Samstag, 13. April 2024

Fourth Wing [Kurzrezension]

 
Quelle: Verlag

Wer auf irgendeinem sozialen Netzwerk unterwegs und dort in der Buchbubble ist, hat garantiert schon von diesem Buch gehört. Die einen feiern es, die anderen machen sich darüber lustig, und ich bin natürlich auch schnell neugierig geworden. Und ganz ehrlich: Ich hätte mir nicht erwartet, dass mir dieses Buch gefällt. Aber wenn sich dem Chor der Lobeshymnen plötzlich gleich mehrere Freund:innen anschließen? Dann kann das gar nicht so schlecht sein, wie die Kritiker:innen so sagen, oder? Und was soll ich sagen? Das war ein ziemlich überraschendes Highlight für mich.

In diesem Buch folgen wir Violet durchs erste Jahr am Kriegs-College. Dort sollen die Schüler:innen zu Soldat:innen ausgebildet werden - wenn sie denn lange genug überleben, um tatsächlich auf dem Schlachtfeld zu landen. Denn eine Besonderheit am Kriegs-College ist, dass die meisten Arten körperlicher Gewalt hier total alltäglich und erlaubt sind. Wenn jemand dabei stirbt oder von anderen Schüler:innen ermordet wird, dann ist das voll okay. Dann war diese Person sowieso nicht stark genug, um auf dem Schlachtfeld zu überleben. 
Also eigentlich ein Setup, das man so nicht ganz ernst nehmen kann. Das war zumindest meine Einstellung, als ich zu lesen begonnen habe. Und ich muss sagen: Ja, ich sehe die Kritikpunkte, die online gemacht wurden, aber trotzdem hatte ich mit diesem Roman unglaublich viel Spaß. Ja, ich stimme zu, dass das nicht die sinnvollste Art ist, neueste Soldat:innen auszubilden, gleichzeitig hab ich aber auch genossen, wie sehr die Spannung durch dieses gefährliche College erhöht wurde. Ja, ich verstehe ebenfalls nicht ganz, warum überhaupt irgendjemand diese Schule besuchen möchte. Aber eine komplett leere Schule zu präsentieren, macht halt nur wenig Sinn. Und ja, auch ich finde den Spitznamen "Violence", den Violet von Love Interest Xaden verpasst bekommt, ebenfalls nicht besonders gut. Und stellenweise wurde mir Krieg fast etwas zu sehr romantisiert. Krieg macht keinen Spaß und ist kein Spiel, sondern ist eine Hölle, die ich nie selbst erleben möchte.
Aber das ändert nichts daran, dass ich richtig viel Spaß mit diesem Reihenauftakt hatte.

Das Buch ist richtig toll geschrieben und zwischen Xaden und Violet herrscht eine sehr spannende Chemie, die mich fast schon süchtig machte. Und auch sonst gab es viele tolle Figuren, von denen fast keine einfach nur gut oder nur böse ist. Stattdessen schafft die Autorin es, überraschend viele Graustufen zu zeigen. Das ist eine Art von Tiefe, die ich einem Jugend-Fantasyroman nicht erwartet hätte. Und das Buch endet auch mit einem richtig miesen Cliffhanger, der mich sehr überrascht hat und der mich auf jeden Fall dazu bringen wird, den zweiten Band auch noch zu lesen.

Schon bevor ich dieses Buch gelesen habe, ist mir vor allem ein Kritikpunkt, der von vielen gemacht wurde, hängen geblieben: Das Buch könne man nicht ernst nehmen, denn es sei ja nur eine sexuelle Fantasie der Autorin, die von jungen Frauen auch nur deswegen gelesen werde. Davon abgesehen, dass die explizit sexuellen Szenen vielleicht insgesamt nur so um die zehn Seiten betragen (von insgesamt in der englischen Version über 500 Seiten), ist das eine Kritik, die mal wieder misogyn und sexistisch ist. Sexuelle Lust und sexuelle Vorstellungen von Frauen werden so abgewertet und niedergemacht. So werden Frauen und Menschen, die als weiblich gelesen werden, für ihre sexuellen Vorlieben beschämt - und das mal wieder in vielen Fällen von Männern. Und bitte versteht mich nicht falsch: Wenn ihr in euren Büchern keinen Spice und keine Erotik lesen wollt, dann ist das voll in Ordnung. Müsst ihr ja auch nicht. Menschen haben unterschiedliche Geschmäcker. Wenn ihr diese eine Art, Sexszenen zu schreiben, wie man sie hier findet, nicht gut findet, dann sagt das genau so. Auch das ist in Ordnung. Aber das Buch auf diese 10 Seiten zu reduzieren und es damit abzuwerten? Und dann auch noch die Autorin persönlich durch diese Form der Kritik anzugreifen? Auf so eine unterirdisch miese Art? Das ist nicht okay.

