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Dienstag, 12. November 2024

Das Philosophenschiff

 Autor: Michael Köhlmeier
Erschienen am 29.1.2024
Im Hanser Verlag
ISBN: 9783446282377
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Mit diesem großen Werk schließt Michael Köhlmeier an seinen Bestseller „Zwei Herren am Strand“ an. Zu ihrem 100. Geburtstag lädt die Architektin Anouk Perleman-Jacob einen Schriftsteller ein und bittet ihn darum, ihr Leben als Roman zu erzählen. In Sankt Petersburg geboren, erlebt sie den bolschewistischen Terror. Zusammen mit anderen Intellektuellen wird sie als junges Mädchen mit ihrer Familie auf einem der sogenannten „Philosophenschiffe“ auf Lenins Befehl ins Exil deportiert. Nachdem das Schiff fünf Tage und Nächte lang auf dem Finnischen Meerbusen treibt, wird ein letzter Passagier an Bord gebracht und in die Verbannung geschickt: Es ist Lenin selbst."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Bitte erinnert mich daran, dass ich mich in Zukunft von Buchpreisen aller Art fernhalte, zumindest was mein privates Lesevergnügen angeht. Denn davon habe ich leider aktuell eher weniger. Und das finde ich super schade, denn eigentlich habe ich ein paar der Nominierten gerade deswegen angefragt: Weil sie für einen sehr wichtigen Buchpreis nominiert wurden und ich mal wieder Lust auf eine anspruchsvolle Lektüre hatte. Liebesromane sind zwar toll, aber ich brauche meine bunte Mischung, um zufrieden zu sein. Joa, in Zukunft verlasse ich mich bei der Suche nach anspruchsvollen Empfehlungen doch lieber auf mein Bauchgefühl.

Ich hatte große Hoffnungen für dieses Buch. Sehr große. Michael Köhlmeier ist eine große Nummer und auch ich habe schon Texte von ihm gelesen und genossen. Also war ich mir eigentlich sicher, dass dieses Buch hier kein großes Risiko sein wird. Ich war mir sicher, dass ich es mögen würde. Tja, falsch gedacht. Dieser Roman hat mich einfach nur gelangweilt. Die Zeit hätte ich besser verbringen können. Schade, aber von einem so wichtigen Autor und dem Deutschen Buchpreis hätte ich mehr erwartet. 

In diesem Buch passiert sehr viel, doch die beteiligten Figuren lässt das kalt. Es können die grausamsten Dinge passieren (teils wird sogar Folter beschrieben - oder sollte ich es Mord nennen? Bin mir nicht sicher, was hier der richtige Begriff ist!), doch der lockere Plauderton, der überall herrscht, wird beibehalten. Und dadurch, dass es den Figuren offensichtlich egal war, schaffte ich es auch nicht wirklich, mich für die Geschichte oder die Entwicklungen zu interessieren.

Im Zuge der Handlung kommt es zu einer Verschmelzung von Fiktion und Realität. Mir ist aber nicht ganz klar, was davon real und was erfunden war. Und dieses Buch macht zumindest mir nicht unbedingt Lust, groß Recherchearbeit zu leisten. Ich finde, hier wäre ein entsprechendes Nachwort eine gute Ergänzung gewesen.

Für problematisch halte ich hier auch die Darstellung Lenins als liebe und harmlose Großvater-Figur. Ich denke, wer ein Geschichtsbuch lesen kann, wird schnell sehen, dass Lenin für sehr viel Leid verantwortlich war. Das durch ihn mitgeschaffene Terrorregime wird hier sogar gezeigt und beschrieben - siehe oben, teils sogar mit ekelhaften Details. Und trotzdem freundet sich die zu diesem Zeitpunkt noch jugendliche Protagonistin mit Lenin höchstpersönlich an. Daher ist diese Darstellung für mich absolut unverständlich - und wirkte auf mich sehr befremdlich.

Mein Fazit? Leider gar nicht mein Fall.

Montag, 11. November 2024

Dunkle Künste und ein Daiquiri [Hörbuch/Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Uuuuund der Preis für das Beste Standdesign auf der Frankfurter Buchmesse geht an... diesen Verlag hier! Den Second Chances Verlag! Die haben nämlich eine Bar nachgebaut und ich gehe mal ganz stark davon aus, dass das die Gilde-Bar ist, in der Tori arbeitet. Gefragt habe ich nicht, aber dadurch, dass der Fokus der Aussteller doch eher stark auf diesem Buch lag (nochmal: meine objektive Wahrnehmung und Interpretation!), gehe ich mal ganz stark davon aus.

Diesen zweiten Teil habe ich sehnlichst erwartet - wohl wissend, dass zweite Bände immer ein bisschen schwächer sind als ihre Vorgänger. Das war auch hier so, aber das finde ich nicht tragisch. War immer noch gut.

Wir tauchen hier tief in Toris Hintergrundgeschichte und Psyche ein. Als sie erfährt, dass ein Mädchen von Zuhause weggelaufen ist und dann von einem gefürchteten Druiden namens "Der Geist" entführt wurde, handelt sie, ohne lange darüber nachzudenken. Immerhin erkennt sie sich selbst in dieser Geschichte wieder. Auch sie war als Kind eine Ausreißerin und hat leider nie die Hilfe bekommen, die sie gebraucht hätte. Das soll nicht noch einem anderen Mädchen passieren! Also beschließt sie, sich selbst als hilflose Jugendliche auszugeben und so den Druiden zu sich zu locken. Sie wird das Mädchen retten - und wenn sie bei dem Versuch draufgeht! Aber natürlich geht alles schief und Tori wird zur Gefangenen des Druiden. Aber ist wirklich alles so, wie es scheint? Kurze Antwort: Natürlich nicht. Und genau das mag ich an der Reihe.

Generell habe ich in diesem Band aber die drei Chaosmagier aus Teil 1 vermisst. Aber naja: Vielleicht darf ich ja im nächsten Buch wieder mehr Zeit mit ihnen verbringen.

Auch dieser zweite Band hat mir gut gefallen. Ich mag Tori und ihre Art sehr. Und ich mag auch die Sprecherin des Hörbuchs, Yesmin Meisheit, sehr, sehr gerne. Ich würde inzwischen sogar so weit gehen und sagen, dass das eine meiner Lieblingssprecherinnen ist.

Mein Fazit? Gelungene Fortsetzung.

Sonntag, 27. Oktober 2024

Die schönste Version

Autorin: Ruth-Maria Thomas
Erschienen am 16.7.2024
Im Rowohlt Verlag
ISBN: 9783644019799
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Die späten Nullerjahre, frühen 2010er Jahre in einer ostdeutschen Die schönste Version erzählt die Geschichte von Jella und Yannick, von der ersten großen Liebe, die alles richtig machen will. Bis es kippt. Wieder zurück in ihrem Kinderzimmer fragt Jella sich, wie es so weit kommen konnte. Sie schaut noch einmal genauer auf ihr Aufwachsen in der Lausitz. Kleinstadt und Kiesgruben, Gangsterrap und Glitzerlipgloss. Auf Freundinnen, die sie durch so vieles trugen. Und auf den Moment, in dem Yannicks Hände sich um ihren Hals schlossen.

Die schönste Version ist die Geschichte eines Erwachens, Erkennens, Anklagens, eine große Ruth-Maria Thomas schreibt über das Frauwerden, Frausein, von Körpern, Begierden und tiefen Abgründen. 

Mit stilistischer Brillanz, großer Leichtigkeit und Drastik erzählt Ruth-Maria Thomas in ihrem funkelnden Debütroman von den schönsten Dingen. Und den schrecklichsten."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Dieses Buch wurde für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert und wie alle anderen Nominierten ist ihre Leseprobe damit sofort auf meiner Prüfliste gelandet. Ich habe reingelesen, es für gut gefunden und das eBook angefragt. Und jetzt kommt die Rezension - und ja, ich weiß, dass der Preis inzwischen bereits verliehen wurde. Da ich aber sowieso nicht in der Jury sitze, macht das aber nichts, finde ich.

Dieses Buch macht mich sprachlos. Gewalt in der Familie kann wirklich jeden treffen und sieht immer unterschiedlich aus. Man hat bei dem Thema oft ein ziemlich genaues Bild vor Augen, aber die Realität ist kein Film. In der Realität erkennt man Gewalttäter nicht am Aussehen. Egal wie aber die Beziehung zwischen Täter und Opfer im echten Leben ist: Das Opfer hat nie Schuld. Egal, welche Gründe die Gewalt hat: Du verdienst Hilfe. Du verdienst eine Umgebung, in der du  sicher bist. In der du keine Angst vor Gewalt haben musst. Bitte such dir Hilfe. Es gibt Angebote online und offline, auch die Polizei ist ein Ansprechpartner.

Auch in diesem Buch geht es um Gewalt. Jella wurde von ihrem Freund gewürgt und flieht nach dem Vorfall zu ihrem Vater. Sie macht all das durch, was wohl viele Opfer durchmachen müssen. Sie erstattet Anzeige, zweifelt aber schon bald daran, ob das die richtige Entscheidung war. Durch die Attacke ihres Freundes hat sie körperliche, aber auch psychologische Folgen und sie hat Angst vor rechtlichen Konsequenzen, weil sie Yannik eine Pfeffermühle über den Kopf gezogen hat. Durch ihre Familie und ihre Freunde kommt es zu Gaslighting ("Das hat er doch sicher nicht so gemeint!"), es kommt zu Täter-Opfer-Umkehr ("Zu einem Streit gehören immer zwei dazu!"). Und auch sie selbst zweifelt bald an ihrer Wahrnehmung der Situation. Denn warum ist sie so lange geblieben, wenn ihr Leben mit Yannik so schrecklich gewesen sein soll? Und was ist mit den schönen Momenten ihres Lebens?
Parallel dazu folgt die Beschreibung, wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt hat - und an welchen Punkten sie vielleicht falsch abgebogen sind. Wer sich schon genauer mit Gewalt in der Beziehung beschäftigt hat, bemerkt schnell die ersten Warnsignale. Jella tut das nicht.

