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Donnerstag, 27. April 2023

Die Royals, ihr Bodyguard und ich [Hörbuch/Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dadurch, dass scheinbar alle Menschen während der Lockdowns vergessen haben, dass auch andere Krankheiten ansteckend sind, habe ich vor zwei Wochen meine vierte oder fünfte Erkältung seit November durchgemacht. Es ist wirklich unglaublich, wie krank manche Menschen noch in den Bus oder in den Zug einsteigen und das ohne sich eine verdammte Maske aufzusetzen. Teils sieht man ja schon an den Augen, dass diese Leute Fieber haben. Und andere (wie ich) dürfen darunter leiden.

Auf jeden Fall brauchte ich während meiner Zeit im Bett ein neues Hörbuch, das mein Hirn voll Watte nicht überfordern würde. Irgendeine leichte Lektüre, die spannend ist, aber nicht zu aufregend. "Die Royals, ihr Bodyguard und ich" hörte sich nach genau dem Niveau an, das zu diesem Zeitpunkt passte. Also hab ich es mir ausgeliehen und es dann innerhalb von zwei Tagen durchgehört.

Es geht hier um die Grundschullehrerin Piper, die auf einer kleinen Insel lebt und arbeitet und dort ihre Mutter pflegt. Und ihr Leben dort ist friedlich, wenn auch manchmal ein bisschen langweilig. Doch damit ist jetzt Schluss, denn plötzlich ziehen die britischen Royals auf dem Nachbargrundstück ein und mit ihnen der immer grantige Bodyguard Harrison Cole, der Piper sofort als potentielle Bedrohung einzustufen scheint. Was Piper ja egal wäre, wenn Harrison nicht gleichzeitig so unglaublich gutaussehend wäre...

Ganz ehrlich: Wäre ich während der Lektüre gesund gewesen, hätte ich dieses Buch wahrscheinlich nicht zu Ende gehört. Der Roman ist voller Klischees. Piper hat eine sonnige Persönlichkeit, ist super chaotisch, aber kümmert sich gleichzeitig liebend gern um all ihre Mitmenschen. Harrison ist immer schlecht drauf und hat eine düstere Vergangenheit, wegen der er es nie zulassen würde, seinen Job nur halbherzig zu erledigen. Jedes Figurenklischee, das ihr euch vorstellen könnt, wird hier erfüllt. Und sobald ich langsam wieder auf dem Weg der Besserung war, wurde mir das auch sehr, sehr schnell bewusst. Aber so lange ich krank war, war diese Lektüre genau das, was ich gebraucht habe. Eine einfach verständliche Handlung mit einfachen Figuren und Figurenkonstellationen, die ich schon oft gesehen habe und über die ich nicht weiter nachdenken musste. Mixe dazu noch ein paar Witze und lustige Sprüche und schon ergibt sich die perfekte Krankenlektüre. Deswegen werde ich hier auch nicht viel kritisieren, denn dieses Buch hat mich zu einem Zeitpunkt gefunden, an dem wir gut zusammengepasst haben. Es wegen Dingen zu kritisieren, die mich zu diesem Zeitpunkt nicht gestört haben, auch wenn sie es normalerweise tun würden, käme mir scheinheilig vor, denn das Buch hat seinen Zweck erfüllt und mich von meiner Erkältung abgelenkt.

Mein Fazit? Leichte Unterhaltung, die mich zu genau dem richtigen Zeitpunkt gefunden hat.

Montag, 24. April 2023

Leipziger Buchmesse 2023

Hallo ihr Lieben!

Ich bin super aufgeregt, denn dieses Wochenende geht es für mich nach Leipzig, zur Buchmesse. Wie ihr wisst, war ich bereits zweimal in Frankfurt, nach Leipzig hab ich es bisher aber noch nie geschafft. Diese Buchmesse ist also Neuland für mich, mir wurde aber bereits gesagt, dass Leipzig familiärer sein soll und fast noch schöner ist als Frankfurt. Also bin ich auf jeden Fall schon jetzt gespannt darauf, was mich so erwartet.

