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Donnerstag, 7. Juli 2022

Die Grenzen meiner Sprache

 Autorin: Eva Meijer
Erschienen am 9.05.2022
Im btb Verlag
ISBN: 9783442772285
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Über die heilende Kraft der Sprache, der Kunst, des Laufens, über Hunde und Katzen, über das Schweigen und Bäume im Winter.

Depression gilt in Deutschland inzwischen als Volkskrankheit, über 5 Millionen Menschen erkranken jährlich daran. Die Philosophin Eva Meijer erzählt von ihrer eigenen Erfahrung mit Depression und kommt dabei zu erstaunlichen neuen Erkenntnissen. Mit den Mitteln der Philosophie, mit Verweisen auf Wittgenstein, Camus, Foucault u.v.a. erklärt und untersucht sie das Phänomen, nimmt der Depression den Schrecken und zeigt, wie die Beziehung zwischen Individuum und Welt, die bei der Krankheit verloren geht, auf vielfältige Weise wiederhergestellt werden kann und was das Leben lebenswert macht."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Dass es für mich schwierig ist, über psychische Erkrankungen und über Depressionen zu sprechen, merkt man wohl allein schon daran, dass ich diesen ersten Absatz meiner Rezension ein Dutzend Mal umgeschrieben habe. Einige Menschen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis leiden an Depressionen oder haben irgendwann daran gelitten - und ein paar von ihnen lesen auch meinen Blog (Hey ihr!). Da ich selbst nicht betroffen bin, ist es mir wichtig, zumindest ein bisschen was an Grundwissen zum Thema anzusammeln. Ich möchte, dass sich meine Mitmenschen in meiner Umgebung wohlfühlen können und wenn ich aus Unwissenheit etwas Falsches oder vielleicht sogar Verletzendes sage oder tue, wird das nur schwer möglich sein.

Die Autorin litt selbst ihr ganzes Leben lang immer wieder an depressiven Episoden und zeitweise auch an einer Essstörung. Sie beschreibt in diesem Buch, wie sich Depressionen für sie anfühlen, wie sich ihre Erkrankung entwickelte und wie sich der Heilungsprozess für sie anfühlte. Doch all diese persönlichen Erlebnisse stehen eigentlich eher im Hintergrund des Buches. Sie werden von Meijer in Verbindung zu literarischen und philosophischen Texten über Depressionen gesetzt und so in einen breiteren Kontext eingebettet. Das machte dieses Buch für mich besonders interessant und hebt es von anderen Texten zum Thema ab. Die Autorin hat selbst Philosophie studiert und ist als Philosophin tätig. Einige der Philosoph:innen, die sie hier vorstellte, kannte ich bereits, viele waren für mich ganz neu. Manche davon habe ich mir für die Zukunft markiert. Schade finde ich nur, dass bisher noch nicht alle der Werke ins Deutsch oder Englische übersetzt wurden.

Spannend finde ich auch, wie sie ihre Depressionen beschreibt. Natürlich erwähnte sie auch die Symptome, die mir schon bekannt waren, wie Gefühlstaubheit, Verzweiflung oder Energielosigkeit, aber ein Detail war mir neu und ist mir im Kopf geblieben: Laut Meijer fühlen sich Depressionen so an als könnte man plötzlich keine Farbe mehr sehen. So wurde mir diese Krankheit noch nie beschrieben. Ich kann natürlich nicht wissen, ob diese Definition nur das Erleben der Autorin beschreibt oder allgemein zutrifft, aber ich glaube, dass mir diese Beschreibung hilft, mir die Krankheit ein bisschen vorzustellen. (Falls dieses Detail aber nur auf Meijers Erfahrung zutrifft, bitte ich an dieser Stelle um ein Veto!)

Irgendwie schafft es die Autorin aber auch Positives in ihren Text einzubauen. Das stelle ich mir bei einem Text wie diesem schwierig vor. Vor allem, Positives einzubauen, ohne dass das ins Unangenehme und Klischeehafte abrutscht. Irgendwie hat Meijer das aber geschafft. Sie schreibt dann zum Beispiel darüber, warum ihr die Depressionen geholfen haben, zu erkennen, was in ihrem Leben wirklich wichtig ist.

Mein Fazit? Ein Text, den ich euch sehr ans Herz legen möchte.

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