Dienstag, 31. Dezember 2024

Das war 2024 - und jetzt kommt 2025!

 Hallo ihr Lieben!

Schon wieder ein Laberpost von mir, aber zu Jahreswechsel muss das einfach sein. Ab morgen schreiben wir 2025 und befinden uns damit offiziell in Science-Fiction-Terrain. 2025, das ist für mich keine real existierende Jahreszahl. Das ist eine Jahreszahl, die in Zukunftsgeschichten und Dystopien verwendet wird. Aber joa, offensichtlich dürfen wir die Zukunft jetzt live und in Farbe miterleben. Spannend, nicht? Bitte liebe Welt: Lass es eine Utopie sein! Keine Dauerkrisen, kein Orwell oder Bradbury und erst recht keine Burdekin, wenns ganz leicht geht! Bitte einfach der Start in eine wunderschöne Zukunft für uns alle. Wenn ihr euch nicht sicher seid, dann fragt einfach bei mir nach. Ich hab da recht klare Vorstellungen, wie das so aussehen könnte. Okay? Danke!

2024 war für mich eine ordentliche Wundertüte. Es gab wunderschöne Momente und Tage, an denen ich mir die Augen rausgeheult habe. Ich habe mich über vieles gefreut, habe tolle neue Chancen bekommen und konnte Erfolge feiern. Aber es gab auch mehrere Phasen der Trauer, die ich dieses Jahr leider durchleben musste. Krebs ist ein Arsch, genauso wie Demenz. War nicht schön, ist an manchen Tagen immer noch nicht schön, aber ich werde okay sein und ich werde auch die Phasen der Trauer durchstehen, die sich fürs nächste Jahr abzeichnen.

Eine besonders große Änderung gab es für mich im Februar: Ich habe meine erste richtige Stelle begonnen. Klar, ich habe auch davor schon neben dem Studium gearbeitet. Das waren aber immer nur ein paar wenige Wochenstunden. Genug, um einen Teil der Miete selbst zu bezahlen, mehr aber nicht. Aber jetzt arbeite ich in Teilzeit und werde im September auf Vollzeit erhöhen. Ich bin super zufrieden mit meinem jetzigen Arbeitsplatz. Ich darf mich den ganzen Tag mit Büchern beschäftigen, habe tolle Kolleginnen und hatte ein riesen Glück mit meinem Chef. Und das beste? Ich habe viele Freiräume und darf demnächst auch etwas mehr Verantwortung übernehmen. Ich darf eigene Projekte aufbauen und durfte vom ersten Tag weg mitreden und mitbestimmen. Was ein totales Privileg ist, denn ich kenne genügend Leute, deren Arbeitgeber das nicht zulassen.
Aber egal wie glücklich ich damit bin: Für diesen Blog bedeutete das zu Beginn vor allem Chaos. Denn während ich davor den ganzen Tag selbst einteilen konnte, hatte ich jetzt zum ersten Mal seit 7 Jahren wieder fixe Arbeitszeiten. Das war zu Beginn eine ordentliche Umstellung. Inzwischen habe ich mich aber daran gewöhnt und merke, dass mir diese Struktur eigentlich sogar gut tut. Und auch das Bloggen hat inzwischen wieder Platz in meinem Leben gefunden. Kommt zwar jetzt immer wieder mal zu stilleren Phasen, aber das ist okay. Und auch euch scheint es nicht zu stören, denn die Besucherzahlen meines Blogs sind so gut wie unverändert.

Aus Autorinnenperspektive gab es für mich so einige neue Entwicklungen. Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass ich an zwei Anthologien mitwirken durfte: "Mosaik der Liebe" und "Das Haus der verlorenen Seelen", beide vom Autor:innenkollektiv Schreibfeder. Beide Anthologien sammeln Geld für einen guten Zweck, wenn ihr also Lesestoff für die nächsten paar Feiertage sucht, dann schaut doch mal bei diesen beiden vorbei. Eine weitere spannende Entwicklung: Ich bin jetzt Mitglied beim BVJA und darf an deren Mentoring-Programm für junge Autorinnen und Autoren teilnehmen. Das finde ich bisher großartig. Ich habe eine wunderbare Mentorin erwischt, die mich unterstützt, wo es nur möglich ist. Und auch die Gruppentreffen bringen mir sehr viel: Einmal alle zwei Monate bekommen wir einen Impulsvortrag zu einem Thema und können Fragen dazu stellen. Wir bekommen Lesestoff und Empfehlungen für Websites. Und wir bekommen regelmäßig die Qwertz, also die Mitgliedszeitung. Die ist jedes Mal wieder eine spannende Lektüre, vollgepackt mit Informationen. Eine Mitgliedschaft dort kann ich euch also voll und ganz empfehlen!


So, jetzt aber zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben: meinem Lesejahr!

Auch mein Lesejahr verlief gut und sogar besser als erwartet. Ich habe mir ein Ziel von 90 Büchern und 25.000 Seiten gesetzt. Gelesen habe ich am Ende 104 Bücher und 28.398 Seiten - so Goodreads. Wobei da aber eine gewisse Unsicherheit bleibt, denn nicht jedes meiner Programme hat jedes Buch und jede Seite gleich gezählt. So waren es laut Reado 105 Bücher und 43.052 Seiten und laut Storygraph waren es nur 92 Bücher und 27.305 Seiten. Totales Chaos und ich finds großartig!
Aber hey? Warum diese argen Unterschiede? Nun, der Unterschied bei den Seitenzahlen auf Reado entsteht durch die Art des Trackings. Während auf Goodreads nur gelesene und als abgeschlossen markierte Bücher miteinberechnet werden, zählt bei Reado jeder Lesefortschritt, den ich notiert habe. Und dass da ein Unterschied entstehen muss, ist klar, denn wie immer habe ich noch so einige Bücher nicht rezensiert. Das kommt dann hoffentlich 2025. Und die mindestens 12 fehlenden Bücher auf Storygraph? Die haben damit zu tun, dass Storygraph viele deutschsprachige und Selfpublisher-Bücher nicht im Programm hat. Die fehlen hier dann natürlich.

Im Durchschnitt hatten meine Bücher damit 273 Seiten laut Goodreads, 410 Seiten laut Reado und 296 Seiten laut Storygraph. Nochmal: Bei Reado stimmt das so natürlich nicht ganz, denn in diese Durchschnittszahl fließen auch noch nicht rezensierte Bücher mit rein.
Meine bevorzugten Stimmungen dieses Jahr waren "emotional", "reflective" und "adventurous" und meine liebsten Genres "Romance", "Fantasy" und "Contemporary". Insgesamt habe ich mich in 38 Genres herumgetrieben. Und ja, mir war selbst nicht klar, dass meine Bücher so vielfältig waren.

Heute, am allerletzten Tag des Jahres, habe ich dann auch noch Fable für mich entdeckt. Natürlich ist nicht bei 5 Plattformen Schluss, da musste noch eine sechste dazu. Ich heiße dort ebenfalls Mira123 (wie überall sonst auch) und wer mir folgen will, darf das gerne tun. Und ja, ich habe mich dort nur angemeldet, um ein cooles Wrapped-Video zu erhalten. Hier jetzt also die Zusammenfassung der Statistiken dort: 

"Romance, rebellion and a doggone [Verdammte] - your year started with flair. You rode dragons and saved demons - your midyear was magical and merciless. Feyre`s dangerous choices and dark academia secrets - thrillingly intense. Vampires, Gatsby, and the moond - ended with elegance and cosmic surprises." 

Und, was mich sehr zum Lachen gebracht hat, war meine diesjährige Jahreszusammenfassung:

 "Decadent Voyager: Vampire romance overindulgence has you dizzy with bad blood, yet you revel in life's sumptuous, wild adventures."

So viel mal zu meinen Statistiken. Ich könnte hier natürlich noch weiter aufschlüsseln und genau beschreiben, wie viele Bücher ich auf Skoobe oder Audible gehört und gelesen habe, wie viele Hörbücher oder klassische Bücher und so weiter, aber dieser Post ist auch so schon wieder viel zu lang. (Es tut mir so leid!)


Folgende Vorsätze hatte ich für 2024 gefasst:

- Buchkaufstopp bis Februar/SUB-Abbau: Überraschenderweise hat das funktioniert. Ich habe ganz brav zwei Monate lang keine Bücher mehr gekauft, keine eBooks mehr runtergeladen und mich nicht mal am Rezensionsexemplar-Regal in der Arbeit bedient. Ist mein SUB dadurch kleiner geworden. Haha, das glaubt ihr doch selbst nicht, oder? Ich habe nämlich 2024 die "Stuff Your Kindle"-Tage entdeckt und meinen Stapel der Schande damit auf über Tausend Bücher hochgetrieben. Und da sind noch gar nicht mal alle eBooks mit drin. Nur die paar, wo ich daran gedacht habe, sie in eine meiner Apps einzutragen. Ich weiß, da bin ich ordentlich eskaliert. Aber wenigstens sammeln eBooks keinen Staub an, oder? Und ich habe wenigstens kein Geld dafür ausgegeben. Ist das nicht auch schon ein Erfolg?

- 90 Bücher lesen: Dieses Ziel habe ich erreicht und es ist mir nicht mal besonders schwer gefallen. Was mich ziemlich erleichtert hat, denn ich kenne genügend Geschichten von Leseratten, die dieses Hobby mit dem Eintritt in die Berufswelt aufgegeben oder stark reduziert haben. Mir war klar, dass ich das nicht wollte - aber wer weiß schon so recht, ob das für mich funktionieren würde? Und ja, es ist nicht immer einfach. Aber ich bin froh, dass ich weiter hier bin.


Meine Vorsätze:

- Buchkaufstopp bis März: Jaja, jährlich grüßt das Murmeltier. Aber letztes Jahr hatte ich doch Erfolg damit - warum also nicht gleich nochmal? Wie auch letztes Jahr gilt: Es gibt Ausnahmen. Bei der Arbeit darf ich das ein oder andere Buch mitnehmen - aber nur, wenn es mir mein Lesetagebuch erlaubt. Das habe ich in Frankfurt geschenkt bekommen. Auf jeder Doppelseite können zwischen zwei und 8 Bücher eingetragen werden. Und das wird gerade ganz brav ausgefüllt. Und der Trick dabei? Ich darf erst wieder ein Buch mit heim bringen, wenn wieder eine Doppelseite voll ist. 

