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Samstag, 30. Oktober 2021

Meine liebsten Buchzitate #66

 1. "Bücherliebe" von Annie Austen, Seite 11-12

Bücherregal eröffnen eine Art Abkürzung zur Persönlichkeit eines Menschen, ganz so, als würde sich in ihnen das Walten seiner Psyche abbilden. Wie erleichtert sind wir  doch, wenn wir Titel entdecken, die wir auch selbst besitzen, vor allem dann, wenn sie zu unseren Lieblingsbüchern zählen. Wie spannend finden wir es, auf Autoren zu stoßen, von denen wir noch nie etwas gehört haben, oder auf die gesammelten Werke einer bestimmten Autorin, die schon lange auf unserer heimlichen Wunschliste steht. Und wie enttäuscht sind wir, wenn wir jede Menge Bücher aus einem Genre vorfinden, mit dem wir rein gar nichts anfangen können oder das wir sogar aktiv ablehnen. Was wir dann empfinden, ähnelt dem Gefühl, das uns überkommt, wenn jemand, den wir mögen, im Restaurant die Bedienung unhöflich behandelt.

2. "Night Rebel. Kuss der Dunkelheit" von Jeaniene Frost, Seite 53

Todesdrohungen wirkten auf Ian wie eine Herausforderung, ein Witz - oder ein Aphrodisiakum.

3. "Female Choice" von Meike Stoverock, Seite 23

Einen Satz zu sagen, der mit "Männer/Frauen sind" beginnt, ist ein bisschen so, wie mit zwei brennenden Schwertern zu jonglieren, während man mit verbundenen Augen auf einem Einrad über ein Hochseil fährt, unter dem das Sicherheitsnetz fehlt, weil der Zirkusdirektor es in die Reinigung gegeben hat, der Depp. Egal wie der Satz weitergeht - Angehörige der beschriebenen Personengruppen werden aufschreien, weil es sich um eine aus ihrer Sicht unzulässige Verallgemeinerung handelt."

4. "to drink coffee with a ghost" von Amanda Lovelace, Seite 77

your
comfort
is not
more
important
than 
my journey
to
healing.

- i will never live a life of quiet again.

5. "break your glass slippers" von Amanda Lovelace, Seite 14

there is a girl who
sings only when
every window
is shut.

like most girls,
she's been learning
the trait of silence
since birth.

everyone 
underestimates
how important
her voice is,

& the greatest
tragedy of all is
that she does,
too.

Donnerstag, 28. Oktober 2021

Lob der guten Buchhandlung [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Wusstet ihr, dass man in der Wagnerschen Buchhandlung in Innsbruck nachts alleine (beziehungsweise mit ein paar Freund:innen) Zeit verbringen kann? Das ist eine von den Vorstellungen, die ich mir gerne durch den Kopf gehen lasse, wenn ich einen schlechten Tag habe: Ich lasse mich einfach mal abends in einer Buchhandlung einsperren  (wie ich das anstelle, variiert von Tagtraum zu Tagtraum) und dann verbringe ich eine ganze Nacht umgeben von meinen liebsten Büchern und denen, die es noch werden könnten. Dass das wirklich möglich ist (und zwar ohne dass ich das Gesetz brechen muss), habe ich allerdings erst durch dieses Buch erfahren. Also, liebe Wagnersche, nur, dass das klar ist: Irgendwann verbringe ich mal eine Nacht in eurer Buchhandlung. Falls ihr Interesse an einer Kooperation diesbezüglich habt: Hit me up!

Joa, ich glaube, jetzt ist dann auch schon klar, was mein liebster Buchbeitrag war. Eventuell bin ich beim Lesen dieses Kapitels ein bisschen ausgeflippt. Aber auch die anderen Kapitel sind ziemlich spannend. Was sie alle gemeinsam haben? Die Liebe zu Büchern und zu Buchhandlungen. Jedes Kapitel wurde von einem/r anderem/n Autor:in geschrieben. Wie das bei solchen Anthologien immer ist, gilt auch hier: Manche der Texte finde ich schwächer, manche mittelmäßig, manche waren absolute Highlights. Manche sagten mir inhaltlich mehr zu, andere weniger. Aber selbst wenn ich mal die Worte eines/r Autor:in nicht ganz nachvollziehen konnte, kannte ich doch das Gefühl, das hinter all den Texten stand. Die Liebe zu Büchern und Buchhandlungen und Büchereien. Diese Liebe hat mein gesamtes Leben geprägt und so wie es im Moment aussieht, wird auch mein restliches Leben von dieser Liebe begleitet werden. Und das machte diese Lektüre für mich auch so schön. Diese Sammlung ist für mich wie ein Gespräch mit meinen lieben Unikolleg:innen in Innsbruck und Salzburg. Wenn ich dort aus dem Nichts anfange, über meine aktuelle Lektüre zu sprechen, über problematische Autor:innen zu jammern oder mich über nervige Trends der Buchbubble lustig zu machen, ist das ein ganz normales Gespräch und ihr wisst gar nicht, wie schön es ist, einfach mal ernsthaft länger über solche Themen sprechen zu können ohne Angst haben zu müssen, dass ich meinem Gegenüber auf die Nerven gehe. Diese Anthologie fühlte sich für mich an wie eines dieser Gespräche, falls das irgendwie Sinn macht.

Mein Fazit? Auch wenn nicht alle Texte in dieser Sammlung gleich gut sind, gehört dieses Buch trotzdem zu meinen Jahreshighlights.

Dienstag, 26. Oktober 2021

Blutkristalle [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch habe ich in meiner Bücherei ausgeliehen. Ich war auf der Suche nach Spannung und nach einer unterhaltsamen Lektüre für zwischendurch. Vor dem Lesen hatte ich keine Ahnung, um was es geht. Ich habe den Klappentext nicht gelesen. Nur den Autorennamen gesehen und darauf los gelesen. Dieser Thriller ist sehr kurz, nur so um die 60 Seiten lang. Perfekt für zwischendurch. Und da das ein Büchereibuch war, musste ich mir keine Gedanken darüber machen, ob das Büchlein sein Geld wert ist.

