Montag, 31. März 2025

No Hard Feelings [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ich bin Mitte 20 und finde es unglaublich spannend, wie unterschiedlich die Lebenswege von meinen Freund:innen und mir sind. Ich selbst habe beruflich gerade viel Erfolg, bin kreativ und lege darauf meinen Fokus. Und das macht mich glücklich. Eine andere Freundin wiederum wird bald heiraten und ich freue mich unglaublich für sie. Wieder andere Freund:innen sind dabei, ihre Studien abzuschließen und auf der Suche nach ihren ersten Jobs. Manche schmeißen gerade alles hin und beginnen nochmal von vorne. Manche haben bereits Eigentumswohnungen, andere wohnen in ihren Kinderzimmern. Und all diese Wege sind so interessant und einzigartig. Uns wird in verschiedenen Medien vermittelt, dass wir unser Leben nach einer ganz bestimmten Zeitlinie leben müssen, aber ich halte das für Schmarrn. Nur unnützer Druck, der niemandem gut tut. 

Ein Beispiel aus der Fiktion? Penny aus "No Hard Feelings". Sie kann es nicht fassen: Plötzlich sind ihre beiden besten Freundinnen Bec und Annie so richtig erwachsen. Bec hat sich verlobt und Annie wird demnächst Partnerin in einer Anwaltskanzlei sein. Unglaublich und natürlich ist sie stolz auf ihre Freundinnen. Und Penny selbst? Die hat eine On-Off-Beziehung mit dem Doktoratsstudenten Max und hasst ihren Job. Und zur Therapie muss sie jetzt auch noch, weil ihre Freundinnen eine ihrer Panikattacken miterlebt haben. Dabei hat sie gar kein Problem. Sie hat es nur so satt, die ganze Zeit zu warten: Darauf, dass sich Max endlich für sie entscheidet. Darauf, dass ihr Job endlich spannend wird, ihre Chefin ihr Potential erkennt und sie befördert. Darauf, dass ihre Freundinnen endlich auch mal wieder Zeit für sie haben.

Auch wenn es sich nicht so anhört: Dieses Buch war eine Wohlfühllektüre, die mich an „Bridget Jones“ erinnerte. Leser:innen finden hier eine chaotische, aber trotzdem irgendwie liebenswürdige End-Zwanzigerin, die sich einfach nur geliebt fühlen will, spannende Therapiesitzungen, schlechte Dates und ganz viel trockenen Humor. Es machte mir Spaß, Penny ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten zu dürfen und es war schön zu sehen, wie sehr sie im Laufe der Handlung wächst. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und habe dafür sogar Schlaf geopfert.

Mein Fazit? Ein genialer Roman, der aktuell noch viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt!

Freitag, 28. März 2025

The Last Bookstore on Earth [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Als ich 16 war, habe ich mal damit begonnen, einen Roman über ein Mädchen zu schreiben, das sich über die Apokalypse freut, weil sie so endlich mal Zeit hat, um alle Bücher zu lesen, die sie lesen will. Es war eine meiner Meinung nach sehr lustige Geschichte, die ich wegen Schulstress aber nie beendet habe. Naja, vielleicht irgendwann mal? An diese Geschichte musste ich auf jeden Fall hier denken.

In diesem Roman geht es um die 17-jährige Liz, die seit inzwischen kanpp einem Jahr in einer Buchhandlung lebt. Die restliche Welt liegt in Trümmern, und die wenigen Überlebenden haben durch die Stürme inklusive Säureregen alles verloren. So auch Liz, für die dieses Geschäft seitdem der einzige Ort ist, an dem sie sich noch sicher fühlt. Mit den Büchern handelt sie auch jetzt noch, gleichzeitig hat sie die Buchhandlung zu einer Art Postamt umfunktioniert: Menschen können hier Nachrichten hinterlassen und abholen. Doch dann bricht eines Tages die gleichaltrige Maeve ins Geschäft ein. Sie ist sehr wahrscheinlich gefährlich und wird verfolgt, doch da gerade ein weiterer Sturm aufzieht, brauchen die beiden einander. Liz bietet Maeve eine Unterkunft an, Maeve wiederum hilft Liz bei einigen Reparaturen und bei der Beschaffung neuer Vorräte. Und während sich der Himmel mit jedem Tag weiter verdunkelt, entwickelt sich zischen den beiden eine zarte Liebesgeschichte …

Es handelt sich hierbei um einen schönen und jugendgerechten Liebesroman von einer selbst erst 19 Jahre alten Autorin. Das junge Alter der Autorin merkt man an manchen Stellen meiner Meinung nach auch, aber das ist okay. Und ich finde, dass hier definitiv auch schon das Potential sichtbar wird, das die Autorin mit sich herumträgt. So oder so bin ich gespannt, welche Bücher dieser Autorin ich in Zukunft noch kennenlernen darf. 