Besonders toll finde ich, wie Jella hier beschrieben wird. Denn sie ist nicht zerbrechlich und an einigen Stellen fast schon gemein. Ganz ehrlich? Manchmal fand ich sie unausstehlich. Und trotzdem wird hier ganz klar herausgearbeitet: Was Yannik getan hat, hätte er trotzdem nicht tun dürfen. Das finde ich gut, denn so kommen wir von diesem einen Narrativ der verletzlichen Frau als Opfer weg, die man sehr häufig in Medien zu diesem Thema findet.

Mein Fazit? Eine gute Geschichte. Ich kann die Nominierung nachvollziehen. 

Mittwoch, 16. Oktober 2024

Frankfurter Buchmesse 2024: Ich bin dabei!

 Hallöchen ihr Lieben!

Diesen Post schreibe ich mal wieder auf den allerletzten Drücker und natürlich auch nur, damit ich a) noch nicht damit beginnen muss, meinen Koffer zu packen und b) damit ich nicht meine Masterarbeit schreiben muss. Denn ja, die ist immer noch nicht abgegeben und ja, ich möchte auf den Zugfahrten der nächsten Tage endlich mal ordentlich was weiterbringen. Ihr erkennt mich also dieses Mal nicht nur am Namensschild, den kurzen braunen Haaren und dem hübschen grünen Blazer, sondern vor allem auch an den roten, übermüdeten Augen. Ups!

"Warum der Blazer?", fragt ihr euch jetzt wahrscheinlich. "Mira, eine Jogginghose reicht doch auch! Das ist eine Messe, kein Bewerbungsgespräch." Also erstens hatte ich bei meinem letzten Bewerbungsgespräch meinen schwarzen Blazer an, nicht den grünen. Und zweitens: Nein, diesmal reicht eine Jogginghose nicht. Denn wie ich euch im Februar bereits berichtet habe, arbeite ich jetzt für den besten Arbeitgeber aller Zeiten und bin deswegen hochoffiziell in meiner Funktion als Referentin für Leseförderung vor Ort. Ich darf am Freitag mit ein paar Verlegern quatschen, habe ein paar Unterlagen der Organisation dabei, für die ich arbeite und knipse hier und da ein paar Fotos. Am Freitagabend darf ich sogar die Vergabe des Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreises live vor Ort verfolgen. Ich bin super gespannt auf all das und hab mir schon jetzt zur Vorbereitung viel zu viele eBooks auf meinen Reader geladen. 

Aber natürlich brauche ich auch schon am Freitag meine Freizeit, deswegen habe ich mich zum KiWi-Bloggertreffen angemeldet. Ich freue mich sehr darauf, dort vielleicht mit manchen von euch zu plaudern!

Am Samstag habe ich dann Zeit für meine privaten Spinnereien vor Ort. Unter anderem steht ein Pitching beim Lagos Verlag an und falls jemand Interesse hat, könnt ihr mein Buch "Die Schauspielerin" beim Stand des BVJA kaufen. Oder ihr quatscht mich einfach an und wir machen einen Buchtausch. Das geht natürlich auch, ich bring ja nicht nur dieses eine Exemplar mit nach Frankfurt.

Ich habe mir natürlich schon eine halbe Millionen Veranstaltungen rausgeschrieben, bei denen ich dabei sein will. Aber joa, werden wir sehen, ob ich mir all die ansehe oder ob ich mich am Samstag lieber treiben lasse. Das werde ich spontan entscheiden und ein bisschen davon abhängig machen, wie viel Energie ich denn eigentlich noch habe und wieviel los ist. Letztes Jahr war es ja am Messesamstag unmöglich, selbst zu entscheiden, in welche Richtung man will.

Und dieses Jahr bin ich auch am Sonntag vor Ort, allerdings nur ganz kurz. Ich darf meine Mentorin nämlich dann endlich persönlich kennenlernen! Ich bin sowas von gespannt und freue mich enorm.

Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt darauf, ein Wochenende lang zu Networken, mit netten Leuten zu quatschen und schöne Erinnerungen zu sammeln. Sprecht mich einfach an, solltet ihr mich irgendwo sehen. Ich bin leicht zu erkennen: Namensschild, grüner Blazer (zumindest am Freitag), kurze braune Haare, plus-size, grün-blaue Augen, breites Grinsen im Gesicht. Ich beiße nicht (außer ihr ärgert mich - dann natürlich schon!).

Drückt mir die Daumen, dass die Deutsche Bahn weiter so brav ist, wie sie sich zumindest im Moment noch gibt. Nach der Katastrophe letztes Jahr (wir erinnern uns zurück: Kein einziger Zug ist so gefahren, wie ich es geplant hätte) macht es mich fast schon misstrauisch, dass bisher noch alles zu passen scheint. Was ist denn da los? Haben die ein schlechtes Gewissen oder kommt das dann morgen um 4 Uhr morgens?

Wir werden es auf jeden Fall sehen. Und ich hoffe, euch zu sehen! Cheesy, I know, but it's true!

Alles Liebe und vielleicht bis in Frankfurt,

Mira

Montag, 14. Oktober 2024

Unbequem [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Was erwartet ihr, wenn ihr dieses Buch anseht und euch vielleicht sogar den Klappentext durchlest? Ich persönlich erwartete ein gesellschaftspolitisches Buch, ein unbequemes Buch, ein Buch, das mich tagelang nicht mehr los lässt. Ich habe ein Buch voll Feminismus, Gerechtigkeitssinn und Politik erwartet.

Joa, in der Praxis habe ich leider keine Ahnung, worum es hier ging. Das ganze Buch ist ziemlich chaotisch aufgebaut. Eine klare Linie konnte ich nicht erkennen - und besonders viel Gesellschaftspolitisches habe ich hier auch nicht gefunden.

Bevor ich an die Kritik komme: Tatsächlich fand ich manche der Tipps nicht unbedingt schlecht. Vor allem das Thema Gewaltfreie Kommunikation ist für mich immer interessant. Wer gerade neu damit beginnt, sich mit diesen Themen zu beschäftigen, kann hier vielleicht noch Neues lernen. Generell wurde aber auch hier für mich der Wunsch sichtbar, so bequem wie möglich unbequem zu sein. So bequem wie möglich zu widersprechen. Wer verbal oder auch körperlich angegriffen wird, diskriminiert wird oder miterleben muss, wie andere diskriminiert werden, darf meiner Meinung nach auch mal auf den Tisch hauen. Ich denke, das ist ziemlich normal - irgendwann kocht man über. Das entschuldigt natürlich keine Gewalt, aber das ist euch wohl eh bewusst. Aber ich finde es falsch, diesen Opfern von Diskriminierung dann zu sagen: "Hast du es eigentlich schon mal mit Gewaltfreier Kommunikation versucht? Vielleicht würdest du damit viel mehr erreichen?" Klar, kann ein gutes Werkzeug für manche Situationen sein. Aber es ist kein Allheilmittel.

Dieses Buch will sehr viel sein. Durch die fehlende Einschränkung ist es für mich nicht unbedingt als Ratgeber brauchbar.

Und, wie ich es aktuell häufig kritisiere: Auch hier war mir persönlich zu viel Anekdotisches und zu wenige knallharte gesellschaftspolitische Fakten.

Mein Fazit? Mir persönlich brachte diese Lektüre nicht wirklich war. Ich werde dieses Buch aber in den öffentlichen Bücherschrank geben - vielleicht bringt das Buch einer anderen Person mehr als mir.

Sonntag, 13. Oktober 2024

Bücher Liebe [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Mal wieder konnte ich nicht anders, als ein Buch aus dem Büro mit heim zu nehmen. Ihr habt ein neues Level an Bücherliebe erreicht, wenn ich auf die Metaebene wechselt und beginnt, Bücher über Bücher zu lesen. Ich liebe ja sowas. Bücher und alles drumherum sind meine Leidenschaft, von klein auf, also freue ich mich immer, mehr zu lernen.

Dieses Buch besteht aus unterschiedlichen Kurztexten zum Thema Bücher und Lesen. Am besten ist es wohl für Jugendliche ab 14 geeignet, aber auch für manche 12-Jährige könnte das schon passend sein. Das kommt aber natürlich auf das einzelne Kind an! Was euch diese Empfehlung auch sagen sollte? Ich bin nicht mehr ganz die Zielgruppe. Betrachtet diese Rezension also ein bisschen kritisch und denkt selbst nochmal darüber nach, ob dieses Buch euch oder euren Lieben gefallen könnte.

Hier findet ihr viele Infos über Berufe in der Buchwelt, darüber, wie Bücher eigentlich gemacht werden oder auch Anleitungen, wie man selbst mit dem Schreiben oder Bloggen beginnen kann. Man findet hier ein Kapitel über Analphabetismus oder eines über Dyslexie neben einem Interview mit einer Lektorin und einer Anleitung zum Buchbinden. Diese Mischung war einerseits super spannend, mir aber an manchen Stellen fast schon zu viel. Für mich persönlich wäre es schöner gewesen, weniger Themen zu behandeln und dafür bei diesen mehr ins Detail zu gehen, aber das ist natürlich Geschmackssache.

Zwischen den Kapiteln finden sich hier auch immer wieder Ausfüllseiten. Es gibt Rätsel, aber auch Listen von unseren Lieblingsbüchern oder den schönsten Wörtern. Das finde ich super! Was für mich aber nicht ganz klar wurde: Warum werden hier die Leser:innen in der zweiten Person Plural angesprochen? Das war für mich etwas irritierend, denn während dem Lesen und Ausfüllen war ich in den meisten Fällen doch alleine.

Mein Fazit? Ein schönes Geschenk für junge Buchliebhaber:innen. Hat kleine Schwächen, die aber nicht weiter stören.

Samstag, 12. Oktober 2024

Anny Bunny

Autorin: Nina Casement
Erschienen am 28.1.2023
Im Selbstverlag
ISBN: 9783757831219
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Anna ist eine Getriebene: Aufgewachsen im Berliner Plattenbau, lernt sie von klein an, sich mit dem Existenzminimum durchzuschlagen. Als ihre Eltern sterben, will sie der Armut um jeden Preis entkommen. Dafür sieht sie nur einen Weg: Pornostar zu werden. Selbstbewusst und mit unbarmherziger Disziplin stellt sie sich den Herausforderungen der Branche und vermarktet sich erfolgreich als "Anny Bunny". Doch derweil ihr Plan aufzugehen scheint, bleiben die physischen und psychischen Narben lange verborgen. Viel zu spät wird Anna bewusst, wie sehr das zerstörerische Frauenbild der Filme ihren Alltag beherrscht. Kann der Ausstieg in ein normales Leben gelingen?