Begleiten darf mich diesmal eine ganze Handvoll Leute: eine Teilgruppe meines berühmt berüchtigten Buchclubs. Insgesamt werden wir zu siebt sein und Ja, es war eine Herkulesaufgabe für uns eine halbwegs leistbare Unterkunft zu finden. Aber wir haben es irgendwie geschafft und hoffen einfach mal, dass das Hostel, das wir gebucht haben, annehmbar ist.

Natürlich habe ich auch schon erste Pläne gemacht, was ich alles sehen möchte. Ihr werdet mich auf jeden Fall bei den Lesungen von Meike Werkmeister und Maren Vivien Haase treffen und ich habe auch die Chance, die beiden persönlich kennen zu lernen - was super aufregend ist! Außerhalb dieser Termine werde ich mich wahrscheinlich einfach treiben lassen und versuchen, nicht all meine Ersparnisse für Bücher auszugeben. Wie erfolgreich ich sein werde, weiß ich nicht. Immerhin gehören meine Buchclubmenschen nicht unbedingt zu der Art von Menschen, die mich davon abhalten würden, Bücher zu kaufen.

Wie sieht es denn bei euch aus? Werdet ihr die Leipziger Buchmesse besuchen? Wenn ja: Welche Events wollt ihr auf keinen Fall verpassen? 

Lasst es mich gerne wissen. Ich bin gespannt, ob ich den ein oder anderen von euch vor Ort sehen werde!

Alles Liebe,

Mira

Freitag, 21. April 2023

Was man von hier aus sehen kann [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Vor ein paar Monaten habe ich den Filmtrailer zu "Was man von hier aus sehen kann" im Fernsehen gesehen und mir war sofort klar, dass ich diesen Film früher oder später ansehen möchte. Dann erfuhr ich aber, dass es ein Buch dazu gibt und naja. Wenn ich das weiß, kann ich nicht einfach ins Kino gehen. Dann muss ich das Buch davor lesen, damit mein Kopf die Chance bekommt, sich selbst Bilder auszudenken. Der einzige Nachteil daran? Jetzt weiß ich nicht, ob ich mir diesen Film überhaupt ansehen kann oder ob ich für so viele Tränen einfach nicht bereit bin.

Wisst ihr, ich war wirklich überrascht, wie traurig dieses Buch an vielen Stellen war. Im Trailer des Films wirkte die Geschichte eher wie Klamauk, wenn auch mit recht düsterem Humor. An vielen Stellen hatte ich Tränen in den Augen. Ein ganz bestimmtes Kapitel hat mich so aufgewühlt, dass ich es mir viermal anhören musste, um wirklich zu verstehen, was da gerade passiert ist. Wenn ihr also nur eine leichte Lektüre sucht, dann ist dieses Buch nicht das richtige für euch. Wenn ihr euch nicht mit dem Tod beschäftigen möchtet, dann haltet euch von diesem Buch fern. Wenn euch das nichts ausmacht: Go for it! Werft davor unbedingt einen Blick auf die Triggerwarnungen, aber lest es, denn es ist wirklich gut.

Dieses Buch wird aus der Perspektive von Luise erzählt, die zu Beginn des Buches ein kleines Mädchen ist und am Ende der Geschichte 30 Jahre alt. Ihre Großmutter, Selma, kann den Tod vorhersehen. Wann auch immer sie von einem Okapi träumt, stirbt im Laufe des nächsten Tages jemand im Dorf. Der erste Teil des Buches handelt von einem solchen Tag. Der zweite Teil erzählt von den Konsequenzen, die dieser Tag für Luise auch über ein Jahrzehnt später noch hat.

