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Montag, 30. September 2024

Hinter den Mauern der Ozean [Kurzrezension]

Quelle: Verlag

Dieses Buch gehört zu denen, die mit mir nach Kreta reisen durften. Und ja, natürlich war für diese Entscheidung ausschlaggebend, ob der Buchtitel irgendwas mit dem Meer zu tun hat, auch hier wieder. Wer will mich davon abhalten?

In diesem Buch geht es um Lola, eine von nur fünf verbliebenen Einwohnern Berlins.  Die anderen sind Friedrich, Alexander, Wilhelm und Else und zusammen sind sie die Ewigen. Alexander, Wilhelm und Else und das auf ewig – auch wenn keiner von ihnen unsterblich ist. Stattdessen wird jede dieser Personen von einem Kind mit gleichem Aussehen und gleicher Persönlichkeit ersetzt, sobald die Person Zeichen von Alter oder Krankheit zu zeigen beginnt. Durch diesen Kreislauf soll das Wissen der Alten bewahrt werden. Doch nicht alle sind mit diesem Verlauf zufrieden – und vor allem Friedrich beginnt schon bald im Buch damit, nach einem Ausweg zu suchen. Die Ähnlichkeiten zu Geschichten von der Flucht aus der DDR sind da wohl nicht nur mir aufgefallen. Die große Mauer, die einen Teil Berlins von der Außenwelt abtrennt... Da klingelt doch was... Und wie auch bei Fluchtgeschichten stellt sich auch hier bald die Frage: Kommt die Gefahr für die Fünf wirklich (nur) von außen oder doch auch aus den eigenen Reihen? Und sind die Mauern am Rande Berlins wirklich dazu da, das Meer draußen zu halten – oder sie drinnen?

Der Autorin ist hier eine sehr ruhige Dystopie gelungen. Ihr Schreibstil ist poetisch und voll mit intertextuellen Referenzen. So finden sich hier Zitate aus Liedern und Märchen sowie aus der Bibel, die geschickt in den Gesamttext eingeflochten werden.

Am Ende des Romans bleiben viele Fragen offen – die aber vielleicht auch gar nicht beantwortet werden sollten. Denn so muss jede Person die Lücken selbst füllen – und während es für mich klar ist, dass die Ewigen Klone sind, die Übersetzer vielleicht eine weit fortgeschrittene Künstliche Intelligenz und das Meer am Stadtrand Berlins das Ergebnis einer Klimakatastrophe, werden andere Leser*innen wohl ganz andere Erklärungen für all das Ungewöhnliche in diesem Buch finden. Und es wäre super spannend, diese unterschiedlichen Erklärungen zu hören und zu diskutieren - falls ihr diesen Roman also ebenfalls gelesen habt, lasst mir gerne eine Nachricht da, was ihr da so reininterpretiert habt!

Mein Fazit? Ein spannendes Roman-Experiment!


Montag, 23. September 2024

So erziehst du deinen Menschen. Empfehlungen einer Hauskatze

Autorin: Barbara Capponi
Erschienen am 13.3.2024
Im Wunderraum Verlag
ISBN: 9783442317387
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Was Ihre Katze schon immer wissen wollte - wertvolle Ratschläge für die Erziehung des Dosenöffners.

Ein vergnüglicher Ratgeber, der Katzen zeigt, wie sie den richtigen Menschen finden und für ihre Bedürfnisse abrichten können.

Wir Katzen sind die mit Abstand beliebtesten Haustiere, allein im letzten Jahr residierten wir in mehr als 17 Millionen deutschen Haushalten. Zeit für einen Ratgeber, in dem katze erfährt, wie sie den perfekten Menschen finden und ganz nach ihren Bedürfnissen abrichten kann. Von der Raffinesse, einen Menschen zu verführen, bis zur hohen Kunst der ultimativen Intensivierung der Beziehung durch kurzzeitige Unauffindbarkeit gibt es viel Wissenswertes für das perfekte Zusammenleben mit dem Dosenöffner. Denn ist der Mensch gut erzogen, kann er ein nützlicher Begleiter sein."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Uff, die Rezension zu diesem Buch habe ich jetzt länger vor mir hergeschoben. Vor allem, weil ich mich Anfang diesen Sommers nach langer Krankheit von meiner Katzendame verabschieden musste. Deswegen war ich jetzt die längste Zeit einfach echt nicht in der Stimmung dazu, irgendwas zum Thema zu schreiben. Und dann war der Punkt erreicht, an dem ich mich sogar erfolgreich davon überzeugt habe, dass ich diese Rezension schon geschrieben habe. Könnt ihr euch denken, wie überrascht ich war, als ich bemerkt habe, dass ich weder auf Reado, noch auf Goodreads die Rezension gespeichert habe - und sie auch nicht auf diesem Blog finden konnte. Ups. Also musste ich meine Notizen zum Buch nochmal hervorkramen und darf euch jetzt die Rezension zu "So erziehst du deinen Menschen" präsentieren.

