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Freitag, 22. Mai 2020

Wie die Freiheit schmeckt. Wie ich einer Sekte entkam und das Leben entdeckte

Autorin: Tamika Campbell und Denise Linke
Erschienen am 6.4.2020
Im Berlin Verlag
ISBN: 9783827014030
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag
Zur Autorin:
"Tamika Campbell, Jahrgang 1974, wurde in New York City geboren und wuchs in der Ansaaru-Allah-Sekte in Brooklyn auf. 1999 zog sie nach Deutschland, arbeitete in verschiedenen Jobs und begann 2007 eine professionelle Karriere als Komikerin, zunächst in England, 2014 dann in Deutschland. 2018 fand ihre erste landesweite Solo-Tour statt. Sie lebt mit ihrer Tochter in Berlin."
Quelle: Verlag

Klappentext:
"New York City ist für viele ein Traum. »Wie kann man freiwillig dort wegziehen?«, wird Tamika Campbell immer wieder gefragt. Ihre Antwort ist dieses Buch. 1974 wird sie in Brooklyn in eine Sekte hineingeboren, die Ansaaru Allah Community. Das Leben in ihr gleicht einem Gefängnisdasein, weshalb sie mit 13 Jahren mutterseelenallein die Flucht ergreift. Was folgt sind Stationen in Philadelphia, Salt Lake City und Santa Monica, was die Lage für sie nicht wesentlich besser macht. Aber sie besitzt eine Gabe, die sie am Leben hält: den Humor. Erst als es Tamika Campbell nach Deutschland verschlägt, wendet sich das Blatt. Sie entdeckt Berlin als ihre Wahlheimat, wird auf der Straße als Comedienne entdeckt und bringt heute ganze Säle zum Lachen."
Quelle: Lovelybooks

Meine Meinung:
Biografien sind für mich immer sehr schwierig zu rezensieren, vor allem, wenn die Person, die die Biografie behandelt, noch am Leben ist und meine Rezension lesen könnte. Auch bin ich mir immer unsicher, was genau ich kommentieren und rezensieren sollte und darf und was nicht. Ich kann hier ja schlecht von einer sympathischen oder einer unsympathischen Protagonistin sprechen, denn gerade mit letzterem würde ich ja echte Menschen angreifen. Versuchen wir es trotzdem, eine Rezension zu schreiben. Immerhin ist das ja ein Rezensionsexemplar, irgendeine Art der Meinung muss also her.

Campbell konzentriert sich bei diesem Buch vor allem auf ihre Kindheit in der Sekte. Das verstehe ich, darüber kann man ja viel erzählen. Doch darüber zu sprechen, stelle ich mir wirklich schwer vor. Immerhin standen dort Missbrauch jeder Art an der Tagesordnung und das seit Campbells frühester Kindheit. Sie beschrieb die Gehirnwäsche, der sie unterzogen wurde und befasst sich mit den abstrusen Theorien, an die die Sekte glaubt. Das war vor allem für mich sehr hilfreich, da ich vor diesem Buch noch nie etwas von dieser Sekte gehört habe. Die scheint einen ziemlichen Medienrummel ausgelöst zu haben - doch da war ich wohl einfach noch zu jung, um mich heute daran erinnern zu können.

[Spoilergefahr im nächsten Absatz!]
Was die Autorin auch sehr gut zeigt, ist, dass ihr Leben nicht einfach normal und angenehm wird, sobald sie die Sekte verlassen konnte. Weiterhin steht Missbrauch für sie auf der Tagesordnung. Feste Bezugspersonen, denen sie vertrauen kann, hat sie lange nicht. Von ihrer Tante, bei der sie zuerst unterkommt, wird sie maßlos überfordert und bekommt kaum Verständnis dafür, dass sie halt nicht sofort ein fröhliches, "ganz normales" Mädchen sein kann. Also sieht sie keinen anderen Ausweg, als zurück zu ihrer Mutter zu gehen, die zwar immer noch Sektenmitglied ist, aber sie gerne wieder bei sich aufnimmt. Doch nur unter einer Bedingung: Die junge Campbell wird zur Prostitution gezwungen. Doch auch hier findet ihr Leidensweg noch kein Ende, denn Campbell wird später von ihrer Mutter auch noch ins Heim abgeschoben. Erst als Erwachsene schafft sie es, nach Deutschland zu übersiedeln und sich dort ein neues Leben aufzubauen.

Das hört sich jetzt alles sehr düster an. Auf jeden Fall nicht wie etwas, das man gerne liest. Doch das ist falsch. So blöd es sich anhört: Über weite Stellen glänzt Campbell mit einem überraschend unterhaltsamen Schreibstil, dem man es anmerkt, dass sei eine Comedienne ist.

Was ich schade fand, war, dass sie ihre Kindheit zwar sehr ausführlich erzählt, aber über ihr Leben als Erwachsene viel weniger erzählt. Dabei gäbe es über ihre Karriere als Comedienne sicher auch noch vieles zu sagen. Schade, dass das nur so kurz abgehandelt wurde.

Mein Fazit? Eine sehr ergreifende Biografie, die mir sehr gut gefallen hat. Trotzdem gäbe es da aber noch Luft nach oben. Gerade was ihr Lebens als Comedienne betrifft, hätte ich mir einen ausführlicheren Bericht gewünscht.

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