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Donnerstag, 29. September 2022

Oliver Twist [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Heute habe ich mal wieder einen Klassiker für euch, mit dem ich mich an der Uni intensiv beschäftigt habe: "Oliver Twist" von Charles Dickens. Dieses Buch habe ich für ein Proseminar im Hinblick auf den Atem untersucht. Hört sich schräg an, oder? Immerhin ist das ein Buch und natürlich atmen Bücher nicht. Die Figuren darin aber schon, zumindest in ihrer eigenen Welt. Und ich habe in meiner Arbeit die These aufgestellt, dass sich ihre Atmung unterscheidet und zwar abhängig davon, welcher gesellschaftlichen Schicht sie zuzuordnen sind. Meine Argumentation reichte von Dingen wie dem ständigen Husten Fagins über die Gerüche, denen Oliver in unterschiedlichen Umgebungen ausgesetzt ist, bis hin zum Tod durch Erhängen. Ich sage das nicht oft über wissenschaftliche Arbeiten (außer natürlich vor Professor:innen), aber ich habe es genossen, diese Arbeit zu schreiben. Ich hatte hier die Chance, einen Klassiker mal aus einer komplett anderen Perspektive zu betrachten und musste mich mit Theoretiker:innen beschäftigen, die ich ohne diese Lehrveranstaltung nie kennengelernt hätte. Diese Lehrveranstaltung war für mich "nur" ein Wahlfach, aber ich habe trotzdem das Gefühl als wäre das einer der Kurse im letzten Semester, die mir am meisten gebracht haben.

Nun aber zum lieben Oliver. Von dem haben wir doch alle schonmal gehört, oder? Ich selbst musste Ausschnitte davon im Englischunterricht lesen und habe Teile des Films gesehen. Damals hat mich dieser Roman aber nicht wirklich interessiert. Natürlich nicht, ich war Schülerin. So kam es auch, dass ich nicht mal mehr genau wusste, worum es in "Oliver Twist" geht. Ich wusste, dass Oliver ein Waisenjunge ist und Ärger bekommt, weil er um eine zusätzliche Portion Essen fragte. Das wars auch schon. Dabei ist das nur der Beginn des Romans: Oliver Twist ist tatsächlich ein Waise. Zuerst lebt er bei einer geizigen Pflegemutter, dann wird er in ein Arbeitshaus geschickt und dort als Lehrling an einen Totengräber verkauft. Von dort flüchtet er nach London, wo er gezwungen wird, sich einer Diebesbande anzuschließen.

Ich war überrascht, wie modern sich "Oliver Twist" liest. Vom Stil her hätte dieser Roman genauso gut auch vorgestern erscheinen können. Klar kommen manchmal ältere Phrasen, die ich erstmal nachschlagen musste, aber hätte ich diesen Roman nicht für eine Proseminararbeit gelesen, wäre ich wohl einfach in der Lektüre versunken. Auch wenn Oliver für meinen Geschmack aus moralischer Sicht fast schon ein Heiliger ist und dadurch einiges an Tiefe verliert, hatte die Geschichte ihren Reiz und konnte mich fesseln. Ich kann total nachvollziehen, warum dieser Text auch heute noch bekannt ist und warum er so lange überliefert wurde. Er ist einfach gut geschrieben.

Besonders spannend ist auch der historische Kontext. Wenn ihr also plant, "Oliver Twist" zu lesen, recherchiert davor auch ein bisschen war über die Armengesetze und über Charles Dickens Aufwachsen. Als Jugendlicher musste der Autor nämlich selbst einige Zeit in ein Armenhaus und dort die Schulden seines Vaters abarbeiten. Deswegen hat er sich in seinen Werken auch immer gegen die damaligen Armengesetze Großbritanniens eingesetzt. Super spannendes Thema, über das ich mich gerne eingelesen habe!

Das einzige, was mir als Leserin aus dem Jahre 2022 wirklich unangenehm war, ist der offensichtliche Antisemitismus dieses Werks. Klar, zu Charles Dickens Zeit war so ein Blick auf Menschen anderen Glaubens vielleicht normal. Das ist mir bewusst. Aber wir leben nicht mehr im Viktorianischen Zeitalter und aus heutiger Sicht ist die Darstellung des Antagonisten Fagins (der meistens einfach nur "the Jew" genannt wird) einfach nur unmöglich und fühlt sich falsch an.