In diesem Ratgeber wird aus Sicht der Katze alles erklärt, was man über das Zusammenleben mit einem Menschen wissen will. Das beginnt bei der Auswahl des richtigen Dosenöffners... ähm, Menschen. Weiter gehts mit der Erziehung, denn ein falsch erzogener Mensch ist kein angenehmer Zeitgenosse. Und natürlich wird uns auch erklärt, was denn einen Menschen für so einen tollen Gefährten für Katzen macht - von der Fähigkeit, die Thunfischdose zu öffnen mal abgesehen. Ergänzt werden alle Kapitel auch durch Geschichten über besondere Katzen und ihre Menschen.

Dieser Ratgeber ist humorvoll, super lustig und fesselnd. Der Schreibstil hatte mich sofort und sorgte dafür, dass ich dann recht schnell mit dem Buch durch war.

Das Buch ist schön gestaltet. Hier finden wir auch Illustrationen, die ich für gut gelungen halte und die mir dieses Buch noch sympathischer machten. Das ist mit einer der Gründe warum ich dieses Buch auch für ein großartiges Geschenk halte - nicht vergessen, in drei Monaten ist schon wieder Weihnachten. (Ja, das musste ich gerade selber nochmal nachschauen. Draußen hat es über 20 Grad - das kann doch gar nicht sein!)

Mein Fazit? Ein Must-Read für alle Katzeneltern!

Mittwoch, 18. September 2024

Wandelblut. Der Blutschwur

Autorin: Janis Nebel
Erschienen am 31.07.2024
Im Selbstverlag
ISBN: 9783759230577
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"»Manche Fesseln bestehen nicht aus Eisen oder Seilen. Sie sind gewoben aus Versprechen und Hoffnungen, aus Sehnsüchten und Ängsten.« Neri fürchtet nichts mehr, als in die Gewalt der Menschen zu geraten, denn Wesen wie sie werden gejagt und getötet. Nun ist es dem Fürsten von Aheelia gelungen, sie gefangen zu nehmen. Doch statt sie zu töten, macht er ihr ein unerwartetes Angebot. Neri muss erkennen, dass die größte Gefahr vielleicht nicht von ihm ausgeht, sondern von ihr selbst. Mit Neris Gefangennahme ist auch Mitjas schlimmste Angst wahr geworden. Das Land steht am Rande eines Krieges, und er ist gezwungen, Partei zu ergreifen. Um Neri zu retten, muss er ein riskantes Doppelspiel betreiben, bei dem weit mehr als nur sein Leben auf dem Spiel steht. "Der Blutschwur" ist Band 3 der vierteiligen Wandelblut-Saga. Tauche ein in eine fesselnde und emotional tiefgründige Geschichte über einen jungen Mann, der um seine Freiheit kämpft, und eine Gestaltwandlerin, die ihre Identität verbirgt. Zwei verlorene Seelen, ein gemeinsames Schicksal. Die Wandelblut-Saga verknüpft eine dunkle mittelalterliche Fantasywelt mit Coming-of-age-Elementen und einer Liebesgeschichte, die die Tropes "slow burn" und "forbidden love" bedient. Für Leser ab 16 Jahren."
Quelle: Lovelybooks.de

Meine Meinung:
So, endlich durfte ich Anfang August den dritten Band dieser Reihe auf meinen eReader laden. Und jetzt geht das Warten schon wieder von vorne los! *Seufz* Sollte das der erste Band der Reihe sein, den ich auf meinem Blog seht: Ihr findet auf meiner Seite auch die Rezension zu Teil 1 und Teil 2. Einfach auf den jeweiligen Teil klicken, dann solltet ihr sofort hinkommen!
Und, wie das natürlich immer ist, wenn man den dritten Teil einer Reihe rezensiert: Es herrscht hier Spoilergefahr für die ersten beiden Bücher. Kapiert? Sehr gut, dann kann ich ja anfangen!

