Seiten

Sonntag, 18. Februar 2024

Ein Schloss aus Silber und Scherben [Hörbuch/Abgebrochen]

 Autorin: Arianne L. Silbers
Erschiene am 5.2.2024
Im Saga Egmont Verlag
ISBN: 9788727098159 
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Glitzernd, glamourös und absolut grausam – willkommen im Schloss der tausend Spiegel!
Zum Wohle ihres verarmten Königreichs würde die junge Prinzessin Maren alles tun, dessen ist sie sich ganz sicher. Bis sie in das berüchtigte Schloss aus Silber und Eis geschickt wird, um den viel zu reichen und viel zu attraktiven Lord Willjareth zu heiraten. Den einen Mann, den sie eigentlich niemals wiedersehen wollte – und den sie leider viel zu gut kennt. Doch um ihr sterbendes Land zu retten, bleibt Maren nichts anderes übrig, als in das Schloss ihrer Albträume zurückzukehren, wo tagsüber funkelnde Bälle gefeiert werden und nachts finstere Kreaturen durch die Korridore streifen, von denen eine an Maren ganz besonders interessiert zu sein scheint. Und während Maren vergeblich versucht, sich nicht noch einmal in den hinreißenden Lord zu verlieben, der ihr Leben ruiniert hat, verstrickt sie sich immer tiefer in einem feinen Netz aus Lügen und Intrigen, das sie bald weit mehr als nur ihren Kopf kosten könnte …"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich auf Instagram gefunden. Die Autorin hat fantastisch gute Werbevideos zu ihrem Buch gemacht, die sofort mein Interesse geweckt haben. Was mich vor allem am Buch gereizt hat? Enemies to Lovers natürlich! Und auch die Tatsache, dass Prinzessin Maren übergewichtig ist. Wisst ihr, wie viele Märchenprinzessinen es gibt, die übergewichtig sind? Schaut euch mal Disney an! Und danach alle Märchen. Und danach alle Fantasy-Bücher mit Prinzessinen. Ihr werdet da nicht viel finden - vor allem dann nicht, wenn es euch um die Protagonistinnen der jeweiligen Geschichten geht. Und dadurch, dass ich selbst schon mein Leben lang übergewichtig bin und schon als Kind und Jugendliche wusste, dass sich daran wahrscheinlich so schnell nichts ändern wird (nein, auch mit Sport und gesunder Ernährung nicht), weil das einfach mein Körper ist, hatte ich da schon damals einen guten Blick darauf. Heute weiß ich, dass mein Körper auch okay ist, wie er eben ist. Da ist nichts falsch daran, übergewichtig oder dick zu sein. Der Wert einer Person ist nicht an ihr Gewicht geknüpft. Als Jugendliche wusste ich das aber nicht. Da hatte ich sehr mit meinem Selbstwertgefühl zu kämpfen und mal eine Prinzessin zu sehen oder auch nur über eine zu lesen, die einen Körper hat, der dem meinen ähnelt, hätte mir viel bedeutet.