Dieses Hörbuch hat mich so sehr gefesselt, dass ich es an einem Tag durchgehört habe. Es lief dauernd. Im Bus, während ich gekocht habe, während ich aufgeräumt habe, in der Waschküche des Studentenheims und während ich meine Einkäufe erledigt habe. Eine Pause habe ich nicht wirklich gemacht, außer ich war dazu gezwungen, zum Beispiel weil ich an diesem Tag auch eine Zwischenprüfung schreiben musste und eine Bekannte im Bus traf. Wisst ihr, wie selten das passiert, dass mich ein Buch so fesselt, dass ich meine Kopfhörer einfach gar nicht mehr absetzen kann? Nur sehr selten, so viel steht fest! Ich habe es verschlungen.

Mein Fazit? Ich habe dieses Buch geliebt und freue mich darauf, in den nächsten Wochen diesen Roman allen Menschen um mich herum zu jedem Anlass zu empfehlen.

Dienstag, 18. April 2023

Hier gibt's nix zu sehen

 

Quelle: Verlag

Bei diesem Buch hatte ich keine Ahnung, was ich erwarten sollte. Alles, was ich darüber wusste, ist, dass ich gemixte Reaktionen darauf gesehen habe und dass es den silbernen "Selection"-Sticker auf dem Cover hat, nach dem ich in der Zwischenzeit bewusst Ausschau halte. Bücher mit diesem Sticker sind nie einfach, nie eine leichte Lektüre, aber immer spannend und was ganz Besonderes und oft sogar Lesehighlights.

Dieses Buch handelt von Lillian, die durch ein Stipendium die Möglichkeit hatte, eine Privatschule zu besuchen, aber nach einem Skandal von dieser verwiesen wurde. Deswegen musste sie wieder zurück zu ihrer Mutter, die sich nicht wirklich für sie interessiert, in Armut lebt und sich ständig auf neue, ungesunde Beziehungen einlässt. Von Madison, ihrer besten Freundin an der Schule, hört sich kaum mehr etwas. Bis sie erwachsen sind und Madison mal wieder Lillians Hilfe braucht: Madison hat einen reichen Politiker geheiratet und dieser Politiker hat Kinder aus einer vorherigen Ehe, die nach dem Tod ihrer Mutter nun zu ihnen ziehen sollen. Ablehnen können sie nicht wirklich, das würde gegen das politische Programm des Politikers verstoßen. Zusagen wollen sie aber auch nicht, denn die Zwillinge haben die Gewohnheit, immer wieder einfach in Flammen aufzugehen, und wenn das herauskommt, wäre das ebenfalls ein Skandal. Deswegen möchte Madison, dass Lillian sich um die Kinder kümmert, natürlich gegen Bezahlung. Und weil Lillian bei so viel Geld nicht "Nein" sagen kann und Madison sowieso nie einen Wunsch abschlagen konnte, stimmt sie zu und hat deswegen plötzlich zwei brennende Kinder am Hals.

Wie gesagt: Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte. Wird das hier lustig? Traurig? Locker-flockig oder ernst? Ich hatte keine Ahnung und bin überrascht, dass ich diese Frage auch jetzt nicht beantworten kann. Während dem Lesen erlebte ich so viele Gefühle auf einmal: Manche Stellen brachten mich zum Schmunzeln, manche schockierten mich, bei manchen musste ich heimlich Tränen aus den Augen wischen, denn da saß ich gerade im Zug nach Italien, der sehr voll war und vor so vielen Menschen wollte ich wirklich nicht weinen. Die Geschichte hat mich tief berührt und so aufgewühlt, dass ich zwischendurch mal einen Monat lang nicht weiterlesen konnte. Zwischen den Zeilen steht hier einfach so vieles, das mich zum Nachdenken dachte und mich auch jetzt noch nicht wieder loslässt. Die Geschichte war verstörend und gleichzeitig so unglaublich fesselnd. Es geht um Traumata und Wege, damit umzugehen, lieblose Eltern-Kind-Beziehungen in verschiedensten Varianten, unerwiderte Liebe und ungesunde Freundschaften, Einsamkeit, Klassismus und um so, so viele andere Dinge. Definitiv keine einfache Lektüre, aber wenn ihr mit diesen Themen umgehen könnt, dann kann ich euch dieses Buch nur ans Herz legen.