In diesem Band finden wir sowohl Neri als auch Mitja in nicht unbedingt angenehmen Situationen wieder. Neri wurde durch Nikolaj, den Fürsten Aheelias, gefangen genommen und ist in ihrer Vogelform in einen Käfig gesperrt. Mitja wiederum muss so tun als hätte er die letzten Monate nicht zusammen mit Neri verbracht. Denn wie wir alle wissen: Der Fürst hat die letzten Wochen und Monate nach Neri gesucht, dass die also die ganze Zeit bei Mitja gewohnt hat, kommt also garantiert nicht so gut an. Doch wie sollen es die beiden schaffen, doch noch ein Happy End zu bekommen? Und dabei möglichst am Leben zu bleiben? Und wie entwickeln sich die Spannungen zwischen Aheelia und dem Rest Königreichs wohl weiter, die ja schon in den letzten beiden Teilen sichtbar wurden?

Hier spitzt sich die Handlung so richtig zu. Kennt ihr das Konzept der Heldenreise von Joseph Campbell? Hier gibt es den Zeitpunkt der großen Krise, wo alles verloren scheint und der Leserin vorgegaukelt wird, dass die Geschichte nicht gut kann - und ich habe das Gefühl, dass dieses Buch sich im Handlungsstrang in etwa an dieser Stelle abspielt. Wer also erwartet, dass dieser Teil happy ist: Nope, falsche Adresse! Dafür merken wir hier vor allem auf Mitjas Seite, wie viel Neri ihm inzwischen bedeutet und wie sehr es ihn belastet, die Beziehung zu ihr verleugnen zu müssen - doch er muss so tun, als würde er sie nicht kennen, sonst bringt er das Leben von ihnen beiden in Gefahr. Und auch auf Neris Seite merken wir ähnliches: Sie ist super verletzt von Mitjas Verhalten und fühlt sich verraten. Und diese Mischung sorgt dafür, dass die Spannung zwischen den beiden aufrecht bleibt - auch, wenn die beiden direkt in der Handlung eher weniger Kontakt zueinander haben.

Eines muss ich euch sagen: Die letzte Hälfte des Buches habe ich in einer Sitzung verschlungen. Die letzten 200 Seiten sind einfach runtergegangen wie eine gute Tasse Tee an einem Wintertag. I was hooked! Mir egal, dass das unter der Woche war und ich am nächsten Tag arbeiten musste. Mir egal, dass ich am nächsten Tag komplett gerädert und mit Augenringen bis zum Boden auftauchte. Das war es wert. Umso geschockter war ich dann vom Ende des Buches. Ich saß im Bett und konnte einfach gar nicht mehr fassen, was ich da gerade gelesen habe.

Mein Fazit? Genial! Vielleicht sogar der bisher beste Teil der Reihe!

Freitag, 13. September 2024

That Girl [Hörbuch]

Autorin: Gabriella Santos de Lima
Erschienen am 19.3.2024
Im Harper Collins Verlag
ISBN: 9783749906628
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Sie wusste nie, wer sie war. Das war ihr Geheimnis. Avocadotoast zum Frühstück, Coworking im Lieblingscafé, abends zum Pilates in Hannovers Szenestadtteil Tess Raabe ist ein That Girl, schön, erfolgreich, glücklich, und all das hält sie in ihren Vlogs fest, die sie auf ihrem erfolgreichen Social-Media-Account teilt. In ihrem Buch DATE ME schreibt sie über Tinderdates, sie tritt für die richtigen Werte ein, predigt Selbstliebe – und alle kaufen es ihr ab, schließlich ist Tess authentisch und nahbar. Doch der Schein trügt, und das fällt Tess besonders dann auf, als sie Leo kennenlernt. Leo, der ihr den Kopf verdreht, Leo, mit dem sie so viel Spaß hat, Leo, der sich nicht entscheiden kann. Er wirft alles über den Haufen, was Tess zu sein vorgibt, und so muss sie sich am Ende die Frage Wer ist sie eigentlich wirklich, und welche Rolle spielt da die Liebe?"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Ich glaube, keine junge Frau, die irgendwie mit Social Media in Kontakt ist, hat den Trend um "That Girl" in den letzten Jahren nicht mitbekommen. Für alle, die das irgendwie doch verpasst haben (ihr Glücklichen!): That Girl ist eine Frau, die scheinbar perfekt ist. Sie steht jeden Morgen früh auf und ist dann direkt produktiv, ihre Wohnung ist immer sauber, sie sind immer perfekt geschminkt, essen nur gesund und haben wunderbar ästhetische Freizeitbeschäftigungen. Sie führt ein Dankbarkeitstagebuch, hat ein funktionierendes Bullet Journal, eine wunderbare Beziehung und nie fettiges Haar. Needless to say: Ich bin kein That Girl. Und du, die du diesen Blogpost gerade liest, sehr wahrscheinlich auch nicht. Denn That Girl ist eine Kunstfigur, geschaffen vom performativen Perfektionswahn auf den Sozialen Medien. Nicht mal die jungen Frauen, die ihre Videos und Fotos mit #ThatGirl markieren, sind That Girl. Denn das ist ein unerreichbares Ideal, dem man zwar nacheifern kann, das aber für keinen Menschen wirklich eine realistische Zukunftsoption ist. Hate to break it you.

