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Sonntag, 2. Oktober 2022

Falling in love was not the plan

 Autorin: Michelle Quach
Erschienen am 30.06.2022
Im Forever Verlag
ISBN: 9783958186408
Rezensionsexemplar: Ja
Quelle: Verlag
Klappentext:
"Eliza ist talentiert und fleißig. Keine Frage, sie sollte die Chefredakteurin der Schülerzeitung werden. Doch dann stellt sich Len, neu im Team, ebenfalls zur Wahl und gewinnt. Eliza ist fassungslos. Ist es auf einmal egal, dass sie viel qualifizierter ist, nur weil Len gutaussehend und männlich ist? Eliza macht ihrer Wut in einem Artikel Luft, den sie niemals veröffentlichen will. Am nächsten Tag ziert er jedoch die Titelseite der Zeitung, und Eliza wird zum Kopf der feministischen Bewegung an ihrer Highschool.
Um den Streit zu beenden, verlangt die Schulleitung von Eliza und Len, zusammenzuarbeiten. Auf einmal merkt Eliza, dass es nicht immer leicht ist, für das zu kämpfen, woran man glaubt. Vor allem dann nicht, wenn man Gefühle für den Feind entwickelt …"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Ich weiß nicht mehr, in welchem Alter ich den Feminismus für mich entdeckt habe. Das muss aber auf jeden Fall vor meinem 19. Geburtstag gewesen sein, denn da besuchte ich eine Lehrveranstaltung zum Thema Gender Studies und war überrascht (und ehrlich gesagt auch ein bisschen schockiert), dass ich mich als einzige Person in diesem Kurs als Feministin bezeichnen wollte. Seitdem hat sich viel getan und während es vor ein paar Jahren noch für Getuschel im Hörsaal gesorgt hat, sich als Feministin zu bezeichnen, ist das jetzt viel normaler. Zumindest in den Kontexten, in denen ich unterwegs bin. Das sollte ich vielleicht dazusagen. Doch auch sonst scheint der Feminismus immer mehr zum Mainstream-Thema zu werden. Immer größere Gruppen beschäftigen sich damit in den verschiedensten Medien und ich bin froh, dass auch immer mehr Jugendliche mit dem Thema in Berührung kommen.

Auch dieses Buch behandelt Feminismus und ist dabei für Jugendliche geeignet. Konkret geht es um die Tatsache, dass es immer noch nur sehr wenige Frauen in Führungspositionen gibt. Und wenn doch, dann sind diese Frauen meistens weiß, hetero, cisgender und so weiter. [Kleine Anmerkung: Cis oder cisgender bedeutet, dass man sich mit dem Geschlecht identifiziert, das einem bei der Geburt zugewiesen wurde. Mir wurde bei der Geburt zum Beispiel das weibliche Geschlecht zugewiesen und ich identifiziere mich als Frau. Das bedeutet ich bin cis.] In diesem Roman geht es um die Wahl zur Chefredakteurin einer Schülerzeitung und auch hier scheint sich dieses Muster schon abzuzeichnen. Eliza, die Protagonistin des Romans, ist motiviert und qualifiziert - und dann wird doch Len, eines der neuesten Mitglieder des Teams, als neuer Chefredakteur gewählt. Für Eliza ist klar: Das ist, weil sie ein Mädchen ist. An ihren Qualifikationen kann es ja nicht liegen. Damit hat die Autorin ein interessantes Setting geschaffen, das Jugendlichen sicher gut gefällt.

Schön finde ich auch, dass die Autorin ein Mädchen zur Protagonistin macht, deren Eltern Migranten sind. Eliza ist Asiatin und lebt in Amerika, wie sehr viele andere auch. Dadurch werden auch viele Dinge thematisiert, die für Jugendliche mit Migrationshintergrund nachvollziehbar sein könnten und für alle anderen zumindest mal interessant. So wird beispielsweise betont, dass in Elizas Familie ein Mix aus mehreren Sprachen gesprochen wird. Elizas Eltern sprechen Englisch - allerdings müssen Eliza und ihre Schwester trotzdem häufig Übersetzerin spielen. In die Geschichte wird nebenbei eingeflochten, dass Eliza den Lebenslauf ihres Vaters verfasst, der gerade auf Arbeitssuche ist, oder dass Eliza und ihre Schwester eine Nachricht erklären müssen, die der Direktor auf der Mailbox hinterlassen hat. Das halte ich für gut gelungen und für interessant.

Für weniger gut gelungen halte ich Eliza. Sie reflektiert nicht und das passt meiner Meinung nach nicht zu der Rolle, die sie verkörpern soll. Sie ist eine intelligente junge Frau und hochqualifiziert, aber denkt nicht wirklich viel über die Dinge nach, die um sie herum passieren. Da wäre zum Beispiel die Wahl selbst. Von der ersten Seite weg bekommen wir Leser:innen mit, dass es Eliza nicht interessiert, ob die Leute sie mögen oder nicht. Das ist an sich ja nicht unbedingt eine schlechte Eigenschaft. Gerade in diesem Alter wäre es vielleicht oft besser gewesen, wenn ich mir weniger Gedanken darüber gemacht hätte, was andere von mir halten. Aber Eliza wirkte auf mich teils arrogant. Sie hält sich für das beste Teammitglied der Schülerzeitung. Und klar, vielleicht stimmt das auch, aber gerade aufgrund dieser Einstellung hat es mich nicht überrascht, dass Eliza dann nicht zur Chefredakteurin gewählt wurde. Da hätte ich wahrscheinlich auch Len gewählt. Ich meine: Das sind alles Schüler:innen. Das ist nicht die New York Times. Die meisten Schüler:innen machen sich ihr Leben nicht absichtlich schwerer als unbedingt notwendig. Dass Eliza frustriert und verletzt ist, kann ich nachvollziehen, aber dass sie keine Sekunde darüber nachdenkt, ob sie vielleicht mitverantwortlich für das Wahlergebnis sein könnte, hat mich enttäuscht. Stattdessen tritt sie eine feministische Protestbewegung an ihrer Schule los. Das schadet dieser Schule ganz sicher nicht, aber die Message, die das Buch offensichtlich senden will, wird dadurch meiner Meinung nach abgeschwächt. Und auch beim Protest hat mir Eliza zu wenig reflektiert: Ich bekam das Gefühl, dass sie bei den ganzen Aktionen nur mitmacht, weil sie Angst hat, ihre Mitschüler:innen zu enttäuschen. Hier war ihr dann die Meinung der anderen plötzlich nicht mehr egal. Das fand ich schade, denn meiner Meinung nach sorgte das dafür, dass Eliza als Figur und ihr Feminismus weniger glaubwürdig wirkten.

Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt: Len und Eliza mögen sich nicht. Len interessiert sich zu Beginn des Buches überhaupt nicht für Eliza und Eliza hält Len für unqualifiziert und für einen Macho, dem seine Privilegien nicht bewusst sind. Vom Klappentext her wusste ich natürlich schon, dass sich diese beiden in einander verlieben werden. Als das dann aber passierte, hielt ich es leider einfach nicht für glaubwürdig. Zwischen den Figuren herrscht meiner Meinung nach überhaupt keine Chemie. Vielleicht wäre es in diesem Roman besser gewesen, die Liebesgeschichte einfach wegzulassen. Freundschaft? Ja, warum nicht. Aber eine Romanze passte hier einfach nicht.

Mein Fazit? Einige spannende Aspekte, aber leider kein Highlight-Buch.

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