Mein Fazit? Interessanter Klassiker, mit dem ich mich gerne beschäftigt habe.

Montag, 26. September 2022

Das irrationale Vorkommnis der Liebe

 Autorin: Ali Hazelwood
Erschienen am 20.09.2022
Im Rütten & Loening Berlin Verlag
ISBN: 9783352009648
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Für Neurowissenschaftlerin Bee ist die Liebe nur ein neurophysiologischer Zwischenfall, hoffnungslos instabil und der wahre Bösewicht menschlicher Beziehungen, deren neuronale Grundlagen sie erforscht. Als Frau in den Naturwissenschaften ist Bee eine bedrohte Art in einer von Männern beherrschten Welt, in der für sie stets gilt: Was würde Marie Curie tun? Dann wird ihr die Leitung eines neurotechnischen Wunschprojekts angeboten – was Marie Curie sofort annehmen würde. Aber die musste auch nie mit Levi Ward zusammenarbeiten, Bees langjährigem akademischem Erzfeind, der ihren Traum zum Projekt des Grauens macht. Bis Bee sich plötzlich in eine völlig irrational romantische Zwangslage verstrickt findet, in der nur noch zählt: Was wird Bee tun?"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Jetzt hats mich nach über zweieinhalb Jahren doch noch erwischt und ich sitze mit Covid daheim. Schade, ich hatte echt schon gehofft, dass ich einfach immun gegen diesen Virus bin. Aber naja, wenigstens habe ich jetzt eine gute Ausrede, mich die ganze nächste Woche lang in meine Decken einzuwickeln, literweise Tee zu trinken und Bücher zu lesen. Und dann starte ich mit einer frischen Dosis Antikörper ins neue Semester! Eines der ersten Bücher, die mir in meiner Isolation Gesellschaft leisten durften war "Das irrationale Vorkommnis der Liebe", Ali Hazelwoods zweites Buch, das ins Deutsche übersetzt wurde. Ihr erstes Buch "Die irrationale Unwahrscheinlichkeit von Liebe" mochte ich ja total gerne. Was mich daran besonders begeistert hat, war die Tatsache, dass das Universitäts-Setting glaubwürdig war. Eigentlich traurig, dass das eines der ersten Bücher war, wo ich es den Protagonisten wirklich abkaufte, dass sie an der Uni sind und wo die Wissenschaft wirklich eine Rolle spielt.

In diesem zweiten Buch geht es um die Neurowissenschaftlerin Bee, die bei einem Projekt der NASA gezwungen wird, mit ihrem Erzfeind zusammenzuarbeiten. Warum sie genau Feinde sind, weiß sie nicht, aber irgendwas scheint Levi an ihr abstoßend zu finden, schon seit ihrem Studium.
Bee ist eine total interessante Persönlichkeit. Mit Neurowissenschaften habe ich mich bisher nicht wirklich beschäftigt, aber nach diesem Roman verstehe ich, warum man das interessant finden kann. Bee lebt für die Wissenschaft. Das zeigt sich auch an ihrem Online-Leben: Sie ist der Kopf hinter dem beliebten fiktionalen Twitter-Account "WhatWouldMarieDo?", mit dem sie anderen Frauen Tipps gibt, wie sie mit Sexismus und Ungerechtigkeiten in der Welt der Wissenschaft umgehen kann. Dass sie dieses Doppelleben hat, fand ich sehr interessant. Das einzige, was mich an ihr störte, war die Tatsache, dass sie alle paar Kapitel wieder in Ohnmacht fällt. Da hätte ich mir früher oder später eine wissenschaftliche Erklärung gewünscht, warum ihr das passiert. Ich merke doch, dass die Autorin für dieses Buch viel recherchiert hat - warum gibt es für ihre Ohnmachtsanfälle dann also keine Erklärung, die weitergeht als "Ich hab halt keinen stabilen Blutdruck." Gibt es das? Und wenn ja: Gibt es dafür nicht wenigstens irgendeinen intelligent klingenden lateinischen Fachausdruck, den man hätte einbauen können?
Levi war mir in den ersten paar Kapiteln so unsympathisch, dass ich schon daran zu zweifeln begann, dass sich da irgendeine Art von glaubwürdiger Liebesgeschichte entwickeln könnte. Allerdings gab es dann später eine sehr interessante Wendung/Entwicklung, nach der ich Levi einfach in mein Herz schließen musste.

