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Freitag, 16. Dezember 2022

Under One Roof. Liebe unter einem Dach

 Autorin: Ali Hazelwood
Erschienen am 11.10.2022
Im Aufbau Digital Verlag
ISBN: B0BCG82M33
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Neues von Ali Hazelwood, der internationalen Bestsellerautorin: eine unwiderstehlich heiße, lustige, feministische Story über eine junge Wissenschaftlerin und ihren Kampf um die Karriere – und die Liebe … 

Mara, Sadie und Hannah sind beste Freundinnen – und als Naturwissenschaftlerinnen leidvoll darin erprobt, sich in männlich besetzten Domänen zu behaupten. Eines wissen sie genau: In Fragen der Wissenschaft – ebenso wie der Liebe – sind es stets die Gegensätze, die die heftigsten Reaktionen hervorrufen.

Insofern sollte gerade eine Umweltingenieurin wie Mara vernünftig genug sein, niemals mit der männlichen Verkörperung all dessen, was sie nicht ausstehen kann, in ein Haus zu ziehen. Dennoch findet sie sich mit dem Mitbewohner aus der Hölle unter einem Dach: dem unausstehlichen Liam, Konzernanwalt und Klimazerstörungs-Lobbyist der übelsten Sorte. Obwohl er nicht nur mithilfe des Thermostats für eisige Verhältnisse in ihrer Zwangs-WG sorgt, gerät Mara schon bald in Gefahr, sich die Finger an ihrem (nervtötend heißen) Erzfeind zu verbrennen. Unkalkulierbar emotionale Folgeschäden nicht ausgeschlossen … 

Die Geschichten von Sadie und Hannah sind in den Storys »Stuck With You – An wem die Liebe hängen bleibt« und »Below Zero – Die unerwarteten Abgründe der Liebe« zu finden, jetzt vorbestellbar. "
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Auf diesen Roman habe ich mich sehr gefreut. Ich mochte alle bisherigen Bücher, die ich von Ali Hazelwood gelesen habe. Vor allem "Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe" hat es mir angetan, mit den spannenden Protagonisten, dem akademischen Kontext und der eindeutigen Freude zur Wissenschaft, die aus diesem Roman sprach. Und genau damit habe ich auch in diesem Roman gerechnet. Gefunden habe ich aber nur eines davon und das auch nicht so richtig, nämlich den akademischen Kontext, der hier aber nur am Rande erwähnt wird. Für mich war dieses Buch eine große Enttäuschung, die mein Vertrauen in die Autorin erschüttert hat und dafür gesorgt hat, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich in Zukunft weitere Bücher von ihr lesen möchte.

Zuerst ein paar Worte zum Inhalt, die im Klappentext nicht ganz klar rauskommen. Dort hört sich Maras Wohnsituation nämlich einfach nach einer Zwangs-WG an, in der sie Pech hatte und deswegen jetzt mit jemandem zusammenwohnt, den sie nicht mag. Passiert, kenne ich auch. Darum geht es hier aber nicht: Mara zieht in ein Haus ein, das sie zusammen mit Liam geerbt hat. Liam lebt dort aber schon seit einer halben Ewigkeit, das ist sein Zuhause und plötzlich steht Mara vor seiner Tür und stellt ihn vor vollendete Tatsachen: Sie hat kein Geld, also wird sie jetzt bei ihm einziehen. Dass Liam sofort versucht, sie mit lächerlich viel Geld auszukaufen und sie damit also nicht ganz so pleite ist, wie sie tut, ignorieren wir an dieser Stelle einfach mal. Ich konnte Liams Frust also nachvollziehen. Ich wäre auch nicht begeistert, wenn vor meiner Tür plötzlich ein völlig fremder Mensch stehen würde und bei mir einzieht. Mara sieht sich aber als Opfer und Liam als schlechten Menschen, was sie ihn auch deutlich spüren lässt. Sie zeigt keine Empathie für seine Situation und macht ihn stattdessen zum Antagonisten ihrer Geschichte. Ganz ehrlich: Ich hatte Mitleid mit Liam. In seiner Haut möchte ich nicht stecken.

Mara war mir über weite Teile des Romans unsympathisch. Wie oben schon erwähnt, tritt sie Liam ohne jede Empathie gegenüber und fühlt sich in ihrer Opferrolle sehr wohl. Hinzu kommt, dass sie schon so um die 30 sein muss, immerhin hat sie bereits einen Doktortitel. Ihr Benehmen passt aber eher zu einer Jugendlichen mitten in der Pubertät. Von "vernünftig", wie sie im Klappentext beschrieben wird, kann da keine Rede sein. Und dass sie Liam als Klimazerstörungs-Lobbyist beschreibt, halte ich für scheinheilig. Sie hält sich für eine Klimaaktivistin, aber in ihrem Handeln merkt man nichts davon, außer dass sie manchmal ein T-Shirt zum Thema trägt. Aber das reicht meiner Meinung nach nicht. Sie lässt sich Essen liefern, dreht den Thermostat bei jeder Gelegenheit voll auf und das nur um Liam zu ärgern, verzichtet nicht auf tierische Produkte, nichts. Man merkt ihr ihre Überzeugungen nicht an, es spielt nur dann eine Rolle, wenn sie andere Menschen und vor allem Liam schlechtmachen will. Und außer ihrem "Umweltaktivismus" und ihrem Hass gegenüber Liam hat Mara nicht wirklich viele andere Charaktereigenschaften. Sie hat keine Tiefe, sondern wirkte auf mich eindimensional.

Ich war außerdem empört darüber, hier in diesem Roman mehrfach Product Placements finden zu müssen. Sowas geht einfach nicht, nie. Ich habe mich sehr geärgert darüber, dass hier zum Beispiel konkrete und real existierende Shampoomarken genannt werden, ohne dass das irgendwas zum Inhalt des Romans beiträgt.

[Spoiler]
Unangenehm zu lesen war meiner Meinung nach auch die Sexszene dieses Buchs. Die meisten von euch kennen meinen Buchgeschmack und wissen, dass ich mich normalerweise nicht über sowas beschwere. Hier aber leider schon, denn diese Szene war mir einfach unangenehm. Mara macht im Laufe des Buches mehrfach klar, dass sie nicht wirklich Interesse an Sex und Dating hat. Voll in Ordnung, ich bin auch für Protagonist:innen auf dem Spektrum der Asexualität oder der Aromantik offen. Und auch Liam scheint Teil dieses Spektrums zu sein, was er während dieser Szene auch deutlich macht. Beide scheinen also nicht viel Interesse an Sex zu haben oder, in Liams Fall, Sex nicht wirklich zu mögen. Deswegen wäre mir hier ehrlicherweise auch ein klärendes Gespräch lieber gewesen, vielleicht auch gemeinsames Kuscheln oder ein Kuss, falls die Figuren dafür mehr Begeisterung aufbringen können. Doch keiner der beiden Protagonisten scheint glücklich über den Sex zu sein, was bei mir die Frage aufwirft, warum diese Szene überhaupt eingebaut wurde.

Mein Fazit? Schade, aber dieses Buch war für mich sehr enttäuschend.

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