In diesem Thriller wird eine besonders spannende Perspektive genutzt: Der Antagonist Wolfram erzählt. Er ist der Stalker von Ella, der es sich zum Ziel gemacht hat, ihren neuen Partner zu töten und sie davon zu "überzeugen", dass sie zu ihm gehört. Am besten, indem er spektakulär ihr Leben rettet. Und als er erfährt, dass sie mit ihrem neuen Liebhaber eine Wanderung in die Alpen plant, hält er das für die perfekte Gelegenheit, um seinen Plan umzusetzen. Und dass er alles tun wird, um den Plan durchzuziehen, daran habe ich keine Sekunde lang gezweifelt. Der Typ ist total durchgeknallt - leider nahm das meiner Meinung nach leider viel von der Spannung. Ich habe ihm sofort alles zugetraut, es gab für mich keine Hoffnungsmomente, dass er doch noch zur Vernunft kommen könnte.

Mit dem Ende war ich nicht ganz zufrieden. Da kamen bei mir einige Fragen auf, die nicht mehr geklärt werden konnten. Es wäre vielleicht gut gewesen, da noch ein paar mehr Informationen einzubauen oder die Geschichte von Anfang an aus zwei Perspektiven zu erzählen. Ja, dann wäre der Plottwist am Ende weniger spektakulär gewesen, aber dann hätte ich jetzt weniger offene Fragen. Und ich denke, dass auch diese zweite Perspektive sehr spannend gewesen wäre.

Aber alles in allem? Hat seinen Zweck erfüllt. Der Thriller konnte mich fesseln und unterhalten. Er hat einige kleinere Schwächen, die kann ich dem Buch aber verzeihen.

Sonntag, 24. Oktober 2021

Meine liebsten Buchzitate #65

 1. "Der Buchspazierer" von Carsten Sebastian Henn, Seite 60

"Ich will am liebsten den ganzen Tag Eis, aber ist das gut für mich? Nein!"
"Aber Bücher sind kein Eis. Sie verderben einem nicht den Magen."
"Du verstehst mich nicht!", Schascha hätte gerne mit den Füßen aufgestampft, aber sie reichten nicht bis zum Erdboden.
"Ich bringe den Leuten also Bauchschmerzbücher?", fragte Carl.
"Bücher sind viel, viel gefährlicher als Eis! Sie verderben einem den Kopf. Oder noch schlimmer, das Herz."

2. "Gespenster" von Dolly Alderton, Seite 45

Ich hasse Verspätungen. Sich zu verspätet ist eine egozentrische Angewohnheit von langweiligen Menschen, die auf der Suche nach einer besonderen Charaktereigenschaften sind und zu faul, ein Instrument zu lernen. 

3. "Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau" von Stephan Björn, Seite 149-150

"Ihr beiden seid keine Kretins, sondern zwei sehr begabte, feinsinnige, junge Köpfe und daher scheint ihr auch zu wissen, dass es genau zwei Dinge gibt, die einen gegen die Verderblichkeit des Lebens wappnen. Das eine ist, wie ich bereits andeutete, die Liebe. Wenn man Glück hat, findet man sie. Wenn man noch mehr Glück hat, verlässt sie einen nicht. Und das andere ist die Kunst, die Musik, die Literatur, der Film, auch die Architektur. Sie kann uns ebenfalls retten. Da sie in uns die Hoffnung nährt, eine Art von Erlösung zu finden. Nun gut, womöglich ist 'Erlösung' ein wenig zu hoch gegriffen. Sagen wir lieber: 'Trost". Das scheint mir das treffendere Wort zu sein. Wir finden Trost, wir schaffen Distanz zu unserer eigenen Vergänglichkeit, wenn wir erfahren, dass andere Ähnliches durchlitten haben wie wir. Was im Übrigen nicht bedeutet, dass die Kunst immer in der Lage wäre, unsere Schmerzen zu lindern. Es gibt einen Schmerz, der ist selbst dafür zu groß..."

4. "Bücherliebe" von Annie Austen, Seite 10

Es ist einfach grausam, Bücher mit ihrer verletzlichsten Seite nach vorne aufzustellen, damit ihnen jeder in die Unterhose gucken kann.

5. "Night Rebel. Kuss der Dunkelheit" von Jeaniene Frost, Seite 25

"Schüchternheit ist eine Tugend, und du hörst bestimmt gerne, dass ich über keinerlei Tugenden verfüge." 

Freitag, 22. Oktober 2021

Game Changer. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu machen

 Autor: Neal Shusterman
Erschienen am 13.10.2021
Im Fischer Sauerländer Verlag
ISBN: 9783737358842
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Stell Dir vor, du könntest die Welt verändern ... Welche Entscheidung triffst Du?

Ash ist ein weißer, heterosexueller cis-Junge aus der Mittelschicht. Er hält sich selbst für einen guten Kerl, aber nicht gerade für den Mittelpunkt des Universums. Bis er eines Freitags in eine andere Dimension katapultiert wird, in der er genau das ist – der Mittelpunkt des Universums! Damit verfügt ausgerechnet Ash nun über die Macht, die Welt zu verändern. Doch irgendetwas geht schief, und Ash führt - aus Versehen - die Rassentrennung wieder ein. Natürlich will er das wieder geradebiegen, aber: Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu machen.

Ein Social Thriller der Extraklasse über eine durch und durch ungerechte Welt wie unsere."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Ich bin ein großer Fan von Neal Shustermans Büchern. "Scythe" hat mich total gefesselt und die "Vollendet"-Reihe erst recht. Deswegen war für mich auch klar, dass ich auch sein neues Buch "Game Changer" lesen will.

In welcher Welt würdet ihr Leben wollen, wenn ihr zwischen allen möglichen Paralleluniversen wählen könntet? Ich hätte da schon so ein paar Wünsche, die ich mir gerne erfüllen würde... Blöd nur, dass das in diesem Buch nicht so funktioniert. Ash landet nämlich völlig unvorbereitet in dieser schrägen Position als Mittelpunkt des Universums. Das bedeutet konkret: Er kann zwischen den Paralleluniversen wechseln. Was zu Beginn für ihn zwar eine verwirrende Situation ist, aber keine Katastrophe für die Welt bedeutet, führt bald zur Wiedereinführung der Rassentrennung. Ihr seht: Die Situation ist recht schnell eskaliert. Und irgendwie muss er jetzt dafür sorgen, dass er wieder zurück in seine Welt kommt oder vielleicht sogar in eine bessere. Blöd nur, dass ihm keiner erklären kann, was genau er dafür machen muss...

Bis jetzt hört sich das einfach an wie ein normaler Fantasy-Thriller, oder? Allerdings wäre das kein Buch von Neal Shusterman, wenn es nicht gleichzeitig um sehr ernste Themen ginge. Es geht hier um Privilegien, die man sich oft gar nicht bewusst ist, wenn man sie hat. Ich meine: Ich denke kaum darüber nach, dass ich weiß bin. Meine Hautfarbe spielt in meinem Leben keine Rolle. Gleichzeitig aber doch, denn sie bewahrt mich vor Problemen und Diskriminierung. Und Ash ist da ziemlich ähnlich. In der Theorie weiß er, dass er privilegiert ist. Aber so richtig bewusst wird ihm das erst im Laufe der Handlung.