Wie schon im ersten Teil habe ich mir vieles angestrichen. Manche der Zitate werde ich vielleicht sogar mit euch teilen.
Trotzdem liegt auch einer meiner sehr wenigen Kritikpunkte im Bereich Schreibstil. Oder besser: im Bereich des Lektorats. Denn leider wurde gerade gegen Ende des Buches der ein oder andere Fehler übersehen. Da spricht dann zum Beispiel plötzlich offensichtlich eine falsche Person, ein Anführungszeichen fehlt oder ein Beistrich wurde falsch gesetzt. Nichts wirklich Tragisches, passieren sollten solche Fehler allerdings trotzdem nicht. Allerdings habe ich ja ein Vorab-Exemplar bekommen. Ich kann also immer noch hoffen, dass diese Fehler gefunden und behoben wurden, bevor das Buch auf dem Markt landete.

Mein Fazit? Wieder ein tolles Buch von Ali Hazelwood. Ich freue mich auf weitere Bücher und hoffe natürlich, dass sich eines davon einer Literaturwissenschaftlerin widmet.

Freitag, 23. September 2022

Schnee

 Autorin: Yrsa Sigurdardottir
Erschienen am 31.08.2022
Im btb Verlag
ISBN: 9783442759521
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Was zwang die Freunde, sich mitten im harten Winter im isländischen Hochland zu bewegen, in Dunkelheit und Schneestürmen? Und warum verließen sie das kleine Obdach, das sie hatten, kaum bekleidet und den harten Bedingungen vollkommen ausgeliefert? Ein Rettungsteam wird in die abgeschiedene Gegend geschickt, um nach den Vermissten zu suchen. Währenddessen gehen an der einsam gelegenen Radarstation in Stokksnes seltsame Dinge vor sich. Nichts ist so, wie es scheint: Sei es die Blutlache, die im unberührten Schnee fernab der Zivilisation entdeckt wird, oder der kleine Kinderschuh, der Jahrzehnte nach der Vergrabung wiedergefunden wird …Angesiedelt in der grandiosen isländischen Landschaft, beschreibt Yrsa Sigurdardóttir überzeugend, wie das Gehirn uns in Ausnahmesituationen täuschen kann. Die Ikone des skandinavischen Thrillers beherrscht das Spiel mit der Imagination, der schmalen Grenze zwischen Einbildung und Realität, perfekt und zeigt mit »SCHNEE« ihr ganzes Können."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Sobald ich die Presseankündigung sah, dass Sigurdardottir ein neues Buch geschrieben hat, wusste ich, dass ich es lesen will. Bisher waren alle Thriller, die ich von ihr kennenlernen durfte, sehr spannend. Deswegen war ich auch neugierig auf ihren neuesten Thriller "Schnee" und habe mich sehr gefreut, als dieses Buch dann in meinem Postkasten lag.

Bevor ihr weiterlest: Dieses Buch bewegt sich sehr in Richtung Psychothriller und könnte vielleicht sogar schon als Horrorroman durchgehen. Bitte seid euch dem bewusst, bevor ihr dieses Buch lest.
Ich hatte zwischendurch wirklich Zweifel daran, ob meine Nerven gut genug für dieses Buch sind. In diesem Buch spielt unter anderem eine Türklingel eine Rolle, die läutet, obwohl das eigentlich nicht möglich sein sollte. Sie ist nämlich nicht angeschlossen. Am Abend nachdem ich diese Stelle gelesen habe, war ich zusammen mit meinen Freunden in einer Ferienwohnung. Und was passierte, als wir alle am Tisch saßen und "Jenga" spielten? Die Türglocke begann zu läuten, drei oder viermal. Zwei meiner Freunde gingen sogar raus, um nachzusehen, wer uns da einen Streich spielt, kamen aber mit der Nachricht zurück, dass da niemand sei. Wie im Buch also. Gar nicht gruselig oder unangenehm oder so und das hat auch meinen Schlaf überhaupt nicht beeinträchtigt. Auch wenn der logische Teil meines Gehirns natürlich wusste, dass das wahrscheinlich nur ein paar gelangweilte Jugendliche waren.