- SUB-Abbau-Challenge: Kennt ihr diese "Read it or unhaul it"-Videos auf Social Media? Da geht es darum, dass der Stapel der Schande endlich ordentlich reduziert wird. Also muss ich das natürlich ausprobieren. Ich habe mir eine Liste auf Storygraph erstellt, die ihr HIER aufrufen könnt. Insgesamt findet ihr darauf 365 Bücher - eines für jeden Tag. Ganz unterschiedliche, natürlich! Einige Liebesromane, ein paar Jugendbücher, ein bisschen Fantasy, recht viele Klassiker. Manche habe ich als eBook, zu viele als Print. Und das ist meine Challenge fürs nächste Jahr: Der Plan wäre, dass ich in jedes Buch zumindest reinlese. Jedes Buch, das mich nicht klar begeistert, wird abgebrochen und aussortiert. Ganz radikal, damit ich wieder Platz für Neues schaffen kann.
Natürlich werde ich nicht alle dieser Bücher auf meinem Blog rezensieren. Folgt mir dafür am Besten auf Storygraph oder auf Reado. Auf beiden Plattformen heiße ich Mira123. Hier könnt ihr sehen, was alles abgebrochen und damit aussortiert wurde. Rezensieren möchte ich nur die Bücher, die ich gelesen habe - oder zu denen ich wirklich etwas zu sagen habe. Kann ja auch passieren, dass ich nach 50 Seiten schon meine Meinung in die Welt rausposaunen muss. Aber ich möchte mich dazu nicht verpflichtet fühlen.

- Bye, bye, Rezensionspflicht! In den letzten Jahren habe ich mir teils enormen Druck gemacht, wirklich jedes Buch zu rezensieren. Und das funktioniert für mich nicht mehr. Verdammt, manche der Bücher auf meiner Rezensionsliste habe ich schon 2022 beendet. Ich kann da in vielen Fällen keine ausführliche Rezension mehr schreiben. Deswegen werde ich in Zukunft vor allem Bücher, zu denen ich nur wenig bis gar nichts zu sagen habe, nicht mehr auf meinem Blog rezensieren. So möchte ich versuchen, dafür zu sorgen, dass in Zukunft meine Lesehighlights hier auch die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Ihr findet alle anderen Bücher mit Sternebewertung auf den üblichen Plattformen, das wars dann aber auch schon. Und das bedeutet auch gar nicht unbedingt, dass diese Bücher schlecht waren. Aber ich habe für die Arbeit zum Beispiel auch damit begonnen, immer wieder Kinderbücher zu lesen. Und die haben in meinen Augen hier keinen Platz. Ich finde sie trotzdem toll, aber ich möchte diesen Blog nicht zu einem Kinderbuchblog machen. Das würde sich nicht richtig anfühlen.

- 105 Bücher und 50.000 Seiten (Reado-Zählweise!) lesen: Dazu gibt es nicht viel zu sagen, schätz ich. Ich möchte eigentlich einfach nur meine aktuelle Lesefreude beibehalten. Und deswegen mache ich eine in meinen Augen relativ einfache Challenge. Ich möchte ein Buch mehr lesen, als ich es dieses Jahr getan habe. Wirkt machbar, zumindest auf mich.


Das sind meine Gedanken zum vergangenen Jahr - und meine Pläne fürs nächste. Ich bin sehr gespannt, was die nächsten 12 Monate so für mich bereithalten werden.

Schreibt mir doch gerne, was bei euch so los war. Habt ihr eure Leseziele erreicht? Welche Ziele setzt ihr euch für 2025? Lasst es mich gerne wissen!

Alles Liebe,

Mira

Sonntag, 29. Dezember 2024

A Few Rules For Predicting The Future [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Octavia E. Butler habe ich durch mein Studium kennengelernt - und im Buchclub "Kindred" von ihr gelesen. Mit diesem Buch hatte ich so meine Probleme, wie ihr in meiner Rezension nachlesen könnt, trotzdem habe ich irgendwann beschlossen, dass ich der Autorin gerne nochmal eine Chance geben möchte, mich zu überzeugen. Und dass ich dieses Büchlein in einer Berliner Buchhandlung fand, sah ich als mein Zeichen. Essays lese ich ja immer wieder gerne und auch, dass ich auf den ersten Seiten nur wenig Text sah, störte mich nicht. Wenn das Gesamtpaket passt, ist ja auch das in Ordnung.

Dann in der U-Bahn das böse Erwache - denn natürlich begann ich gleich hier zu lesen. Tatsächlich fanden sich nicht nur auf den ersten Doppelseiten jeweils nur ein oder zwei Sätze, sondern auf jeder, im ganzen Buch. Insgesamt könnte man den Text wohl auch bequem auf einer Doppelseite lesen und das, ohne die Schriftgröße übermäßig zu verkleinern. Ich war innerhalb von nicht mal zehn Minuten durch. Ich hab ja sowieso nicht damit gerechnet, ewig zu lesen - aber das war mir zu kurz. Auch die angekündigte "Kunst" riss mich nicht vom Hocker. Kunst unter Anführungszeichen, da sie für mich überhaupt nicht zum Text passte und eher störte, als illustrierend wirkte. 

Versteht mich bitte nicht falsch: Den Text an sich fand ich schön. Er ist intelligent und macht definitiv Lust auf mehr von der Autorin. Aber ist dieses Büchlein das Geld wert, das ich dafür bezahlt habe? Nein, definitiv nicht. Und deswegen kann ich das Buch auch nicht gut bewerten, denn das wäre euch, meinen Leser:innen, gegenüber nicht fair. Ich möchte nicht, dass ihr dieses Buch kauft. Holt es euch meinetwegen aus der Bücherei, leiht euch das eBook wo aus oder kauft euch eine ganze Essaysammlung der Autorin. Aber dieses Buch bitte nicht.

Mein Fazit? Schade, aber nein danke. Ich fühlte mich um mein Geld betrogen.

Dienstag, 24. Dezember 2024

Wunderbare Weihnachtswünsche!

 Hallo ihr Lieben!

Endlich ist es wieder so weit: Es ist Weihnachten! Und deswegen melde ich mich heute nur mit einer kurzen Nachricht zu Wort.

Ich wünsche euch, egal wer ihr seid, ein paar besinnliche Tage. Solltet ihr feiern: Frohe Weihnachten! Solltet ihr etwas anderes feiern: Schöne Feiertage! Und solltet ihr nicht feiern: Genieß die letzten paar Tassen Glühwein oder Kinderpunsch, futter ein paar Kekse und mach es dir mit einem guten Buch gemütlich!

Alles Liebe, 

Eure Mira

Montag, 23. Dezember 2024

Der kleine Prinz [Hörbuch/Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ich habe mich endlich an den "Kleinen Prinzen" rangetraut! Das habe ich ewig vor mir hergeschoben, aus zwei Gründen. Erstens, da es ein Klassiker ist. Und zweitens, weil ich weiß, dass "Der Kleine Prinz" das Lieblingsbuch von so einigen Menschen ist. Beide Aspekte sorgen bei mir oft dafür, dass ich ein Buch nicht lese - denn was, wenn ich es dann nicht mag? Aber hey: Das war jetzt schon öfters so und nichts Schlimmes ist passiert. Kein Shitstorm, keine Hassnachrichten, nichts. Also traue ich mich jetzt immer öfter, solche Empfehlungen in die Hand zu nehmen. Und da bin ich gerade wirklich froh darüber!

Diesen Klassiker habe ich als Hörbuch im Zug zwischen Berlin und München gehört. Und ich fand es großartig. Es geht hier um einen namenlosen Erzähler, der mit seinem Flugzeug in der Wüste abstürzt. Dort trifft er den kleinen Prinzen, der von einem anderen Planeten kommt und viel zu erzählen hat.

Dieses Büchlein ist enorm witzig. Auch wenn ich das Buch zuvor noch nicht kannte, wurden bei mir enorm viele Kindheitserinnerungen wach. Ich wurde an die selbst ausgedachten Geschichten erinnert, die mein Vater uns immer vor dem Einschlafen erzählt hat. Und an das Buch "Einmal Erde und zurück" - das war auch meine allererste Lesung, die ich zu diesem Buch besucht habe. In einer Sternwarte. Da war ich wahrscheinlich erst so sechs oder sieben Jahre alt - und heute wundern sich alle, wie meine Eltern es wohl geschafft haben, so eine Leseratte heranzuziehen!

"Der Kleine Prinz" zeichnet sich für mich vor allem auch durch die tolle Erzählstimme aus, die sich selbst nicht zu ernst nimmt. Diese Geschichte war überraschend gesellschaftskritisch und nimmt die Prioritäten und Gewohnheiten von uns Erwachsenen ordentlich aufs Korn. Ich fühlte mich dadurch dazu eingeladen, mich selbst ein bisschen zu hinterfragen.

Mein Fazit? Sollten alle irgendwann gelesen haben. Ganz große Leseempfehlung!

Sonntag, 22. Dezember 2024

Sexy Rich Vampires [Reihenrezension/Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Quelle: Verlag

Quelle: Verlag

Quelle: Verlag

Uff... war es nicht mal möglich, Bilder nebeneinander zu platzieren? Wenn das immer noch möglich ist, dann lasst es mich gerne wissen. Denn so stört mich die Ansicht ganz minimal. Aber joa: Heute komme ich da wohl nicht mehr drauf. Also schreibe ich jetzt einfach mal die Rezension. Das ist ein Problem von Zukunfts-Mira.

Heute geht es um meine Guilty-Pleasure-Reihe von 2024: "Sexy Rich Vampires". In meinem Freundeskreis auch bekannt als die Reihe, bei der man lieber gar nicht nachfragt, worum es geht. Der Titel sagt genug.

Für alle, die es doch interessiert: Die Reihe handelt von Julian, einem Vampir, und Thea, einer scheinbar ganz normalen Musikstudentin. Julian ist extrem reich und hat die letzten 30 Jahre einfach mal so verschlafen. Nach dem Tod seiner Schwester hat er beschlossen, dass er nie wieder aufwachen will. Naja, so gut geklappt hat das leider nicht, denn nun wurde er nicht nur geweckt, nein, noch schlimmer: Seine Mutter hat auch beschlossen, dass er sich nun endlich verpartnern soll. Dafür soll er die typischen Riten der Vampirwelt durchlaufen.