Ich muss euch leider sagen, dass ich den Schreibstil in diesem Buch schwächer fand als in den anderen Büchern von Neal Shusterman. Bei den anderen Büchern war ich absolut begeistert vom Stil und konnte das sie gar nicht mehr aus der Hand legen. Hier war der Stil schon okay, aber halt nicht mehr. Vielleicht liegt das an der Übersetzung, ich hab bis jetzt aber keines der Bücher im Original gelesen und kann das deswegen auch nicht wirklich beurteilen.

Mein Fazit? Spannend, aber leider etwas schwächer als die anderen Bücher Shustermanns.

Mittwoch, 20. Oktober 2021

Die Party. Eine Einkreisung

 Autorin: Ulrike Haidacher
Erschienen am 25.8.2021
Im Leykam Verlag
ISBN: 9783701182077
Rezensionsexemplar: Ja, gelesen im Zuge einer Leserunde

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Eine Party läuft aus dem Ruder.
Eine Softeisverkäuferin landet durch Zufall auf einer Party, die sich als biedere Kochveranstaltung im Elternhaus eines Regisseurs herausstellt. Der Parade-Feminist und Egozentriker belehrt seine Gäste in langen Monologen und Bernhard-Manier, darunter eine 30-jährige Juristin und »Powerfrau« sowie ein weltverbesserisches Trachten-Pärchen. Während Prosecco getrunken und Rohschinken gegessen wird, diskutieren die Partygäste über »starke Frauen« und Frauenquoten. Dabei fallen die Figuren nach und nach aus ihrer Rolle, nimmt das Themenkarussell so schnell Fahrt auf, dass nicht nur der Softeisverkäuferin schwindlig wird. Bis zur Eskalation ist es nur eine Frage der Zeit. Die gefeierte Kabarettistin Ulrike Haidacher entwickelt in ihrem Debütroman eine »Sogkraft«, der sich niemand entziehen kann. Garniert mit Übersteigerung und originellem Sprachwitz vollführt der Text die hohe Kunst der Komik, die geradewegs in die Tragödie schlittert. Eine Party, die man nicht so schnell vergisst!
»Der Zeitpunkt, an dem auf einer Party Pop-up-Schürzenstände aufgebaut werden, kann als der Moment gesehen werden, eine Party guten Gewissens zu verlassen, man muss nicht immer bis zum bitteren Ende bleiben.«"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich im Zuge einer Leserunde gelesen. Was ich an Leserunden mag, ist die Tatsache, dass ich gleichzeitig mit dem Text auch mit der Meinung anderer zum Buch konfrontiert werde. Hier war das spannend, da die Meinungen zum Text weit auseinandergingen. Während manche den Text gefeiert haben, haben andere das Buch abgebrochen oder damit geliebäugelt. Doch was ist meine Meinung dazu?

Nun, der Beginn hat mich gefesselt. Es hat mir Spaß gemacht zu sehen, wie die Protagonistin in den Strudel rund um den Regisseur gerät. Mit ihr hatte ich stellenweise fast Mitleid, weil die Gruppe rund um den Regisseur ziemlich unsympathisch ist. Gleichzeitig waren viele Stellen des Dialogs so absurd, dass ich lachen musste. Und wurde immer gleich darauf nachdenklich. Immerhin sind die Figuren und ihre Ansichten nicht komplett aus der Luft gegriffen. Schaut euch doch mal hier im Internet um! Es gibt so viele Leute, die sich für ausgesprochen feministisch, offen und modern halten und dann gleichzeitig Ansichten vertreten, die aus den 1950er-Jahren stammen könnten. Mein Professor für Gender Studies hat diese Entwicklung in seiner Vorlesung als "postfeministisch" bezeichnet. Wir genießen im Moment die Vorteile, die uns frühere Feministinnen verschafft haben und können deswegen auf Feminismus "scheißen", so wie das hier im Buch beschrieben wird. Und in gewissen Kreisen wird das dann als besonders feministisch und modern wahrgenommen, als so richtig fortschrittlich, auch wenn das das genaue Gegenteil ist. Es würde mich interessieren, ob es das Ziel von Haidacher war, diese Entwicklung zu thematisieren.
Schön gezeigt wird hier auch die Kommerzialisierung von Feminismus. Der Regisseur verkauft sich zum Beispiel als Feminist und Frauenförderer. Allerdings hört seine Unterstützung an dem Punkt auf, an dem seine Machtposition bedroht wird. Und sexistische Dinge bringt er auch auf die Bühne, verdreht diese Aktionen dann aber so, dass er als Feminist dasteht, was er meiner Meinung nach aber offensichtlich nicht ist.
Auch das glückliche Paar (ja, die heißen im Text so) führt ein "feministisches Modelabel". Das bedeutet im Klartext: Sie haben eine Schürzenkollektion zum Thema "starke Frauen", bei der die ausgewählten Frauen auf ihr Aussehen reduziert werden.

Der Text arbeitet viel mit der Stream-of-consciousness-Technik. Das macht die Leseerfahrung sehr intensiv, ich verstehe aber auch, dass es Leute gibt, denen das nicht zusagt. Man ist einfach mittendrin in der Situation und genau wie die Protagonistin kann man der Party nicht entkommen.

Was mich gestört hat, ist die Tatsache, dass es keine Unterbrechungen durch Kapitel gibt. Ich lese normalerweise immer, bis ein Kapitel zu Ende ist, bevor ich ein Buch zur Seite lege. Hier ging das aber nicht, was mich etwas unzufrieden machte. Ich verstehe die Entscheidung aus stilistischer Sicht, aber das heißt nicht, dass ich sie gut finde.

Was ich schrecklich finde, ist die Tatsache, dass am Ende des Buchs die reale Natascha Kampusch aufgegriffen und niedergemacht wird. Ja, das ist ein Stilmittel. Ja, die Autorin will aufregen und schocken. Trotzdem finde ich es daneben. Man hätte ja auch eine fiktionale Figur schaffen können - damit hätte man eine ähnliche Wirkung erzielen können. Aber so wirkt es, als wäre es der Autorin darum gegangen, um jeden Preis eine Schockwirkung zu erzielen und ich finde das nicht gut.

