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Dienstag, 29. Dezember 2020

Girl, Stop Apologizing

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch habe ich noch im Spätsommer gekauft, als es noch so richtig schön warm war. Jetzt liegt draußen Schnee und endlich ist mal dieses Buch dran und wird rezensiert.

Ich habe dieses Buch gekauft, weil ich es immer spannend finde, zu lesen, was Leute so für deinen persönlichen oder beruflichen Erfolg vorschlagen. Da kann ich mich dann immer gut fühlen, wenn ich etwas eh schon mache und Pläne schmieden, um Ratschläge umzusetzen, die ich persönlich hilfreich finde. 

Was mir an diesem Buch zuallererst aufgefallen ist, war der Schreibstil. Die Autorin ist positiv und versucht uns Leserinnen (ja, hier ausnahmsweise nur die weibliche Form) dazu zu ermutigen, an uns zu glauben und unsere beruflichen Ziele zu verwirklichen. Sie schreibt auf eine Art, die sich anhört, als würde sie vor mir stehen und mich anbrüllen, dass ich mich doch endlich einfach mal trauen soll und meine ganzen Business-Ideen in die Tat umzusetzen. Das war auf jeden Fall mal eine spannende Erfahrung und auch recht motivierend.

Stellenweise hatte ich das Gefühl, als wär sich die Autorin ihrer Privilegien nicht ganz bewusst. Wenn sie zum Beispiel schreibt, dass man jemanden um Hilfe bitten soll wenn man nicht weiterkommt oder überfordert ist, hab ich an Folgendes gedacht: Dass man über seine Probleme sprechen sollte, Freunde um Rat für schwierige Situationen bitten sollte und vielleicht ja mal Freunde oder Familienmitglieder um einen Gefallen bitten könnte. Aber was schlägt Hollis hier vor? Nun, einen Ernährungsberater oder eine Vollzeit-Nanny anstellen, die die Kindererziehung übernimmt, sich professionell schminken lassen, nur Erste-Klasse-Sitze im Flugzeug buchen und so weiter und so weiter. Der Autorin ist schon klar, dass sich das ein großer Teil ihrer LeserInnen ganz sicher nicht leisten kann, oder? Sie versucht das dann auf eine Art darzustellen, die wahrscheinlich nachvollziehbar wirken soll - es aber absolut nicht ist.

Problematisch fand ich auch die Tatsache, dass Hollis es stellenweise fast schon verteufelt, eine Pause zu machen und sich um sich selbst zu kümmern. Klar sollte man sein Bestes geben - aber doch nicht um jeden Preis! Wenn mein Flug (beziehungsweise mein Zug, ich fliege absolut nicht so gern wie Hollis) verspätet ist und ich müde bin, dann nutze ich die Zeit doch nicht, um zu arbeiten! Ich halte mich selbst für einen sehr ehrgeizigen Menschen, aber meine Noten und meine Arbeiten sind es mir nicht wert, meine körperliche und geistige Gesundheit dafür zu zerstören und jede Sekunde meiner Freizeit dafür zu opfern.

Total gestört hat mich auch die Tatsache, dass die Autorin so auf ihr Aussehen und das Aussehen ihrer LeserInnen fokussiert ist. Ich bin nicht übergewichtig - trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass die Autorin mich und meine Kleidungsgröße 42 als zu dick ansehen würde. Außerdem würde es sie wohl stören, dass ich mich nicht schminke, am liebsten dicke Wollpullover anziehe und gerade eine große Portion Mousse au Chocolat verputze. Versteht ich mich bitte nicht falsch. Wenn Hollis sich gerne schminkt (beziehungsweise schminken lässt), für eine Brustvergrößerung bezahlt, Diäten macht und gerne schön anzieht, dann soll sie das gerne machen. Jeder Mensch soll tun, was ihm oder ihr gut tut. Leben und leben lassen. Aber zum Beispiel jemanden, der oder die bei einer Diät nicht durchhält oder jemanden, der oder die ein Trainingsziel nicht erreicht, als Negativbeispiel zu gebrauchen, finde ich ziemlich daneben.

Mein Fazit? Den Schreibstil fand ich gut, mit dem Inhalt hatte ich aber so meine Probleme.

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