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Dieses Buch haben wir im Buchclub für den Black History Month im Februar gelesen. Besonders gespannt war ich persönlich auf die Zeitreiseaspekte, die hier ja eine sehr große Rolle spielen. Es geht hier um Dana, eine junge Frau aus den 1970ern, die plötzlich immer wieder ohnmächtig wird und dann durch die Zeit reist. Sie landet dann jedes Mal fast zwei Jahrhunderte in der Vergangenheit - im Süden der USA. Zu diesem Zeitpunkt war Sklaverei noch legal und wurde im Süden auch munter betrieben. Für eine schwarze Frau wie Dana war das also eine unglaublich gefährliche Zeit, in der Menschen wie sie keine Rechte hatten und als reine Objekte galten. Sie wird in diese Zeit zurücktransportiert, weil ein Junge namens Rufus sie aus Versehen ruft, wenn er in Gefahr ist. Wenn Dana auftaucht, ist er zum Beispiel gerade dabei, zu ertrinken, das Haus anzuzünden, ist vom Baum gefallen oder er prügelt sich - und Dana muss ihn retten. Natürlich hilft sie ihm da, gerade in seiner Kindheit. Doch die Ausflüge in die Vergangenheit werden für Dana immer mehr zur existentiellen Gefahr, denn Rufus Vater ist Besitzer einer großen Plantage und grausam gegenüber seiner Sklaven. Außerdem scheint Rufus einer ihrer Vorfahren zu sein - wenn sie es also nicht schafft, ihn am Leben zu erhalten, wird Dana auch aufhören zu existieren.
Als ich mit dem Lesen begonnen habe, war ich mir sicher, dass das eine Fünf-Stern-Lektüre wird, ein absolutes Lesehighlight. War es dann aber leider noch nicht. Aktuell tendiere ich eher in Richtung drei Sterne. Woran das liegt? Nun, am Schreibstil ganz sicher nicht, denn den fand ich großartig. Ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen und fand es unglaublich spannend, Dana auf ihrem Weg zu begleiten.
Probleme hatte ich mit den Zeitreisen, wie sie hier dargestellt werden. Beispielsweise vergehen manchmal nur wenige Sekunden in Danas Ausgangszeit, manchmal Stunden oder sogar Tage. Gleichzeitig vergehen in Rufus Zeit manchmal Minuten, manchmal Wochen oder sogar Monate oder sogar Jahre. Es gibt dabei aber keinerlei Übereinstimmung zwischen den Zeiten. Normalerweise ist es dann ja so, dass zum Beispiel so gut wie keine Zeit vergeht - warum auch, ist ja eine Zeitreise! Oder aber die Zeit in der Vergangenheit steht in einem klaren Verhältnis zur Zeit der Gegenwart. Dann vergeht zum Beispiel für jeden Tag in der Vergangenheit eine Stunde. Sowas gab es hier aber überhaupt nicht. Da hätte ich mir mehr Logik gewünscht. Außerdem wurde bis zum Ende nicht geklärt, wie das Zeitreisen hier funktioniert und warum Rufus in der Lage dazu ist, Dana zu sich zu rufen. Das hat mir gefehlt. Genau deswegen war ich auch überrascht, zu sehen, dass dieses Buch als Science Fiction bezeichnet wird, denn das ist es meiner Meinung nicht. Es ist ein Fantasyroman, aber mit Science Fiction hat das meiner Meinung nach nicht viel zu tun.
Bevor ihr das Buch in die Hand nehmt, solltet ihr aber auf jeden Fall einen Blick auf die Triggerwarnungen werfen. Dieses Buch ist nicht ohne und gerade wenn sexuelle Gewalt oder Rassismus Themen sind, über die ihr nichts lesen wollt, solltet ihr euch von diesem Text fernhalten.
[Spoiler]
Ich hatte außerdem ein großes Problem mit Dana als Person. Mir ist klar, dass sie Rufus am Leben erhalten muss, wenn sie selbst weiter existieren will - egal was für ein schlechter Mensch er ist. Und er ist gerade gegen Ende des Buches dann ein richtig, richtig schlechter Mensch. So schlimm, dass ich auf Goodreads darüber fantasiert habe, dass ich ihn wohl einfach sterben lassen würde, wenn ich Dana wäre. Dana scheint das aber nicht wirklich so wahrzunehmen. In ihren Augen ist Rufus unschuldig und das Opfer seiner Umstände. Taten wie die Vergewaltigung ihrer Vorfahrin verzeiht sie ihm einfach. Sie verhält sich ihm gegenüber fast schon unterwürfig, was ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Gleichzeitig behandelt sie besagte Vorfahrin aber wie Dreck. Gerade das verstand ich nicht! Warum ist Rufus es wert, so viel besser behandelt zu werden als Alice? Warum ist Dana so kalt zu Alice, die von Rufus zur Sexsklavin gemacht wird und gezwungen wird, seine Kinder zu bekommen, obwohl sie ihn hasst? Ich wollte jedes Mal wieder schreien, wenn Dana Alice sagt, sie solle sich doch einfach zusammenreißen, weil es so schlimm ja nicht sein könne. Ich meine: Geht's noch? Wie wärs mit nur einem Hauch Empathie? Warum bekommt ein Täter so viel Verständnis von Dana, Alice aber nicht mal ein bisschen Freundlichkeit?
Mein Fazit? An sich ein spannender Text, leider hatte ich aber mit Dana als Protagonistin wirklich Probleme.
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