Mein Fazit? Ich fand es großartig und habe diese Lektüre genossen. Dieses Buch hat so viele unterschiedliche Ebenen, hat mich zum Nachdenken gebracht und sehr viele Gefühle in mir ausgelöst.

Samstag, 15. April 2023

Do not eat. Wie ein T-Shirt mich vor Aliens bewahrte [Kurzrezension]

Quelle: Verlag
 

Dieses Buch hab ich mir für meinen Osterurlaub in Italien ausgeliehen, weil ich trotz meiner Ferien an meinem Exposé für meine Masterarbeit schreiben musste und daneben auf gar keinen Fall Lust auf eine zu ernste Lektüre hatte. Sowohl das Cover als auch der Titel und der Klappentext versprachen mir Klamauk, viele Lacher und einen satirischen Ausflug in eines meiner Lieblingsfilmgenres. Hab ich nichts dagegen einzuwenden - immerhin war es während meiner Schulzeit, als noch nicht feststand, ob ich Autorin oder Astrophysikerin werden will, eines meiner Lieblingshobbys, mich über die fehlerhafte Physik in verschiedenen Science-Fiction-Filmen lustig zu machen. Am liebsten gemeinsam mit meinem Vater, mit dem ich eh bald wieder mal einen Filmeabend machen muss.

Und dieser Roman beginnt sehr vielversprechend: Clint und Derek begegnen während einer Wanderung zwei kleinen Mädchen, die unbeaufsichtigt durch den Wald spazieren. Dass mit diesen zwei etwas nicht stimmt, wird ihnen klar, als sich eines der Mädchen auf Derek stürzt und ihn verschlingt. Clint ist aber Physiker, deswegen darf er am Leben bleiben und wird von den Aliens entführt. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern soll er verschiedene Berechnungen anstellen - doch allen der Anwesenden ist klar, dass sie ihr "Do Not Eat"-T-Shirt und damit auch ihre scheinbare Sicherheit an Board verlieren werden, sobald die Berechnungen abgeschlossen sind. Also müssen sie kämpfen.

Den Beginn der Geschichte fand ich stark. Viele Stellen brachten mich zum Schmunzeln, zum Beispiel wenn die Aliens eine Sondenuntersuchung durchführen, da sie Clints "Erwartungen an eine Alienentführung" nicht enttäuschen möchten. Doch kurz danach endete meiner Meinung nach bereits die humoristische Umsetzung. Der Rest des Buches war für mich nicht irgendwie besonders lustig oder unterhaltsam. Nicht lustiger als ein ganz normaler, nicht satirisch gemeinter Sci-Fi-Film. Irgendwann ist der einzige Unterschied die Menge der Kleidung, die die Hauptfiguren tragen, denn außer der Nacktheit der Figuren und der Form des Raumschiffs, die dem männlichen Geschlechtsorgan auffallend zu ähneln scheint, kann ich irgendwann einfach nichts mehr erkennen, das eventuell humoristisch gemeint sein könnte. Das fand ich vor allem deswegen schade, da ich eben ein Buch mit viel Witz und Humor erwartet hätte - vor allem mit Humor, der über Penisse und Nacktheit hinausgeht. Ich wollte lachen und vielleicht sogar während dem Lachen zum Nachdenken gebracht werden, während ich mir gemütlich den ersten Sonnenbrand des Jahres hole, nicht eine ganz normale Sci-Fi-Story mit viel zu viel Gewalt lesen, wie ich sie schon zur Genüge kenne.

Mein Fazit? Leider gar nicht das, was ich erwartet habe. Schade, denn der Beginn des Romans war sehr stark.