Thea wiederum hat ganz andere Probleme: Ihre Mutter ist schwer krebskrank und neben den Unigebühren muss sie daher auch noch irgendwie die Krankenhausrechnungen stemmen. Sie nimmt daher natürlich jeden Job an, den sie kriegen kann. Unter anderem wird sie auch als Cellistin zu einer Veranstaltung gerufen, die ihr irgendwie seltsam vorkommt. Aber naja: Reiche Menschen sind halt manchmal einfach schräg. Sie weiß nicht, dass sie für ein Treffen der Vampirwelt spielt. Und dort trifft sie auf den total attraktiven Julian, der sie nicht zu mögen scheint - und von dieser Stelle nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Diese Geschichte ist Schund. Totaler Schund. Und das meine ich so positiv, wie ich das nur meinen kann. Ich habe die Serie aus ganzem Herzen geliebt. Band 1 habe ich in nicht mal einem Tag verschlungen, Band 2 in einer ähnlichen Rekordzeit. Und diese zwei Bücher haben mir verdammt nochmal einen Urlaub gerettet. Diese Reihe habe ich damit also zum exakt richtigen Zeitpunkt gefunden. Und direkt nach dem Urlaub habe ich dann natürlich Band 3 und 4 gekauft. Natürlich, denn hier kann man gar nicht zwischendrin zu lesen aufhören. Jeder Band endet mit einem Cliffhanger. Wenn man wissen will, ob die Figuren überleben, muss man das nächste Buch kaufen.

Buch 1 und 2 waren meine Favoriten und werden daher auf Goodreads und co mit jeweils 5 Sternen bewertet. Band 3 und 4 fand ich schwächer und werde ihnen daher 4 bzw. 3 Sterne geben. Das hängt aber sehr wahrscheinlich auch mit den geänderten Leseumständen zusammen. Während ich die ersten zwei Bücher ja im Urlaub gelesen habe, las ich die anderen beiden zurück in meinem Alltagsleben.

Was mir an Band 1 und 2 besonders gut gefallen hat? Das langsame Kennenlernen untereinander und von der Welt. Ich hatte nicht mit einer so langsamen Entwicklung der Beziehung gerechnet, fand das aber total gut. In Band 1 gab es auch noch keinen Sex, was man durch den Titel wohl nicht erwarten würde. Und zwar kommt es schon hier zum Klischee (natürlich ist Thea so jungfräulich, wie man es sein kann), doch der Konflikt entsteht aus anderen Gründen, als man es wohl erwarten würde.

Und das zieht sich durch die ganze Handlung durch: Die Autorin kennt die typischen Klischees und baut sie in die Handlung ein. Und gleichzeitig verpasst sie diesen Klischees einen ganz neuen Twist. Und trotzdem finden sich hier Dinge, die ich liebe, wie der heiße Badboy mit starkem Beschützerinstinkt und "Touch her and die"-Mentalität.

Ganz ehrlich? Band 4 ist vorbei, aber ich habe mit der Welt trotzdem noch nicht abgeschlossen. Jetzt wünsche ich mir nämlich noch Bücher aus der Sicht aller anderen Rosseau-Brüder und der Schwester. Ich finde, die haben alle ihre eigene Liebesgeschichte verdient.

Mein Fazit? Eine tolle Reihe, die ich genossen habe!

Freitag, 20. Dezember 2024

Die Wut, die bleibt [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Man findet nicht jeden Tag ein Buch, das einen Politiker zum Rücktritt bewegt. Doch dieses hier hat das tatsächlich geschafft. Kein Scherz: Darüber hat zum Beispiel der Standard berichtet. Und das nicht wegen einem dadurch ausgelösten Shitstorm, sondern weil er dadurch seine Rolle als Vater reflektiert hat. Dieses Buch hat ihn dazu gebracht, über Care Arbeit nachzudenken. Ich denke, uns ist allen klar, dass ich nach dieser Nachricht auf der Stelle das Hörbuch runtergeladen habe. Wenn ein Buch sowas schafft, muss ich es einfach lesen!

Dieser Roman beginnt mit einer schockierenden Szene: Helene springt vom Balkon. Ohne Vorwarnung, ohne Abschied. In der einen Sekunde isst die Familie noch ganz normal zu Abend, in der nächsten ist die Mutter tot, verstorben an Suizid. Zurück bleibt eine Familie, die jetzt irgendwie mit diesem traumatischen Erlebnis und Verlust zurechtkommen muss. Da ist der Vater, Lola, die älteste Tochter, zwei Söhne und die beste Freundin der Mutter, die jetzt die Care Arbeit übernimmt. Nur vorübergehend natürlich, bis der Vater alles klären konnte. Und ja, eventuell habe ich direkt nach dem Lesen schon wieder alle Namen vergessen. Ups! War viel los hier in den letzten Wochen.

Die Geschichte wühlte mich sehr auf uns war deswegen für mich nur in sehr kleinen Dosen erträglich. Mehr als eine halbe Stunde pro Tag schaffte ich nicht. Alle Figuren erleben hier sehr viel leid und der Ehemann ist einfach so unglaublich nutzlos, dass sein Auftreten bei mir Herzrasen verursachte. Ja, auch er macht eine schwierige Zeit durch. Ja, auch er trauert. Aber das tun alle in diesem Buch. Und die Handlung zieht sich über ein ganzes Jahr. Und während der ganzen Handlung kommt er nicht einmal von selbst auf die Idee, irgendeinen Anteil der Care Arbeit zu übernehmen. Ich weiß, dass es solche Männer leider bis heute wirklich gibt, aber uff! Der Typ hat mich einfach unglaublich aufgeregt und ich wäre nicht nur einmal gerne ins Buch gesprungen, um ihn mal ordentlich zu schütteln.

In der zweiten Hälfte der Handlung dürft ihr euch auf viel Gewalt im Namen der Gerechtigkeit einstellen. Das hätte ich nicht unbedingt lesen müssen, denn es hat die auch so schon dichte und emotional anspruchsvolle Geschichte für mich fast unerträglich gemacht. Ich habe deswegen auch zwischendurch überlegt, ob ich nicht abbrechen soll. Eine Entwicklung in diese Richtung habe ich nicht erwartet, deswegen war mir das fast zu viel.

Ein schönes Goodie für mich war, dass die gesamte Handlung in Salzburg angesiedelt ist. Inzwischen kenne ich mich dort ja schon ziemlich gut aus und habe mich darüber gefreut, viele Orte wiederzuerkennen.

Mein Fazit? Die Autorin beherrscht ihr Handwerk und schaffte es zumindest bei mir, ordentliche Emotionen hervorzurufen.

Mittwoch, 18. Dezember 2024

The First To Die At The End [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Wir erinnern uns noch gut an das erste Buch dieser Reihe, oder? Das war "They Both Die At The End". Ein Buch, bei dem ich es geschafft habe, mir einzureden, dass es natürlich und trotz des dramatischen Titels ein gutes Ende geben würde. Und wegen dem ich dann in einem Einkaufszentrum geheult habe. Da macht es doch Sinn, dass ich unbedingt das nächste Buch rund um "Deathcast" lesen wollte. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich hier von einem zweiten Band sprechen kann, denn es handelt sich um eine Art Vorgeschichte.

Hier ruft Deathcast zum ersten Mal an - und Valentino, jung, gesund, ein Model und gerade nach New York gezogen, hebt ab. Orion wiederum, der dringend auf ein Spenderherz wartet und nur darauf wartet, dass sein Herz den Dienst aufgibt, wird nicht angerufen. Und trotz dieser widrigen Umstände freunden die beiden sich an, denn die Anziehung zwischen den beiden ist einfach zu stark.

Diese Ausgangssituation hielt ich für besonders spannend, denn zu diesem Zeitpunkt weiß noch niemand, ob Deathcast echt ist oder doch nur ein meisterhaft geplanter Betrug. Ganz ehrlich, wäre ich in dieser Buchwelt, würde ich wohl von letzterem ausgehen. Denn woher soll diese Firma wissen, dass jemand in den nächsten 24 Stunden sterben wird? Als Leserin wussten wir hier mehr als die Figuren selbst. Doch trotzdem geht dadurch keine Spannung verloren, denn es ist Tag 1 dieses... Angebots. Und natürlich funktioniert das am ersten Tag nicht perfekt und schon bald sterben auch Menschen, die niemand angerufen und vorgewarnt hat... Dadurch konnte ich mir bis zum Ende nicht sicher sein, ob Orion nicht vielleicht doch noch sterben wird.

[SPOILER!]

Gleichzeitig ergab sich durch diese Unsicherheit auch mein einziger Kritikpunkt und der betrifft das Ärzteteam rund um Orion. Valentin entscheidet nämlich recht schnell, dass er sein Herz an ihn spenden will, sollte das irgendwie möglich sein. Natürlich sind die beiden ein Macht und für beide ist das eine bittersüße Nachricht. Und das Ärzteteam reagiert auf die komplett neue und für sie ja auch noch ungewöhnliche Situation so, dass sie Valentin dazu auffordern, seinen letzten Tag im Krankenhaus zu verbringen. Sein Leben ist sofort weniger wert als Orions, er wird nur noch als Spenderorgan gesehen. Das fand ich krass, vor allem für Ärzt:innen. Vor allem für den ersten Tag von Deathcast hielt ich das für nicht ganz glaubwürdig. Zu diesem Zeitpunkt weiß ja noch niemand so wirklich, ob das funktionieren wird. Sollten da nicht gerade Ärzt:innen kritisch sein?

[Spoiler Ende!]

Ich fand diese Fortsetzung (wenn ich sie denn so nennen kann) nicht ganz so genial wie Buch 1, aber trotzdem toll. Buch 3 wurde auch bereits angekündigt und ihr könnt euch sicher sein, dass das ebenfalls bei mir einziehen darf.

Mein Fazit? Trotz meines Kritikpunkts wirklich toll. Ich freue mich auf das nächste Buch aus dieser Welt.

Dienstag, 17. Dezember 2024

Hoch die Hände, Klimawende [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Bald beginnt 2025 und wir haben das Problem mit dem Klimawandel immer noch nicht gelöst. Irgendwie bringen wir's einfach nicht auf die Reihe, oder? Langsam geht uns die Zeit aus, aber naja. Wir können auch gerne noch ein paar Jahre weiter nichts tun und darauf hoffen, dass uns irgendeine tolle neue Erfindung retten wird. Ist eine Möglichkeit. Aber wollen wir das wirklich? Ich weiß, dass ich lieber jetzt schon an diesem Problem arbeiten möchte.

Während meiner Schulzeit war es für uns Pflicht, jedes Jahr vor der ganzen Klasse den eigenen CO2-Fußabdruck zu präsentieren. Wir mussten unser Ergebnis analysieren und erklären, was wir im nächsten Jahr verändern wollten. Und ich weiß, warum der Lehrer wollte, dass wir das machen. Und ich halte es bis heute für sinnvoll, Kindern in der Schule ein bisschen ein Klimabewusstsein beizubringen. Doch abgesehen davon, dass der Fußabdruck an sich nicht unbedingt unproblematisch ist, hatte ich als Schülerin nicht besonders viel Macht über mein Ergebnis. Ich konnte nicht den Stromanbieter meiner Eltern wechseln, ich fuhr (oder flog) mit ihnen in den Urlaub und ich konnte auch nichts dagegen tun, dass ich jeden Tag ewig im Bus saß, was meinen Fußabdruck natürlich in die Höhe getrieben hat. Aber für diese Machtlosigkeit hatte dieser Lehrer leider kein Verständnis. Mir wäre es lieber gewesen, in dieser Zeit tatsächlich etwas über meine politischen Hebel zu lernen, über Demos und Petitionen, über strukturelle Änderungen und darüber, was ich wirklich verändern kann.