Auch Phillip kämpft mit den sexuellen Erwartungen an ihn als jungen Mann, die seine Freunde mühelos zu erfüllen scheinen. Nach außen hin eine gewöhnliche Jugend erlebend, ist er innerlich zunehmend zerrissen und verunsichert - stimmt mit ihm etwas nicht? Ist er unfähig, eine glückliche Beziehung zu führen?

"Anny Bunny" nimmt den Leser mit auf eine Reise zu den Schattenseiten einer Industrie, die Lust verkauft, und erzählt aus zwei Perspektiven, die bislang kaum Beachtung finden."
Quelle: lovelybooks.de

Meine Meinung:
Wie viele Bücher über Sexarbeit kennt ihr so? Und wie viele davon sind keine Dark Romance Romane, in denen Sexarbeit romantisiert wird? Ganz ehrlich? Mir fällt spontan kein weiteres Buch ein. Deswegen habe ich auch gerne zugesagt, als die Autorin mir ihren Roman angeboten hat. 

Anna hat es nicht leicht und schon im ersten Kapitel wird sichtbar, wie düster ihre Gedankenwelt im Laufe der Geschichte noch werden wird. Da war ich erstmal ziemlich schockiert, denn ich hatte damit nicht gerechnet. Gleichzeitig aber hat mich dieser arge Einstieg neugierig gemacht. Was geht hier vor sich? Wie konnte es so weit kommen? Das erfahren wir bald, denn dieses Buch ist als eine Art fiktionale Biografie aufgebaut. Wir begleiten Anna von ihrer Kindheit bis sie circa 30 Jahre alt ist. Und schon bald konnte zumindest ich nachvollziehen, warum Anna davon träumt reich zu werden. Womit ja auch nichts falsch ist - aber ich glaube, die meisten von uns, wären nicht bereit dazu, Pornodarsteller:innen zu werden, nur um das große Geld zu machen. Also zumindest ich wäre das ganz sicher nicht. Anna aber möchte ihr Glück versuchen - und lernt schon bald auch die düsteren Seiten des Geschäfts kennen.
Während sich das erste Drittel des Buches noch eher langsam aufbaute, entwickelt sich der Rest der Geschichte um einiges schneller. Es lohnt sich also, dranzubleiben!

Was ich hier sehr gut finde, ist, wie menschlich Anna trotz all ihrer Erlebnisse bleibt. Und sie erlebt hier wirklich viel, das Geschäft der Pornos wird hier an keiner Stelle romantisiert oder auch sexualisiert, falls das irgendwie Sinn macht. Natürlich sind Pornos etwas sehr sexuelles, versteht mich nicht falsch, aber Anna ist trotzdem kein Sexobjekt. Sie ist nicht nur ihr Beruf und auch wenn sie gerade am Set ist, merken wir doch, dass das für sie nur das ist: ein Beruf. Sie findet es selbst nicht so besonders toll und anregend, an Pornos mitzuwirken, aber damit verdient sie halt ihr Geld - und sie verdient nicht mal besonders schlecht damit. In vielen Fällen ist es für sie sogar eher unangenehm, denn ihr Beruf hat leider wie bei vielen Menschen in der Branche auch für sie gesundheitliche Folgen. Die Beschreibung von diesen war für mich persönlich stark an der Schmerzensgrenze - aber trotzdem halte ich sie an dieser Stelle für passend. Seid aber gewarnt, dass ihr für dieses Buch starke Nerven braucht.

Eine zweite Person, die wir hier kennenlernen, ist Philip. Er glaub, dass mit ihm irgendwas nicht stimmt - denn eigentlich möchte er keinen Sex haben. Das war zu den Beschreibungen, auf die wir in Annas Kapiteln stoßen, doch ein eher krasser Kontrast - aber ich fand ihn auch gut. Ich hätte mir ehrlich gesagt sogar noch ein paar mehr Kapitel aus seiner Perspektive gewünscht. Asexualität ist in der Literatur so arg unterrepräsentiert! Es war eine Überraschung, hier ein Beispiel dafür zu finden, aber ich finde diesen Kontrast toll gelungen.

Mein Fazit? Ein gut gelungenes Buch. Es hat mich schockiert, aber ich habe es trotzdem gerne gelesen.

Freitag, 11. Oktober 2024

Iowa. Ein Ausflug nach Amerika

 Autorin: Stefanie Sargnagel
Erschienen am 19.12.2023
Im Rowohlt Verlag
ISBN: 9783644015784
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag


Klappentext:
"2022 tauscht Stefanie Sargnagel widerstrebend das bequeme Wiener Sofa gegen ein Flugticket in die USA ein. In Iowa soll sie an einem kleinen College mitten im Nirgendwo Kreatives Schreiben unterrichten. In der Kleinstadt mit 8000 Einwohnern gibt es außer endlosen nichts. Begleitet wird sie in der ersten Zeit von der Musiklegende Christiane Rösinger, gemeinsam machen sie sich auf, das Nichts zu erkunden. Sie finden schlechtes Essen, übergewichtige, freundliche Einheimische, Aasgeier und eine alte k.u.k.-Nostalgikerin. Einfach «die spezielle Elendskombi aus Einöde, Fastfood und Sonnenuntergängen hinter Tankstellen».

Stefanie Sargnagels Blick auf die USA ist so einzigartig wie ihr Schreiben; kompromisslos, sarkastisch und schonungslos ehrlich berichtet sie in ihrem typischen Sound über die amerikanische Einöde des Midwest und über die Lebensnotwendigkeit von Freundschaften."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Um dieses Buch bin ich seit seinem Erscheinen herumgezogen. Immer wieder mal hatte ich es in der Hand, hab mich dann aber doch noch für ein anderes entschieden. Monatelang. Dann wurde dieses Buch aber für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert, also sah ich das als mein Omen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für dieses Buch gekommen war.

Der Beginn meiner Leseerfahrung war dann (wie erhofft) super gut. Ich fand den Stil sehr lustig, konnte gut in der Geschichte versinken und fand Stefanie Sargnagel, die hier die Rolle der Protagonistin einnimmt, auch sympathisch. Und so freute ich mich darauf, mit ihr Iowa zu erkunden, Amerika so ein bisschen näher kennenzulernen und war gespannt darauf, was sie so entdecken würde.
Ungefähr bei der Hälfte änderte sich dann aber meine Wahrnehmung des Buches leider: Plötzlich begannen mich einige Aspekte daran zu nerven. Wie auch Sargnagel ist auch Christiane Rösinger, die zweite Protagonistin, eine real existierende Person. Genau wie auch Stefanie Sargnagel kenne ich Christiane Rösinger nicht persönlich und kann deswegen auch nur anhand dieses Berichts werten. Wahrscheinlich ist Rösinger in der Realität eine sympathische und spannende Person - in diesem Text wirkte das aber auf mich nicht so. Vor allem ihre Kommentare über die "jüngere" Generation gingen mir irgendwann leider nur noch auf den Geist. Ich weiß, dass das hier wahrscheinlich neben Erfahrungsbericht wahrscheinlich auch Satire sein soll. Und wie gesagt: Gerade zu Beginn hat das in meinen Augen auch funktioniert. Aber wenn sich die gleichen Themen dann ein ganzes Buch lang immer wieder wiederholen, dann wird das irgendwann langweilig und danach nervig.

Auch war ich überrascht, wie traurig die Stimmung dieses Buches eigentlich war, vor allem in der zweiten Hälfte. Ich erkenne hier keinerlei Lebensfreude und das finde ich schade - wäre doch in einem Text wie diesem so viel Möglichkeit dazu. 

Das letzte Drittel dieses Buches konnte ich gar nicht einordnen. Was war das denn? Vielleicht wäre es besser gewesen, diese Erzählung mit der Abreise Christianes Enden zu lassen - denn so wirkte das alles ein bisschen planlos und willkürlich. Und sorgte dafür, dass ich selbst ein bisschen planlos zurückblieb - denn wie kann ich ein solches Buch bewerten?

Alles in allem war das kein schlechtes Buch, vor allem die erste Hälfte nicht. Aber so gut, dass ich eine Nominierung für den Deutschen Buchpreis nachvollziehen kann? Nein, leider nicht, zumindest in meinen Augen. Schade, aber das war meiner Meinung nach nur mittelmäßig.

Dienstag, 1. Oktober 2024

Immortal Longings [Abgebrochen]

Autorin: Chloe Gong
Erschienen am 28.9.2024
Im Klett-Cotta Verlag
ISBN: 9783608966268
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Jedes Jahr strömen Tausende nach San-Er, der gefährlichen, engbesiedelten Hauptstadt des Königreichs von Talin. Dort richtet der Palast jährlich eine Reihe tödlicher Spiele aus. Diejenigen, die sich ihrer magischen Fähigkeit, zwischen Körpern hin- und herzuspringen, sicher genug sind, können dort an einem Kampf auf Leben und Tod teilnehmen – mit der Chance, unvorstellbare Reichtümer zu gewinnen.
Prinzessin Calla ist untergetaucht, seit sie ihre Eltern ermordet hat, weil sie das Volk von Talin von der tyrannischen Königsfamilie befreien will. Nur eine Person steht ihr dabei noch im Weg: ihr extrem zurückgezogen lebender Onkel, König Kasa. Wenn sie die Spiele gewinnt, hat sie endlich die Chance, ihm nahe genug zu kommen, um ihn zu töten. Ihr gegenüber steht Anton, ein junger Mann, der sich tief verschuldet hat. Die Spiele zu gewinnen ist seine letzte Chance, seine im Koma liegende Jugendliebe und sich selbst vor seinen Schuldnern zu retten. Als Anton Calla ein unerwartetes Bündnis vorschlägt, entwickelt sich ihre Partnerschaft schnell zu einer leidenschaftlichen, alles verzehrenden Verbindung. Doch bevor die Spiele enden, muss Calla sich entscheiden, wofür sie spielt – für ihren Geliebten oder ihr Königreich. Denn egal was passiert, nur einer von ihnen kann das Spiel lebend verlassen..."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Uff, das war mal überhaupt nicht mein Geschmack. Es geht hier um die Spiele des Palasts des Königreichs von Talin. Das kann man sich ein bisschen so vorstellen wie die Hungerspiele, nur nochmal brutaler und mit freiwilliger Teilnahme. Außerdem dürfen die Teilnehmer:innen hier - im Gegensatz zu den Hungerspielen - einfach mal zwischendurch die Körper wechseln - und so Außenstehende, die nie an den Spielen teilnehmen wollten, mit ins Verderben reißen. Und das tun sie auch regelmäßig und einige riskieren dabei auch das Leben von KINDERN. 
 
