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Donnerstag, 7. Mai 2020

Kafkas Tagebücher, Jahr 1910 bis 1923 [Kurzrezension]

Quelle: Verlag
Dieses Buch habe ich eigentlich nur angefangen, um bei einem Proseminar der Uni glänzen zu können. Tja, das war bevor ich wusste, dass sich die psychoanalytische Literaturtheorie nicht unbedingt auf den Autor bezieht. Kann zwar sein, aber eben nicht unbedingt. Aber ich hab dann trotzdem weiter gelesen. Warum auch nicht, vielleicht find ich ja dadurch irgendwas Spannendes über Kafka heraus?

Ich weiß noch, als ich jünger war. Da wäre es mein absoluter Albtraum gewesen, wenn jemand in meinem Tagebuch gelesen hätte. Ich hab mir richtig viele Verstecke ausgedacht (die im Nachhinein eigentlich alle ziemlich offensichtlich waren) damit es ja keiner findet. An diese Angst habe ich zurückgedacht, als ich mit der Lektüre von Kafkas Tagebüchern begonnen habe. Irgendwie fühlte ich mich schlecht, wie ein Eindringling, der nichts hier zu suchen hat. Gleichzeitig war da aber auch der dringende Wunsch endlich zu verstehen, was denn nun wirklich in Kafkas Kopf vorgegangen ist. Ein bisschen besser habe ich mich erst gefühlt, als Kafka beschrieben hat, dass er gerade Goethes Tagebuch liest.

Ich fand es sehr schwierig, Kafka zu verstehen. Er hat in seinem Tagebuch einen ziemlich abgehackten Stil, schreibt nur in Stichworten, baut manchmal ein paar tschechische Worte oder Redewendungen ein. Außerdem merkt man halt doch, dass er das hier nur für sich geschrieben hat. So verweist er zum Beispiel auf andere Ereignisse und macht Anspielungen, die ich als Außenstehende natürlich nicht verstehen kann. Das hat die Lektüre etwas erschwert. Außerdem hat sich das Buch oft gezogen, zum Beispiel wenn Kafka wieder mal seitenweise nur über die Theaterstücke schreibt, die er sich angesehen hat. Das scheint damals echt so gewesen zu sein, wie für uns heute das abendliche Fernsehprogramm ist. Es fühlte sich wirklich so an, als wäre Kafka jeden Abend im Theater gewesen. Ich dachte immer, dass meine Professoren mit diesem Vergleich übertreiben!

Ein weiteres Problem für mich war, dass es oft schwierig war zu sehen, ob Kafka gerade sein Leben beschreibt oder Notizen für einen seiner Texte macht. Vieles wirkte zu absurd, um wirklich passiert zu sein. Eher so, als wäre das aus einem Roman oder einer Kurzgeschichte. Erfunden halt, und einfach mal ins Tagebuch geschrieben, damit die Idee nicht verloren geht.

Mein Fazit? Muss man nicht unbedingt gelesen haben. Ist zwar ganz interessant, wenn man mehr über die Gedankenwelt des Autoren erfahren will, aber mehr auch nicht.

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