Der Autor dieses Buches hat einen ähnlichen Blick auf das Thema: Die wichtigsten Werkzeuge liegen woanders. Individuelle kleine Verzichtshandlungen können ein so großes Problem wie den Klimawandel nicht lösen. Dafür braucht es gesellschaftliche und politische Änderungen. Diese Behauptung belegt er mit verständlich erklärtem Sachwissen zum Klimawandel und den größten CO2-Verursachern. Auch spricht er darüber, wie wir andere vom Klimaschutz überzeugen können und was die wichtigsten Gründe sind, warum Leute nicht handeln. Baunach lädt dazu ein, statt einem Fußabdruck einen Handabdruck zu hinterlassen. Statt zu verzichten, motiviert er dazu, Aktionen ins Leben zu rufen, die größere Wirkungen haben als der reine Verzicht. Egal ob im familiären Kreis, am Arbeitsplatz oder in der Politik - hier gibt es sehr viele Denk- und Handlungsimpulse, um aktiv zu werden.

Dieses Buch motiviert und macht Hoffnung, ohne den Klimawandel zu verharmlosen. Egal ob neu im Thema oder FridaysForFuture-Mitglied: Dieses Buch wird euch gefallen.

Montag, 16. Dezember 2024

Wir waren Sappho [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Von Sappho habe ich zum ersten Mal im Studium gehört. Das war in einer Übung, in der es sonst eigentlich fast nur um männliche Dichter ging. Daher habe ich Sappho auch im ersten Moment für einen Mann gehalten, der natürlich über seine Freundin, seine Frau oder seine Affäre schreibt, wie es so viele andere auch tun. Erst während der weiteren Recherche daheim, habe ich festgestellt, dass Sappho tatsächlich eine Frau ist. Und nicht nur das: Sie ist eine Frau, der heute zugeschrieben wird, lesbisch zu sein. Zumindest weiß man ziemlich sicher, dass sie Frauen geliebt hat. Daher heißt das heute auch so, lesbisch: Sappho lebte auf der griechischen Insel Lesbos. Und im englischen Raum wird der Begriff "sapphic" auch gerne für Inhalte verwendet, in denen Frauen Frauen lieben.

Die Autorin Selby Wynn Schwartz erzählt in kurzen, aber sehr dichten Episoden vom Leben verschiedener queerer Frauen und als weiblich gelesener Personen - den Nachfolger:innen Sapphos. Gegendert, da hier nicht nur von lesbischen Frauen erzählt wird, sondern auch von genderqueeren und trans* Personen. Meist wird hier ganz auf Labels verzichtet. Die verschriebenen Personen werden vorgestellt, ihr Leben beschrieben und aus dem Kontext geht dann hervor, was denn vielleicht ihre Identität sein könnte. Gemeinsam haben sie nur: Sie alle sind Nachfolger:innen Sapphos – sie sind Dichter:innen oder Autor:innen, sie lieben Frauen und halten sich nicht an die Vorgaben der Gesellschaft. 

In fiktionalisierten Kurzbiografien wird von ihren Liebschaften erzählt, von glücklichen und unglücklichen Ehen und Partnerschaften, vom Erfolg mit ihren Texten oder auf der Bühne und von ihrem Kampf um Rechte für Frauen und Mitglieder der LGBTQIA+-Community. Neben bekannten Namen wie Virginia Woolf und Vita Sackville gibt es hier auch Menschen zu entdecken, die wohl der breiten Öffentlichkeit meist kein Begriff sind. So kannte ich vor dieser Lektüre zum Beispiel Lina Poletti nicht.

Die Autorin hat sich hier für einen fast schon poetischen, auf jeden Fall aber sehr dichten Schreibstil entschieden. Die biografischen Episoden unterschiedlicher Autor:innen wechseln sich ab und wirken so fast wie ein Mosaik. Ästhetisch ist das auf jeden Fall ansprechend, doch es erschwert auch den Lesefluss und setzt ein gutes Gedächtnis bei den Leser*innen voraus. Wer hier ein Sachbuch erwartet, ist an der falschen Adresse. Doch anspruchsvolle Leser:innen, die sich für das Leben der Nachfolgerinnen Sapphos interessieren, werden mit diesem Buch trotzdem ihre Freude haben.

Sonntag, 15. Dezember 2024

Siebenmeilenherz

Autorin: Katharina Winkler
Erschienen am 7.3.2024
Im Matthes & Seitz Verlag Berlin
ISBN: 9773751809610
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag


Klappentext:
"Katharina Winkler stellt sich in diesem unter die Haut gehenden Roman mit den Mitteln der Literatur gegen die Gewalt und schildert das zu einer Erzählung verdichtete Erlebnis eines Missbrauchs und das lange beschädigte Leben danach. So wie das Mädchen, aus dessen Innenperspektive Katharina Winkler erzählt, ihrem Vater ausgeliefert ist, liefert die Autorin uns der Geschichte aus, die von der Kinderstube aus auf alle weiteren Aspekte eines Lebens übergreift – denn weder eine neue Stadt, neue Freunde noch eine Liebesbeziehung bringen Linderung für ein traumatisches Geschehen, das sich dem Körper, Denken und der Wahrnehmung eingeschrieben hat und oft aus Scham verborgen bleibt. Siebenmeilenherz erzählt von einer Tat, die tagtäglich tausendfach in den Familien unserer Gesellschaft begangen wird, und rüttelt damit am Tabu, darüber zu sprechen.Wie schon in ihrem Debütroman Blauschmuck geht es Katharina Winkler auch in Siebenmeilenherz darum, das Schweigen zu brechen, mit dem Gewalterfahrungen von Frauen in Familien und in der Liebe belegt sind. Aus tiefer Überzeugung, dass Literatur Empathie ermöglichen und Veränderungen auslösen kann, findet die preisgekrönte Autorin eine beeindruckende Sprache, einen adäquaten ästhetischen Ausdruck für das, worüber keiner spricht."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Wow, einfach nur wow. Dieses Buch hat mich schockiert wie schon lange keines mehr! Ganz wichtig: Dieses Buch erzählt vom Missbrauch eines kleinen Mädchens. Daher ist es so ziemlich unmöglich, dieses Thema in meiner Rezension auszusparen. Solltet ihr euch also nicht mit diesem Thema beschäftigen können, solltet ihr die Rezension jetzt wegklicken.

Wie ihr nach dem Klappentext und diesem ersten Absatz schon erahnen könnt: Hier erzählt ein kleines Mädchen von der Liebe zu ihrem Vater und seiner zu ihr. Er liebt sie sogar so sehr, dass das Herz ihrer Mutter einfach stehen bleiben würde, wenn sie wüsste, wie sehr er sie liebt - zumindest erzählt er ihr das. Und das Mädchen glaubt das, denn du zu Beginn der Handlung ist sie sicher nicht älter als sechs Jahre, wahrscheinlich sogar jünger. In Lyrikform erzählt sie vom Missbrauch durch ihren Vater. 
Die verwendete Sprache ist vor allem zu Beginn sehr kindlich, was das Beschriebene noch schockierender macht. Es ist zur Rede von der "Mäusehöhle" des Mädchens, vom "Horn" und vom "Wundersaft" des Vaters. Der Missbrauch wird auf der Seite geschildert und dadurch ist der Text sehr nahe an der Schmerzensgrenze. Wie gesagt: Wer davon getriggert werden könnte, sollte sich vom Text fernhalten. Der Rest muss dieses Buch lesen, auch wenn es unangenehm ist und schmerzt. Setzt euch diesem Schmerz aus, denn das ist so ein unglaublich wichtiges Thema!

Wir verfolgen hier das Mädchen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben und auch die langfristigen Probleme durch den Missbrauch werden sichtbar. Das Mädchen, das namenlos bleibt, bekommt schlechte Noten, leidet unter Gedächtnislücken, hat Ängste und Probleme, anderen zu vertrauen. 

Mein Fazit? Das hier ist eines der stärksten Bücher, die ich 2024 lesen durfte. Am liebsten würde ich euch alle dazu zwingen, dieses Buch zu lesen.

Samstag, 7. Dezember 2024

Hex Files. Verrückte Feiertage [Hörbuch/Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Diese Reihe sollte euch bekannt vorkommen, zumindest, wenn ihr diesen Blog schon länger verfolgt. Während der Covid-Lockdowns habe ich manchmal stundenlange Spaziergänge gemacht und mich dabei mit allen möglichen Hörbüchern zugedröhnt. Und eines davon war die "Hex Files"-Reihe, gesprochen von der einzig wahren Yesim Meisheit, die unter anderem wegen dieser Reihe eine meiner absoluten Lieblingssprecher:innen geworden ist.

Dieses Buch ist nun ein weihnachtlicher Ergänzungsband. Muss man nicht lesen, um die restliche Reihe zu verstehen, ist aber definitiv ein nettes Ad-on, wenn man nochmal ein bisschen in die Geschichte eintauchen will.

Ivy, die faulste Hexe der Welt, macht sich hier auf die Suche nach gestohlenem Weihnachtsschmuck. Findet sie ihn nicht, wird ein uralter Fluch sie alle dahinraffen. Durch einen Vulkanausbruch, durch eine tödliche Krankheit, was denn genau passiert, weiß niemand so wirklich sicher. Die Auflösung, was denn nun mit dem Weihnachtsschmuck passiert ist, ist dann super süß und war für mich stimmig. Trotzdem war sie für mich eine Überraschung. Auch wenn ich den Täter (oder die Täterin?) selbst schnell erraten habe, wäre ich auf das Motiv sicher nicht von alleine gekommen.

Auch dieser allerletzte Band war wieder sehr lustig. Unter anderem natürlich auch wieder wegen dem sprechenden Kater Brutus, dessen "Miststück" mich jedes Mal wieder zum Lachen bringt.

Mein Fazit? Eine schöne Ergänzung der Reihe für die Weihnachtszeit!

Sonntag, 1. Dezember 2024

A Bookboyfriend for Christmas [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Hach, es ist Weihnachtszeit! Ja, die hat für mich bereits mit November begonnen. Man gönnt sich ja sonst nichts, oder? Also wenigstens eine verlängerte Weihnachtszeit muss dieses Jahr sein.

Hier findet ihr eine super süße Geschichte mit viel Potential - das aber zum aktuellen Stand nicht ganz genutzt wird. 