In diesem Thriller geht es unter anderem um Geister und um paranormale Erlebnisse, was im Klappentext meiner Einschätzung nach gar keine Beachtung findet. Deswegen an dieser Stelle meine kleine Warnung, falls ihr genau wie ich eh schon eine sehr aktive Fantasie habt und deswegen Horror aller Art eigentlich meidet.

[Spoiler] 
Ich hatte eigentlich gehofft, Sigurdardottir für all die Gruselelemente hier am Ende eine logische Erklärung findet. Das war leider nur teilweise der Fall. Trotzdem muss ich sagen, dass mir das Ende sehr gut gefallen hat, denn dir Autorin hat es geschafft, die verschiedenen Handlungssträng miteinander zu verknüpfen. Es spannend zu sehen, wie diese Figuren zusammenhängen und vor allem eine der Verbindungen weckte bei mir den Wunsch, das Buch gleich nochmal zu lesen. Einfach, damit ich sehe, ob da vielleicht schon Hinweise sind, die ich bisher übersehen habe.
[Spoiler Ende]

Ansonsten kann ich eigentlich nur nochmal betonen, was für einen tollen Schreibstil die Autorin (bzw. ihre Übersetzerin) hat. Der hat mich gefesselt und dafür gesorgt, dass ich die zweite Buchhälfte in einem Rutsch durchgelesen habe.

Mein Fazit? Mir persönlich wäre ein ganz normaler Thriller ohne die Horrorelemente lieber gewesen. Trotzdem konnte mich auch dieses Buch von Sigurdardottir wieder überzeugen. 

Dienstag, 20. September 2022

Meine liebsten Buchzitate #101

1. "Wutschrift. Wände einreißen, anstatt sie hochzugegen" von Pia Klemp, Seite 72

Wir agieren in einer alltäglichen globalen Aufführung von Des Kaisers neue Kleider, in der es mehr Nackte als Bekleidete gibt. 

2. "A Girl like her" von Talia Hibbert, 21%

Ruth decided that the next time she saw Evan Miller, she would wear her best pyjamas.

3. "Book Lovers" von Emily Henry, Seite 344

Tala regards us with a take that is either the nonsense ramblings of a toddler or a faithful retelling of a Kafka novel. 

4. "A Girl like her" von Talia Hibbert, Seite 121

Sometimes her mind spit out recycled epithets instead of actual thoughts. Sometimes her mind was someone else's weapon.


5. "A Girl like her" von Talia Hibbert, Seite 131

There are some things you don't get over. You just accept them and keep breathing. That's enough.