Mittwoch, 12. April 2023

Kaputte Wörter? Vom Umgang mit heikler Sprache [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ich arbeite mit Sprache in ihren verschiedensten Formen. Einerseits natürlich als Leserin und Bloggerin, andererseits als Autorin, wenn ich an meinen Kurzgeschichten oder meinem Romanprojekt schreibe, als Studentin und als Korrekturleserin. Gerade in letzterer Rolle muss ich mit Fingerspitzengefühl vorgehen und manchmal auch schwere Entscheidungen treffen. Und deswegen halte ich es für wichtig, mich regelmäßig mit Büchern wie diesem fortzubilden, um gerade bei diesen schweren Entscheidungen eine treffen zu können, die ich gut begründen kann.

In "Kaputte Wörter" werden 80 Wörter analysiert, die auf irgendeine Art problematisch sind. Bei manchen müssen wir meiner Meinung nach gar nicht über deren Problematik diskutieren. Niemand sollte das N-Wort oder das Z-Wort je in den Mund nehmen, außer man ist Teil der jeweiligen Gruppe und nutzt diese Worte zur Selbstbezeichnung. Über andere Worte in diesem Buch wird aktuell gerne diskutiert: Schwarzfahrer zum Beispiel, oder Weihnachtsmarkt oder auch die Sprachpolizei, die scheinbar allen Menschen den Mund verbietet und das Gendern vorschreibt, wenn einem meiner Onkel glauben darf. Wieder andere Wörter hätte man meiner Meinung nach nicht in diesem Buch behandeln müssen. Worte wie "Milch" oder "Völkerball" wirkten auf mich wie Platzfüller, die es nicht gebraucht hätte, damit ein abgerundetes Sachbuch entsteht.

An diesem Buch mag ich die Tatsache, dass es über weite Teile ein schönes Nachschlagewerk ist. Wir erfahren hier, wie sich das Wort entwickelt und welchen Wortstamm es hat. Der Autor erklärt, seit wann die Worte in Gebrauch sind und in welchen Kontexten sie wie verwendet werden. Außerdem wird erklärt, was denn eigentlich kritisiert wird, wenn über das jeweilige Wort diskutiert wird. Natürlich kann in einem Nachschlagewerk nicht in die Tiefe gegangen werden, aber ich glaube, dass das auch nicht unbedingt notwendig ist. Die Erklärungen bieten meiner Meinung nach einen guten Ausgangspunkt für eigene Recherchen.

Gestört hat mich, dass der Autor es leider nicht geschafft hat, den objektiven Stil, den ich in einem Sachbuch erwarten würde, aufrecht zu erhalten. Der Autor kommentiert leider jedes der Worte mit seiner eigenen Einschätzung. Das hätte man gut machen können, wenn die Bewertung aufgrund der Punkte geschehen wäre, die zuvor beschrieben wurden. Hier geschah das aber leider anhand der persönlichen Vorlieben und Erfahrungen des Autoren. Der dabei verwendete Ton war meiner Meinung nach unpassend: Teils wirkt der Stil herablassend, teils fast schon spöttisch. Bei anderen ist die Einschätzung dafür nichtssagend, was bei mir die Frage aufwarf, warum der Autor diese Einschätzungen überhaupt für notwendig gehalten hat. Mich hat leider keiner der Kommentare weitergebracht. Irgendwann hab ich die einfach übersprungen.

Kritisieren muss ich außerdem, dass nicht an jeder Stelle ordentlich mit Quellen gearbeitet wurde. Klar, das ist vielleicht Geschmackssache, aber meiner Meinung nach haben eigene Erfahrungen in einem Sachtext nichts zu suchen. Sie können eventuell als illustrierendes Beispiel auftauchen, aber sie sind keine gute Quelle. Zwar gab es hier Gott sei Dank über große Teile des Texts Quellen, die zitiert wurden und die dann am Ende des Buchs aufgelistet wurden, aber an manchen Stellen bezieht sich der Autor leider doch auf seine persönliche Erfahrung. Das halte ich für nicht angemessen, gerade bei einem so sensiblen Thema, wie es hier behandelt wird.