Das Setting ist großartig: Booktokerin Mia gewinnt ein Weihnachten allein in einer Buchhandlung. Sie freut sich enorm darauf - denn sonst hätte sie schon wieder ein Weihnachten alleine verbringen müssen. Wie jedes Jahr seit ihre Familie bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Daher ist dieser Gewinn für sie eine tolle Chance, sich abzulenken und vielleicht doch noch ein schönes Fest verbringen zu können. Doch als es endlich so weit ist, ist sie plötzlich nicht allein: Nick, der grantige Bruder der Besitzerin der Buchhandlung, ist auch hier. Eigentlich wollte er Mia nur den Laden aufschließen, doch wegen einer Fußverletzung kommt er jetzt nicht mehr weg - und wegen einem Schneesturm können die beiden die Rettung nicht verständigen. 

Wie ihr an der Inhaltsbeschreibung seht: Genau meine Art von Buch! Als ich das auf der Frankfurter Buchmesse gesehen habe, wusste ich, dass ich es einfach haben muss. Meine Kaufentscheidung wurde natürlich vom super schönen Cover, der schönen Innengestaltung und dem aufwendigen Farbschnitt unterstützt. Die Gestaltung ist wirklich, wirklich gut gelungen!

Umso enttäuschender, dass es im eigentlich Buch so einige Schwächen gibt. So war ich schockiert von der Menge an Fehlern in der Rechtschreibung, der Zeichensetzung und den Fehlern im Ausdruck, die ich fand. Teils habe ich mich über diese Fehler so geärgert, dass ich das Buch zur Seite legen musste. Bei sowas vergeht mir der Spaß. Klar, irgendwas wird immer übersehen - aber doch nicht in dieser Menge! Das hier ist ein veröffentlichtes Buch, das von Leser:innen gekauft werden kann und wird. Am Ende des Tages sind Bücher auch ein Produkt und wenn dieses Produkt deutliche Qualitätsmängel aufweist, dann ist das nicht in Ordnung.
Auch Logikfehler habe ich hier gefunden. So verstehe ich zum Beispiel nicht, warum Mia durch ein eingeschlagenes Fenster klettert, wenn sie den Haustürschlüssel hat. 
Besonders schockiert hat mich hierbei, dass im Impressum durchaus ein Korrektorat und ein Lektorat genannt wurden. Das ist einfach super schade.

Mein Fazit? Dieses Buch muss dringend ausführlich überarbeitet werden. Schade, denn da wäre mehr möglich gewesen.

Freitag, 29. November 2024

A Not So Meet Cute [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ihr wisst: Fake Dating ist eines meiner Lieblingstropes. Das ist einfach fast immer unterhaltsam. Sobald ich das in der Inhaltsbeschreibung irgendwo lese, landet das Buch auf meiner Leseliste. Und so ist es auch hier gelaufen.

Der Inhalt ist schnell erklärt. Huxley, Besitzer einer großen Immobilienfirm, will unbedingt diesen einen großen Deal abschließen. Doch er wirkt auf andere kalt und distanziert und deswegen will der andere Immobilienhai nicht an ihn verkaufen. Um eine gewisse Nähe herzustellen, lügt Huxley daher und erzählt diesem Typen von seiner schwangeren Verlobten. Die aber nicht existiert. Doch da kommt Lottie ins Spiel. Sie hat gerade ihren Job verloren und ist ziemlich verzweifelt, denn sie hat ihrer Mutter schon erzählt, dass sie nächste Woche endlich wieder auszieht. Als ihr also Huxley sein Angebot unterbreitet, ist sie kritisch - doch sie nimmt an.

Und gleich zu Beginn war ich überzeugt. Der Start in den Roman war einfach großartig. Da war ein toller Humor, eine Protagonistin, mit der ich mich wohlfühlte und ein heißes Love-Interest.

Joa, schade, dass das nicht so bleib. Bald wechselte der Humor auf eine eher obszöne Ebene. Viele Szenen waren unnötig sexuell aufgeladen - was vielleicht auch mit dem hier umgesetzten Verständnis von Humor zusammenhängt. Und aus dem zwar frechen, aber durchaus sympathischen Huxley wurde ein unglaublicher Grantling, der sich unangenehm bis übergriffig verhielt. Und das will ich einfach nicht lesen. Wenn ich Männer will, die sich im Ton vergreifen und sich respektlos verhalten, kann ich auch einfach Tinder runterladen oder auf Social Media leicht bekleidet Fotos posten. An dieser Stelle muss ich auch sagen, dass ich keinerlei Verständnis für Lottie aufbringen konnte. Warum zur Hölle findet sie so ein Verhalten anziehend?

Huxley ist einfach ein stinkreicher Mistkerl. Er hält sich die meiste Zeit über für einen besseren Menschen und blickt auf alle anderen herab, weiß aber noch nicht mal, wie man sich selbst ein Käsesandwich zubereitet. Kein Witz, der bekommt das von Lottie gezeigt. Und sie findet das aus irgendeinem Grund ganz, ganz toll.

Auch muss ich sagen, dass ich mit dem Spice ein Problem hatte. So möchte ich an dieser Stelle nochmal ganz klar und vor allem meine jüngeren Leser:innen darauf aufmerksam machen, dass schlafende Menschen keinen Consent geben können. Es kommt hier also streng genommen zu einer Vergewaltigung - was die beiden Protagonisten aber ziemlich heiß finden. Irgendwie. Aus welchem Grund auch immer. Aber auch die wachen Szenen sind nicht unbedingt toll gelungen. So habe ich zum Beispiel vollstes Verständnis dafür, wenn Autor:innen sich in ihren Romanen gegen eine Diskussion von Verhütung entscheiden. Aber wenn das in ein Buch eingebaut wird, dann sollte das doch bitte passieren, bevor die beiden in der Kiste landen! Danach hilft das doch weder gegen Geschlechtskrankheiten noch gegen Schwangerschaft. Meine Güte, Leute!

Mein Fazit? Das hätte so, so toll werden können! Aber es war leider wirklich schwach. Für mich enttäuschend.

Donnerstag, 28. November 2024

Der längste Schlaf [Kurzrezension]

Quelle: Verlag


Es gibt fast nichts Schlimmeres für mich, als wenn ich nicht gut schlafen kann. Eine schlaflose Nacht und die nächsten paar Tage sind zum wegwerfen. Dann bekomme ich nichts mehr auf die Reihe und fühle mich einfach generell ganz ekelhaft. Mehrere schlaflose Nächte hintereinander? Nope, vergiss es! Da muss ich mich krankschreiben lassen. 
In meiner Kindheit und Jugend war das Nicht-Schlafen-Können leider ein eher häufiges Problem. Gerade mit so 12, 13 Jahren hatte ich eine Phase, in der ich diese Schlaflosigkeit im Nachhinein doch eher schon als krankhaft bezeichnen würde. Ich konnte einfach nicht schlafen. Ich lag da, aber der Schlaf kam nicht. Es war grauenhaft. Heute bin ich meiner Schlaflosigkeit Gott sei Dank entwachsen und leide nur noch in extremen Stressphasen darunter. Und auch dann ist es für mich heute nicht mehr so schlimm wie es das als Kind war. Dann schalte ich mir meine Lieblingspodcasts ein, zücke mein Rätselbuch, mach mir eine Wärmflasche und koche mir noch eine Kanne Tee. Und meistens bekomme ich dann trotzdem noch zumindest ein paar Stunden Schlaf. Gott sei Dank!

Anders geht es hier Mara Lux. Sie ist Schlafforscherin und leidet ironischerweise ebenfalls an Schlaflosigkeit. Doch ihre Gründe sind anders und etwas ungewöhnlicher als die meinen es waren: Sie hat seit ihrer Kindheit prophetische Träume. Was sie im Schlaf sieht, passiert oft auch. So auch der Autounfall, bei dem ihre Eltern gestorben sind. Daher hat sie bis heute panische Angst vor ihren Träumen und hat einige Tage sogar versucht, gar nicht mehr zu schlafen. Und diese Angst zeigt sich schon zu Beginn der Handlung als berechtigt: Bereits zu Beginn der Handlung träumt sie, dass ihre Nachbarin durch den Himmel fliegt – und findet am nächsten Tag heraus, dass diese aus dem Fenster gefallen oder gesprungen ist.
In Deutschland ist Mara fast nie, zu viel erinnert sie dort an ihre Eltern. Doch dann wird sie durch
einen Anwalt aus Frankfurt kontaktiert. Ein ihr fremder Mann möchte ihr anonym ein Herrenhaus
vererben. Zuerst glaubt Mara an Betrug, dann an eine Verwechslung, schließlich reist sie doch an –
und plötzlich träumt sie von einem maskierten Mann und einem Mädchen, das ihre Hilfe braucht.
Gleichzeitig scheint es im Herrenhaus zu spuken – oder ist das doch eine Psychose, die durch Maras
Schlafmangel ausgelöst wurde?

Melanie Raabe kannte ich zuvor nur durch ihre Krimis und Thriller. „Der längste Schlaf“ ist wiederum eher ein sehr spannender Roman mit Mystery- und Horror-Elementen. Traum und Realität vermischen sich, verschwimmen ineinander, und wir Leser:innen rätseln an jedem Morgen wieder, welche Traumelemente sich heute denn wieder in Maras Alltag drängen werden. Das macht mir Lust auf mehr aus diesem Genre!
Wir zweifeln gemeinsam mit Mara an ihrem Verstand, wundern uns über das Herrenhaus und bangen um das kleine Mädchen. Vor allem in der zweiten Hälfte konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die letzten 200 Seiten habe ich in einer Sitzung verschlungen.

Mein Fazit? Ein geniales neues Buch von Melanie Raabe!

Montag, 25. November 2024

Fischgrätentage

Autorin: Elke Laznia
Erschienen am 2.9.2024
Im Müry Salzmann Verlag
ISBN: 9773990142561
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag


Klappentext:
"Fischgrätentage" führt uns in eine Zwischenwelt, deren Ausgang offen ist. Freilich ist es am Ende die Sphäre des Todes, vorerst aber des zunehmenden Körperverlusts, der Gebrechen und Traumgespinste, zugleich auch der Nähe und des Vertrauens. Erlebtes taucht wieder und wieder auf, verwandelt sich, Raum und Zeit machen sich selbstständig, öffnen neue Bewusstseinsräume. In eindrücklichen Sprachbildern sind alltägliche Momente aufbewahrt, die „Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt“ (Peter Handke) in den Rhythmus des Atems gebannt; irritiert und beglückt nimmt man wahr: Heute kann alles sein, alles ist heute, wir­ können alles sein, zu allem werden, wir sind unsere Orte, unser Land und unsere Vorfahren, unsere Lieben. Elke Laznia fokussiert in "Fischgrätentage" das, was die Zeit mit unseren Körpern macht, mit unserem Geist, was Bindungen sind, was von ihnen bleibt. Und immer geht es um den Verlust. Der Verlust als die Quelle, an die jede/r angeschlossen ist. Der Verlust, der teilbar und mitteilbar ist. Es ist ein poetisches Schreiben entlang der letzten Dinge, wider das Nützlichkeitsdenken und die marktgängige Optimierung unseres Bewusstseins. Damit der menschliche Geist nicht restlos von der Maschine ersetzt wird, darf er nicht selbst maschinenhaft werden. Lyrik ist dabei ein wirksames Antidot.

