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Mittwoch, 30. Juni 2021

Ohne Rücksicht auf Verluste

 Autoren: Mats Schönauer und Moritz Tschermak
Erschienen am 11.5.2021
Im Kiepenheuer und Witsch Verlag
ISBN: 9783462053548
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"BILD ist das mächtigste Medium des Landes – auch in Zeiten des Internets. Sie bestimmt, worüber Deutschland spricht. Welchen Anteil hat die Redaktion am Aufstieg der Populisten? Wie geht sie mit Minderheiten um? Und auf welche Weise manipuliert sie die Öffentlichkeit? 44 Jahre nach Günter Wallraffs »Aufmacher« gibt nun ein Buch neue, erschreckende Einblicke in die Machenschaften der BILD-Medien.

Die Journalisten Mats Schönauer und Moritz Tschermak beobachten und analysieren seit einem Jahrzehnt, wie BILD arbeitet. Als ehemaliger und aktueller Chefredakteur des mehrfach ausgezeichneten BILDblogs decken sie unermüdlich die Verfehlungen der Boulevardredaktion auf. Sie stellen fest: Unter dem neuen BILD-Chef Julian Reichelt ist das Blatt noch brutaler geworden, noch menschenverachtender, noch populistischer.

Anhand von hunderten Beispielen und Belegen – akribisch recherchiert und mit analytischem Scharfsinn aufgeschrieben – erklären sie, wie BILD systematisch Ängste vor Fremdem schürt, den Ruf unschuldiger Menschen zerstört, demokratische Institutionen torpediert und der AfD in den Bundestag verholfen hat. Sie lassen Opfer der Berichterstattung zu Wort kommen und sprechen mit Menschen, die BILD von innen kennen. Eine spannende Dokumentation des Schaffens und Wirkens eines Mediums, das keine Rücksicht auf Verluste kennt."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Journalist:innen haben unglaublich viel Verantwortung und einen großen Einfluss auf unsere Gesellschaft. Nicht umsonst gibt es Regeln, an die sich Journalist:innen halten sollten. Diese Regeln findet man zum Beispiel auf der Seite des Österreichischen Presserats, sicher gibt es aber auch ein deutsches Gegenstück dazu. Lest euch das sehr gerne mal durch, es ist wirklich interessant. Vor allem, wenn man sich dann ansieht, wie die journalistische Berichterstattung in der Realität gerne mal aussieht. Ein paar besonders grauenhafte Beispiele liefert uns da dieses Buch im Bezug auf die Bild-Zeitung. Und das ist wirklich einfach nur schrecklich. Verbreiten von Falschinformationen, Offenlegen von persönlichen Daten, Verwendung von Privatfotos ohne ausdrückliche Erlaubnis, Auflauern von Angehörigen von gerade Verstorbenen. Geht's noch? Das ist sowas von krank! Stellenweise wurde mir richtig übel deswegen.

Die Autoren dieses Sachbuchs gehen in diesem Buch mit vielen Beispielen auf die Arbeitsweise der Bildzeitung ein. Sie analysieren Artikel, widerlegen Falschinformation und erklären, welchen Einfluss diese Zeitung hat. Und dieser Einfluss ist groß, glaubt mir. Eine schlampige, nicht objektive Berichterstattung, die den eigenen Gewinn in den Vordergrund stellt, ist katastrophal für eine Gesellschaft. Angehörige können nicht in Ruhe trauern, Flüchtlinge angegriffen, Politiker:innen bekommen Hassnachrichten und Morddrohungen. Menschen, die von den Medien für schuldig erklärt werden, obwohl sie es vielleicht gar nicht sind, erwartet zumindest online oft ein Mob. Und das schlimmste ist, dass Journalist:innen ihr Einfluss doch bewusst sein muss, oder? Sie sehen doch, was ihre Berichterstattung auslösen kann. Also entscheiden sich manche Journalist:innen bewusst dafür, für Unruhe und mehr Hass in der Gesellschaft zu arbeiten. Wie kann man nur?

Ich fand dieses Sachbuch spannend wie einen Krimi. Trotz (oder vielleicht auch gerade wegen) der vielen Zitate und Quellenverweise las sich der Text flüssig. Für mich war diese Lektüre faszinierend und gleichzeitig erschreckend, aber das haben wir wahrscheinlich eh alle schon gemerkt. Mir wurde dadurch einmal mehr bewusst, wieviel Verantwortung jeder Mensch hat, der Informationen verbreitet. Egal, ob es sich dabei um eine:n Journalist:in der "Bild" handelt oder um Blogger:innen im Internet. 

Mein Fazit? Klare Leseempfehlung für alle, die sich für Journalismus interessieren.

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