Mittwoch, 14. September 2022

Welt der Wunder

 Autorin: Aimee Nezhukumatathil
Erschienen am 17.08.2022
Im btb Verlag
ISBN: 9783442759422
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"In ihrer Jugend nannte Aimee Nezhukumatathil viele Orte ihr Zuhause: das Gelände einer psychiatrischen Anstalt in Kansas, wo ihre philippinische Mutter als Ärztin tätig war; der offene Himmel und die hohen Berge von Arizona, wo sie mit ihrem indischstämmigen Vater wanderte; und die kühleren Gefilde im Westen von New York und Ohio. Aber ganz gleich, wohin sie durch die vielen Umzüge ihrer Familie verpflanzt wurde – ganz gleich, wie neu, befremdlich oder sogar unangenehm der Ort oder die Landschaft war –, sie konnte sich immer an die wilden und lustigen Kreaturen unserer Welt wenden, um sich zu erden. In einer fantastischen Mischung aus Nature Writing und Memoir erzählt Aimee Nezhukumatathil von der Liebe zur Natur, von Unterstützung durch Pflanzen und Tiere in Zeiten großer Ungewissheit – und von der Kraft der Imagination."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Welche Tiere und Pflanzen haben wohl mein Leben geprägt? Darüber habe ich beim Lesen dieses Buchs nachgedacht. Meine erste und offensichtlichste Antwort wären wohl Katzen. Ich bin Katzenmama und diese Tiere haben mich mein Leben lang begleitet. Aber was sonst noch? Vielleicht die Eule, Seesterne, Schildkröten, Fledermäuse? Pflanzen sind für mich noch schwieriger. Wahrscheinlich Sonnenblumen, vielleicht auch die Herbstzeitlose, Tomaten, Birnen, Granatapfel und Feigen. Auf jeden Fall ist das eine Frage, über die ich länger nachdenken musste. Und die Begründungen, warum diese Pflanzen und Tiere wichtig für mich sind, könnten wohl ein ganzes Buch füllen. Die Idee dieses Buchs gefällt mir also schonmal sehr gut, wie ihr hier sehen könnt.

Das Buch an sich ist einfach wunderschön gestaltet. Es gibt farbige Illustrationen mit vielen Details, farbige Seitenzahlen, die auf die Farbe des ersten Buchstabens abgestimmt sind und das alles ist auf hochwertigem Papier gedruckt. Ich weiß nicht, wer für die Gestaltung dieses Buchs verantwortlich war, aber falls diese Person das hier irgendwann sieht: Wow! Das habt ihr großartig gemacht! Allein schon dadurch, dass das Buch mit so viel Liebe zum Detail gestaltet wurde und offensichtlich qualitativ hochwertig ist, habe ich es gerne in die Hand genommen. Und viele der Illustrationen sind so schön, dass ich mir die sogar an die Wand hängen würde. Und das will was heißen, denn meine Wände schmücken sonst nur Post-its und sonstige Lernunterlagen.

Auch den Schreibstil finde ich gut gelungen. Positiv hervorheben möchte ich hier auf jeden Fall die Tatsache, dass die Übersetzerin offen mit ihren Leser:innen kommuniziert. In diesem Buch gibt es von ihrer Seite einen eigenen Text, in dem sie bestimmte Entscheidungen erklärt, die sie im Übersetzungsprozess treffen musste. Das war für mich sehr interessant, da ich so mal hinter den Vorhang sehen konnte.

Der einzige Kritikpunkt von meiner Seite ist, dass ich an manchen Stellen einen roten Faden vermisste. Bei diesem Buch handelt es sich um eine Mischung aus Autobiographie und der Beschreibung von Pflanzen und Tieren. Die Gewichtung der zwei Textsorten war aber in jedem Kapitel unterschiedlich. Da hätte ich mir mehr Einheitlichkeit gewünscht.

Mein Fazit? Sehr schön gestaltetes Buch.

Sonntag, 11. September 2022

Book Lovers [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Diesen Roman habe ich mir am Bahnhof von Florenz gekauft. Nach einer Woche mit Sprachkurs, den Medici und viel neuer Information zu Dante brauchte ich einfach mal wieder etwas Leichtes. Dieses Buch erschien mir passend. Es geht hier um Nora, eine Literaturagentin, und Charlie, einen Lektor. Beide sind beruflich sehr erfolgreich. In der Liebe läuft es aber zumindest bei Nora nicht so gut. Kennt ihr die böse (Ex-)Freundin, die es in manchen Büchern gibt? Die blonde Zicke, die verlassen wird, weil der Typ findet, dass sie zu karrierefokussiert ist und er jetzt bei einer Geschäftsreise eine junge, perfekte Frau kennengelernt hat? Als diese blonde Zicke sieht Nora sich selbst inzwischen, denn diese Romanhandlung musste sie schon dreimal durchleben. Um sie abzulenken und weil sie sich in den letzten Monaten entfremdet haben, beschließt Noras Schwester Libby sie für einen Monat in die kleine Stadt Sunshine Falls zu entführen. Denn wer weiß, vielleicht erlebt Nora dort ja ihre eigene Kleinstadt-Liebesgeschichte? Doch dann taucht auch Charlie auf und bringt alles durcheinander...

