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Mittwoch, 24. August 2022

Wie man die Zeit anhält [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Notiz an mich selbst: Schreibe in Zukunft die Rezensionen zu allen Buchclub-Büchern vor dem abschließenden Treffen dazu. Du kannst das Buch danach nicht mehr nur nach deinem Geschmack bewerten. Die Einwände aller anderen Mitglieder beeinflussen deine eigene Meinung dazu. Du machst dir das Leben dadurch nur selbst schwerer...

Was bei diesem Buch besonders spannend war, ist, wie unterschiedlich es von uns wahrgenommen wurde. Naja, eigentlich finde ich das bei allen Buchclubbüchern spannend. In der Gruppe kommen Menschen mit ganz unterschiedlichen Buchgeschmäckern zusammen und allen fällt etwas anderes auf. Beispielsweise bewerteten wir die Ausgangssituation ganz unterschiedlich: Während es ein Teil der Gruppe schrecklich fand, so langsam zu altern, wie es hier der Protagonist tut, fanden andere diese Idee gar nicht so abstoßend. Während einige es voll und ganz nachvollziehen konnten, dass sich der Protagonist nach seinen Erfahrungen mit der katholischen Kirche und der Hexenverfolgung isoliert, hielten es andere (unter anderem ich) für eine viel bessere Idee, wenn sich die langsam alternden Menschen (und vielleicht auch ihre Angehörigen) zusammenrotten würden und zusammen eine eigene, kleine Parallelwelt aufbauen würden. Warum will man denn auch bitte so unbedingt Teil einer Welt sein, wenn man einfach nicht zu dieser Welt passt? Vor allem, wenn man seine Zeit genauso auch mit Menschen verbringen könnte, die zumindest in manchen Aspekten gleich oder sehr ähnlich sind wie man selbst? Ja, ich kann es schon versteht, wenn ich die Erfahrungen des Protagonisten bedenke, aber ich denke, dass bei einem Dorf der Fast-Unsterblichen inmitten einer sterblichen Welt eine interessantere Geschichte entstanden wäre.

Und eine interessantere Geschichte, die hätte es meiner Meinung nach gebraucht. Ich hatte hier vor allem das Problem, dass der Protagonist zwar so viele Geschichten aus seinem Leben erzählt, aber wir nur wenige wirklich miterleben dürfen. Dafür erfahren wir viel über seinen aktuellen Alltag als Lehrer. Tut mir leid, aber im Vergleich zu Expeditionen auf Entdeckerbooten, Treffen mit den Fitzgeralds oder einer Zusammenarbeit mit Shakespeare ist das meiner Meinung nach einfach langweilig. Und auch die Liebesgeschichte, die sich zwischen ihm und einer anderen Lehrerin entwickelte, machte das Ganze meiner Meinung nach nicht spannender. Vor allem, weil hier sehr stark das Klischee der unsterblichen wahren Liebe bedient wird. Der Protagonist hatte nämlich vor Ewigkeiten eine andere Beziehung und eine Familie mit einer Frau, die er in der Zwischenzeit an den Tod verloren hat. Sorry, aber sowas halte ich einfach für nicht glaubwürdig. Vielleicht höre ich mich jetzt an, wie ein gefühlsloser Mensch, aber sollte man innerhalb mehrerer Jahrhunderte nicht irgendwann wieder selbst zu leben (und zu lieben) beginnen, auch wenn ein lieber Mensch verstorben ist? Ich habe allerdings auch noch nie einen Partner auf diese Art verloren, widersprecht mir also bitte einfach, falls ich hier Schmarrn schreibe. Nachvollziehbarer fand ich die Tatsache, dass sich der Protagonist immer noch auf der Suche nach seiner Tochter befindet, die wahrscheinlich ebenfalls nur sehr langsam altert. Aber auch auf dieser Handlungsebene passierte leider nicht viel. Er denkt viel über seine verschollene Tochter nach, von einer aktiven Suche bekommen wir als Leser:innen aber leider nicht viel mit.

Mein Fazit? Nun, dieser Roman hat für viele Diskussionen und für Gedankenspiele innerhalb der Gruppe gesorgt. Es handelt sich bei diesem Text meiner Meinung nach leider aber um einen der eher schwächeren Texte von Matt Haig.


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