Auch war ich dann am Ende enttäuscht vom recht schwachen Widerspruch der Protagonistin. Das war mir nach fast 200 Seiten Parolen zu wenig. Ich habe das ganze Buch auf diesen Moment gewartet und dann wurde das so schnell abgehandelt.

Mein Fazit? Gerade zu Beginn fand ich dieses Buch sehr spannend. Allerdings ist die zweite Hälfte schwächer und das Ende hat mich enttäuscht. Schade!

Montag, 18. Oktober 2021

Meine liebsten Buchzitate #64

1. "Kaleidra. Wer das Dunkel ruft" von Kira Licht, Seite 321

Ich hielt ihm den Löffel mit dem blauen Eis hin. Er schnappte danach wie ein Raubfisch, dann lutschte er tatsächlich bedächtig darauf herum, bevor er das Gesicht verzog. "Schmeckt wie ein Duftbäumchen."
"Das wirft Fragen auf, auf die ich keine Antwort möchte."

2. "Der Buchspazierer" von Carsten Sebastian Henn, Seite 33

In jedem Buch ist ein Herz, das zu pochen beginnt, wenn man es liest, weil das eigene Herz sich mit ihm verbindet.

3. "Leviathan" von Thomas Hobbes, in "Texte zur Politischen Philosophie" von Marcel van Ackeren, Seite 115

Menschen sind von Natur aus gleich. [...] Und in Bezug auf die geistigen Fähigkeiten (abgesehen von den Künsten, die sich mit Worten befassen, und insbesondere von jener Fertigkeit, nach allgemeinen und unfehlbaren Regeln vorzugehen, was als Wissenschaft bezeichnet wird: Diese Fähigkeit besitzen nur wenige und nur in wenigen Bereiche, da es sich nicht um eine angeborene Fähigkeit handelt, die uns von Geburt an eigen ist, und die auch nicht - wie die Klugheit - erworben wird, während wir uns mit anderen Dingen beschäftigen), so finde ich hier eine noch größere Gleichheit unter den Menschen als bei der Körperkraft.

4. "Hexenjäger" von Max Seeck, Seite 10

Einen Moment lang sieht er nur das Licht und vergisst, dass vor ihm und seinen beiden Schriftstellerkollegen an die vierhundert neugierige Leser und Leserinnen sitzen, die gekommen sind, um die Gedanken ihrer Lieblingssäufer über deren neueste Werke zu hören. 

5."Der Spiegelmann" von Lars Kepler, Seite 37

Man sagt, wenn irgendwo eine Tür geschlossen wird, dann öffnet Gott eine andere - oder zumindest ein Fenster. Aber wenn manche Türen geschlossen werden, klingt dieser Spruch eher zynisch als tröstlich. 

Samstag, 16. Oktober 2021

Frauen Literatur

 Autorin: Nicole Seifert
Erschienen am 9.9.2021
Im Kiepenheuer & Witsch Verlag
ISBN: 9783462002362
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"»Banal, kitschig, trivial« – wenn wir Schriftstellerinnen weiter abwerten, verpassen wir das Beste!

Sollte das Geschlecht des Schreibenden eine Rolle spielen bei der Lektüreauswahl? Natürlich nicht, würden wohl die meisten sagen. Und doch werden literarische Werke von Frauen seltener verlegt, besprochen und mit Preisen versehen. Das muss ein Ende haben. Nicole Seifert liefert das Buch zur Debatte – klug, fundiert und inspirierend.

Banal, kitschig, trivial – drei Adjektive, mit denen das literarische Schaffen von Frauen seit Jahrhunderten abgewertet wird. Während Autoren tausende von Seiten mit Alltagsbeschreibungen füllen und dafür gefeiert werden, wird Schriftstellerinnen, die Ähnliches unternehmen, Befindlichkeitsprosa vorgeworfen. Nicole Seifert ist angetreten, die frauenfeindlichen Strukturen im Literaturbetrieb aufzuzeigen. Denn von vielen von Frauen verfassten Büchern hören wir erst gar nicht, weil Zeitungs-, Radio- und Fernsehredaktionen und noch davor Buchverlage eine entsprechende Vorauswahl treffen. Vom Deutschunterricht bis zum Germanistikstudium ist der Autorinnenanteil noch immer verschwindend gering, und so lernen wir von Anfang an: Was literarisch wertvoll ist, stammt von Männern. Nachdem Nicole Seifert drei Jahre lang ausschließlich Literatur von Frauen – Klassiker wie Zeitgenössisches, Bekanntes wie Unbekannteres – gelesen hat, ist klar: Die vielbeschworene »Qualität« ist nicht das Problem. Im Gegenteil: Wir verpassen das Beste, wenn wir in unseren Bücherregalen nicht endlich eine Frauenquote einführen."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Meine liebe kleine Gemeinde an Bücherfreund:innen, die diese Rezension liest: Holt euch dieses Buch uns lest es. Tut es einfach und dankt mir später dafür.

Als mir der Verlag die ersten Informationen zu diesem Buch schickte, war ich sofort angefixt. Ihr könnt alle erahnen, wie viel Platz Literatur in meinem Leben einnimmt. Und da ich mich selbst als Feministin betrachte, ist mir auch bewusst, dass die Buchbranche leider bis heute ein eher männlich geprägtes Feld ist. Vor allem, wenn man auf die sogenannte "Hochliteratur" blickt. Und auch das, was man uns als Klassiker verkauft, sind meistens Bücher von Männern und oft über Männern. In meiner Schulzeit hat es keine einzige Frau auf die Liste der Klassenlektüren geschafft. Auf der Uni war das dann schon ausgeglichener: Hier durfte ich Margaret Atwood kennenlernen, Murasaki Shikibu, Sylvia Plath, Virginia Woolf,... Aber ich weiß, dass das nicht bei allen Literaturstudent:innen vor mir der Fall war und das Geschlechterverhältnis auch stark von den Professor:innen abhängig ist, die die Leselisten zusammenstellen.

Nicole Seifert beschäftigt sich in diesem Buch mit genau diesem Problem und stellt sich die Frage, warum das so ist und was an den Argumenten, die dafür genannt werden, eigentlich dran ist. Sind von Frauen geschriebene Bücher wirklich schlechter als die von Männern? Sind ihre Themen langweiliger? Schreiben sie wirklich nur für Frauen? Oder ist das vielleicht doch Sexismus, dieser alte Quälgeist?
 Seifert schreibt hier über den aktuellen Literaturbetrieb und über das Bildungssystem, aber auch über vergangene Epochen. Sie bespricht Strukturen, die Frauen das Schreiben und Veröffentlichen schwer gemacht haben und es teilweise immer noch tun und geht auf einzelne Autorinnen und ihre Werke ein.