Ich hatte Spaß mit diesem Buch, damit hat es eigentlich zu großen Teilen schon erfüllt, was ich mir erhofft habe. Es ist einfach eine leichte Lektüre mit einer netten Liebesgeschichte, die mich während einer Zugfahrt (mit Schienenersatzverkehr) und meinem Umzug ins neue Studentenheim ablenken durfte. Ich habe schnell begonnen, mit Nora mitzufiebern und war am Ende sehr glücklich, dass sie ihr eigenes Happy End finden konnte. Und nein, ich halte das nicht für einen Spoiler. Das ist ein Liebesroman, der muss ein gutes Ende haben, sonst würde ich das nicht lesen.

Einen Aspekt der Handlung muss ich aber kritisieren: Enemies to Lovers. Das ist ein beliebtes Beziehungsmuster, das aktuell sehr beliebt ist und auch hier zur Anwendung kommt. Nora und Charlie halten sich sofort beide für äußerst unsympathisch. Wirklich gut wurde dieses Motiv meiner Meinung nach hier aber nicht umgesetzt, denn mehr als diese leichte Abneigung zu Beginn gibt es nicht. Die beiden sind nie Feinde, nicht mal wirklich Konkurrenten. Dieses Buch also mit "Enemies to Lovers" zu beschreiben, wie ich es leider schon auf vielen Seiten gesehen habe, halte ich für irreführend.

Mein Fazit? Eine angenehm leichte Lektüre für Zwischendurch.

Donnerstag, 8. September 2022

The Atlas Six

 Autorin: Olivie Blake
Erschienen am 1. September 2022 (als eBook. Die Printversion erscheint am 28. September 2022)
Im Fischer Tor Verlag
ISBN: 9783596707638
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Die Bibliothek von Alexandria ist niemals untergegangen, sie verwahrt im Verborgenen seit Jahrtausenden die dunkelsten Geheimnisse der Menschheit. Alle zehn Jahre bekommen die talentiertesten Magier*innen ihrer Generation die Möglichkeit, das uralte Wissen zu studieren: Jene, die die Initiation überstehen, erwarten ungeheurer Reichtum, Macht und Weisheit. Doch von den sechs Auserwählten werden nur fünf überleben.

Dieses Mal sind mit dabei: Libby Rhodes und Nico de Varona, zwei begnadete Physiomagier von der New York University of Magical Arts, die einander nicht ausstehen können. Die Telepathin Parisa Kamali und der Empath Callum Nova, beide Meister der Manipulation. Tristan Caine, der zynische Sohn eines Londoner Gangsters, der jede Illusion durchschauen kann, und Reina Mori, eine mysteriöse Naturmagierin aus Japan.

Zwischen den mächtigen Adepten beginnt ein Spiel auf Leben und Tod."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
An dieses Buch hatte ich sehr hohe Erwartungen. Ich habe in der englischen Bücherbubble schon sehr, sehr viel dazu gehört und vor allem sehr viel Positives. Die Protagonisten arbeiten und lernen ja in der geheimen Bibliothek von Alexandria und dieses Leben dort wurde immer wieder sogar mit Hogwarts verglichen. Das weckte bei mir natürlich viele positive Kindheitserinnerungen. Als ich dann sah, dass dieses Buch nun ins Deutsche übersetzt wird, war mir sofort klar, dass ich das lesen muss. Unbedingt.

Leider konnte dieses Buch meine Erwartungen nicht ganz erfüllen. Versteht mich nicht falsch: Ich glaube, dass dieses Buch viel Potential hat. Die Geschichte ist kreativ, ich liebe diese Welt, in der die Handlung spielt und bin mir sicher, dass man daraus viel machen könnte. Aber dieses Potential wurde meiner Meinung nach nicht ganz genutzt.