Und ja: Das könnte spannend sein. Habe ich mir auch super spannend vorgestellt. Natürlich, sonst hätte ich dieses Buch ja auch nicht als Rezensionsexemplar angefragt. War es dann aber meiner Meinung nach in der Praxis nicht.

Das größte Problem hatte ich wohl mit den Figuren. Kein einziger Protagonist war irgendwie liebenswürdig oder sympathisch. Sie sind kaltblütige Killer. Stellt euch das in etwa so vor: die Hungerspiele aus der Sicht der Karrieros erzählt. Und auch das könnte spannend sein, war es hier aber nicht. Denn hier wird eine große Schwäche des Buches sichtbar: das Infodumping. Die Autorin scheint versucht zu haben, möglichst viel Informationen in die ersten hundert Seiten zu packen - zu den Figuren, dem politischen System, den Spielen und der Magie. Und trotzdem war mir auch nach diesen hundert Seiten nicht klar, was das eigentlich werden soll.
Und dazu kommt noch, dass es einfach wirklich viele Protagonisten und sonstige Figuren gibt. Ich hatte Probleme damit, mir zu merken, wer denn jetzt wer war. Dass zwei der Protagonisten August und Anton hießen, also beide mit A begannen und etwa gleich lange Namen hatten, war da dann natürlich auch nicht hilfreich.

Super problematisch fand ich auch den Aspekt des Körperwechselns. Versteht mich nicht falsch: Auch das könnte spannend sein - wenn die Konsequenzen dieser Fähigkeit reflektiert werden. Doch hier schien das auf gesellschaftlicher Ebene einfach achselzuckend hingenommen zu werden. Dass hier mehrfach beschrieben wird, wie Unbeteiligte ermordet werden oder in lebensgefährlichen Situationen landen, mit Drogen vollgepumpt werden, Straftaten begehen und so weiter und so weiter, nur weil irgendjemand mal wieder beschlossen hat, doch lieber den Körper zu wechseln, müsste meiner Meinung nach eine ungeheuer paranoide und misstrauische Gesellschaft als Ergebnis haben. Nicht mal Kinder lassen die Körperwechsler in Ruhe. Jetzt stellt euch mal vor, eine Person, die euch nahe steht, stirbt, wird verletzt oder bekommt eine schwere Krankheit, nur weil irgendein A**** beschlossen hat, sich mal eben diesen Körper auszuleihen. Doch das wird nicht reflektiert. Niemanden scheint das so wirklich zu interessieren. Das halte ich für nicht glaubwürdig. In einer Gesellschaft, wo einige Menschen eine solche Macht haben, ist ein normales Leben doch einfach nicht möglich! Wenn ich weiß, dass mir mein Körper gestohlen werden kann, sobald ich das Haus verlasse, tue ich das nicht mehr öfter als unbedingt nötig und vor allem nicht während dieses tödliche Spiel in der Stadt stattfindet. Denn das kommt noch dazu: Es gibt keine Arena oder so - die Teilnehmenden schlachten sich einfach in der Stadt ab. Zwischendurch gehen sie dann auch mal nach Hause und so. Sorry, aber das wirkte auf mich einfach nicht besonders durchdacht. 

Ganz ehrlich? Ich fand dieses Buch unglaublich langweilig - was ich bei diesem Inhalt eigentlich nicht für möglich gehalten hätte. Ihr kennt mich: Wenn mich ein Buch nach 100 Seiten noch so gar nicht überzeugt, dann breche ich ab. Und das war dann auch hier der Fall. 

Mein Fazit? Nope, das war mal ein kompletter Fehlgriff. Schade.

Montag, 30. September 2024

Hinter den Mauern der Ozean [Kurzrezension]

Quelle: Verlag

Dieses Buch gehört zu denen, die mit mir nach Kreta reisen durften. Und ja, natürlich war für diese Entscheidung ausschlaggebend, ob der Buchtitel irgendwas mit dem Meer zu tun hat, auch hier wieder. Wer will mich davon abhalten?

In diesem Buch geht es um Lola, eine von nur fünf verbliebenen Einwohnern Berlins.  Die anderen sind Friedrich, Alexander, Wilhelm und Else und zusammen sind sie die Ewigen. Alexander, Wilhelm und Else und das auf ewig – auch wenn keiner von ihnen unsterblich ist. Stattdessen wird jede dieser Personen von einem Kind mit gleichem Aussehen und gleicher Persönlichkeit ersetzt, sobald die Person Zeichen von Alter oder Krankheit zu zeigen beginnt. Durch diesen Kreislauf soll das Wissen der Alten bewahrt werden. Doch nicht alle sind mit diesem Verlauf zufrieden – und vor allem Friedrich beginnt schon bald im Buch damit, nach einem Ausweg zu suchen. Die Ähnlichkeiten zu Geschichten von der Flucht aus der DDR sind da wohl nicht nur mir aufgefallen. Die große Mauer, die einen Teil Berlins von der Außenwelt abtrennt... Da klingelt doch was... Und wie auch bei Fluchtgeschichten stellt sich auch hier bald die Frage: Kommt die Gefahr für die Fünf wirklich (nur) von außen oder doch auch aus den eigenen Reihen? Und sind die Mauern am Rande Berlins wirklich dazu da, das Meer draußen zu halten – oder sie drinnen?

Der Autorin ist hier eine sehr ruhige Dystopie gelungen. Ihr Schreibstil ist poetisch und voll mit intertextuellen Referenzen. So finden sich hier Zitate aus Liedern und Märchen sowie aus der Bibel, die geschickt in den Gesamttext eingeflochten werden.

Am Ende des Romans bleiben viele Fragen offen – die aber vielleicht auch gar nicht beantwortet werden sollten. Denn so muss jede Person die Lücken selbst füllen – und während es für mich klar ist, dass die Ewigen Klone sind, die Übersetzer vielleicht eine weit fortgeschrittene Künstliche Intelligenz und das Meer am Stadtrand Berlins das Ergebnis einer Klimakatastrophe, werden andere Leser*innen wohl ganz andere Erklärungen für all das Ungewöhnliche in diesem Buch finden. Und es wäre super spannend, diese unterschiedlichen Erklärungen zu hören und zu diskutieren - falls ihr diesen Roman also ebenfalls gelesen habt, lasst mir gerne eine Nachricht da, was ihr da so reininterpretiert habt!

Mein Fazit? Ein spannendes Roman-Experiment!


Montag, 23. September 2024

So erziehst du deinen Menschen. Empfehlungen einer Hauskatze

Autorin: Barbara Capponi
Erschienen am 13.3.2024
Im Wunderraum Verlag
ISBN: 9783442317387
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Was Ihre Katze schon immer wissen wollte - wertvolle Ratschläge für die Erziehung des Dosenöffners.

Ein vergnüglicher Ratgeber, der Katzen zeigt, wie sie den richtigen Menschen finden und für ihre Bedürfnisse abrichten können.

Wir Katzen sind die mit Abstand beliebtesten Haustiere, allein im letzten Jahr residierten wir in mehr als 17 Millionen deutschen Haushalten. Zeit für einen Ratgeber, in dem katze erfährt, wie sie den perfekten Menschen finden und ganz nach ihren Bedürfnissen abrichten kann. Von der Raffinesse, einen Menschen zu verführen, bis zur hohen Kunst der ultimativen Intensivierung der Beziehung durch kurzzeitige Unauffindbarkeit gibt es viel Wissenswertes für das perfekte Zusammenleben mit dem Dosenöffner. Denn ist der Mensch gut erzogen, kann er ein nützlicher Begleiter sein."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Uff, die Rezension zu diesem Buch habe ich jetzt länger vor mir hergeschoben. Vor allem, weil ich mich Anfang diesen Sommers nach langer Krankheit von meiner Katzendame verabschieden musste. Deswegen war ich jetzt die längste Zeit einfach echt nicht in der Stimmung dazu, irgendwas zum Thema zu schreiben. Und dann war der Punkt erreicht, an dem ich mich sogar erfolgreich davon überzeugt habe, dass ich diese Rezension schon geschrieben habe. Könnt ihr euch denken, wie überrascht ich war, als ich bemerkt habe, dass ich weder auf Reado, noch auf Goodreads die Rezension gespeichert habe - und sie auch nicht auf diesem Blog finden konnte. Ups. Also musste ich meine Notizen zum Buch nochmal hervorkramen und darf euch jetzt die Rezension zu "So erziehst du deinen Menschen" präsentieren.

In diesem Ratgeber wird aus Sicht der Katze alles erklärt, was man über das Zusammenleben mit einem Menschen wissen will. Das beginnt bei der Auswahl des richtigen Dosenöffners... ähm, Menschen. Weiter gehts mit der Erziehung, denn ein falsch erzogener Mensch ist kein angenehmer Zeitgenosse. Und natürlich wird uns auch erklärt, was denn einen Menschen für so einen tollen Gefährten für Katzen macht - von der Fähigkeit, die Thunfischdose zu öffnen mal abgesehen. Ergänzt werden alle Kapitel auch durch Geschichten über besondere Katzen und ihre Menschen.

Dieser Ratgeber ist humorvoll, super lustig und fesselnd. Der Schreibstil hatte mich sofort und sorgte dafür, dass ich dann recht schnell mit dem Buch durch war.

Das Buch ist schön gestaltet. Hier finden wir auch Illustrationen, die ich für gut gelungen halte und die mir dieses Buch noch sympathischer machten. Das ist mit einer der Gründe warum ich dieses Buch auch für ein großartiges Geschenk halte - nicht vergessen, in drei Monaten ist schon wieder Weihnachten. (Ja, das musste ich gerade selber nochmal nachschauen. Draußen hat es über 20 Grad - das kann doch gar nicht sein!)