Mein Fazit? Ich habe die Lektüre mit großen Erwartungen begonnen. Leider war dieses Sachbuch für mich aber eine Enttäuschung.

Sonntag, 9. April 2023

Muss ich das gelesen haben? Was in unseren Bücherregalen und auf Literaturlisten steht - und wie wir das jetzt ändern

 Autorin: Theresa Reichl
Erschienen am 27.03.2023
Im Haymon Verlag
ISBN: 9783709981764
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag
Klappentext:
"Wie das Patriarchat über „wichtige“ Literatur entscheidet, unsere Weltsicht prägt – und warum wir jetzt etwas dagegen tun müssen
Beginnen wir mit einer beliebten Unwahrheit: Jugendliche wollen nicht mehr lesen. Absoluter Quatsch, sagt Autorin Teresa Reichl. Vielmehr ist es so: Wir müssen endlich mit den verstaubten Kanon-Listen und den ewig gleichen Autoren (!) aufräumen. Tun wir das nicht, gefährden wir die Zukunft des Lesens. Denn: Wie kann es sein, dass nur eine Perspektive zum Klassiker taugt? Wie sollen wir uns für Bücher begeistern, wenn Geschichten wieder und wieder und wieder aus einer ähnlichen Sicht erzählt werden? Wenn nur bestimmte Autoren (weiß, männlich, heterosexuell …) als große Literaten gefeiert werden? Am besten haben wir keine Meinung zu Klassikern, die von der allgemeinen abweicht, und falls doch, sind wir vielleicht einfach nicht „intelligent“ genug oder wir haben diese „hohe Kunst“ einfach nicht verstanden. Woher das alles kommt? Welcome to patriarchy! Ja, das Patriarchat hat überall Einfluss – auch auf das, was und wie wir lesen. Es ist deshalb Zeit für den nächsten logischen feministischen Schritt: Die Literatur und ihre Geschichte werden umgeschrieben. Werden divers. Werden endlich korrigiert.
Bam! Grundlagen, Alternativ-Kanon und geballtes Wissen: in verständlich und für alle!
Eine neue Sicht auf Literatur ist möglich und notwendig. Das beweist Teresa Reichl, indem sie Basics zur Literaturgeschichte klärt, die bestehende Riege der Klassiker gründlich prüft und einen ausgewachsenen Alternativ-Kanon entwirft. Wofür? Um zu zeigen, dass es Bücher (ja, auch alte!) von Autor*innen gibt, von denen immer behauptet wird, sie hätten nichts geschrieben. Um endlich neue Stimmen erzählen zu lassen. Die Autorin macht deutlich, dass es eine Offenheit braucht, die neue Bücher im literarischen Kanon zulässt. Um Blickwinkel zugänglich zu machen, mit denen sich Jugendliche, aber auch Erwachsene identifizieren können. Das hier ist der Anfang einer Literaturrevolte. Wie sie aussehen könnte? Steht in diesem lehrreichen, wütenden und zugleich witzigen Buch."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Wie ihr alle wisst, rezensiere ich auf meinem Blog immer wieder auch Klassiker. Für mich war das eine Trotzreaktion auf die Tatsache, dass viele Menschen Klassiker als unantastbar betrachten und auf eine Art Podest stellen. Leute, es sind nur Bücher. Ja, das sind Texte, denen wir als Gesellschaft einen besonderen Wert zuschreiben, aber trotzdem nur Texte. Wenn wir die auf ein Podest stellen, sie unantastbar machen und jede Kritik daran verbieten, steigt die Angst vor diesen Büchern. Wenn man die um jeden Preis mögen muss, weil sonst die eigene Intelligenz infrage gestellt wird, können Klassiker nur negativ wahrgenommen werden. Da lässt man dann lieber die Finger davon. Das war lustigerweise auch bei mir lange der Fall. Würde man wohl nicht glauben, dadurch, dass ich Literaturwissenschaft studiere, oder? Erst als ich mir erlaubt habe, Klassiker zu kritisieren, darüber zu schimpfen, zu lachen und sie als normale Bücher zu betrachten, haben sie angefangen, mir Spaß zu machen. Und auch die Frage "Muss ich das gelesen haben?" kann ich seitdem einfacher beantworten: Nein, du musst nichts gelesen haben. Außer du willst es lesen.