Neben der stimmigen Beziehung zwischen den beiden Mädchen findet sich hier auch viel Spannung, die zumindest bei mir dafür gesorgt hat, dass ich nur so durchs Buch geflogen bin. Was verbirgt Maeve? Was ist mit Liz‘ Familie passiert? Und werden die beiden den nächsten Sturm überstehen?

Dass sowohl Maeve als auch Liz es geschafft haben, so lange am Leben zu bleiben, hat mich überrascht - beide zeichnen sich hier nicht durch ihre großartigen Survivalskills aus. Doch ich glaube, dass genau diese Eigenschaft dazu beitragen könnte, dass jüngere Leser:innen sich in den beiden Protagonistinnen wiedererkennen können. Sie sind eben keine Supermenschen, sondern ganz normale Mädchen, die trotz allem einfach auch eine gewaltige Portion Glück hatten.

Mein Fazit? Ein schöner Jugendroman!

Mittwoch, 26. März 2025

Gefährliche Liebschaften [Abgebrochen/Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Wenn ein Genre das Recht hat, die grauen Zellen herauszufordern und Verwirrung zu stiften, dann sind das wohl die Klassiker. Hier erwartet niemand eine einfache Lektüre, doch eine Auseinandersetzung damit ist trotzdem in den meisten Fällen lohnenswert und befriedigend. Zumindest ist das meine Erfahrung, die ich in meinem Studium auch mehrfach machen durfte. Wenn dann ein Klassiker in schöner Gestaltung neu aufgelegt wird, wie das auch hier der Fall war, ist das ein zusätzliches Goodie, das vor allem auch Interesse bei jüngeren Leser:innen wecken kann. Und ja, das ist etwas Gutes, denn es motiviert junge Leser:innen, sich an anspruchsvollen Lektüren zu versuchen.

In 175 Briefen wird hier die Geschichte zweier Verführungen geplant und beschrieben: von Cecilé de Volanges, einem naiven jungen Mädchen, und von Madame de Tourvel, durch Marquise de Merteuil und den Vicomte de Valmont. Erzählt wird die Handlung durch Briefe von insgesamt sieben verschiedenen Personen. Da diese sich aber durch Stil, Wortwahl oder ähnliches kaum voneinander unterscheiden, löste dies bei mir schnell Verwirrung aus. Den Intrigen zu folgen, empfand ich daher schnell als ermüdend.

Hinzu kommt, dass sich in diesem Text immer wieder Rechtschreibfehler fanden, teils sogar in optisch hervorgehobenen Abschnitten. Und bei diesen hervorgehobenen Zitaten stellte ich mir immer wieder die Frage, warum diese denn extra markiert wurden. Ich persönlich hielt die nicht für so unglaublich besonders oder bemerkenswert.

Leider empfand ich auch die optische Gestaltung des Briefromanes nur als wenig kreativ. Hier wäre gerade im Bezug auf die Illustrationen mehr möglich gewesen. Des Weiteren ist das Format, für das man sich entschieden hat, für Alltagsleser:innen nicht geeignet: Das Buch ist groß und schwer und damit sehr unhandlich. Das war mir natürlich auch schon bewusst, als ich es von der Arbeit mit nach Hause genommen habe, ich erwähne es hier aber trotzdem, falls jemand von euch trotz meiner kritischen Rezension Interesse daran hat. (You do you!) 

Mein Fazit? Dieses Buch kann ich leider nicht weiterempfehlen. Schade.

Freitag, 21. März 2025

Wild wuchern [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Meine Güte, wisst ihr, wie oft ich dieses Buch falsch herum aufgeschlagen habe? Könnt ihr es euch vorstellen? Jedes. Einzelne. Verdammte. Mal. Passt aber irgendwie auch zum Buch, dass auch das Cover Kopf steht.