Ein Buch wie dieses hätte aber wohl alles nur viel schlimmer gemacht. Kleine Frage: Warum bewerbe ich ein Buch damit, dass die Protagonistin übergewichtig ist, und mache dann die Protagonistin in jedem Absatz wegen ihrem Gewicht nieder? Maren ist dick, sie hat eine Gehbehinderung und leidet an emotionalen Essattacken. Wenn sie unglücklich ist, isst sie. Eine Kombi, die es in Büchern nicht oft gibt und die hätte spannend sein können. Aber das war es leider nicht. Vor allem, weil Marens Selbstwahrnehmung nach einiger Zeit ermüdend wurde. Klar kann man in einem solchen Buch auch Selbstzweifel und vielleicht sogar Selbsthass darstellen, aber in diesem Hörbuch vergeht wirklich keine Minute, ohne, dass sich die Protagonistin als "fett" und "hässlich" beschreibt. Und in den 27 %, die ich angehört habe, habe ich auch keinerlei Entwicklung oder Veränderung wahrgenommen. Inzwischen habe ich bereits bei meinen Freund:innen verkündet, dass ich ein Trinkspiel zu diesem Hörbuch starten möchte, aber nicht kann, da ich sonst innerhalb einer halben Stunde eine Alkoholvergiftung hätte. Maren trägt unglaublich viel Selbstmitleid und Selbsthass mit sich herum und an dem Punkt, an dem ich abgebrochen habe, habe ich bemerkt, dass ich auch schon begonnen habe, Maren einfach zu verachten. Ja, sie mag dick sein. Ja, sie mag nicht konventionell schön sein. Aber muss man das in diesem Ausmaß darstellen? Ohne irgendwelche positiven Aspekte, ohne Stärken, ohne irgendeine Art von Ausgleich? Irgendeine Art von Stärke, die mir dabei helfen würde, zur Protagonistin zu halten und mit ihr mitzufiebern? Mir war dieser ganze Selbsthass einfach zu viel und ich habe es irgendwann nicht mehr ausgehalten. Und ich hoffe, dass sich Jugendliche, mit schlechtem Selbstbild, wie ich das vor zehn Jahren war, nicht dazu verleiten lassen, dieses Buch zu lesen. Denn ich glaube, dass mich diese Beschreibung der Innensicht der Protagonistin einfach zerstört hätte. Mobbing und Selbsthass habe ich schon in der echten Welt erlebt - warum sollte ich mir das in der fiktionalen Welt in diesem Ausmaß antun? Beides kann ja durchaus in Büchern vorkommen. Aber in dieser Menge? Puh! Hier passiert fast nichts, außer, dass sich die Protagonistin selbst hasst und dass andere sie niedermachen. Die restliche Handlung rückt ziemlich in den Hintergrund und nichts, was außerhalb von Marens Kopf passiert, scheint für die Geschichte irgendwie relevant zu sein.

Für problematisch halte ich auch die Auseinandersetzung mit Behinderung, wie sie zumindest zu Beginn des Buches erfolgt. Ob sich das später verbessern wird, kann ich natürlich nicht beurteilen - dafür habe ich nicht lang genug zugehört. Lord Willjareth nimmt Maren ihre Krücke weg - denn eine Behinderung ist "hässlich", damit "nicht akzeptabel" und scheinbar hat sich diese Behinderung nur entwickelt, weil Maren "zu faul" ist, um an sich zu arbeiten. Dass und warum das problematisch ist, muss ich euch wohl kaum erklären, oder? Wie gesagt: Vielleicht lernt der Lord später noch seine Lektion und damit auch, dass ein Mensch mit Behinderung nicht Schuld an dieser Behinderung hat, aber so wie er sich bisher gezeigt hat, habe ich keine große Hoffnung.

Endgültig verloren hat mich dieses Buch dann aber während der Hochzeitsnacht. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber: Wenn mir ein Typ sowas antut, dann ist es mir egal, wie arm mein Königreich ist. Ich bin weg. Und wenn es keine Möglichkeit gäbe, irgendwie wegzukommen, würde ich ihn nie lieben. Es gibt Dinge, die meiner Meinung nach nicht verzeihbar sind. In diesem Buch soll sich noch eine verdammte Liebesgeschichte entwickeln. Maren soll sich in diesen Kerl verlieben. Ich sehe keinen Weg, wie das glaubwürdig umgesetzt werden kann.

Mein Fazit? Ich bin definitiv nicht die richtige Leserin für dieses Hörbuch. Diese Geschichte hat mich belastet und nicht mehr losgelassen - und das meine ich ausnahmsweise nicht positiv. Warum sollte ich mir eine Geschichte antun, die mir nicht gut tut? Leider, aber das wahr nichts für mich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich immer darauf, mit euch zu diskutieren. Bitte achte aber darauf, höflich zu sein und niemanden zu beleidigen. Kommentare, die darauf abzielen, Streit zu provozieren, zu verletzen oder illegale Inhalte beinhalten, werden ohne Ausnahme gelöscht.