Meine Meinung:
Auch dieses Buch war beim Österreichischen Buchpreis nominiert und hat es sogar bis auf die Shortlist geschafft. Nachdem auch mich die Leseprobe dazu überzeugen konnte, habe ich beschlossen, mir selbst ein Bild zu machen. Überrascht nach den letzten paar Rezensionen wirklich niemanden mehr, nicht wahr?

Dieses Buch erzählt in Form von Gedichten in unterschiedlicher Länge eine schwierige Geschichte: Es geht um eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, um das Altern der Mutter, das Erkranken der Mutter. Es geht ums Abschiednehmen, um den Tod, die Trauer und den Versuch, die Mutter loszulassen. Wenn ihr euch mit einem oder mehreren dieser Themen nicht wohl fühlt: Lasst bitte die Finger davon. Denn trotz der nicht gerade einfachen Sprache und Form konnte das Gesamtwerk zumindest mich berühren.

Auch für Lyrik-Neulinge ist dieses Buch nicht geeignet. Diese Einschätzung treffe ich vor allem aufgrund der fehlenden Satzzeichen. Gleichzeitig werden durch Zeilenumbrüche und die Unterteilung in Strophen gerne auch mal Bedeutungseinheiten auseinander gerissen. Das machte die Lektüre um einiges schwieriger, bremste den Lesefluss und erschwerte das Verständnis. Das Buch ist deswegen aber nicht schlecht oder so. Aber es wird nicht jede Person ansprechen und wer sich hier nette Gedichte erwartet, ist an der falschen Adresse.
Für mich (die normalerweise unbedingt ihre Satzzeichen haben will und schnell von auseinandergerissenen Bedeutungseinheiten genervt ist) war das hier sogar passend. Denn genau so fühlt sich für mich Trauer an. Die Satzzeichen fehlen, alle Bedeutungseinheiten passen plötzlich nicht mehr so recht. In Phasen der Trauer muss ich plötzlich den Dingen in meinem Leben eine neue Bedeutung geben. Klar, vieles trifft noch weiter zu - ich bin weiter Mira, ich liebe die Verstorbenen weiter, auch wenn sie nicht mehr bei mir sind - doch gleichzeitig ist alles anders und aufgeteilt auf Vorher und Nachher. Und joa, genau diesen Prozess, dieses schmerzhafte Erlebnis symbolisiert diese Geschichte für mich.

Mein Fazit? Ein spannender, schmerzhafter und anspruchsvoller Lyrikband zum Thema Trauer und Abschiednehmen.

Dienstag, 12. November 2024

Das Philosophenschiff

 Autor: Michael Köhlmeier
Erschienen am 29.1.2024
Im Hanser Verlag
ISBN: 9783446282377
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Mit diesem großen Werk schließt Michael Köhlmeier an seinen Bestseller „Zwei Herren am Strand“ an. Zu ihrem 100. Geburtstag lädt die Architektin Anouk Perleman-Jacob einen Schriftsteller ein und bittet ihn darum, ihr Leben als Roman zu erzählen. In Sankt Petersburg geboren, erlebt sie den bolschewistischen Terror. Zusammen mit anderen Intellektuellen wird sie als junges Mädchen mit ihrer Familie auf einem der sogenannten „Philosophenschiffe“ auf Lenins Befehl ins Exil deportiert. Nachdem das Schiff fünf Tage und Nächte lang auf dem Finnischen Meerbusen treibt, wird ein letzter Passagier an Bord gebracht und in die Verbannung geschickt: Es ist Lenin selbst."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Bitte erinnert mich daran, dass ich mich in Zukunft von Buchpreisen aller Art fernhalte, zumindest was mein privates Lesevergnügen angeht. Denn davon habe ich leider aktuell eher weniger. Und das finde ich super schade, denn eigentlich habe ich ein paar der Nominierten gerade deswegen angefragt: Weil sie für einen sehr wichtigen Buchpreis nominiert wurden und ich mal wieder Lust auf eine anspruchsvolle Lektüre hatte. Liebesromane sind zwar toll, aber ich brauche meine bunte Mischung, um zufrieden zu sein. Joa, in Zukunft verlasse ich mich bei der Suche nach anspruchsvollen Empfehlungen doch lieber auf mein Bauchgefühl.

Ich hatte große Hoffnungen für dieses Buch. Sehr große. Michael Köhlmeier ist eine große Nummer und auch ich habe schon Texte von ihm gelesen und genossen. Also war ich mir eigentlich sicher, dass dieses Buch hier kein großes Risiko sein wird. Ich war mir sicher, dass ich es mögen würde. Tja, falsch gedacht. Dieser Roman hat mich einfach nur gelangweilt. Die Zeit hätte ich besser verbringen können. Schade, aber von einem so wichtigen Autor und dem Deutschen Buchpreis hätte ich mehr erwartet. 

In diesem Buch passiert sehr viel, doch die beteiligten Figuren lässt das kalt. Es können die grausamsten Dinge passieren (teils wird sogar Folter beschrieben - oder sollte ich es Mord nennen? Bin mir nicht sicher, was hier der richtige Begriff ist!), doch der lockere Plauderton, der überall herrscht, wird beibehalten. Und dadurch, dass es den Figuren offensichtlich egal war, schaffte ich es auch nicht wirklich, mich für die Geschichte oder die Entwicklungen zu interessieren.

Im Zuge der Handlung kommt es zu einer Verschmelzung von Fiktion und Realität. Mir ist aber nicht ganz klar, was davon real und was erfunden war. Und dieses Buch macht zumindest mir nicht unbedingt Lust, groß Recherchearbeit zu leisten. Ich finde, hier wäre ein entsprechendes Nachwort eine gute Ergänzung gewesen.

Für problematisch halte ich hier auch die Darstellung Lenins als liebe und harmlose Großvater-Figur. Ich denke, wer ein Geschichtsbuch lesen kann, wird schnell sehen, dass Lenin für sehr viel Leid verantwortlich war. Das durch ihn mitgeschaffene Terrorregime wird hier sogar gezeigt und beschrieben - siehe oben, teils sogar mit ekelhaften Details. Und trotzdem freundet sich die zu diesem Zeitpunkt noch jugendliche Protagonistin mit Lenin höchstpersönlich an. Daher ist diese Darstellung für mich absolut unverständlich - und wirkte auf mich sehr befremdlich.

Mein Fazit? Leider gar nicht mein Fall.

Montag, 11. November 2024

Dunkle Künste und ein Daiquiri [Hörbuch/Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Uuuuund der Preis für das Beste Standdesign auf der Frankfurter Buchmesse geht an... diesen Verlag hier! Den Second Chances Verlag! Die haben nämlich eine Bar nachgebaut und ich gehe mal ganz stark davon aus, dass das die Gilde-Bar ist, in der Tori arbeitet. Gefragt habe ich nicht, aber dadurch, dass der Fokus der Aussteller doch eher stark auf diesem Buch lag (nochmal: meine objektive Wahrnehmung und Interpretation!), gehe ich mal ganz stark davon aus.

Diesen zweiten Teil habe ich sehnlichst erwartet - wohl wissend, dass zweite Bände immer ein bisschen schwächer sind als ihre Vorgänger. Das war auch hier so, aber das finde ich nicht tragisch. War immer noch gut.

Wir tauchen hier tief in Toris Hintergrundgeschichte und Psyche ein. Als sie erfährt, dass ein Mädchen von Zuhause weggelaufen ist und dann von einem gefürchteten Druiden namens "Der Geist" entführt wurde, handelt sie, ohne lange darüber nachzudenken. Immerhin erkennt sie sich selbst in dieser Geschichte wieder. Auch sie war als Kind eine Ausreißerin und hat leider nie die Hilfe bekommen, die sie gebraucht hätte. Das soll nicht noch einem anderen Mädchen passieren! Also beschließt sie, sich selbst als hilflose Jugendliche auszugeben und so den Druiden zu sich zu locken. Sie wird das Mädchen retten - und wenn sie bei dem Versuch draufgeht! Aber natürlich geht alles schief und Tori wird zur Gefangenen des Druiden. Aber ist wirklich alles so, wie es scheint? Kurze Antwort: Natürlich nicht. Und genau das mag ich an der Reihe.

Generell habe ich in diesem Band aber die drei Chaosmagier aus Teil 1 vermisst. Aber naja: Vielleicht darf ich ja im nächsten Buch wieder mehr Zeit mit ihnen verbringen.

Auch dieser zweite Band hat mir gut gefallen. Ich mag Tori und ihre Art sehr. Und ich mag auch die Sprecherin des Hörbuchs, Yesmin Meisheit, sehr, sehr gerne. Ich würde inzwischen sogar so weit gehen und sagen, dass das eine meiner Lieblingssprecherinnen ist.

Mein Fazit? Gelungene Fortsetzung.

Sonntag, 27. Oktober 2024

Die schönste Version

Autorin: Ruth-Maria Thomas
Erschienen am 16.7.2024
Im Rowohlt Verlag
ISBN: 9783644019799
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Die späten Nullerjahre, frühen 2010er Jahre in einer ostdeutschen Die schönste Version erzählt die Geschichte von Jella und Yannick, von der ersten großen Liebe, die alles richtig machen will. Bis es kippt. Wieder zurück in ihrem Kinderzimmer fragt Jella sich, wie es so weit kommen konnte. Sie schaut noch einmal genauer auf ihr Aufwachsen in der Lausitz. Kleinstadt und Kiesgruben, Gangsterrap und Glitzerlipgloss. Auf Freundinnen, die sie durch so vieles trugen. Und auf den Moment, in dem Yannicks Hände sich um ihren Hals schlossen.

Die schönste Version ist die Geschichte eines Erwachens, Erkennens, Anklagens, eine große Ruth-Maria Thomas schreibt über das Frauwerden, Frausein, von Körpern, Begierden und tiefen Abgründen. 

