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Mittwoch, 11. August 2021

Swastika Night [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ich hasse das Cover zu diesem Buch. Das ist das einzige Buch in meinem Regal, dessen Cover ich früher oder später einfach mit einem anderen überkleben werde. Wann auch immer ich während dem Schreiben meiner Bachelorarbeit Besuch hatte, habe ich dieses Buch möglichst unter anderen versteckt. Dieses Cover ist einfach schrecklich und ich hoffe sehr, dass niemand auf falsche Gedanken kommt, nur weil ich dieses Buch hier rezensiere. Die Autorin ist nämlich kein Nazi und findet diese Ideologie wohl genauso schrecklich wie jeder normale Mensch, wenn nicht sogar noch schrecklicher. Dieses Buch erschien erstmals in der zweiten Hälfte der 1930er. Merkt euch das, denn das macht diesen Roman eindrucksvoller, als er eh schon ist.

In diesem Buch haben die Nazis ihr Ziel erreicht und einen großen Teil der Welt erobert. Und diese Welt ist noch schlimmer, als ihr euch das vielleicht jetzt vorstellt. Der Nationalsozialismus hat sich hier zu einer verdammten Religion entwickelt! Hier wird das große Arschloch mit H. angebetet, er ist hier ein blonder, muskulöser Halbgott, der bereits mit zehn Jahren Kriege gewonnen hat. Es gibt eine eigene Bibel dafür, Gottesdienste, Sünden,... Besonders beschäftigt sich Burdekin mit dem Männlichkeitskult der Nazis, den sie hier darstellt. In dieser Welt dreht sich alles um Männer. Frauen spielen nur eine untergeordnete Rolle, sie leben eingepfercht in Ghettos und haben weniger Rechte als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Sie sind reine Gebärmaschinen. Dass sie Menschen mit Gefühlen sind, das ist hier komplett egal. Solang sie Kinder und vor allem Söhne gebären, sind die Männer zufrieden.

Diese Dystopie wird hauptsächlich aus der Perspektive des homosexuellen Nazis Hermann erzählt und aus der Perspektive des Engländers Alfred. Alfred befindet sich auf Pilgerreise durch Deutschland und steht dem ganzen Kult eher kritisch gegenüber. Da kommt es ihm gerade recht, dass ein sogenannter Knight (das ist eine Mischung aus Priester, Bürgermeister und Richter) auf ihn aufmerksam wird und ihn in seinem Widerstand unterstützt.

Ich legte diesen Roman immer wieder angewidert zur Seite und konnte doch nicht aufhören, ihn zu lesen. Gut, es war eigentlich ja auch keine Option, immerhin schrieb ich da ja meine Arbeit darüber. Aber dieser Text hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Ich lag nachts wach und dachte nach. Ich sprach mit meiner Großmutter und mit einigen Freund:innen darüber. Und es lässt mich immer noch nicht los. Burdekin hat hiermit ein unglaubliches Werk geschaffen und ich kann es nicht fassen, dass ihr Text nicht eine viel größere Rolle in der Literaturwissenschaft spielt. Die Frau war ein Genie. Sie sollte viel bekannter sein als sie es im Moment ist!

Mein Fazit? Diesen Text sollte wirklich jede:r gelesen haben.

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