So, nachdem wir das geklärt haben, ab zur Rezension. Hier geht es um Tess (die ich sofort ins Herz geschlossen habe) - und auch Tess ist eigentlich kein That Girl. Doch sie gibt ihr Bestes, um online so zu wirken, denn sie verdient so ihren Lebensunterhaltung. Sie ist Influencerin und hat ein Buch über ihre Tinder Dates veröffentlicht. Doch während sie sich auf Anraten ihrer Lektorin ein Happy End für ihr Buch ausgedacht hat, gibt es das in ihrem echten Leben leider nicht. Gerade hat sich wieder ein Typ von ihr getrennt, aber weigert sich die Fotos von ihr zu löschen, die er während sexuellen Handlungen ohne ihr Einverständnis von ihr gemacht hat. Leo wiederum wirkt da wie ein viel besserer Mann. Er ist sympathisch, witzig und hat immer die perfekten Avocados daheim. Aber ist er wirklich so ein toller Fang, wie es Tess in den ersten Wochen vorkommt?

Dieses Buch ist zynisch und ironisch-bissig - und ich habe es geliebt! Die Geschichte wirkte auf mich authentisch und ich fühlte mich trotz des ernsten Themas unglaublich wohl damit - denn ich fühlte mich über weite Abschnitte verstanden. Ich selbst hatte ebenfalls schon mehr als genug Tinder, Bumble und ähnliche Dates und ganz ehrlich? 90 Prozent davon sind schrecklich. Ich könnte selbst bereits ein Buch darüber schreiben, aber das wäre wohl extrem langweilig und würde euch wohl dazu bringen, vor Zorn zu implodieren. Mein Highlight vom letzten Date? Der Typ hat mir einen Vortrag darüber gehalten, warum es keine richtigen Männer in unserer Gesellschaft mehr gibt - und hat das an Nagellack festgemacht. Joa, der ist bis heute die Lieblingsanekdote vieler Leute in meinem Freundeskreis. Wenn die Typen, die Tess so kennengelernt hat, ähnlich drauf sind, verstehe ich, dass ihr Buch darüber gut ankommt. Würde ich mir sofort auch kaufen!

Dieser Roman startet sehr stark und fesselnd und mit vielen tollen Zitaten. Auch der Mittelteil ist genial. Das Ende war etwas schwächer, aber trotzdem noch gut. Ich denke der Hauptgrund, warum ich davon nicht ganz so begeistert war wie vom Rest der Geschichte, ist die Tatsache, dass ich das nicht erwartet habe. Ich hätte mit einem anderen Abschluss gerechnet. Jetzt, wo ich ein bisschen Abstand zur Geschichte habe, glaube ich aber, dass die Entscheidung, das Ende so zu gestalten, eine gute war. 

Mein Fazit? Ein wirklich toller Roman über das Leben mit und auf Social Media!

Mittwoch, 11. September 2024

Wolke sieben ganz nah

Autorin: Kirsty Greenwood
Erschienen am: 2.7.2024
Im Knaur Verlag
ISBN: 9783426448878
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Was tun, wenn du die Liebe deines Lebens erst nach dem Tod findest?

Mit 27 Jahren in ihrem leicht peinlichen Nachthemd an einem Mikrowellen-Burger zu ersticken, stand definitiv nicht auf Delphi Bookhams To-do-Liste. Trotzdem findet sich die Londonerin genau auf diese Weise im Nachleben wieder – das leider ganz und gar nicht so ist, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Nichts scheint im Jenseits so richtig zu funktionieren, angefangen bei der verkratzten VHS-Kassette, auf der Delphi sich die High- und Lowlights ihres Lebens anschauen soll. Doch dann steht sie plötzlich dem attraktivsten Mann gegenüber, dem sie je begegnet ist. Als sein umwerfendes Lächeln sie gerade für alles zu entschädigen scheint, wird der Fremde jedoch mit dem Kommentar »großer Fehler« auf die Erde zurückgeschickt!