Dieses Buch habe ich eigentlich rein impulsiv aus der Arbeit mitgenommen. Ich wusste, dass eine kleinere Reise inklusive zwei längerer Zugfahrten für mich ansteht, also habe ich einfach mal eingepackt, was vielversprechend klang. Und mit diesem Buch hat sich meine Intuition mal wieder als ziemlich gut erwiesen.

Hier geht es um Marie. Marie hat jemanden umgebracht, vielleicht, so ganz sicher ist sie sich da nicht. Auf jeden Fall befindet sie sich jetzt auf der Flucht. Weg aus Wien, vielleicht nach Italien? Doch dort wurde sie schon mal gefunden, das geht also nicht. Gut, dass der Zug auf dem Weg ins Nachbarland auch im wunderschönen Tirol stehen bleibt. Das Bundesland, in dem ich aufgewachsen bin und das ich daher auch ziemlich gut kenne. Hier wohnt Maries Cousine, einsam in einer Berghütte, irgendwo im nirgendwo, ohne Strom, ohne Warmwasser. Niemand wird sie bei Johanna vermuten, allein schon, weil Johanna so eine richtige Eremitin ist, also ab dorthin. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein und schon bald kommt es zu ersten Reibungen.

Ein poetischer Roman über das Schicksal zweier Frauen, die beide irgendwie nicht so ganz in die Welt passen, in die sie geboren wurden. Besonders gefreut hat mich die gelegentliche Verwendung von Dialekt – das habe ich von einem so großen deutschen Verlag nicht erwartet. War natürlich trotzdem vergleichsweise zahm  und bleibt für eine breite Zielgruppe verständlich, aber hey, diese Repräsentation hat mir trotzdem viel bedeutet. 

Auch fand ich es schön, zu beobachten, wie sich denn die Beziehung zwischen Marie und Johanna entwickelt. Die beiden sind so unterschiedlich – das Goldmädchen und die Seltsame, die Sprachlose – da fand ich es schön, zu sehen, wie alte Konflikte wieder aufreißen und endlich aufgearbeitet werden können. 

Mein Fazit? Ein spannender Roman, nicht nur für Tiroler:innen.

Sonntag, 16. März 2025

Zwei Hexen und ein Whiskey [Kurzrezension/Hörbuch]

 
Quelle: Verlag

Dieses Cover sollte euch bereits irgendwie bekannt vorkommen -  denn es ist Band 3 der "Guild Codex: Spellbound"-Reihe. Die Rezension zu Band 1 und 2 findet hier, wenn ihr jeweils auf die entsprechende Zahl klickt.

Und wie bei jeder Rezension einer Fortsetzung gilt auch hier: Spoilergefahr. Ich gebe natürlich wie immer mein Bestes, um die Rezension auch für Reihen-Neulinge lesbar zu machen, aber ich verspreche nichts. Wenn ihr dieses Risiko also nicht eingehen wollt, dann ist das hier eure letzte Chance, um noch zu einer anderen Rezension zu klicken!

In diesem dritten Band hat Tory (schreibt man sie so? Ich hab mal wieder das Hörbuch gehört!) bereits einen gewissen Ruf. Und von daher kommt es auch, dass plötzlich zwei Hexen bei ihr in der Wohnung sitzen und sie mit verschiedenen Tricksereien dazu überreden, einen Fall zu übernehmen. Doch natürlich läuft auch bei diesem Fall nichts wie geplant und so kommt es dann, dass plötzlich eine magische Bindung zu einem übermächtigen Meereswesen besteht. Und diese Bindung wird unsere Protagonistin langsam, aber sicher, umbringen... 

Auch dieses Buch ist wie auch schon seine Vorgänger kurzweilig und spannend. Ich habe dieses Hörbuch neben einem meiner kreativen Projekte gehört und war damit innerhalb von weniger als einem Tag durch. Die Mischung aus Malprojekt und Hörbuch hat mich so gefesselt, dass ich die nächsten Tage Nackenprobleme hatte, aber das ist doch okay, nicht wahr? Manchmal muss man Opfer bringen.

Besonders begeistert war ich vom Ende. Das eröffnet einfach so viele neue Möglichkeiten für die Reihe! Wehe, wenn die Folgebände das nicht ordentlich nutzen und thematisieren! Wisst ihr, wieviel neuen Schwung die Reihe dadurch erhalten könnte, wenn das richtig umgesetzt wird? 