Mein Fazit also? Wenn ihr dieses Buch nicht mögt, ist das völlig in Ordnung. Ich habe die Lektüre aber sehr genossen und freue mich schon auf den zweiten Teil, den ich auch schon bei der Bücherei für mich vorbestellt habe.

Freitag, 12. April 2024

Honesty. Was die Wahrheit verbirgt

Autorin: Franzi Kopka
Erschienen am 28.2.2024
Im Fischer Sauerländer Verlag
ISBN: 9783737359771
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Nach der großen Pandemie und einem erbitterten Krieg herrscht in Sestiby vollkommener Frieden. Eine allgegenwärtige KI sorgt für die Bevölkerung. Lügen gehören der Vergangenheit an, genau wie jene Emotionen, die Menschen unbedacht handeln lassen: Misstrauen, Eifersucht oder Wut. Nur Mae spürt diese verbotenen Gefühle – Gefühle, die sie ihr sicheres Leben kosten könnten. Als sie in das Partnerschaftsprogramm der Regierung gesteckt wird, steht sie unter strengster Beobachtung. Sie tut alles, um nicht aufzufliegen, wäre da nur nicht dieser gefährlich attraktive Typ mit den frostblauen Augen, der sie immer wieder provoziert – bis er ihr ganzes Weltbild mit nur einem Satz zum Einsturz bringt.

Der Auftakt der emotionalen und hoch spannenden »Honesty«-Trilogie von Franzi Kopka

Perfekt für Fans von Dystopien wie »Gameshow« oder »Tribute von Panem«. Voller Spannung, Rebellion und Romantik! Eine neue hochspannende Jugendbuchreihe ab 14 Jahren."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Ich war als Jugendliche ein großer Fan von Dystopien - und liebe sie noch heute. Diese Bücher üben auf mich eine solche Faszination aus, dass ich sogar meine Bachelorarbeit zum Thema geschrieben habe. Wenn da also ein neues Buch erscheint, das vielversprechend scheint und sich in die Reihen meiner alten Favoriten einordnen möchte, dann muss ich da sofort zugreifen.

Leider muss ich hier aber gleich zugeben, dass mich dieses Buch erst ab der zweiten Hälfte irgendwie abholen konnte. Und auch dann war das leider nicht so überzeugend, dass ich diese Reihe weiterempfehlen könnte. Und das tut mir wirklich leid, denn viele Elemente, die sich die Autorin überlegt hat, wären eigentlich vielversprechend. So ist das zum Beispiel die erste Dystopie, die ich entdeckt habe, die es tatsächlich schafft, eine gewisse Diversität bei ihren Figuren zu repräsentieren. Und das rechne ich dem Buch und der Autorin auch hoch an.

Aber diese Diversität erschwerte es hier leider ein bisschen, ein glaubwürdiges Weltbild zu erschaffen. Warum ist zum Beispiel die frühe Eheschließung so unglaublich wichtig? Die Figuren MÜSSEN Anfang 20 heiraten, sonst verlieren sie ihre Privilegien. Meistens gibt es für solche Maßnahmen einen einfachen Grund in Dystopien: Entweder droht die Menschheit auszusterben und die Menschen sollen Kinder bekommen oder die Eheschließung ist ein Kontrollmechanismus und die Ehepartner sollen einander überwachen. Aber was ist hier der Grund? Das habe ich leider nicht verstanden. Und in beiden Fällen wirkt die große Toleranz der doch eher als autoritär gezeichneten Gesellschaft als fehl am Platz. So sind asexuelle und aromantische Personen zum Beispiel komplett von dieser Regelung ausgenommen. Das finde ich zwar an sich lobenswert, das in dieser Welt auch asexuelle Menschen, gleichgeschlechtliche Liebe und nichtbinäre Identitäten einen Platz finden, aber es erschwert natürlich auch das Finden einer Begründung für diese Regelung. Das hat für mich dann leider nicht funktioniert - und das ist super schade, denn der Großteil dieser Handlung dreht sich doch um dieses Partnerschaftsprogramm, an dem auch die Protagonistin Mae teilnimmt.

Dadurch, dass die Autorin es schafft, so viele diverse Figuren in die Geschichte mit aufzunehmen, finde ich es umso schader, dass gerade misogyne Erzählungsmuster trotzdem erhalten bleiben und unhinterfragt verwendet werden. So ist Mae leider so gar nicht wie andere Mädchen. Makeup interessiert sie eigentlich nicht und Mode auch nicht. Teils ist das natürlich ihren Lebensumständen geschuldet, aber leider nicht nur. Mae wird generell als "anders" gezeichnet, was natürlich okay sein kann, wenn es dann dabei geblieben werde. Aber das kombiniert mit der Tatsache, dass scheinbar wirklich alle anderen Mädchen (außer natürlich Maes allerbeste Freundin, die das auch sofort und ohne gemeinsame Vorgeschichte wird), die gezeigt werden, als die ärgsten Zicken überhaupt gezeichnet werden? Und dann noch der große Kampf um männliche Anerkennung, die für einige der Mädchen hier das wichtigste der Welt zu sein schien? Puh, das wirkte auf mich dann leider doch nicht so fortschrittlich und divers, wie das Buch gerne sein möchte.