In diesem Sachbuch betrachtet Teresa Reichl Klassiker auf verschiedenen Perspektiven. Sie erklärt Fachbegriffe (Was ist eigentlich Literatur?), erklärt, wie ein Kanon entsteht und warum der aktuelle Kanon doch problematisch ist und kritisiert werden muss und macht Vorschläge, durch welche Bücher der aktuelle Kanon ergänzt werden könnte, um ihn diverser zu machen.

Besonders an diesem Buch ist vor allem sein Schreibstil. Dieses Buch richtet sich an Jugendliche und das merkt man auch. Die Autorin verwendet hier Slang, Dialekt, zitiert TikTok-Videos und Memes. Ich gehöre nicht mehr zur Zielgruppe und das habe ich auch deutlich gemerkt. Gerade zu Beginn hatte ich mit diesem Stil Probleme, gerade jüngeren Leser:innen könnte das aber gefallen. Mir selbst waren da zu viele Füllwörter, mit vielen der Fußnoten konnte ich nichts anfangen und die vielen Seitenhiebe gegenüber Thomas Mann hielt ich irgendwann für übertrieben. 
Auch gefallen könnte jüngeren Menschen Reichls Definition von Literatur, die um einiges weiter gefasst ist als meine eigene. So können für Reichl auch TikTok-Videos Literatur sein - eine Einstellung, die ich nicht wirklich teilen kann. Allerdings bin ich auf dieser App auch nicht wirklich aktiv und sehe nur Videos, die mir weitergeleitet werden. Wer weiß also schon, ob sich da nicht auch Hochwertigeres rumtreibt.

Mein Fazit? Mich würde es interessieren, wie dieses Buch bei der tatsächlichen Zielgruppe ankommt. Da gehöre ich nicht mehr ganz dazu. Ich mochte einige Aspekte dieses Buchs, mit anderen hatte ich meine Probleme.

Donnerstag, 6. April 2023

Bin ich schon depressiv oder ist das noch das Leben? [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ganz ehrlich: Es ist schon länger her, dass ich dieses Buch angehört habe. Das war vor ungefähr einem Jahr. Danach habe ich erstmal einige Zeit gebraucht, um das zu verdauen. Und dann war schon so viel Zeit vergangen, dass ich bereits andere Bücher gelesen hatte, deren Rezension sich irgendwie dringender anfühlte.

Auf dieses Buch bin ich vor allem durch den Titel aufmerksam geworden, den ich für einfach gigantisch halte. Und da ich zu diesem Zeitpunkt sowieso gerade ein neues Hörbuch für meine Spaziergänge brauchte, hab ich es mir einfach schnell ausgeliehen und runtergeladen und dann auch schon losgehört.

In diesem Buch geht es um Till Rather, den Autoren dieses Buchs. Er hatte in seinem Leben immer wieder mit sehr dunklen Abschnitten zu kämpfen, in denen er erschöpft war, traurig und gereizt. Wahrscheinlich waren das depressive Episoden, das weiß er heute, denn inzwischen hat er die entsprechende Diagnose bekommen. Doch vor und auch nach der Diagnose, war es für ihn oft schwer, seine Krankheit zu akzeptieren. Kein Wunder, denn "Jetzt reiß dich doch mal zusammen!" oder "Denk doch einfach positiv!" sind leider auch in der Gegenwart immer noch beliebte Ratschläge, die sich Personen mit psychischen Erkrankungen von ihrer Umwelt anhören müssen. Ich glaube nicht, dass diese "Tipps" irgendwem schonmal geholfen haben, aber leider ist dieses Update noch nicht bei allen angekommen.

