Quelle: Verlag |
Ich habe für mich viel mitgenommen. Gerade aus den ersten
paar Kapiteln: Da wurden die biologischen und wissenschaftlichen Grundlagen
geklärt. Also: Warum sind in diesem Buch Verallgemeinerungen notwendig, was
sorgt eigentlich dafür, dass du männlich oder weiblich oder keines von beiden
bist, und wie funktioniert das mit der Paarung im Tierreich. Das war für mich
spannend. Ein bisschen Vorwissen hatte ich noch aus der Schule und dadurch,
dass ich einige Vorlesungen zum Thema "Gender Studies" hatte. Das war
wohl auch gut, denn ganz ohne Vorwissen wäre es mir wohl schwergefallen, der
Argumentation der Autorin zu folgen. Sie verwendet immer wieder Fachbegriffe
und man merkt, dass sie aus der Wissenschaft kommt. Das ist nichts Schlechtes,
aber gerade Leute, die sich aber zum ersten Mal mit diesen Themen beschäftigen,
sollten vielleicht lieber zu einem anderen Text greifen.
Ich muss zugeben, dass ich mich mit diesem Buch zum ersten Mal auf einen Text eingelassen habe, der Feminismus aus einer biologischen Perspektive behandelt. Die anderen Sichtweisen, mit denen ich mich bisher beschäftigt habe, betrachten die Problematik eher aus Gesichtspunkten der Kulturtheorie, der Erziehung und der Soziologie. Ich fand es spannend, nun eben auch diese Perspektive kennenzulernen. Stellenweise hat mir aber meine "alte" Sicht auf die Probleme gefehlt. Wenn die Autorin zum Beispiel den geringeren Sex Drive von Frauen beschreibt, hätte ich mir gewünscht, dass sie auch auf Phänomene wie Slutshaming eingeht, die ja auch und teilweise auch unbewusst dazu führen, dass Frauen ihre Triebe ignorieren oder klein reden.
Ich bin mir nicht sicher, wieviel ich von den
"Lösungsvorschlägen" der Autorin halte. Gerade hier halte ich es fast
schon für gefährlich, das Thema nur aus biologischer Perspektive zu behandeln.
Wir sind doch nicht nur unsere Triebe, oder? Oder sehe das nur ich als Frau so,
weil ich ja biologisch gesehen weniger Interesse an Sex habe? Ich meine, wir sprechen
hier von erwachsenen Männern. Als Erwachsener sollte man dazu in der Lage sein, seine Libido zumindest so weit zu kontrollieren, dass man nicht gleich durchdreht, nur weil man keinen Sex hat.
Ein weiterer Lösungsvorschlag ist mir noch eingefallen: die Pille für
den Mann. Denkt doch mal darüber nach: Viele Frauen, die die Pille nehmen,
klagen darüber, dass sie weniger Libido haben. Wenn nun also die überbordende
Libido von Männern eine zu große Gefahr für die Gesellschaft darstellt, könnte
man Männer ja dazu ermutigen, ebenfalls zu hormonellen Verhütungsmitteln zu
greifen, wenn die dann endlich mal verfügbar sind.
Mein Fazit? Eine spannende und für mich interessante Sicht. Die Autorin provoziert und regt dadurch zum Nachdenken an.
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