Mit stilistischer Brillanz, großer Leichtigkeit und Drastik erzählt Ruth-Maria Thomas in ihrem funkelnden Debütroman von den schönsten Dingen. Und den schrecklichsten."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Dieses Buch wurde für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert und wie alle anderen Nominierten ist ihre Leseprobe damit sofort auf meiner Prüfliste gelandet. Ich habe reingelesen, es für gut gefunden und das eBook angefragt. Und jetzt kommt die Rezension - und ja, ich weiß, dass der Preis inzwischen bereits verliehen wurde. Da ich aber sowieso nicht in der Jury sitze, macht das aber nichts, finde ich.

Dieses Buch macht mich sprachlos. Gewalt in der Familie kann wirklich jeden treffen und sieht immer unterschiedlich aus. Man hat bei dem Thema oft ein ziemlich genaues Bild vor Augen, aber die Realität ist kein Film. In der Realität erkennt man Gewalttäter nicht am Aussehen. Egal wie aber die Beziehung zwischen Täter und Opfer im echten Leben ist: Das Opfer hat nie Schuld. Egal, welche Gründe die Gewalt hat: Du verdienst Hilfe. Du verdienst eine Umgebung, in der du  sicher bist. In der du keine Angst vor Gewalt haben musst. Bitte such dir Hilfe. Es gibt Angebote online und offline, auch die Polizei ist ein Ansprechpartner.

Auch in diesem Buch geht es um Gewalt. Jella wurde von ihrem Freund gewürgt und flieht nach dem Vorfall zu ihrem Vater. Sie macht all das durch, was wohl viele Opfer durchmachen müssen. Sie erstattet Anzeige, zweifelt aber schon bald daran, ob das die richtige Entscheidung war. Durch die Attacke ihres Freundes hat sie körperliche, aber auch psychologische Folgen und sie hat Angst vor rechtlichen Konsequenzen, weil sie Yannik eine Pfeffermühle über den Kopf gezogen hat. Durch ihre Familie und ihre Freunde kommt es zu Gaslighting ("Das hat er doch sicher nicht so gemeint!"), es kommt zu Täter-Opfer-Umkehr ("Zu einem Streit gehören immer zwei dazu!"). Und auch sie selbst zweifelt bald an ihrer Wahrnehmung der Situation. Denn warum ist sie so lange geblieben, wenn ihr Leben mit Yannik so schrecklich gewesen sein soll? Und was ist mit den schönen Momenten ihres Lebens?
Parallel dazu folgt die Beschreibung, wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt hat - und an welchen Punkten sie vielleicht falsch abgebogen sind. Wer sich schon genauer mit Gewalt in der Beziehung beschäftigt hat, bemerkt schnell die ersten Warnsignale. Jella tut das nicht.

Besonders toll finde ich, wie Jella hier beschrieben wird. Denn sie ist nicht zerbrechlich und an einigen Stellen fast schon gemein. Ganz ehrlich? Manchmal fand ich sie unausstehlich. Und trotzdem wird hier ganz klar herausgearbeitet: Was Yannik getan hat, hätte er trotzdem nicht tun dürfen. Das finde ich gut, denn so kommen wir von diesem einen Narrativ der verletzlichen Frau als Opfer weg, die man sehr häufig in Medien zu diesem Thema findet.

Mein Fazit? Eine gute Geschichte. Ich kann die Nominierung nachvollziehen. 

Mittwoch, 16. Oktober 2024

Frankfurter Buchmesse 2024: Ich bin dabei!

 Hallöchen ihr Lieben!

Diesen Post schreibe ich mal wieder auf den allerletzten Drücker und natürlich auch nur, damit ich a) noch nicht damit beginnen muss, meinen Koffer zu packen und b) damit ich nicht meine Masterarbeit schreiben muss. Denn ja, die ist immer noch nicht abgegeben und ja, ich möchte auf den Zugfahrten der nächsten Tage endlich mal ordentlich was weiterbringen. Ihr erkennt mich also dieses Mal nicht nur am Namensschild, den kurzen braunen Haaren und dem hübschen grünen Blazer, sondern vor allem auch an den roten, übermüdeten Augen. Ups!

"Warum der Blazer?", fragt ihr euch jetzt wahrscheinlich. "Mira, eine Jogginghose reicht doch auch! Das ist eine Messe, kein Bewerbungsgespräch." Also erstens hatte ich bei meinem letzten Bewerbungsgespräch meinen schwarzen Blazer an, nicht den grünen. Und zweitens: Nein, diesmal reicht eine Jogginghose nicht. Denn wie ich euch im Februar bereits berichtet habe, arbeite ich jetzt für den besten Arbeitgeber aller Zeiten und bin deswegen hochoffiziell in meiner Funktion als Referentin für Leseförderung vor Ort. Ich darf am Freitag mit ein paar Verlegern quatschen, habe ein paar Unterlagen der Organisation dabei, für die ich arbeite und knipse hier und da ein paar Fotos. Am Freitagabend darf ich sogar die Vergabe des Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreises live vor Ort verfolgen. Ich bin super gespannt auf all das und hab mir schon jetzt zur Vorbereitung viel zu viele eBooks auf meinen Reader geladen. 

Aber natürlich brauche ich auch schon am Freitag meine Freizeit, deswegen habe ich mich zum KiWi-Bloggertreffen angemeldet. Ich freue mich sehr darauf, dort vielleicht mit manchen von euch zu plaudern!

Am Samstag habe ich dann Zeit für meine privaten Spinnereien vor Ort. Unter anderem steht ein Pitching beim Lagos Verlag an und falls jemand Interesse hat, könnt ihr mein Buch "Die Schauspielerin" beim Stand des BVJA kaufen. Oder ihr quatscht mich einfach an und wir machen einen Buchtausch. Das geht natürlich auch, ich bring ja nicht nur dieses eine Exemplar mit nach Frankfurt.

Ich habe mir natürlich schon eine halbe Millionen Veranstaltungen rausgeschrieben, bei denen ich dabei sein will. Aber joa, werden wir sehen, ob ich mir all die ansehe oder ob ich mich am Samstag lieber treiben lasse. Das werde ich spontan entscheiden und ein bisschen davon abhängig machen, wie viel Energie ich denn eigentlich noch habe und wieviel los ist. Letztes Jahr war es ja am Messesamstag unmöglich, selbst zu entscheiden, in welche Richtung man will.

Und dieses Jahr bin ich auch am Sonntag vor Ort, allerdings nur ganz kurz. Ich darf meine Mentorin nämlich dann endlich persönlich kennenlernen! Ich bin sowas von gespannt und freue mich enorm.

Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt darauf, ein Wochenende lang zu Networken, mit netten Leuten zu quatschen und schöne Erinnerungen zu sammeln. Sprecht mich einfach an, solltet ihr mich irgendwo sehen. Ich bin leicht zu erkennen: Namensschild, grüner Blazer (zumindest am Freitag), kurze braune Haare, plus-size, grün-blaue Augen, breites Grinsen im Gesicht. Ich beiße nicht (außer ihr ärgert mich - dann natürlich schon!).

Drückt mir die Daumen, dass die Deutsche Bahn weiter so brav ist, wie sie sich zumindest im Moment noch gibt. Nach der Katastrophe letztes Jahr (wir erinnern uns zurück: Kein einziger Zug ist so gefahren, wie ich es geplant hätte) macht es mich fast schon misstrauisch, dass bisher noch alles zu passen scheint. Was ist denn da los? Haben die ein schlechtes Gewissen oder kommt das dann morgen um 4 Uhr morgens?

Wir werden es auf jeden Fall sehen. Und ich hoffe, euch zu sehen! Cheesy, I know, but it's true!

Alles Liebe und vielleicht bis in Frankfurt,

Mira

Montag, 14. Oktober 2024

Unbequem [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Was erwartet ihr, wenn ihr dieses Buch anseht und euch vielleicht sogar den Klappentext durchlest? Ich persönlich erwartete ein gesellschaftspolitisches Buch, ein unbequemes Buch, ein Buch, das mich tagelang nicht mehr los lässt. Ich habe ein Buch voll Feminismus, Gerechtigkeitssinn und Politik erwartet.

Joa, in der Praxis habe ich leider keine Ahnung, worum es hier ging. Das ganze Buch ist ziemlich chaotisch aufgebaut. Eine klare Linie konnte ich nicht erkennen - und besonders viel Gesellschaftspolitisches habe ich hier auch nicht gefunden.

Bevor ich an die Kritik komme: Tatsächlich fand ich manche der Tipps nicht unbedingt schlecht. Vor allem das Thema Gewaltfreie Kommunikation ist für mich immer interessant. Wer gerade neu damit beginnt, sich mit diesen Themen zu beschäftigen, kann hier vielleicht noch Neues lernen. Generell wurde aber auch hier für mich der Wunsch sichtbar, so bequem wie möglich unbequem zu sein. So bequem wie möglich zu widersprechen. Wer verbal oder auch körperlich angegriffen wird, diskriminiert wird oder miterleben muss, wie andere diskriminiert werden, darf meiner Meinung nach auch mal auf den Tisch hauen. Ich denke, das ist ziemlich normal - irgendwann kocht man über. Das entschuldigt natürlich keine Gewalt, aber das ist euch wohl eh bewusst. Aber ich finde es falsch, diesen Opfern von Diskriminierung dann zu sagen: "Hast du es eigentlich schon mal mit Gewaltfreier Kommunikation versucht? Vielleicht würdest du damit viel mehr erreichen?" Klar, kann ein gutes Werkzeug für manche Situationen sein. Aber es ist kein Allheilmittel.

Dieses Buch will sehr viel sein. Durch die fehlende Einschränkung ist es für mich nicht unbedingt als Ratgeber brauchbar.

Und, wie ich es aktuell häufig kritisiere: Auch hier war mir persönlich zu viel Anekdotisches und zu wenige knallharte gesellschaftspolitische Fakten.

Mein Fazit? Mir persönlich brachte diese Lektüre nicht wirklich war. Ich werde dieses Buch aber in den öffentlichen Bücherschrank geben - vielleicht bringt das Buch einer anderen Person mehr als mir.

Sonntag, 13. Oktober 2024

Bücher Liebe [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Mal wieder konnte ich nicht anders, als ein Buch aus dem Büro mit heim zu nehmen. Ihr habt ein neues Level an Bücherliebe erreicht, wenn ich auf die Metaebene wechselt und beginnt, Bücher über Bücher zu lesen. Ich liebe ja sowas. Bücher und alles drumherum sind meine Leidenschaft, von klein auf, also freue ich mich immer, mehr zu lernen.

Dieses Buch besteht aus unterschiedlichen Kurztexten zum Thema Bücher und Lesen. Am besten ist es wohl für Jugendliche ab 14 geeignet, aber auch für manche 12-Jährige könnte das schon passend sein. Das kommt aber natürlich auf das einzelne Kind an! Was euch diese Empfehlung auch sagen sollte? Ich bin nicht mehr ganz die Zielgruppe. Betrachtet diese Rezension also ein bisschen kritisch und denkt selbst nochmal darüber nach, ob dieses Buch euch oder euren Lieben gefallen könnte.