Ihr müsst aber keine Angst haben, dass dieses Buch einfach nur eine total trockene Analyse ist, denn das ist nicht der Fall. Dieses Sachbuch ist unterhaltsam, manchmal lustig, immer spannend. Meine Meinung nach sollte man etwas Vorwissen über Literatur mitbringen, zumindest war ich froh darüber. Allerdings ist dieses Buch jetzt auch nichts, vor dem man als interessierte Laie zurückschrecken muss. Der Stil ist nicht so kompliziert wie der vieler anderer Sachtexte, deswegen solltet ihr auf jeden Fall mal versuchen, ob ihr reinkommt.

Mein Fazit? Für mich gehört dieses Buch ganz klar zu meinen Jahreshighlights. Lest es. Alle.

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Für immer und ein Wort

 Autorin: Anne Sanders
Erschienen am 23.8.2021
Im Blanvalet Verlag
ISBN: 9783764507633
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Kann man sich in Worte verlieben? Ein verstecktes Büchlein wird der Beginn einer großen Liebesgeschichte!

Für Büchernärrin Annie bestand die Welt schon immer aus Worten. Doch ihr Traum vom eigenen Roman ist in weite Ferne gerückt, und der Mann, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte, hat einer anderen Frau das Jawort gegeben. Zutiefst verletzt, lässt sie sich von ihrer besten Freundin überreden, einige Tage in einem Hotel im Dartmoor zu verbringen, um die schmerzvollen Ereignisse zu vergessen. Doch stattdessen findet Annie etwas Besonderes: ein Notizbuch, das jemand in einer der legendären Letterboxen versteckt hat. Annie ist berührt von den Gedanken, die darin niedergeschrieben sind, und als sie auf einer zusammengeklebten Seite die Adresse des Autors entdeckt, macht sie sich auf die Suche nach ihm – nichts ahnend, dass sie dabei auf den stillen Jack treffen wird, der so ganz anders ist, als sie sich den Verfasser des Notizbuchs vorgestellt hat, der ihr aber dennoch unter die Haut geht …
»Was für eine poetische, anrührende, tiefgehende und kluge Geschichte über die Magie der Worte, über Seelenverwandtschaft und über die Liebe – ein neues Lieblingsbuch!« Kerstin Gier

Eine Liebesroman mit einem besonderen Aufhänger: ein geheimnisvolles Büchlein in einer »Letterbox« – einer Schatulle, die im englischen Dartmoor versteckt ist und nur mit Hinweisen oder Koordinaten gefunden werden kann.

Mit gesondertem Notizbuchteil zum selbst Ausfüllen im Buch."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Dieser Roman glänzt durch eine tolle, romantische Grundidee. Die Umsetzung fand ich leider nicht ganz so spannend. Die Idee brachte mein Herz dazu, gleich ein bisschen schneller zu schlagen: Annie verliebt sich in einen Unbekannten, nachdem sie sein Notizbuch gefunden und gelesen hat. Und deswegen beschließt sie, sich auf die Suche nach ihm zu begeben.

Annie ist meiner Meinung nach eine ziemlich traurige Figur. Ihr Ex-Mann hat sie betrogen und eine andere Frau geheiratet, trotzdem trauert sie ihm seit mehreren Jahren hinterher. Sie verklärt ihn dabei zu einer Art Helden und von Anfang an war mir klar, dass sie ihn sofort zurücknehmen würde, egal wie unsympathisch er eigentlich ist. Sie wirkte deswegen auf mich auch ziemlich naiv. Und mit dem unbekannten Notizbuchautoren/Jack macht sie genau das gleiche: Sie steigert sich total rein, wird fast schon besessen von diesem Idealbild, das sie sich zusammengereimt hat. Mädel, das ist doch nicht gesund für dich!

Jack war da ganz anders als Annie und mein Hoffnungsschimmer im Roman. Er ist kreativ, empfindlich und trauert um seinen verstorbenen Bruder und um seine zerbrochene Ehe und das sehr glaubwürdig. Ich konnte seinen Schmerz fast schon spüren. Von der ersten Seite weg habe ich ihm nur das Beste gewünscht.

Fast schon geärgert hat mich ein Abschnitt gegen Ende des Buchs, in dem Annie etwas verdammt Dummes tut, das ich hier nicht weiter ausführen werde. Jede:r, der/die das Buch gelesen hat, weiß, was ich meine. Am liebsten hätte ich dieses Buch in dem Moment in der Salzach versenkt. Dafür fand ich das eigentliche Ende dann ganz süß.

Den Notizbuchteil mit den Fragen zum Selbstausfüllen halte ich für eine super Idee. Da sind viele spannende Fragen dabei, über die ich teils länger nachdenken musste. Andere erinnerten mich an diese typischen Freundebuchfragen, wie ich sie in meiner Volkschulzeit immer wieder beantwortet habe. Einige Leute haben ihre Antworten mit der Welt geteilt, ich werde das aber nicht tun. Dafür sind mir die Antworten dann doch zu persönlich. Auch die Antworten im anonymen Notizbuch im Roman fand ich schön.

Mein Fazit? Konnte mich leider nicht ganz überzeugen.

Dienstag, 12. Oktober 2021

Meine liebsten Buchzitate #63

1. "the witch doesn't burn in this one" von Amanda Lovelace, Seite 196

didn't 
you know
there
could be

shelves
upon
shelves
upon
shelves
of books

written
about your strength?

2. "Kaleidra. Wer das Dunkel ruft" von Kira Licht, Seite 319

"Wann hat dir das letzte Mal jemand gesagt, dass du komplett verrückt bist?"
"Sonntag", erwiderte ich leichthin.

3. "Der Buchspazierer" von Carsten Sebastian Henn, Seite 20

Sie wissen sicher, dass Charlie Chaplin gesagt hat: Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag. Und wir haben ohnehin zu wenige Tage auf dieser Welt, als dass wir einen verlieren dürften.

4. "Der große Sommer" von Ewald Arenz, Seite 47

"Vielleicht sehen wir uns ja mal."
Zeugnis? Nuklearwaffen? Regen? Egal. Der Tag war gerettet.