Mein Fazit? Ein Must-Read für alle Katzeneltern!

Mittwoch, 18. September 2024

Wandelblut. Der Blutschwur

Autorin: Janis Nebel
Erschienen am 31.07.2024
Im Selbstverlag
ISBN: 9783759230577
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"»Manche Fesseln bestehen nicht aus Eisen oder Seilen. Sie sind gewoben aus Versprechen und Hoffnungen, aus Sehnsüchten und Ängsten.« Neri fürchtet nichts mehr, als in die Gewalt der Menschen zu geraten, denn Wesen wie sie werden gejagt und getötet. Nun ist es dem Fürsten von Aheelia gelungen, sie gefangen zu nehmen. Doch statt sie zu töten, macht er ihr ein unerwartetes Angebot. Neri muss erkennen, dass die größte Gefahr vielleicht nicht von ihm ausgeht, sondern von ihr selbst. Mit Neris Gefangennahme ist auch Mitjas schlimmste Angst wahr geworden. Das Land steht am Rande eines Krieges, und er ist gezwungen, Partei zu ergreifen. Um Neri zu retten, muss er ein riskantes Doppelspiel betreiben, bei dem weit mehr als nur sein Leben auf dem Spiel steht. "Der Blutschwur" ist Band 3 der vierteiligen Wandelblut-Saga. Tauche ein in eine fesselnde und emotional tiefgründige Geschichte über einen jungen Mann, der um seine Freiheit kämpft, und eine Gestaltwandlerin, die ihre Identität verbirgt. Zwei verlorene Seelen, ein gemeinsames Schicksal. Die Wandelblut-Saga verknüpft eine dunkle mittelalterliche Fantasywelt mit Coming-of-age-Elementen und einer Liebesgeschichte, die die Tropes "slow burn" und "forbidden love" bedient. Für Leser ab 16 Jahren."
Quelle: Lovelybooks.de

Meine Meinung:
So, endlich durfte ich Anfang August den dritten Band dieser Reihe auf meinen eReader laden. Und jetzt geht das Warten schon wieder von vorne los! *Seufz* Sollte das der erste Band der Reihe sein, den ich auf meinem Blog seht: Ihr findet auf meiner Seite auch die Rezension zu Teil 1 und Teil 2. Einfach auf den jeweiligen Teil klicken, dann solltet ihr sofort hinkommen!
Und, wie das natürlich immer ist, wenn man den dritten Teil einer Reihe rezensiert: Es herrscht hier Spoilergefahr für die ersten beiden Bücher. Kapiert? Sehr gut, dann kann ich ja anfangen!

In diesem Band finden wir sowohl Neri als auch Mitja in nicht unbedingt angenehmen Situationen wieder. Neri wurde durch Nikolaj, den Fürsten Aheelias, gefangen genommen und ist in ihrer Vogelform in einen Käfig gesperrt. Mitja wiederum muss so tun als hätte er die letzten Monate nicht zusammen mit Neri verbracht. Denn wie wir alle wissen: Der Fürst hat die letzten Wochen und Monate nach Neri gesucht, dass die also die ganze Zeit bei Mitja gewohnt hat, kommt also garantiert nicht so gut an. Doch wie sollen es die beiden schaffen, doch noch ein Happy End zu bekommen? Und dabei möglichst am Leben zu bleiben? Und wie entwickeln sich die Spannungen zwischen Aheelia und dem Rest Königreichs wohl weiter, die ja schon in den letzten beiden Teilen sichtbar wurden?

Hier spitzt sich die Handlung so richtig zu. Kennt ihr das Konzept der Heldenreise von Joseph Campbell? Hier gibt es den Zeitpunkt der großen Krise, wo alles verloren scheint und der Leserin vorgegaukelt wird, dass die Geschichte nicht gut kann - und ich habe das Gefühl, dass dieses Buch sich im Handlungsstrang in etwa an dieser Stelle abspielt. Wer also erwartet, dass dieser Teil happy ist: Nope, falsche Adresse! Dafür merken wir hier vor allem auf Mitjas Seite, wie viel Neri ihm inzwischen bedeutet und wie sehr es ihn belastet, die Beziehung zu ihr verleugnen zu müssen - doch er muss so tun, als würde er sie nicht kennen, sonst bringt er das Leben von ihnen beiden in Gefahr. Und auch auf Neris Seite merken wir ähnliches: Sie ist super verletzt von Mitjas Verhalten und fühlt sich verraten. Und diese Mischung sorgt dafür, dass die Spannung zwischen den beiden aufrecht bleibt - auch, wenn die beiden direkt in der Handlung eher weniger Kontakt zueinander haben.

Eines muss ich euch sagen: Die letzte Hälfte des Buches habe ich in einer Sitzung verschlungen. Die letzten 200 Seiten sind einfach runtergegangen wie eine gute Tasse Tee an einem Wintertag. I was hooked! Mir egal, dass das unter der Woche war und ich am nächsten Tag arbeiten musste. Mir egal, dass ich am nächsten Tag komplett gerädert und mit Augenringen bis zum Boden auftauchte. Das war es wert. Umso geschockter war ich dann vom Ende des Buches. Ich saß im Bett und konnte einfach gar nicht mehr fassen, was ich da gerade gelesen habe.

Mein Fazit? Genial! Vielleicht sogar der bisher beste Teil der Reihe!

Freitag, 13. September 2024

That Girl [Hörbuch]

Autorin: Gabriella Santos de Lima
Erschienen am 19.3.2024
Im Harper Collins Verlag
ISBN: 9783749906628
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Sie wusste nie, wer sie war. Das war ihr Geheimnis. Avocadotoast zum Frühstück, Coworking im Lieblingscafé, abends zum Pilates in Hannovers Szenestadtteil Tess Raabe ist ein That Girl, schön, erfolgreich, glücklich, und all das hält sie in ihren Vlogs fest, die sie auf ihrem erfolgreichen Social-Media-Account teilt. In ihrem Buch DATE ME schreibt sie über Tinderdates, sie tritt für die richtigen Werte ein, predigt Selbstliebe – und alle kaufen es ihr ab, schließlich ist Tess authentisch und nahbar. Doch der Schein trügt, und das fällt Tess besonders dann auf, als sie Leo kennenlernt. Leo, der ihr den Kopf verdreht, Leo, mit dem sie so viel Spaß hat, Leo, der sich nicht entscheiden kann. Er wirft alles über den Haufen, was Tess zu sein vorgibt, und so muss sie sich am Ende die Frage Wer ist sie eigentlich wirklich, und welche Rolle spielt da die Liebe?"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Ich glaube, keine junge Frau, die irgendwie mit Social Media in Kontakt ist, hat den Trend um "That Girl" in den letzten Jahren nicht mitbekommen. Für alle, die das irgendwie doch verpasst haben (ihr Glücklichen!): That Girl ist eine Frau, die scheinbar perfekt ist. Sie steht jeden Morgen früh auf und ist dann direkt produktiv, ihre Wohnung ist immer sauber, sie sind immer perfekt geschminkt, essen nur gesund und haben wunderbar ästhetische Freizeitbeschäftigungen. Sie führt ein Dankbarkeitstagebuch, hat ein funktionierendes Bullet Journal, eine wunderbare Beziehung und nie fettiges Haar. Needless to say: Ich bin kein That Girl. Und du, die du diesen Blogpost gerade liest, sehr wahrscheinlich auch nicht. Denn That Girl ist eine Kunstfigur, geschaffen vom performativen Perfektionswahn auf den Sozialen Medien. Nicht mal die jungen Frauen, die ihre Videos und Fotos mit #ThatGirl markieren, sind That Girl. Denn das ist ein unerreichbares Ideal, dem man zwar nacheifern kann, das aber für keinen Menschen wirklich eine realistische Zukunftsoption ist. Hate to break it you.

So, nachdem wir das geklärt haben, ab zur Rezension. Hier geht es um Tess (die ich sofort ins Herz geschlossen habe) - und auch Tess ist eigentlich kein That Girl. Doch sie gibt ihr Bestes, um online so zu wirken, denn sie verdient so ihren Lebensunterhaltung. Sie ist Influencerin und hat ein Buch über ihre Tinder Dates veröffentlicht. Doch während sie sich auf Anraten ihrer Lektorin ein Happy End für ihr Buch ausgedacht hat, gibt es das in ihrem echten Leben leider nicht. Gerade hat sich wieder ein Typ von ihr getrennt, aber weigert sich die Fotos von ihr zu löschen, die er während sexuellen Handlungen ohne ihr Einverständnis von ihr gemacht hat. Leo wiederum wirkt da wie ein viel besserer Mann. Er ist sympathisch, witzig und hat immer die perfekten Avocados daheim. Aber ist er wirklich so ein toller Fang, wie es Tess in den ersten Wochen vorkommt?

Dieses Buch ist zynisch und ironisch-bissig - und ich habe es geliebt! Die Geschichte wirkte auf mich authentisch und ich fühlte mich trotz des ernsten Themas unglaublich wohl damit - denn ich fühlte mich über weite Abschnitte verstanden. Ich selbst hatte ebenfalls schon mehr als genug Tinder, Bumble und ähnliche Dates und ganz ehrlich? 90 Prozent davon sind schrecklich. Ich könnte selbst bereits ein Buch darüber schreiben, aber das wäre wohl extrem langweilig und würde euch wohl dazu bringen, vor Zorn zu implodieren. Mein Highlight vom letzten Date? Der Typ hat mir einen Vortrag darüber gehalten, warum es keine richtigen Männer in unserer Gesellschaft mehr gibt - und hat das an Nagellack festgemacht. Joa, der ist bis heute die Lieblingsanekdote vieler Leute in meinem Freundeskreis. Wenn die Typen, die Tess so kennengelernt hat, ähnlich drauf sind, verstehe ich, dass ihr Buch darüber gut ankommt. Würde ich mir sofort auch kaufen!

Dieser Roman startet sehr stark und fesselnd und mit vielen tollen Zitaten. Auch der Mittelteil ist genial. Das Ende war etwas schwächer, aber trotzdem noch gut. Ich denke der Hauptgrund, warum ich davon nicht ganz so begeistert war wie vom Rest der Geschichte, ist die Tatsache, dass ich das nicht erwartet habe. Ich hätte mit einem anderen Abschluss gerechnet. Jetzt, wo ich ein bisschen Abstand zur Geschichte habe, glaube ich aber, dass die Entscheidung, das Ende so zu gestalten, eine gute war. 