Hier findet ihr viele Infos über Berufe in der Buchwelt, darüber, wie Bücher eigentlich gemacht werden oder auch Anleitungen, wie man selbst mit dem Schreiben oder Bloggen beginnen kann. Man findet hier ein Kapitel über Analphabetismus oder eines über Dyslexie neben einem Interview mit einer Lektorin und einer Anleitung zum Buchbinden. Diese Mischung war einerseits super spannend, mir aber an manchen Stellen fast schon zu viel. Für mich persönlich wäre es schöner gewesen, weniger Themen zu behandeln und dafür bei diesen mehr ins Detail zu gehen, aber das ist natürlich Geschmackssache.

Zwischen den Kapiteln finden sich hier auch immer wieder Ausfüllseiten. Es gibt Rätsel, aber auch Listen von unseren Lieblingsbüchern oder den schönsten Wörtern. Das finde ich super! Was für mich aber nicht ganz klar wurde: Warum werden hier die Leser:innen in der zweiten Person Plural angesprochen? Das war für mich etwas irritierend, denn während dem Lesen und Ausfüllen war ich in den meisten Fällen doch alleine.

Mein Fazit? Ein schönes Geschenk für junge Buchliebhaber:innen. Hat kleine Schwächen, die aber nicht weiter stören.

Samstag, 12. Oktober 2024

Anny Bunny

Autorin: Nina Casement
Erschienen am 28.1.2023
Im Selbstverlag
ISBN: 9783757831219
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Anna ist eine Getriebene: Aufgewachsen im Berliner Plattenbau, lernt sie von klein an, sich mit dem Existenzminimum durchzuschlagen. Als ihre Eltern sterben, will sie der Armut um jeden Preis entkommen. Dafür sieht sie nur einen Weg: Pornostar zu werden. Selbstbewusst und mit unbarmherziger Disziplin stellt sie sich den Herausforderungen der Branche und vermarktet sich erfolgreich als "Anny Bunny". Doch derweil ihr Plan aufzugehen scheint, bleiben die physischen und psychischen Narben lange verborgen. Viel zu spät wird Anna bewusst, wie sehr das zerstörerische Frauenbild der Filme ihren Alltag beherrscht. Kann der Ausstieg in ein normales Leben gelingen?

Auch Phillip kämpft mit den sexuellen Erwartungen an ihn als jungen Mann, die seine Freunde mühelos zu erfüllen scheinen. Nach außen hin eine gewöhnliche Jugend erlebend, ist er innerlich zunehmend zerrissen und verunsichert - stimmt mit ihm etwas nicht? Ist er unfähig, eine glückliche Beziehung zu führen?

"Anny Bunny" nimmt den Leser mit auf eine Reise zu den Schattenseiten einer Industrie, die Lust verkauft, und erzählt aus zwei Perspektiven, die bislang kaum Beachtung finden."
Quelle: lovelybooks.de

Meine Meinung:
Wie viele Bücher über Sexarbeit kennt ihr so? Und wie viele davon sind keine Dark Romance Romane, in denen Sexarbeit romantisiert wird? Ganz ehrlich? Mir fällt spontan kein weiteres Buch ein. Deswegen habe ich auch gerne zugesagt, als die Autorin mir ihren Roman angeboten hat. 

Anna hat es nicht leicht und schon im ersten Kapitel wird sichtbar, wie düster ihre Gedankenwelt im Laufe der Geschichte noch werden wird. Da war ich erstmal ziemlich schockiert, denn ich hatte damit nicht gerechnet. Gleichzeitig aber hat mich dieser arge Einstieg neugierig gemacht. Was geht hier vor sich? Wie konnte es so weit kommen? Das erfahren wir bald, denn dieses Buch ist als eine Art fiktionale Biografie aufgebaut. Wir begleiten Anna von ihrer Kindheit bis sie circa 30 Jahre alt ist. Und schon bald konnte zumindest ich nachvollziehen, warum Anna davon träumt reich zu werden. Womit ja auch nichts falsch ist - aber ich glaube, die meisten von uns, wären nicht bereit dazu, Pornodarsteller:innen zu werden, nur um das große Geld zu machen. Also zumindest ich wäre das ganz sicher nicht. Anna aber möchte ihr Glück versuchen - und lernt schon bald auch die düsteren Seiten des Geschäfts kennen.
Während sich das erste Drittel des Buches noch eher langsam aufbaute, entwickelt sich der Rest der Geschichte um einiges schneller. Es lohnt sich also, dranzubleiben!

Was ich hier sehr gut finde, ist, wie menschlich Anna trotz all ihrer Erlebnisse bleibt. Und sie erlebt hier wirklich viel, das Geschäft der Pornos wird hier an keiner Stelle romantisiert oder auch sexualisiert, falls das irgendwie Sinn macht. Natürlich sind Pornos etwas sehr sexuelles, versteht mich nicht falsch, aber Anna ist trotzdem kein Sexobjekt. Sie ist nicht nur ihr Beruf und auch wenn sie gerade am Set ist, merken wir doch, dass das für sie nur das ist: ein Beruf. Sie findet es selbst nicht so besonders toll und anregend, an Pornos mitzuwirken, aber damit verdient sie halt ihr Geld - und sie verdient nicht mal besonders schlecht damit. In vielen Fällen ist es für sie sogar eher unangenehm, denn ihr Beruf hat leider wie bei vielen Menschen in der Branche auch für sie gesundheitliche Folgen. Die Beschreibung von diesen war für mich persönlich stark an der Schmerzensgrenze - aber trotzdem halte ich sie an dieser Stelle für passend. Seid aber gewarnt, dass ihr für dieses Buch starke Nerven braucht.

Eine zweite Person, die wir hier kennenlernen, ist Philip. Er glaub, dass mit ihm irgendwas nicht stimmt - denn eigentlich möchte er keinen Sex haben. Das war zu den Beschreibungen, auf die wir in Annas Kapiteln stoßen, doch ein eher krasser Kontrast - aber ich fand ihn auch gut. Ich hätte mir ehrlich gesagt sogar noch ein paar mehr Kapitel aus seiner Perspektive gewünscht. Asexualität ist in der Literatur so arg unterrepräsentiert! Es war eine Überraschung, hier ein Beispiel dafür zu finden, aber ich finde diesen Kontrast toll gelungen.

Mein Fazit? Ein gut gelungenes Buch. Es hat mich schockiert, aber ich habe es trotzdem gerne gelesen.

Freitag, 11. Oktober 2024

Iowa. Ein Ausflug nach Amerika

 Autorin: Stefanie Sargnagel
Erschienen am 19.12.2023
Im Rowohlt Verlag
ISBN: 9783644015784
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag


Klappentext:
"2022 tauscht Stefanie Sargnagel widerstrebend das bequeme Wiener Sofa gegen ein Flugticket in die USA ein. In Iowa soll sie an einem kleinen College mitten im Nirgendwo Kreatives Schreiben unterrichten. In der Kleinstadt mit 8000 Einwohnern gibt es außer endlosen nichts. Begleitet wird sie in der ersten Zeit von der Musiklegende Christiane Rösinger, gemeinsam machen sie sich auf, das Nichts zu erkunden. Sie finden schlechtes Essen, übergewichtige, freundliche Einheimische, Aasgeier und eine alte k.u.k.-Nostalgikerin. Einfach «die spezielle Elendskombi aus Einöde, Fastfood und Sonnenuntergängen hinter Tankstellen».

Stefanie Sargnagels Blick auf die USA ist so einzigartig wie ihr Schreiben; kompromisslos, sarkastisch und schonungslos ehrlich berichtet sie in ihrem typischen Sound über die amerikanische Einöde des Midwest und über die Lebensnotwendigkeit von Freundschaften."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Um dieses Buch bin ich seit seinem Erscheinen herumgezogen. Immer wieder mal hatte ich es in der Hand, hab mich dann aber doch noch für ein anderes entschieden. Monatelang. Dann wurde dieses Buch aber für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert, also sah ich das als mein Omen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für dieses Buch gekommen war.

Der Beginn meiner Leseerfahrung war dann (wie erhofft) super gut. Ich fand den Stil sehr lustig, konnte gut in der Geschichte versinken und fand Stefanie Sargnagel, die hier die Rolle der Protagonistin einnimmt, auch sympathisch. Und so freute ich mich darauf, mit ihr Iowa zu erkunden, Amerika so ein bisschen näher kennenzulernen und war gespannt darauf, was sie so entdecken würde.
Ungefähr bei der Hälfte änderte sich dann aber meine Wahrnehmung des Buches leider: Plötzlich begannen mich einige Aspekte daran zu nerven. Wie auch Sargnagel ist auch Christiane Rösinger, die zweite Protagonistin, eine real existierende Person. Genau wie auch Stefanie Sargnagel kenne ich Christiane Rösinger nicht persönlich und kann deswegen auch nur anhand dieses Berichts werten. Wahrscheinlich ist Rösinger in der Realität eine sympathische und spannende Person - in diesem Text wirkte das aber auf mich nicht so. Vor allem ihre Kommentare über die "jüngere" Generation gingen mir irgendwann leider nur noch auf den Geist. Ich weiß, dass das hier wahrscheinlich neben Erfahrungsbericht wahrscheinlich auch Satire sein soll. Und wie gesagt: Gerade zu Beginn hat das in meinen Augen auch funktioniert. Aber wenn sich die gleichen Themen dann ein ganzes Buch lang immer wieder wiederholen, dann wird das irgendwann langweilig und danach nervig.

Auch war ich überrascht, wie traurig die Stimmung dieses Buches eigentlich war, vor allem in der zweiten Hälfte. Ich erkenne hier keinerlei Lebensfreude und das finde ich schade - wäre doch in einem Text wie diesem so viel Möglichkeit dazu. 

Das letzte Drittel dieses Buches konnte ich gar nicht einordnen. Was war das denn? Vielleicht wäre es besser gewesen, diese Erzählung mit der Abreise Christianes Enden zu lassen - denn so wirkte das alles ein bisschen planlos und willkürlich. Und sorgte dafür, dass ich selbst ein bisschen planlos zurückblieb - denn wie kann ich ein solches Buch bewerten?

Alles in allem war das kein schlechtes Buch, vor allem die erste Hälfte nicht. Aber so gut, dass ich eine Nominierung für den Deutschen Buchpreis nachvollziehen kann? Nein, leider nicht, zumindest in meinen Augen. Schade, aber das war meiner Meinung nach nur mittelmäßig.