5. "Wie alles begann und wer dabei umkam" von Simon Urban, Seite 68

Ich hatte mir damals vorgenommen, mich nicht über die Maßen von Dingen wie Lebensalter oder Lebenswerk beeindrucken zu lassen, weil ich fest davon ausging, beides mit entsprechenden zeitlichen Möglichkeiten ebenfalls erreichen zu können und sah es schlicht nicht ein, zu Älteren aufzublicken, nur weil sie mir mit ihrer Geburt zufälligerweise um ein paar Jahrzehnte zuvorgekommen waren, denn das allein stellte in meinen Augen keine Leistung dar. Wer allen Ernstes Respekt dafür einforderte, dass er es geschafft hatte, sich ein halbes Jahrhundert lang nicht vom Bus überfahren zu lassen, konnte sich meiner tief empfundenen Gleichgültigkeit sicher sein.

Sonntag, 10. Oktober 2021

Mira liest Leseproben #1

 Hey ihr Lieben!

Heute probiere ich mal was Neues aus: Ich werde Leseproben von Büchern meiner verschiedenen Wunschlisten lesen und euch dann erzählen, was ich davon halte. Diese Idee stammt nicht von mir: Die Booktuberin Booksy Page macht dieses Format schon seit einer halben Ewigkeit jeden Monat in Videoform - schaut also auf jeden Fall mal bei ihr vorbei!

Wie wird das jetzt ablaufen? Nun, ich werde jedes Mal zwischen drei und fünf Bücher meiner Wunschliste auswählen und die Leseprobe lesen. Und danach gebe ich meinen Senf dazu ab und entscheide, ob dieses Buch auf meiner Wunschliste bleiben darf, gelöscht wird oder ich es vielleicht sogar in nächster Zeit kaufen möchte. Eigentlich logisch, nicht? Wie sonst kann ich meine Wunschliste reduzieren, ohne mich zu verschulden? Mit dieser Aktion möchte ich versuchen, zukünftige Fehlkäufe (und schlechte Rezensionen zu Reziexemplaren) zu vermeiden.

Quelle: Verlag

Das erste Buch, dessen Leseprobe ich heute verschlungen habe, ist Talia Hibberts "The Princess Trap". Talia Hibbert kenne ich wegen ihrer Reihe um die Brown-Schwestern, die ich aus ganzem Herzen liebe. Natürlich hat mich dann auch dieses Buch neugierig gemacht. Und auch die Leseprobe zu diesem Buch hat mich aus ganzem Herzen überzeugt: Witz, Spannung und eine Hauptfigur, mit der ich mich sofort wohlfühle. Was will man mehr? Dieses Buch muss ich unbedingt lesen und ich möchte es spätestens im Winter lesen, wenn es dann draußen grauenhaft kalt ist und Kakao gleich nochmal besser schmeckt als sonst schon. Es ist also von meiner Wunschliste auf meine Einkaufsliste gewandert und wurde auch bereits bestellt.

Quelle: Verlag

Das erste, das mir an dieser Leseprobe aufgefallen ist, ist die fast schon poetische Sprache. Zuerst war ich mir gar nicht sicher, ob das nicht einfach ein Gedichtband ist. Der Titel würde ja dazu passen: "The Last True Poets of the Sea". Die Stimmung hier ist gedrückt, ich weiß sofort, dass da was vorgefallen ist. Nur was? Ist die Protagonistin krank? Warum sind ihre Haare so kurz? Warum will sie unsichtbar werden? Hat sie Depressionen? Ich weiß es nicht genau, aber ich würde es gerne herausfinden. Auch dieses Buch landet also auf meiner Einkaufsliste.

Quelle: Verlag

Ich habe online schon sehr viel Positives zu diesem Buch gehört. Ob ich auch so begeistert davon sein werde? Hm, ich weiß nicht. Ich habe nichts zu bemängeln. Die Leseprobe ist in Ordnung. Die Geschichte wird schon ganz nett sein. Allerdings konnte mich der Beginn des Texts einfach nicht fesseln. Ich habe der Leseprobe eine Chance gegeben, hab sie dann aber vor dem Ende beendet. Wie gesagt, ich habe keine Kritikpunkte, die ich jetzt groß anbringen können, aber der Text spricht mich einfach nicht an. Schade, aber jetzt habe ich immerhin ein Buch weniger auf der Wunschliste.

Quelle: Verlag

Bei diesem Buch habe ich schon innerhalb der Leseprobe gemerkt, dass es eindeutig etwas Besonderes ist. Der Stil hat mich sofort in seinen Bann gezogen und ich wusste: Das muss ich lesen! Das ist sicher kein Buch, das sich einfach so in einem Rutsch lesen lässt, aber ich glaube, dass das vielleicht sogar zum Reiz des Buchs beiträgt. Das einzige, was mich kritisch macht: die vielen Semikola. Harrow scheint dieses Satzzeichen wirklich zu lieben, während ich bei meinen Korrekturen dieses Satzzeichen in den meisten Fällen streiche. Ich glaube, dass mich das im Laufe des Buches stören könnte. Deswegen landet dieses Buch auch nicht auf meiner Einkaufsliste, aber es darf auf meiner Wunschliste bleiben.

Das war also die erste Ausgabe von "Mira liest Leseproben". Habt ihr eines der Bücher bereits gelesen? Und gefällt euch dieses Format? Lasst es mich gerne wissen!

Alles Liebe,

Eure Mira

Freitag, 8. Oktober 2021

Die hat sich doch hochgeschlafen. Sexistische Sprüche souverän kontern

 Herausgegeben von Sorority
Erschienen am 19.07,2021
Im Goldmann Verlag
ISBN: 9783442178742
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"»Frauen wollen ja gar nicht in Führungspositionen!«, »Der Pay Gap ist ein Mythos!«, »Qualität statt Quote!«, »Verstehst du keinen Spaß?« Verschlägt es Ihnen angesichts solcher Sprüche manchmal die Sprache? Schluss damit! »No More Bullshit«, fordert die Sorority und gibt allen, die auf sexistische Stammtischweisheiten und tradierte Vorurteile mit mehr antworten wollen, als mit einem Augenrollen, nun ein Buch an die Hand, das einlädt – zum Aufschlagen, Nachschlagen und Zurückschlagen. Mit 18 streitbaren, erhellenden, humorvollen und feministischen Beiträgen von Stefanie Sargnagel, Lady Bitch Ray, Cesy Leonard, Christoph May u.v.m."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Ich bin eine Frau, deswegen muss ich mich leider auch mit sexistischen Sprüchen herumschlagen. Beispielsweise musste ich erst letzte Woche wieder mitanhören, wie ein Vortragender bei einer Vorlesung auf die Frage, warum er in seiner Analyse keine einzige Autorin behandelt hat, mit "Also Qualität ist mir halt wichtiger als irgendeine Quote" antwortete. Womit er sich meiner Meinung nach als nicht besonders kompetent für sein Fach geoutet hat. Wenn er nur Werke von Männern für qualitativ hochwertig hält, kann er noch nicht so viele Bücher von Frauen und queeren Menschen gelesen haben, was für Literaturwissenschaftler dann doch eher ein Armutszeugnis ist.