Mein Fazit? Ein toller dritter Band - auch Band 4 landet hiermit auf meiner Leseliste!

Sonntag, 9. März 2025

Our Wives Under The Sea [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Bei diesem Buch gab es für mich eine Premiere: Eine Mitarbeiterin musste zur Self-Checkout-Kasse kommen und mein Alter überprüfen. Was mich im ersten Moment etwas irritiert hat, immerhin war ich extra zur Selbstbedienungskasse gegangen, weil ich am Tag davor bei einer Arbeitsveranstaltung war und so gar keine sozialen Energien mehr übrig hatte. Und: Ich bin Mitte 20 und fühlte mich trotzdem plötzlich wieder so, wie damals, als ich zum ersten Mal Alkohol gekauft habe. Natürlich hat bei diesem Buch aber niemand mehr nach meinem Ausweis gefragt. Ich denke nicht, dass es noch irgendwelche Zweifel an meiner Volljährigkeit geben könnte. Und jetzt, mit ein bisschen Abstand finde ich diese Kontrollen eigentlich gar nicht so schlecht. Gerade bei expliziten Inhalten, egal ob Erotik oder (so wie hier) Horror. Das müssen nicht unbedingt Kinder lesen. Schwieriger umsetzbar wird das wahrscheinlich bei Online-Bestellungen oder Grenzfällen. Wie geht man mit erotischen Romanen um, die von Verlagen für ein jüngeres Publikum freigegeben wurden - wie die Bücher von Ashley Herring Blake, die in der deutschen Übersetzung scheinbar plötzlich Jugendbücher sind? Oder mit 17-Jährigen, die wahrscheinlich durchaus oft schon in der Lage dazu sind, explizite Inhalte zu verarbeiten - vielleicht sogar besser als einige Erwachsene? Ich habe keine Antworten auf diese Fragen, sie sind mir aber beim Warten an der Self-Checkout-Kasse gekommen, deswegen möchte ich sie hier ganz frech in die Runde werfen.

In diesem Roman geht es um Miri und ihre Ehefrau Leah. Leah ist beruflich viel unter der Wasseroberfläche unterwegs - für Forschungsmissionen verbringt sie teils Wochen und Monate in U-Booten an den tiefsten Orten der Welt. Doch bei dieser neuesten Mission ist etwas schief gelaufen - und die Frau, die wieder zu Miri zurückkehrt, erinnert nur noch äußerlich an Leah. So weit, so gruselig. Schockierender als die Szenen an Land war für mich aber Leahs Perspektive, die uns von der Zeit in einem plötzlich stillstehenden U-Boot am Meeresboden erzählt, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Wissen darüber, was denn überhaupt passiert ist und was passieren wird.

Kleiner Fakt über mich: Ich kann nicht gut mit Enge umgehen. Eventuell bin ich sogar schon leicht klaustrophobisch, habe aber keine Diagnose vorzuweisen und nenne mich deswegen nicht gerne so. Wenn ich in einem geschlossenen, kleinen Raum wie einem Aufzug stehe, erhöht sich mein Puls. Wenn ich in einer überfüllten U-Bahn stehe, muss ich mich auf meine Atmung konzentrieren und mich selbst beruhigen. Und meine bisher einzige Panikattacke passierte vor einigen Jahren in einer meiner Meinung nach komplett überfüllten Berggondel. Ich wüsste nicht, was diese Angst ausgelöst hat - sie war irgendwie schon immer da. Das erste Mal sichtbar wurde sie sogar auf einem U-Boot - passt also gut zu diesem Buch. Mein Vater hat uns Kinder zu diesem historischen U-Boot mitgenommen und hatte einen riesen Freude damit - denn sowas interessiert ihn sehr und ich weiß, wie schön er es fand, uns diese Möglichkeit bieten zu können, sowas mal von innen zu sehen. Aber sobald ich drin war, hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ich musste sofort wieder da raus.

Wie ihr euch denken könnt, war also allein die Vorstellung, ohne Ausweg in einem U-Boot festzusitzen, für mich unglaublich gruselig und aufreibend. Vielleicht bin ich also die falsche Person, um den Gruselfaktor dieses Buches beurteilen zu können? Denn allein beim Schreiben dieser Rezension bekomme ich wieder schwitzige Hände.