Aber anders als in ihrem irdischen Dasein ist Delphi diesmal nicht bereit, sich einfach so mit ihrem Pech abzufinden …"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Wisst ihr noch damals, als ich überzeugt war, Liebesromane nicht ausstehen zu können? Ja, ich bin ebenfalls froh, dass diese Zeiten vorbei sind. Sonst hätte ich diesem Buch nämlich nie eine Chance gegeben - und das wäre ein Riesenverlust!

Hier geht es um Delphi, die ich schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen habe. Sie erstickt an einem Burger und stirbt so. Und muss feststellen, dass das Jenseits ganz anders ist als das, was sie sich vorgestellt hat: Alles sieht aus wie in einem Wäschesalon und ihre Therapeutin Merritt ist nicht unbedingt so feinfühlig, wie man sich eine Jenseits-Therapeutin so vorstellen würde. Und nachdem Delphi beim Abspielen aller Lowlights ihres eher langweiligen Lebens schon fast durchgedreht ist, trifft sie auch noch ihre wahre Liebe im Warteraum - der aber nur irrtümlich hier gelandet ist. Doch Delphi hat Glück: Merritt ist vernarrt in Liebesromane und kann sich diese Chance nicht entgehen lassen. Und so bekommt Delphi doch nochmal eine zweite Chance und zehn Tage Zeit, um diesen Traummann dazu zu bringen, sie zu küssen. Schafft sie es, darf sie noch ein bisschen weiterleben. Wenn nicht, stirbt sie nochmal...

Delphi war mir sofort sympathisch. Sie hatte es bisher im Leben nicht leicht und hatte immer schon damit zu kämpfen, mit anderen Menschen zurechtzukommen. Deswegen hat sich auch nicht besonders viele Freundschaften - ihr Vertrauen in andere Menschen hat sie schon zu Schulzeiten verloren. Es war schön, mitzuerleben, wie sie in diesen zehn Tagen es endlich wieder mal wagt, andere Menschen mal wieder in ihr Leben zu lassen. Dieses Buch vermittelt so ein unglaublich positives Menschenbild, dass das sogar mich Zynikerin beeinflusst hat. Und das, ohne nur tolle, perfekte Menschen zu zeichnen.

Vor dem Lesen hatte ich ein bisschen Sorge, dass das Thema Tod hier geschmacklos behandelt werden würde. Doch das war zumindest meiner Meinung nach nicht der Fall. Es handelt sich natürlich um eine romantische Komödie, aber der Humor ging meiner Ansicht nach nicht unter die Gürtellinie. Gebt aber bitte nicht zu viel auf meine Wahrnehmung - gerade dieses Thema ist eines von denen, die wohl jeder Mensch ein bisschen anders wahrnimmt. Während es für mich auch in Zeiten der Trauer voll in Ordnung ist, zu lachen, sich mit Freund:innen zu treffen, zu tanzen und bunte Kleidung zu tragen, sehen das andere ganz anders. Auch für mich ist der Tod traurig, aber das Leben mit offenen Armen zu begrüßen, ist die Strategie, die mir am meisten dabei hilft, mit Verlusten umzugehen und mich an meine Verstorbenen auf eine positive und produktive Art zu erinnern. Klar fließen da auch Tränen (verdammt, ich weine ja selbst jetzt gerade wieder), aber trotzdem finde ich, dass Spaß und Humor trotzdem Teil eines Lebens sein dürfen, selbst wenn dieses Leben gerade von einem Verlust oder sogar der eigenen Sterblichkeit überschattet wird. Und dieses Buch hatte einfach den perfekten Humor für den Umgang mit dem Thema: Leicht zynisch, liebenswürdig, manchmal eine Prise Slapstick, und meistens einfach wunderbar nachvollziehbar.

Das Ende dieses Romans war für mich vorhersehbar - doch die Autorin hat es geschafft, einen Twist einzubauen, den ich so nicht erwartet hätte. Und selbst diese Vorhersehbarkeit hat mich nicht gestört. Ich hatte meinen Spaß - und was sonst ist bitte wichtig?

