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Montag, 26. August 2024

Dieses Meer, dieses unerbittliche Meer [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Nein, natürlich habe ich nicht mehrere Bücher mit in den Urlaub mitgenommen, nur weil das Wort "Meer" mit im Titel war. Natürlich nicht. Warum sollte ich denn sowas verrücktes tun? Etwa um diese Bücher dann am Meer zu lesen? Pffft! Lächerlich!

... und ja, natürlich ist dieses Buch eines der Bücher, die ich aus genau diesem Grund eingepackt habe. Auch wenn die Stimmung in diesem Buch jetzt nicht unbedingt so locker flockig ist, wie man es von einer Urlaubslektüre erwarten würde. Aber das war mir bewusst und es stört mich selbst ja auch nicht besonders, auch mal was ernsteres zu lesen. Als Ausgleich muss ich danach halt wieder Schund konsumieren - was ich in diesem Urlaub auch zur Genüge getan habe. Aber diese Rezensionen kommen auch noch, wenn ich dann mal dazu komme.

Es geht hier um den 15 Jahre alten Zeno. Er ist Gefängnisinsasse auf der Insel Nisida, denn er hat jemanden umgebracht. Zeno ist im Drogenmilieu und als Kleinkrimineller aufgewachsen, seine Mutter ist Sexarbeiterin und sein Vater sitzt in einem anderen Gefängnis. Die große Schwester hat den Kontakt zur Familie abgebrochen. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für ein Kind, nicht? Ich denke, wir sind uns da alle einig, dass es so nicht unbedingt einfach für ein Kind ist, unbescholten groß zu werden. Und jetzt wurde Zeno halt verurteilt. Doch zumindest im Gefängnis geht es ihm nicht besonders schlecht: Er hat einen guten Ruf bei den anderen Insassen und wird für seine Anwesenheit in der Gefängnisschule bezahlt. Seine Italienisch-Lehrerin hat ihm sogar zwei Tage Ausgang in Aussicht gestellt - und zwar zu Weihnachten - wenn er über sein Leben schreibt. Also tut er genau das.

Ich habe ordentlich Redebedarf zu diesem Buch und weiß daher auch, dass ich dieses Buch bei nächster Gelegenheit meiner Oma in die Hand drücken werde. Es handelt sich hier nicht unbedingt um eine einfache Lektüre. Da ist einerseits das Thema, natürlich, das wohl niemanden kalt lassen wird. Andererseits ist aber auch der Stil nichts Alltägliches. Die Art, wie ein Kind wie Zeno wohl schreiben würde, wurde auch in meiner Übersetzung gut nachgeahmt - was die Lesbarkeit aber erschwert. Der Satzbau entspricht exakt der gesprochenen Sprache, die Rechtschreibung ist oft kreativ. Beides sind Aspekte, mit denen ein Zeno wohl tatsächlich Probleme haben könnte. Ob es eine gute Idee war, beides in einen Roman einzubauen? Ich bin mir nicht sicher. Einerseits hat das die Glaubwürdigkeit des Textes erhöht, finde ich. Andererseits irritierte mich diese Entscheidung aber auch, denn es ist genau das, was ich bei einem gedruckten Buch normalerweise eigentlich nicht will. Ich schreibe "normalerweise" weil ich mir noch nicht sicher bin, ob ich diese Entscheidung gut finde oder nicht.

[Spoiler]

Das Ende hat mich persönlich schockiert. Ich wollte ein gutes Ende für Zeno oder zumindest einen Hoffnungsschimmer. Ja, er ist definitiv kein Heiliger. Ja, er hat es definitiv verdient, im Gefängnis zu sitzen. Aber er ist trotz allem noch ein Kind. Ich halte das Ende, das hier gewählt wurde, zwar für glaubwürdig - aber das heißt nicht, dass ich dieses Buch nicht am liebsten im Meer ertränken wollte.

[Spoiler Ende]

Mein Fazit? Ganz ehrlich? Ich bin mir weiter unsicher, was ich von diesem Buch halte. Es lässt mich ratlos zurück und regte mich auf jeden Fall zu denken an. Dieser Roman ist eigenwillig und etwas ganz Besonderes - ob ihn das zu einem besonders guten oder besonders schlechten Buch macht, muss wohl jede Person selbst entscheiden. Ich bin aber trotz der Eigenheiten froh, diesen Roman gelesen zu haben.

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