So blieben die Figuren meiner Meinung nach leider bis zum Ende recht blass. Am meisten Tiefe hatten da wohl Libby und Nico. Durch den Konflikt, der da zwischen ihnen herrschte, bekamen sie etwas Farbe. Aber den Rest hätte ich gerne noch etwas besser kennengelernt. Gleiches gilt für die Welt, in der die Handlung spielt. Dort ist Magie ein ganz normaler Teil des Alltags, zumindest wenn man der Sicht der Figuren trauen darf. Ich hätte gerne gewusst, inwiefern das die Welt beeinflusst. Inwiefern leben zum Beispiel Nicht-Magier anders als wir es tun? Ist Magie für sie auch so selbstverständlich? Müssen sie sich über Dinge wie Umweltverschmutzung Gedanken machen oder können solche Probleme durch Magie gelöst werden? All das hätte mich sehr interessiert, behandelt wurde es aber leider nicht. Auch habe ich jetzt nach der Lektüre nicht wirklich eine Ahnung, wie sich Magie für die Protagonisten anfühlt. Meiner Meinung nach wäre das sehr interessant gewesen.

Das Buch war an sich ja gut geschrieben, aber blieb für meinen Geschmack aber leider zu sehr an der Oberfläche. Ob ich dem zweiten Band noch eine Chance geben werde, mich zu begeistern? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Vielleicht, wenn ich gerade nichts anderes zu lesen habe. Wir werden sehen.

Mein Fazit? Mich konnte dieser Fantasyroman leider nicht ganz überzeugen. Schade, aber ich glaube einfach, dass da viel mehr möglich gewesen wäre.

Montag, 5. September 2022

When you trap a tiger [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch habe ich auf dem Rückweg von Padova gekauft. Dort war ich zu Ostern gemeinsam mit meinen Eltern und wir haben uns so viele Fresken angeschaut, wie innerhalb der paar Tage nur möglich war. Und dann wundert es Leute, dass ich Kunst jeder Art so faszinierend finde... Kommt nicht von irgendwo, Leute!

Auf jeden Fall habe ich dieses Kinderbuch dann gleich während der viel zu langen Zugfahrt verschlungen. Hier treffen wir Lily, ein Mädchen aus einer koreanischen Familie, die mit ihrer Mutter und ihrer Schwester zu ihrer Großmutter zieht. Lily stört das im Gegensatz zu ihrer Schwester eigentlich gar nicht so sehr, immerhin kennt ihre Großmutter viele spannende koreanische Geschichten. Inwiefern die wirklich aus dem koreanischen Geschichtenschatz stammen oder ob sie von der Autorin erfunden oder umgedichtet wurden, kann ich nicht beurteilen. Doch dieses Mal ist der Besuch bei Großmutter Halmoni anders als sonst. Halmoni benimmt sich seltsam. Sie ist krank. Als dann also plötzlich der Tiger aus Halmonis Märchen vor Lily steht und ihr einen Handel anbietet, zögert Lily nicht: Lily soll den Tigern die Geschichten zurückbringen, die Halmoni als junge Frau gestohlen hat. Dafür soll ihre Großmutter wieder gesund werden. Natürlich geht Lily diesen Handel ein - auch wenn sie weiß, dass sie Tigern nicht trauen darf...

Dieses Buch hat sich meiner Meinung nach als kleines Juwel erwiesen. Es ist sehr emotional und hätte ich dieses Buch nicht in einem überfüllten Zug gelesen, hätte ich wohl gerade gegen Ende Rotz und Wasser geweint. Und dafür, dass das ein Kinderbuch ist, schafft es die Autorin auch sehr ernste Themen zu behandeln. Es geht um den Verlust von lieben Menschen, um Krankheit, um Migration und die für nachfolgende Generationen entstehende Frage nach der eigenen Identität. All diese Themen und noch so einige andere werden behandelt und das mit sehr viel Fingerspitzengefühl.

Spannend finde ich auch, wie die Fantasy-Elemente eingefügt wurden. Du weißt als Leserin bis zum Schluss nicht, was real ist und was aus der Fantasie eines kleinen, einsamen Mädchens stammt. Das war für mich faszinierend, denn so konnte ich die Tiger nicht einfach nur belächeln, wie ich es sonst vielleicht getan hätte, sondern musste sie ernst nehmen.

Mein Fazit? Ein sehr gelungenes Kinderbuch! Ich kann es euch empfehlen!