In diesem Buch wird in jedem Kapitel ein typischer sexistischer Spruch von eine/r anderen/m Autor:in behandelt. Was steckt hinter den Sprüchen und was sollen sie mit den Zuhörer:innen machen? Und wie kann man diesen Menschen antworten und ihnen widersprechen? Hier gibt es Strategien, wie ihr auf Leute wie diesen Vortragenden, von dem ich oben berichtet habe, reagieren könnt und gleichzeitig auch Strategien, die deine Gegner:innen vielleicht verwenden. Dadurch, dass jedes Kapitel aus anderer Feder stammt, sieht jedes Kapitel etwas anders aus. Manche sind ernster geschrieben als andere, die teils mit Witzen arbeiten. Einige fand ich aus stilistischer Sicht etwas besser als andere, allerdings ist die Qualität der einzelnen Kapitel immer recht ähnlich.

Ich bin ein großer Fan der Aufmachung des Buchs. Es wird viel mit Pink und schwarz gearbeitet. Normalerweise bin ich kein Fan der Farbe Pink, aber hier wirkt das frech und rebellisch. Auch die Infoboxen im Buch fand ich toll. Die informieren zum Beispiel über den Gender-Pay-Gap oder darüber, ob die tierischen Rabenmütter wirklich so schlechte Mütter sind.

Mein Fazit? Dieses Buch ist eine interessante und informative Lektüre für zwischendurch. Es liest sich leicht und ist über weite Teile sogar unterhaltsam. Und man bekommt durch dieses Buch auf jeden Fall einen ordentlichen Werkzeugkasten, um gegen sexistische Sprüche vorzugehen und viele der Strategien lassen sich sicher auch gegen zum Beispiel queerfeindliche oder rassistische Kommentare anwenden.

Mittwoch, 6. Oktober 2021

Club der Schlaflosen

 Autorin: Gabrielle Levy
Erschienen am 12.07.2021
Im Diana Verlag
ISBN: 9783453361010
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext: 
"Sie können nicht schlafen? Willkommen im Club!

Claire, Jacques, Michèle, Léna und Hervé können nicht schlafen. Alle fünf leiden unter chronischer Insomnie, die sie jeden Tag ein wenig mehr von der Welt ausschließt. Schlafspezialistin Marie-Hélène verspricht Heilung und lädt zu regelmäßigen Gruppensitzungen ein. In langen Nächten wallen Gefühle auf, brechen Konflikte aus und kommen Geheimnisse ans Licht – doch werden die fünf am Ende auch ins Reich der Träume gelangen?"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Geht es nicht jedem irgendwann mal so, dass man nachts daliegt und einfach nicht schlafen kann? Oder in der Früh aufwacht und einfach nicht mehr einschlafen kann. Ich habe zum Beispiel die Angewohnheit, schon um fünf oder halb sechs Uhr aufzustehen. Im Gegensatz zu den Hauptpersonen hier leide ich aber nicht an Insomnie. Während ich einfach ein Morgenmensch bin und um diese Uhrzeit so ausgeschlafen bin, dass ich arbeiten, schreiben und lernen kann und das ausgleichen kann, indem ich abends früher ins Bett gehe, sind die Hauptfiguren dieses Buchs wie erschlagen. Sie bekommen jede Nacht gar keinen oder nur sehr wenig Schlaf und das wirkt sich auf ihr Leben aus. Sie verlieren den Kontakt zur Realität, schotten sich von ihren Mitmenschen ab, sind nicht mehr in der Lage dazu, in der Schule oder in der Arbeit die Leistung zu erbringen, die sie sich wünschen würden. Und deswegen finden sie sich jetzt auch zu regelmäßigen Gruppensitzungen ein, die interessanterweise den geringsten Teil des Buchs ausmachen. Der Fokus liegt hier eindeutig auf dem Effekt, den der Schlafmangel auf ihr alltägliches Leben hat. Léna müsste zum Beispiel in diesem Jahr die Schule abschließen, weiß aber, dass sie ohne Schlaf keine Chance hat. Hervé macht immer mehr Fehler bei seiner Arbeit. Und Claires Ehe droht zu zerbrechen. Michèles Ehemann droht ihr mit der Einweisung. Kein Wunder also, dass alle Figuren sich Hilfe suchen wollen.

Und ich war überrascht vom Lösungsvorschlag der Gruppensitzungen. Denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass diese Sitzungen irgendjemandem dabei helfen, besser zu schlafen. Im Gegenteil: Hier entsteht ziemlich viel Druck. Schlafkalender, die exakt ausgefüllt werden müssen, Schlafpläne, die genau eingehalten werden sollen, Mittagsschläfchen werden gestrichen und Schlafmittel verboten. Ich kann mir schon vorstellen, dass das hilfreich für einen guten Schlaf sein kann, aber die Protagonisten taten mir einfach echt leid. Gleichzeitig musste ich über die Protagonisten oft den Kopf schütteln. Manche der Tipps, die sie bekommen, könnten wirklich zu einem guten Schlaf beitragen. Warum weigern sie sich also zum Beispiel, nachts ihre Handys wegzulegen oder im Haus zu bleiben? Für mich machte das nicht wirklich Sinn. Allerdings muss hier betont werden, dass wohl nur jemand, der unter Insomnie leidet, beurteilen kann, ob das Verhalten der Protagonisten realistisch ist oder nicht.

Ich war etwas enttäuscht vom Schreibstil des Buchs. Den würde ich jetzt eher nur als mittelmäßig beschreiben. Er wirkte einfach unglaublich gestelzt und nicht authentisch. Vor allem mit dem ständigen Gebrauch von "dies/e/er" hatte ich meine Probleme. Jeder, der mir schonmal einen Text zu Korrektur gegeben hat, kann das bestätigen: Wenn irgendwie möglich, ersetze ich diese Wörtchen durch andere. Ich finde es schrecklich, wenn die übermäßig verwendet werden. Klar, manchmal geht es nicht anders, aber meistens eben doch und wenn dann trotzdem "dies/e/er" dasteht, dann ist das für mich ein stilistischer Fehler.