[Spoiler im nächsten Absatz]

Dafür fand ich wiederum die Szenen an Land nicht wirklich gruselig. Ekelhaft, teilweise schon, aber nicht unbedingt gruselig. Das hing vielleicht damit zusammen, dass beide Protagonisten hier sehr passiv auf mich wirkten. Außerdem wurde bis zum Ende nie wirklich geklärt, was denn jetzt eigentlich wirklich passiert ist. Warum der technische Totalausfall des U-Boots? Warum Leahs Veränderung? Woher kamen die Stimmen? Und wem gehörte dieses Auge? Ich weiß es nicht, im Buch wurde es nicht geklärt. Das waren mir persönlich fast zu viele Fragen, die hier offen blieben.

[Spoiler Ende]

Den Schreibstil hier fand ich einfach großartig. Teils super schön, teils lustig, teils hat das Buch für Tränen in meinen Augen gefühlt. Und die Szenen unter Wasser haben bei mir ein richtig beklemmendes Gefühl ausgelöst - aber nochmal, das könnte auch einfach ich sein. Kann sein, dass das den Rest der Welt gar nicht stört, das kann ich nicht beurteilen. War aber auf jeden Fall toll zum Lesen!

Mein Fazit? Ein großartig geschriebener Horrorroman, der mich als Leserin aber mit vielen Fragen zurücklässt.

Sonntag, 2. März 2025

Eine kurze Geschichte queerer Frauen [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Erst vor wenigen Wochen durfte ich mich wieder über ein Rezensenten-Paket von Lovelybooks freuen. Das Team dort ist einfach gewaltig und belohnt uns für unsere Leseempfehlungen fürstlich mit neuem Lesestoff. Dass ich diese Aufgabe auch ohne Buchpakete übernehmen würde, sage ich lieber nicht zu laut. Auf jeden Fall war in diesem Paket auch "Eine kurze Geschichte queerer Frauen" mit drin. Eine Lektüre, die mich bald neugierig machte. Ich hatte ja erst im Dezember "Wir waren Sappho" beendet, also war ich gespannt, ob es hier neue Gesichter geben würde und vor allem auch, wie hier der Stil ausfallen würde. "Wir waren Sappho" war ja fast schon poetisch.

Gleich zu Beginn die ganz große positive Überraschung: Die Autorin hat Humor! Das bin ich gerade von geschichtlichen Büchern nicht gewohnt. Ich war mir sicher, dass das hier eine eher trockene Lektüre sein würde, hier also plötzlich so einige Scherze zu finden, war schön. Ob jeder der Witze bei mir persönlich gelandet ist, ist wieder eine andere Frage, aber who cares? Ich habe mich gut amüsiert.

In diesem Büchlein findet ihr verschiedene queere Frauen (oder Personen, die man damals Frauen nannte, auch wenn sie sich heute vielleicht als trans oder nicht-binär bezeichnen würden). Neben den üblichen Kandidaten wie Sappho oder Virginia Woolf durfte ich hier auch Frauen kennenlernen, die mir vor der Lektüre nichts sagten oder die mir zumindest nie in diesem Kontext begegnet waren. So waren mir Hildegard von Bingen und Anne Frank natürlich ein Begriff, von ihrer Queerness wusste ich aber bis zur Lektüre hier noch nichts. Und ich schäme mich fast schon, zuzugeben, dass ich Marsha P. Johnson und Stormé DeLarverie nicht kannte, die beide total wichtige Figuren beim Stonewall-Aufstand waren. 

Aber hier werden nicht nur die verschiedensten Persönlichkeiten abgearbeitet, sondern es geht auch um vieles Drumherum: Um Proteste und um AIDS genauso wie um Lederdildos, Frauenfußball und natürlich um das Patriarchat und um Heteronormativität (das bedeutet, das wir dazu erzogen werden, davon auszugehen, dass wir und alle um uns herum hetero sind.). Dabei ist der Schreibstil der Autorin spannend wie bei einem Krimi. Zumindest bei mir weckte diese Lektüre die Lust, mehr über die einzelnen Personen zu erfahren und auch in den Lektüreangaben der Quellenhinweise ein bisschen zu stöbern.

Mein Fazit? Ich bin mir nicht sicher, ob ich zuvor schonmal ein so spannendes Geschichtsbuch verschlungen habe. Ganz große Empfehlung an euch!