Mein Fazit? Ein wirklich toller Roman über das Leben mit und auf Social Media!

Mittwoch, 11. September 2024

Wolke sieben ganz nah

Autorin: Kirsty Greenwood
Erschienen am: 2.7.2024
Im Knaur Verlag
ISBN: 9783426448878
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Was tun, wenn du die Liebe deines Lebens erst nach dem Tod findest?

Mit 27 Jahren in ihrem leicht peinlichen Nachthemd an einem Mikrowellen-Burger zu ersticken, stand definitiv nicht auf Delphi Bookhams To-do-Liste. Trotzdem findet sich die Londonerin genau auf diese Weise im Nachleben wieder – das leider ganz und gar nicht so ist, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Nichts scheint im Jenseits so richtig zu funktionieren, angefangen bei der verkratzten VHS-Kassette, auf der Delphi sich die High- und Lowlights ihres Lebens anschauen soll. Doch dann steht sie plötzlich dem attraktivsten Mann gegenüber, dem sie je begegnet ist. Als sein umwerfendes Lächeln sie gerade für alles zu entschädigen scheint, wird der Fremde jedoch mit dem Kommentar »großer Fehler« auf die Erde zurückgeschickt!

Aber anders als in ihrem irdischen Dasein ist Delphi diesmal nicht bereit, sich einfach so mit ihrem Pech abzufinden …"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Wisst ihr noch damals, als ich überzeugt war, Liebesromane nicht ausstehen zu können? Ja, ich bin ebenfalls froh, dass diese Zeiten vorbei sind. Sonst hätte ich diesem Buch nämlich nie eine Chance gegeben - und das wäre ein Riesenverlust!

Hier geht es um Delphi, die ich schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen habe. Sie erstickt an einem Burger und stirbt so. Und muss feststellen, dass das Jenseits ganz anders ist als das, was sie sich vorgestellt hat: Alles sieht aus wie in einem Wäschesalon und ihre Therapeutin Merritt ist nicht unbedingt so feinfühlig, wie man sich eine Jenseits-Therapeutin so vorstellen würde. Und nachdem Delphi beim Abspielen aller Lowlights ihres eher langweiligen Lebens schon fast durchgedreht ist, trifft sie auch noch ihre wahre Liebe im Warteraum - der aber nur irrtümlich hier gelandet ist. Doch Delphi hat Glück: Merritt ist vernarrt in Liebesromane und kann sich diese Chance nicht entgehen lassen. Und so bekommt Delphi doch nochmal eine zweite Chance und zehn Tage Zeit, um diesen Traummann dazu zu bringen, sie zu küssen. Schafft sie es, darf sie noch ein bisschen weiterleben. Wenn nicht, stirbt sie nochmal...

Delphi war mir sofort sympathisch. Sie hatte es bisher im Leben nicht leicht und hatte immer schon damit zu kämpfen, mit anderen Menschen zurechtzukommen. Deswegen hat sich auch nicht besonders viele Freundschaften - ihr Vertrauen in andere Menschen hat sie schon zu Schulzeiten verloren. Es war schön, mitzuerleben, wie sie in diesen zehn Tagen es endlich wieder mal wagt, andere Menschen mal wieder in ihr Leben zu lassen. Dieses Buch vermittelt so ein unglaublich positives Menschenbild, dass das sogar mich Zynikerin beeinflusst hat. Und das, ohne nur tolle, perfekte Menschen zu zeichnen.

Vor dem Lesen hatte ich ein bisschen Sorge, dass das Thema Tod hier geschmacklos behandelt werden würde. Doch das war zumindest meiner Meinung nach nicht der Fall. Es handelt sich natürlich um eine romantische Komödie, aber der Humor ging meiner Ansicht nach nicht unter die Gürtellinie. Gebt aber bitte nicht zu viel auf meine Wahrnehmung - gerade dieses Thema ist eines von denen, die wohl jeder Mensch ein bisschen anders wahrnimmt. Während es für mich auch in Zeiten der Trauer voll in Ordnung ist, zu lachen, sich mit Freund:innen zu treffen, zu tanzen und bunte Kleidung zu tragen, sehen das andere ganz anders. Auch für mich ist der Tod traurig, aber das Leben mit offenen Armen zu begrüßen, ist die Strategie, die mir am meisten dabei hilft, mit Verlusten umzugehen und mich an meine Verstorbenen auf eine positive und produktive Art zu erinnern. Klar fließen da auch Tränen (verdammt, ich weine ja selbst jetzt gerade wieder), aber trotzdem finde ich, dass Spaß und Humor trotzdem Teil eines Lebens sein dürfen, selbst wenn dieses Leben gerade von einem Verlust oder sogar der eigenen Sterblichkeit überschattet wird. Und dieses Buch hatte einfach den perfekten Humor für den Umgang mit dem Thema: Leicht zynisch, liebenswürdig, manchmal eine Prise Slapstick, und meistens einfach wunderbar nachvollziehbar.

Das Ende dieses Romans war für mich vorhersehbar - doch die Autorin hat es geschafft, einen Twist einzubauen, den ich so nicht erwartet hätte. Und selbst diese Vorhersehbarkeit hat mich nicht gestört. Ich hatte meinen Spaß - und was sonst ist bitte wichtig?

Lobend hervorheben möchte ich auch eine Behauptung, die ganz zu Beginn des Buches von Merritt aufgestellt wird und die ich sehr schön finde: Jeder Mensch hat fünf Seelenverwandte. Ist das nicht wundervoll??? Und sowas Wunderschönes finde ich in einem Liebesroman? Einem Genre, das normalerweise die eine wahre Liebe feiert? Wunderbar!

Mein Fazit? Ein wunderbarer Liebesroman!

Sonntag, 1. September 2024

Musterbruch. Überraschende Lösungen für wirkliche Gleichberechtigung

Autorin: Patricia Cammarata
Erschienen am 7.2.2024
Im Beltz Verlag
ISBN: 9783407867766
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag


Klappentext:
"Wer heute gleichberechtigt leben will, kann nicht auf die Politik von morgen warten, sondern muss selbst handeln. Doch wie macht man das, aus eingefahrenen Geschlechtermustern in Partnerschaft, Sorge- und Erwerbsarbeit ausbrechen? Die Autorin des SPIEGEL-Bestsellers »Raus aus der Mental Load Falle« und Diplompsychologin Patricia Cammarata gibt Bereitwilligen den sprichwörtlichen Vorschlaghammer in die Hand, um trotz eines nervig unbeweglichen Systems neue Wege zu ebnen. Alltagstaugliche Ideen vermitteln, wie man z.B. Verbündete findet, hartnäckige Stereotype entlarvt, Haushaltsaufgaben gerecht verteilt, richtig kommuniziert, gleich wenig arbeitet und gegen den Strich denkt. Es ist höchste Zeit, dass der Musterbruch nicht nur im Kopf, sondern endlich auch im Alltag stattfindet."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Meiner Rezension voran: Ich bin nur teilweise die Zielgruppe für dieses Buch. Zwar möchte ich früher oder später Familie, aber aktuell habe ich weder einen Partner, noch ein Kind. Das "teilweise" kommt also eigentlich nur daher, dass ich mir das für die Zukunft wünsche. Lesen wollte ich dieses Buch trotzdem - vor allem, weil mir nicht klar war, dass hier der Fokus auf dem Zusammenleben (in diesem Buch genauso wie in vielen anderen Büchern zum Thema meist zwischen Mann und Frau) in einer Partnerschaft liegt. 

Ich dachte, dass die Themen weiter gefächert sind, denn Verbündete kann man sich ja auch im Arbeitsleben suchen, Stereotypen begegne ich auch im Amt und richtige Kommunikation ist in jeder Art von Beziehung wichtig, und nicht nur in romantischen Beziehungen. Dass es hier tatsächlich um Care-Arbeit geht, wurde mir erst beim Lesen klar. Im Nachhinein lässt sich das jetzt irgendwie im Klappentext erkennen, aber vorher war das für mich nicht sichtbar. Und bitte versteht mich nicht falsch: Dieses Thema ist super wichtig! Für jede Person, nicht nur für Frauen. Wir alle sollten wissen, dass Care-Arbeit harte Arbeit ist und der Mental Load meist auf Frauen abgeladen wird. Aber ein Buch, das sich nur mit diesem Thema beschäftigt, hätte ich wohl nicht einfach so in die Hand genommen. 

Trotzdem war dieses Buch dann aber über weite Teile spannend für mich. Die Autorin hat es sich hier zur Aufgabe gemacht, verschiedene konkrete Handlungsideen vorzustellen, wie Gleichberechtigung in der Partnerschaft und im Familienleben gelingen kann. Dabei überzeugt sie mit Daten und Fakten, bietet Material zum Weiterlesen auf ihrer Website an und flicht geschickt auch Erlebnisse aus dem Alltag ihrer eigenen Familie ein. All das war für mich überraschend interessant. Gut finde ich auch die kurzen Zusammenfassungen am Ende jedes Kapitels - und die literarische Anspielung, die mich hier immer erwartete (So heißt dieser Kapitelabschnitt "des Pudels Kern").

Kritisieren möchte ich aber, dass an einer Stelle Daten mithilfe einer Instagram-Umfrage ermittelt wurden. Zwar betont die Autorin, dass diese Umfrage nicht repräsentativ ist, aber trotzdem stellten sich da bei mir die Haare auf. Denn wie die Autorin schon sagt: Das ist nicht repräsentativ. Ich verstehe, dass es zu diesem Thema noch keine Daten gab, trotzdem muss ich diese Art der Datenerhebung nicht unbedingt in einem Sachbuch sehen. 

Mein Fazit? Ganz interessant, aber auch nicht mehr. Schade.

