, doch auch mit ihm würde ich es wahrscheinlich nicht besonders lange aushalten. Doch ich denke, sympathisch sollen sie gar nicht sein. Es ist viel wichtiger, ihre Kanten und Sprünge zu zeigen. Und das schafft die Autorin, das schafft sie wirklich.

Die Geschichte ist eigentlich recht einfach. Trotzdem konnte sie mich auf jeder Seite aufs Neue überraschen. Ich habe gelacht, ich habe geweint, ich habe meine Bushaltestelle verpasst. All das halt, was man so tut, wenn man ein wirklich gutes Buch in der Hand hält. Bis zur letzten Seite war ich mir auch nicht sicher, wie das Buch enden wird. Was werden wir herausfinden? Was wird offenbleiben? Was wird zerbrechen und was wird neu zusammenwachsen? Über all das lässt uns die Autorin im Unklaren, bis es dann eben so weit ist. Und das finde ich wirklich gut gelungen, denn sie macht das, ohne dass es anstrengend wird.

Der Schreibstil war einfach nur großartig. Man merkt, dass die Autorin Österreicherin ist. Für mich ist es immer wieder eine Überraschung, wenn meine eigene Art des Sprechens in einem Buch wiedergespiegelt wird. Die meisten Bücher, die ich lese, sind aus Deutschland. Österreicher sind da leider nur wenige dabei. Und wenn, dann schreiben die meistens in einer Sprache, wie sie mehr für Deutschland typisch ist und nicht für Österreich. Beide Länder sprechen Deutsch. Doch die Melodie ist in Österreich anders und wir verwenden andere Wörter und vor allem sehr, sehr viel Dialekt. Natürlich kann man den Dialekt hier nur schwer einbauen, sonst versteht man das ja schon im nächsten Tal nicht mehr. Aber manche Wörter werden doch recht häufig verwendet und die in einem Buch zu sehen, ist ziemlich schön.

Alles in allem? Super gelungenes Buch, bekommt den Approved-Stempel von mir!


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