Dieses Buch empfand ich als sehr berührend. Der Autor gewährt uns hier tiefe Einblicke in sein Leben und seine Krankheit. Der Text ist so intim, dass es an vielen Stellen fast schon schmerzhaft ist, ihn zu lesen oder (in meinem Fall) zu hören. Trotzdem kann ich euch dieses Buch empfehlen, denn es hat mir sehr dabei geholfen, mehr Verständnis für psychisch kranke Freund:innen zu entwickeln. Es ist nicht immer einfach so möglich die Gedankengänge und Handlungen von einem Menschen mit einer Krankheit wie Depressionen nachzuvollziehen, wenn man nicht selbst davon betroffen ist. Durch dieses Buch hatte ich die Möglichkeit, mich mal intensiv mit der Innensicht zu beschäftigen. Das war nicht unbedingt angenehm, aber ich habe vieles gelernt.

Wie ihr euch aber denken könnte, ist dieses Buch sicher nicht für alle Personen geeignet, die diesen Blog besuchen. Bevor ihr euch also dieses Buch holt, solltet ihr online auf einer Seite wie Storygraph auf jeden Fall auch die Triggerwarnungen checken. Euer Wohlbefinden hat Vorrang und gerade Bücher wie dieses hier, sind nicht immer die einfachste Lektüre.

Montag, 3. April 2023

Highly Suspicious and Unfairly Cute [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Als Talia Hibbert (die Königin der Liebesromane, meiner Meinung nach) auf ihrem Instagram-Account ihr erstes Jugendbuch ankündigte, war mir sofort klar, dass ich das lesen muss. Mir egal, dass ich kein besonders großer Fan der meisten Jugendbücher mehr bin (irgendwann bin ich da rausgewachsen), für Talia Hibbert musste ich einfach eine Ausnahme machen. Auch wenn ich etwas Angst hatte, dass dieses Buch vielleicht nicht mein Lieblingsbuch der Autorin werden würde.

Es geht hier um Celine und Bradley, die jahrelang beste Freunde waren - bis Bradley Celine durch seine neuen, beliebteren Freunde ersetzt hat. Zumindest sieht das Celine so, die sich seitdem auf Social Media einen Namen gemacht hat, indem sie dort über Verschwörungstheorien spricht. Bradley wiederum verbringt seine Tage mit Sport und damit, zu lernen, wie er mit seinen Zwangsstörungen leben kann, ohne durchzudrehen. 

Die beiden haben nichts mehr miteinander zu tun - bis auf ein einziges Schulfach, indem sie streiten und sich gegenseitig anzicken. Doch als sich Celine zu einem hochdotierten Förderprogramm anmeldet, muss sie feststellen, dass Bradley wohl die gleiche Idee hatte. Und jetzt müssen die beiden zusammenarbeiten und Survivalaufgaben erfüllen. Uff. Das kann nicht gut gehen, oder?

Ich hatte sehr viel Spaß mit diesem Roman - mehr als ich erwartet hätte. Celine und Bradley habe ich beide schnell ins Herz geschlossen und überraschenderweise konnte ich beide Seiten dieses Konflikts zumindest nachvollziehen, was bei einer solche Ausgangssituation nicht immer passiert. Ich hatte Spaß mit dem Setting und mit den Dialogen möchte ich gar nicht erst anfangen. Die waren einfach göttlich. Sie waren berührend, witzig, regten mich zum Nachdenken an und wühlten mich tief auf. Ich habe mir Dutzende Stellen angestrichen. Manche davon werde ich hier noch hochladen, einige sind schon online gelandet.

Mein Fazit? Lest dieses Buch. Ich habe es geliebt und bin mir sicher, dass es auch euch gefallen wird!