Mein Fazit? Interessante Geschichte. Die Protagonisten handelten für mich nicht immer ganz nachvollziehbar, allerdings kann ich das nicht wirklich beurteilen, da ich noch nie solche Schlafprobleme hatte. Der Schreibstil war für mich enttäuschend.

Montag, 4. Oktober 2021

Doktor Maxwells wunderliches Zeitversteck

 Autorin: Jodi Taylor
Erschienen am 19.7.2021
Im Blanvalet Verlag
ISBN: 9783734162732
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Kondome schützen! Wie Sie mit ihnen auch schwer bewaffnete Truppen abwehren, erfahren Sie im vierten Roman um die Zeitreisende Madeleine »Max« Maxwell.

Madeleine »Max« Maxwell freut sich auf ein friedvolles Leben an der Seite ihres geliebten Leon. Leider hält der Frieden nicht mal bis zum Mittagessen … Die Zeitpolizei taucht auf, um Max für ein Verbrechen zu verhaften, das sie nicht begangen hat – zumindest nicht in diesem Universum. Max und Leon bleibt nur die Flucht durch die Zeit, ein abenteurlicher Trip ins alte Ägypten, bis sie schließlich getrennt werden und Max sich allein den Schergen der Zeitpolizei stellen muss. Doch erst im St. Mary's Institut für historische Forschung, wo alles begann, wird die wilde Jagd durch die Zeit enden …"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Das hier ist der vierte Teil einer Reihe, deswegen herrscht hier Spoilergefahr für alle vorhergehenden Bände. Wenn ihr die noch nicht alle gelesen habt, dann ist diese Rezension für euch mit Vorsicht zu genießen. 

In der Zwischenzeit haben wir wirklich schon viele Abenteuer zusammen mit Max erlebt: Jack the Ripper, ein bösartiges Institut für Zeitreisen in der Zukunft, das Trojanische Pferd, verschiedene Kriege und Krankheiten... In diesem Teil kommen noch Paralleluniversen und eine außer Kontrolle geratene Zeitpolizei hinzu. Und ja: Jede:r, der:die gedacht hat, dass die vorherigen Teile schon schräg waren, wird hier eines besseren belehrt. Dieser Teil hier ist definitiv der abgedrehteste der ganzen Reihe. Das hat für mich leider auch viel vom Reiz dieser Reihe genommen. Was ich an "Maxwell" so gerne mag, ist, dass hier Zeitreisen behandelt werden, ohne dass das hier ein reiner Sci-Fi-Action-Thriller wird. Naja, würde man diesen Band verfilmen, wäre das leider ziemlich nah am oben genannten dran.

Auch der Schreibstil in diesem Band war ganz anders als ich es erwartet hätte. Klar, die Thematik ist auch düsterer, aber: Wo ist dieser wundervolle Humor, den ich in den letzten Büchern so gelobt habe? Warum habe ich während dem Lesen dieses Buchs keine Leuchtstifte verwendet, um meine Highlights so schnell wie möglich wiederzufinden? Mir persönlich hat das Lesen dieses Teils viel weniger Spaß gemacht als die drei Teile davor, was eben sehr viel auch mit dem fehlenden Humor zu tun hatte. An einigen wenigen Stellen schien sich die Autorin daran zu erinnern, dass sie ja früher so viele gute Witze gerissen hat, doch aufgrund der Gesamtstimmung des Buches wirkte das dann eher fehl am Platz und einfach nicht authentisch.

Die Reihe um Maxwell hat zumindest im Englischen noch viele weitere Teile. Ob die wohl auch noch übersetzt werden? Nach diesem Teil hier bin ich mir nämlich auch gar nicht sicher, ob ich das restliche Dutzend Bücher und Kurzgeschichten rund um Maxwell noch lesen muss. Ich habe einfach Angst, dass die Reihe jetzt von Teil zu Teil schwächer wird.

Eine weitere Anmerkung habe ich und die betrifft die Vermarktung des Buches. Auf Lovelybooks habe ich den folgenden Abschnitt im Klappentext gefunden: "unabhängig voneinander lesbare Abenteuer". Geht's noch? Diese Bücher sind ganz klar nicht unabhängig voneinander lesbar! Gerade dieser Band nicht. Wenn ihr da die anderen Teile nicht kennt, werdet ihr einfach nur unglaublich verwirrt sein.  Also fangt bitte mit dem ersten Teil an und arbeitet euch dann der Reihe nach durch.

Mein Fazit? Bis jetzt der schwächste Teil der Reihe. Das macht mir persönlich auch leider nicht wirklich Lust auf die nachfolgenden Bände.

Samstag, 2. Oktober 2021

Meine liebsten Buchzitate #62

1. "Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass" von Jodi Taylor, Seite 248

"Es gibt genügend Konfliktpotential in unserem Leben, auch ohne dass wir aus Versehen jemandes Mutter beleidigen."

2. "the witch doesn't burn in this one" von Amanda Lovelace, Seite 122

script
for when
he
tells you
to smile:

"drop dead."

- confidence is healthy.

3. "Fahrenheit 451" von Ray Bradbury, Seite 150 und 151

"I hate a Roman called Status Quo!" he said to me. "Stuff your eyes with wonder", he said, "live as if you'd drop dead in ten seconds. See the world. It's more fantastic than any dream made or paid for in factories. Ask no guarantees, ask for no security, there never was such an animal. And if there were, it would be related to the great sloth which hangs upside down in a tree all day every day, sleeping its life away. To hell with that", he said, "shake the tree and knock the great sloth down on his ass."

4. "Kaleidra. Wer das Dunkel ruft" von Kira Licht, Seite 249

"Wenn du kämpfst wie du tanzt, mache ich mir da allerdings keine Sorgen..."
Ich sah ihn an, diese blitzenden Augen, das süffisante Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte. Da war etwas zwischen uns. Und es machte ihm genauso viel Spaß wie mir.
"Du solltest dir aber Sorgen machen. Ich habe eine Strategie."
Das leicht überhebliche Lächeln vertiefte sich. "Ich wusste gar nicht, dass Verlieren eine Strategie ist."

5. "Der Buchspazierer" von Carsten Sebastian Henn, Seite 12 und 13

Der alte Gruber sagt immer: Es ist nicht wichtig, was man liest, sondern dass man liest. Carl konnte das nicht für alle Druckerzeugnisse unterschreiben, denn manche Gedanken, die sich zwischen Buchdeckeln fanden, waren wie Gift - aber viel häufiger steckte Heilung im Papier. Manchmal sogar für Dinge, bei denen man gar nicht gewusst hatte, dass sie der Heilung bedurften.