Mittwoch, 28. August 2024

A Court of Thorns and Roses [Hörbuch/Kurzrezension]

Quelle: Verlag

Schafft es eigentlich irgendjemand von uns Buchsüchtigen, sich längere Zeit auf Instagram, Youtube oder einem anderen Sozialen Netzwerk herumzutreiben, ohne früher oder später auf die ACOTAR-Serie gestoßen zu werden? Denn ich habe das definitiv nicht geschafft. Und vor einigen Monaten bin ich dann endlich schwach geworden und habe mit dieser Reihe begonnen. Und inzwischen bin ich fast durch - nur noch ein Hörbuch und die Reihe wird von meiner Liste gestrichen! Was ich bei dieser Menge an Text, die mir zu Beginn hier bevorstand, nicht erwartet hätte. Wie viele Reihen schaffen es bitte, lang genug gut zu sein, dass ich fünf Bände davon lese oder anhöre? Auch wenn hier auch nicht jedes einzelne Buch ein Highlight war, aber dazu kommen wir dann später irgendwann.

Zu allererst möchte ich hier auf das geniale Hörbuch aufmerksam machen, das ich gehört habe. Das stammt von Graphic Audio (leider keine bezahlte oder sonstige Kooperation - wäre zu schön!) und boah, die schaffen echt Magie in diesem Studio! Über den Werbespruch "A Movie in your Mind", der zu Beginn jedes Hörbuchs verlesen wird, habe ich zuerst nur die Augen verdreht. Eh klar, das nennt man Kopfkino und ist Teil meiner Fantasie. Natürlich läuft da ein Film in meinem Kopf ab! Was wollt ihr von mir? Joa, und dann ging das Hörbuch los. Hier wurde nicht nur der Text eingesprochen, nein: Ihr findet hier einen ganzen Cast an Schauspieler:innen, es gibt Hintergrundmusik und zum Inhalt passende Hintergrundgeräusche. Nichts davon ist aufdringlich, sondern war für mich einfach nur angenehm und spannend. Einziger Nachteil dieser Produktion? Jedes Buch wurde in mehrere Teile aufgeteilt, für die man auf Audible (denn nur dort ist dieses Hörbuch erhältlich!) also jeweils einen Credit ausgeben muss. Was ich persönlich schon ziemlich nervig finde, denn ich höre deswegen bereits eine ganze Weile an einer Serie, die ich lieber einfach in einem Rutsch durchgesuchtet hätte.

Es geht in diesem ersten Teil der Reihe um die junge Jägerin Feyre, die nach dem Tod einer Faerie - also einer Fee - durch ihre Hand dazu verflucht wird, ins Königreich von Tamlin zu ziehen. Tamlin, der immer eine Maske trägt, und zuerst ein unausstehlicher Grantler ist, aber dann.... sich irgendwie doch als ganz angenehmer Mensch herausstellt? Dieser erste Teil ist ganz klar ein Retelling von "Die Schöne und das Biest"! Nur, dass es dann in Band 2 noch einen ziemlich interessanten Twist gibt - doch das ist hier noch egal. Hier war ich dann am Ende noch ein ganz großer Fan von der Beziehung von Tamlin und Feyre - und ich bin mir sicher, dass ihr das auch sein werdet. 

Allerdings muss ich hier nochmal auf die ungesunde Fokussierung von Booktok und Bookstagram auf das Thema Smut/Spice eingehen. Leute, euch erwartet zumindest in diesem ersten Band noch kein Erotikbuch. In späteren Büchern kommt dann mehr vor, doch auch dort steht der sonstige Inhalt mehr im Vordergrund als nur die Bettgeschichten. Können wir bitte aufhören, Bücher nur anhand ihrer erotischen Szenen zu bewerben und zu bewerten? Denn das reduziert diese Bücher genau darauf - was gerade in Fällen wie diesem Buch sehr schade ist! Geht man nur von verschiedenen Videos auf Instagram und co aus, könnte man hier einen Erotikroman handeln - was aber nicht zutreffend ist. Mich hätte das auch nicht gestört, aber ich weiß, dass das nicht allen so geht.

Mein Fazit? Ein toller Reihenauftakt! Nicht der beste Teil der Reihe, aber trotzdem sehr gut!

Montag, 26. August 2024

Dieses Meer, dieses unerbittliche Meer [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Nein, natürlich habe ich nicht mehrere Bücher mit in den Urlaub mitgenommen, nur weil das Wort "Meer" mit im Titel war. Natürlich nicht. Warum sollte ich denn sowas verrücktes tun? Etwa um diese Bücher dann am Meer zu lesen? Pffft! Lächerlich!

... und ja, natürlich ist dieses Buch eines der Bücher, die ich aus genau diesem Grund eingepackt habe. Auch wenn die Stimmung in diesem Buch jetzt nicht unbedingt so locker flockig ist, wie man es von einer Urlaubslektüre erwarten würde. Aber das war mir bewusst und es stört mich selbst ja auch nicht besonders, auch mal was ernsteres zu lesen. Als Ausgleich muss ich danach halt wieder Schund konsumieren - was ich in diesem Urlaub auch zur Genüge getan habe. Aber diese Rezensionen kommen auch noch, wenn ich dann mal dazu komme.

Es geht hier um den 15 Jahre alten Zeno. Er ist Gefängnisinsasse auf der Insel Nisida, denn er hat jemanden umgebracht. Zeno ist im Drogenmilieu und als Kleinkrimineller aufgewachsen, seine Mutter ist Sexarbeiterin und sein Vater sitzt in einem anderen Gefängnis. Die große Schwester hat den Kontakt zur Familie abgebrochen. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für ein Kind, nicht? Ich denke, wir sind uns da alle einig, dass es so nicht unbedingt einfach für ein Kind ist, unbescholten groß zu werden. Und jetzt wurde Zeno halt verurteilt. Doch zumindest im Gefängnis geht es ihm nicht besonders schlecht: Er hat einen guten Ruf bei den anderen Insassen und wird für seine Anwesenheit in der Gefängnisschule bezahlt. Seine Italienisch-Lehrerin hat ihm sogar zwei Tage Ausgang in Aussicht gestellt - und zwar zu Weihnachten - wenn er über sein Leben schreibt. Also tut er genau das.

Ich habe ordentlich Redebedarf zu diesem Buch und weiß daher auch, dass ich dieses Buch bei nächster Gelegenheit meiner Oma in die Hand drücken werde. Es handelt sich hier nicht unbedingt um eine einfache Lektüre. Da ist einerseits das Thema, natürlich, das wohl niemanden kalt lassen wird. Andererseits ist aber auch der Stil nichts Alltägliches. Die Art, wie ein Kind wie Zeno wohl schreiben würde, wurde auch in meiner Übersetzung gut nachgeahmt - was die Lesbarkeit aber erschwert. Der Satzbau entspricht exakt der gesprochenen Sprache, die Rechtschreibung ist oft kreativ. Beides sind Aspekte, mit denen ein Zeno wohl tatsächlich Probleme haben könnte. Ob es eine gute Idee war, beides in einen Roman einzubauen? Ich bin mir nicht sicher. Einerseits hat das die Glaubwürdigkeit des Textes erhöht, finde ich. Andererseits irritierte mich diese Entscheidung aber auch, denn es ist genau das, was ich bei einem gedruckten Buch normalerweise eigentlich nicht will. Ich schreibe "normalerweise" weil ich mir noch nicht sicher bin, ob ich diese Entscheidung gut finde oder nicht.

[Spoiler]

Das Ende hat mich persönlich schockiert. Ich wollte ein gutes Ende für Zeno oder zumindest einen Hoffnungsschimmer. Ja, er ist definitiv kein Heiliger. Ja, er hat es definitiv verdient, im Gefängnis zu sitzen. Aber er ist trotz allem noch ein Kind. Ich halte das Ende, das hier gewählt wurde, zwar für glaubwürdig - aber das heißt nicht, dass ich dieses Buch nicht am liebsten im Meer ertränken wollte.

[Spoiler Ende]

Mein Fazit? Ganz ehrlich? Ich bin mir weiter unsicher, was ich von diesem Buch halte. Es lässt mich ratlos zurück und regte mich auf jeden Fall zu denken an. Dieser Roman ist eigenwillig und etwas ganz Besonderes - ob ihn das zu einem besonders guten oder besonders schlechten Buch macht, muss wohl jede Person selbst entscheiden. Ich bin aber trotz der Eigenheiten froh, diesen Roman gelesen zu haben.

Mittwoch, 21. August 2024

On & Off. Für einen bewussten Umgang mit Social Media [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Wieviele Stunden pro Tag verwendet ihr eigentlich eure Handys? Also ich weiß, dass meine Bildschirmzeit viel zu hoch ist, und es ist nicht wirklich ein Trost, dass ich immer noch im Durchschnitt liege. Es gibt so viele Dinge, die ich tun könnte und tun möchte, so viele Hobbys, denen ich mal wieder nachgehen will - und kaum passe ich mal eine Sekunde nicht auf, scrolle ich schon wieder durch lustige Kurzvideos oder like die bunten Bilder meiner Freund:innen oder auch von vollkommen Fremden. Und ich weiß, dass das nicht gesund ist und dass mein Verhalten vielleicht fast schon in Richtung Sucht geht. Und immer wieder versuche ich daran mal was zu ändern - deswegen habe ich mir von meiner Kontaktperson auf Lovelybooks auch dieses Buch gewünscht. Meine Hoffnung waren ein paar richtig hilfreiche Tipps oder gute Ratschläge, die ich im Alltag befolgen könnte und mit denen ich meine Bildschirmzeit zumindest ein bisschen reduzieren könnte. Nur ein kleines bisschen!

Wie ihr vielleicht schon wegen dieser Formulierung vermutet: Mir hat dieses Buch leider gar nichts gebracht. Es hat mir sogar so wenig geholfen, dass ich zwischendurch überlegt habe, einfach abzubrechen.

Doch woran liegt das? Nun, beginnen wir mit einem Punkt, den ich bei "Sachbüchern" und Ratgebern sehr häufig kritisiere: Das hier war über weite Teile eine verstecke Autobiographie. Was vielleicht interessant sein könnte, wenn man davor schon irgendwas mit diesen Autorinnen zu tun hatte. Das war bei mir nicht der Fall, weswegen es mich auch nicht weniger hätte interessieren können, welche Social Media Plattformen die beiden Autorinnen gerne verwenden, wie eine davon zur Influencerin wurde oder wie die andere den Werdegang der anderen verfolgt hat. Das ist mir einfach total egal und hat mich schon nach sehr kurzer Zeit nur noch genervt.