Lobend hervorheben möchte ich auch eine Behauptung, die ganz zu Beginn des Buches von Merritt aufgestellt wird und die ich sehr schön finde: Jeder Mensch hat fünf Seelenverwandte. Ist das nicht wundervoll??? Und sowas Wunderschönes finde ich in einem Liebesroman? Einem Genre, das normalerweise die eine wahre Liebe feiert? Wunderbar!

Mein Fazit? Ein wunderbarer Liebesroman!

Sonntag, 1. September 2024

Musterbruch. Überraschende Lösungen für wirkliche Gleichberechtigung

Autorin: Patricia Cammarata
Erschienen am 7.2.2024
Im Beltz Verlag
ISBN: 9783407867766
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag


Klappentext:
"Wer heute gleichberechtigt leben will, kann nicht auf die Politik von morgen warten, sondern muss selbst handeln. Doch wie macht man das, aus eingefahrenen Geschlechtermustern in Partnerschaft, Sorge- und Erwerbsarbeit ausbrechen? Die Autorin des SPIEGEL-Bestsellers »Raus aus der Mental Load Falle« und Diplompsychologin Patricia Cammarata gibt Bereitwilligen den sprichwörtlichen Vorschlaghammer in die Hand, um trotz eines nervig unbeweglichen Systems neue Wege zu ebnen. Alltagstaugliche Ideen vermitteln, wie man z.B. Verbündete findet, hartnäckige Stereotype entlarvt, Haushaltsaufgaben gerecht verteilt, richtig kommuniziert, gleich wenig arbeitet und gegen den Strich denkt. Es ist höchste Zeit, dass der Musterbruch nicht nur im Kopf, sondern endlich auch im Alltag stattfindet."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Meiner Rezension voran: Ich bin nur teilweise die Zielgruppe für dieses Buch. Zwar möchte ich früher oder später Familie, aber aktuell habe ich weder einen Partner, noch ein Kind. Das "teilweise" kommt also eigentlich nur daher, dass ich mir das für die Zukunft wünsche. Lesen wollte ich dieses Buch trotzdem - vor allem, weil mir nicht klar war, dass hier der Fokus auf dem Zusammenleben (in diesem Buch genauso wie in vielen anderen Büchern zum Thema meist zwischen Mann und Frau) in einer Partnerschaft liegt. 

Ich dachte, dass die Themen weiter gefächert sind, denn Verbündete kann man sich ja auch im Arbeitsleben suchen, Stereotypen begegne ich auch im Amt und richtige Kommunikation ist in jeder Art von Beziehung wichtig, und nicht nur in romantischen Beziehungen. Dass es hier tatsächlich um Care-Arbeit geht, wurde mir erst beim Lesen klar. Im Nachhinein lässt sich das jetzt irgendwie im Klappentext erkennen, aber vorher war das für mich nicht sichtbar. Und bitte versteht mich nicht falsch: Dieses Thema ist super wichtig! Für jede Person, nicht nur für Frauen. Wir alle sollten wissen, dass Care-Arbeit harte Arbeit ist und der Mental Load meist auf Frauen abgeladen wird. Aber ein Buch, das sich nur mit diesem Thema beschäftigt, hätte ich wohl nicht einfach so in die Hand genommen. 

Trotzdem war dieses Buch dann aber über weite Teile spannend für mich. Die Autorin hat es sich hier zur Aufgabe gemacht, verschiedene konkrete Handlungsideen vorzustellen, wie Gleichberechtigung in der Partnerschaft und im Familienleben gelingen kann. Dabei überzeugt sie mit Daten und Fakten, bietet Material zum Weiterlesen auf ihrer Website an und flicht geschickt auch Erlebnisse aus dem Alltag ihrer eigenen Familie ein. All das war für mich überraschend interessant. Gut finde ich auch die kurzen Zusammenfassungen am Ende jedes Kapitels - und die literarische Anspielung, die mich hier immer erwartete (So heißt dieser Kapitelabschnitt "des Pudels Kern").

Kritisieren möchte ich aber, dass an einer Stelle Daten mithilfe einer Instagram-Umfrage ermittelt wurden. Zwar betont die Autorin, dass diese Umfrage nicht repräsentativ ist, aber trotzdem stellten sich da bei mir die Haare auf. Denn wie die Autorin schon sagt: Das ist nicht repräsentativ. Ich verstehe, dass es zu diesem Thema noch keine Daten gab, trotzdem muss ich diese Art der Datenerhebung nicht unbedingt in einem Sachbuch sehen. 

Mein Fazit? Ganz interessant, aber auch nicht mehr. Schade.