Auch war ich mir nicht ganz sicher, wer denn jetzt die Zielgruppe dieses Buchs sein soll. Hier wird sehr viel Grundlegendes erklärt ("Welche Social-Media-Plattformen gibt es und was zeichnet sie aus?"), das meiner Meinung nach echt nicht hätte erklärt werden müssen. Ich gehe davon aus, dass die meisten Menschen, die zu diesem Buch greifen, bereits wissen, was Instagram, Whatsapp und Tiktok sind. Gleichzeitig ist der LYX-Verlag aber gerade im Genre New Adult recht groß - ein Genre, das junge Erwachsene von circa 18 bis 30 ansprechen soll. Also genau das Alter, in das ich auch reinfalle. Für dieses Alter war aber der Schreibstil dann doch oft zu kindlich gehalten.

Des Weiteren war mir dieses Buch an manchen Stellen zu unreflektiert. Ein Beispiel, das ich mir notiert habe, ist das Thema Bewerbungsgespräch. Ich weiß, ich weiß, die meisten von uns können das nicht mehr hören. Und hier wird auch komplett richtig behauptet, dass ein guter Social Media Account deine Jobchancen erhöhen kann. Dazu, dass ich meine bisherigen und auch meinen aktuellen Job bekommen habe, hat unter Anderem auch dieser Blog beigetragen, denn er zeigt, dass ich Computerkenntnisse habe, Durchhaltevermögen, Interesse am Thema und noch ein paar andere Eigenschaften, die mögliche Arbeitgeber:innen wohl sehr mögen. Wenn ihr aber nur einen auf öffentlich gestellten Privataccount habt, wo ihr unreflektiert alles postet, was euch gerade einfällt, dann kann das natürlich auch kontraproduktiv sein. Sollte natürlich nicht so sein, aber es ist halt doch ein Fakt, dass Arbeitgeber:innen sich eure Accounts ansehen - und was dort gepostet wird, prägt ihren Blick auf euch. Und das kann im schlimmsten Fall zu einer Absage führen.

Leider gab es dann in einem der letzten Kapitel auch noch Probleme in der Formatierung des Kapitels. Hier gab es mehrere Aufzählungen, die total durcheinander waren. Keine Zahl stand dort, wo sie stehen sollte. Ich hoffe einfach mal, dass ich ein Leseexemplar bekommen habe und das in der Endversion nochmal ausgebessert wurde, denn das wäre sonst so peinlich.

Eine sehr, sehr wichtige Info wurde in diesem Buch auch nicht genannt - was ich aber zu einem gewissen Grad nachvollziehen kann, denn es handelt sich dabei um eine Österreichische Gesetzgebung. Auf jeden Fall: Hassnachrichten und -kommentare sowie die Beteiligung an Shitsorms im Internet sind eine Straftat und können angezeigt werden. Das hat eine Entscheidung des OGHs vor Kurzem gezeigt. Ein Teilnehmer an einem Shitstorm wurde da zu einer ordentlichen Strafe verurteilt. Was ich sehr, sehr toll finde, denn es ist ein starkes Zeichen dafür, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist. Ich glaube, dass dieses Wissen gerade für Jugendliche und gerade im Kontext Cybermobbing eine wichtige Information wäre. Wenn euch also jemand online nicht in Ruhe lässt: Einfach mal anzeigen.

Mein Fazit? Leider gar nicht mein Fall. Schade.

Samstag, 17. August 2024

Mein letztes Jahr der Unschuld [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Isabel Rose ist im letzten Jahr ihres Studiums – und nichts ist so, wie sie es sich vorgestellt hat. (Same, girl!) Sie weiß nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, fühlt sich einsam und von ihren Freundinnen unverstanden. Und ob das mit Zev, mit dem sie eigentlich immer nur aus Höflichkeit geredet hat, einvernehmlicher Sex war, das weiß sie auch nicht. Was sie aber weiß, ist, dass sie sich nicht wohl damit fühlt, als sie mit ihrer Freundin dann vor seiner Zimmertür steht und "Vergewaltiger" darauf sprüht. Was nur weiter zur Entfremdung der beiden beiträgt. Kurz: Isabels Leben fühlt sich an, als würde es auseinanderfallen – und sie leidet sehr darunter.

Ihr einziger Lichtblick ist ihr neuer Professor für Kreatives Schreiben: R.H. Connelly. Er hält ihre Texte für etwas ganz besonderes und Isabel selbst natürlich auch – sehr zum Ärger der anderen Studierenden. Langsam entwickelt sich eine geheime Affäre zwischen den beiden…

Ein unglaublich spannender Roman, der wohl ein breites Publikum ansprechen wird - und genau die Art von Geschichte war, die ich gerade lesen wollte. Die Geschichte Isabels wird gefühlvoll erzählt und ohne Isabel dabei abzuwerten – und trotzdem wird die Lehrer-Studentin-Beziehung nicht verharmlost oder gar romantisiert. Was ich hier unbedingt hervorherben möchte, denn Dark Romance liegt ja immer noch im Trend und da wäre ein solches Machtgefälle ja erwünscht und etwas, das gerne gelesen wird. So aber kann ich euch sagen: Das hier ist keine Dark Romance. Wenn ihr so ein Buch also sucht, dann nehmt nicht dieses hier in die Hand. Wenn ich aber diesen Roman bisher noch nicht gelesen habt, weil ihr Angst habt, dass das Dark Romance sein könnte, dann ist das hier euer Zeichen: Ihr könnt dieses Buch guten Gewissens lesen!

Isabel befindet sich in einer Phase der Selbstfindung – und der Autorin ist es gelungen, diese Phase, die wohl vielen Leser:innen aus dem eigenen Leben bekannt sein dürfte, authentisch zu beschreiben. 

Mein Fazit? Eine ganz große Leseempfehlung für euch!

Montag, 5. August 2024

Tod im Chiemgau

 Autor: Mathias Lehmann
Erschienen am 25.4.2024
Im Emons Verlag
ISBN: 9783740820343
Rezensionsexemplar: Ja
Quelle: Verlag

Klappentext:
"Ein packender Kriminalroman voller Intrigen und Rätsel:

Zehn Jahre ist es her, dass Hans, der beste Freund von Bergführer Toni Hauser, beim Sturz in eine Schlucht tödlich verunglückte. Damals hat Toni seinen Heimatort Reit im Winkl verlassen, nun kehrt er zurück. Doch die Vergangenheit ruht nicht, im Gegenteil: Jemand scheint Toni nach dem Leben zu trachten. Er überlebt nur knapp einen Mordanschlag. Mit Hilfe von Kommissarin Roxana Mayrhofer versucht Toni, die Fäden zu entwirren und die Frage zu beantworten, die ihn seit Jahren umtreibt: War Hans’ Tod wirklich ein Unfall, oder sollte damals womöglich er selbst sterben?"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Mathias Lehmann kennt ihr lieben Leser:innen bereits von anderen Rezensionen. Oder auch nicht: Denn seine Bücher "Rote Tränen" und "Flucht" sind unter seinem Pseudonym Mike Landin erschienen. Sein neuester Krimi ist nun aber unter seinem Klarnamen erschienen - sollten euch also die anderen beiden Bücher gefallen haben, dann ist diese Änderung vielleicht eine wichtige Info für euch!

Wie auch schon im Krimi "Rote Tränen" handelt es sich auch hier um einen Regionalkrimi: Diesmal finden wir uns in Reit im Winkl wieder. Ein Ort, der gerade zu Beginn nicht unbedingt positiv dasteht. Naja, eigentlich sind es die Einwohner:innen - und vor allem der Bürgermeister und seine Anhänger. Aber Menschen können einen Ort unerträglich machen, ich glaube das können wir alle aus eigenen Erfahrungen bestätigen. Auch wenn die meisten von uns wohl hoffentlich keine Geschichte wie Toni Hauser zu erzählen haben: Sein bester Freund starb vor zehn Jahren und bis heute macht er sich Vorwürfe deswegen. Aber nicht nur er selbst: Auch scheinbar alle anderen. Deswegen hat er damals die Stadt auch verlassen und ist seitdem nicht mehr zurückgegangen. Doch nun ist sein Vater gestorben und zumindest bis zum Begräbnis muss er es jetzt aushalten. Aber schon bald stellt sich die Frage: Wird er überhaupt so lange überleben?

Ich hatte zu Beginn kleinere Probleme damit, in diesen Roman rein zu finden. Gerade am Anfang wirkte Toni auf mich recht abweisend, was später durch seine Hintergrundgeschichte auch nachvollziehbar wurde. Als jemand, der aber gerne mit Protagonist:innen mitfühlt, war das aber eine schwierige Situation. Später wurde das dann einfacher, denn öffnet sich Toni gegenüber seiner Umgebung ein bisschen. Er ist zwar auch dann trotzdem nicht der Sonnenschein in Person, aber er wurde langsam immer interessanter.

Was mich gefreut hat, war, wie gut es der Autor geschafft hat, mich auf die falsche Fährte zu locken. Ich war mir sicher, dass ich weiß, wer der Mörder oder die Mörderin ist. Die Person machte für mich einfach Sinn. Verdammt, da gab es sogar ein richtig gutes Motiv! Und dann? Nope, Mira ist komplett der falschen Spur nachgejagt und hat mal wieder gezeigt, dass es wohl ganz gut ist, dass sie eine Karriere bei der Polizei nie in Betracht gezogen hat. Die Person, die dann tatsächlich für die Morde verantwortlich war, hatte ich auch schon kurz verdächtigt - dann aber schulterzuckend wieder abgetan und den Verdachtsmoment darauf geschoben, dass ich in diesem Moment gerade wirklich alle verdächtigt habe.

Besonders viel Spaß mit diesem Buch dürften wohl Leute haben, die selbst gerne Zeit in den Bergen verbringen und die Gegend vielleicht sogar selbst kennen. Im Gedächtnis geblieben sind mir vor allem auch meine inneren Bilder von der Berglandschaft und von verschiedenen Wander- und Kletterwegen. Das ist dann für leidenschaftliche Bergsteiger:innen wahrscheinlich nochmal schöner als für mich.

Mein Fazit? Ein spannender Krimi, den ich vor allem ab der zweiten Hälfte gerne gelesen habe!