Eine weitere Frage, die sich mir nach dem Ende des Buches stellt, ist folgende: Wo ist Alice im Buch, wenn sie nicht gerade angesprochen wird? Alice ist die Künstliche Intelligenz, die alle Menschen ständig überwacht und sich um sie kümmert. Wenn du zum Beispiel Musik hören möchtest oder etwas wissen willst, dann fragst du Alice danach. Wenn Mae aber eine ihrer vielen Panikattacken hat, Leute anschreit (was in dieser Welt mehr als nur ein bisschen verdächtig ist) und eindeutig verbotene Gefühle zeigt, scheint Alice wohl gerade anderwertig beschäftigt zu sein. Zumindest gibt es für dieses Verhalten nie Konsequenzen und selbst andere Menschen, die sich um sie herum befinden und ja selbst wissen, dass dieses Verhalten in dieser Welt nicht normal und sogar verboten ist, scheinen es nicht für nötig zu halten, sie zu melden. Bei Maes Bruder verstehe ich das ja - ich würde meine Geschwister auch nicht auf diese Art verraten. Aber bei Fremdem? Da würde man sich in dieser Welt doch verdächtig machen, wenn man daran einfach vorbeigeht, oder?

Mein Fazit? Dieses Buch war leider überhaupt nicht mein Fall. Schade, denn ich habe mich sehr auf die Lektüre gefreut.

Mittwoch, 10. April 2024

Drei Magier und eine Margarita

 Autorin: Annette Marie
Erschienen am 21.3.2024
Im Second Chances Verlag
ISBN: 9783989060227
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Gefeuert, pleite, mit einem Bein in der Obdachlosigkeit – ich bin offiziell verzweifelt genug, um auf die Stellenanzeige für einen dubios klingenden Barkeeperjob zu antworten.
Die Gäste in diesem Pub sind irgendwie … speziell, und meine Probeschicht geht vom ersten Moment an den Bach runter. Doch statt mich hochkant rauszuschmeißen, bieten sie mir den Job an.
Wie sich herausstellt, ist der Pub eine Gilde. Und die drei attraktiven Typen, die ich mit einer Margarita überschüttet habe? Das sind Magier.
Offenbar ist eine Barkeeperin, die sich nichts bieten lässt, genau das, was diese Gilde braucht – oder es hat seine Gründe, dass niemand sonst hier arbeiten will. Für jemanden, der Magie bis eben für nicht existent gehalten hat, stecke ich plötzlich ganz schön tief drin ..."

Meine Meinung:
Wisst ihr, was ich liebe? Wenn ich ein Buch lese und dabei einfach schon im April merke, dass ich gerade ein Jahreshighlight verschlinge. Egal was sonst noch so kommt: Dieses Buch wird am Ende des Jahres bei meinen Favoriten sein. Was für eine geniale Story!

Was euch hier erwartet? Viel Ironie und Sarkasmus, eine bissige, aber liebenswürdige Protagonistin und eine magische Welt, wie ich sie mir gewünscht habe. Die Geschichte und der Stil, in dem sie geschrieben ist, sind super lustig und ich habe wohl über so gut wie alle der Witze gelacht (und dabei mal wieder ein paar seltsame Blicke kassiert - scheinbar ist das für die meisten Menschen nicht Alltag, dass jemand über Bücher lacht. Aber he, das bin ich inzwischen gewohnt!). Gleichzeitig schaffte es das Buch aber auch eine ordentliche Spannung aufrecht zu erhalten - und das mehr oder weniger die ganze Handlung über. Aber, und das fand ich ganz wichtig: Das war eine angenehme Spannung. Nichts, das mir zusätzlichen Stress macht oder mich nachts wach hält. Und das macht diesen Roman zu einem tollen Wohlfühlbuch für Zwischendurch. 

Schön finde ich auch, dass hier über eine magische Welt erzählt wird, die problemlos einfach so parallel zu der unseren existieren könnte. Wenn es eine Autorin schafft, ein solches System zu entwickeln, dann bekommt das Buch von mir automatisch Pluspunkte. Nicht vergessen: Ich bin einfach eine kleine Träumerin, die will, dass Magie existiert und jetzt natürlich hofft, in einen magischen Pub zu stolpern und dort von drei gut aussehenden Magiern angegraben zu werden. Upsi!

Worüber ich mich hier sonst noch so gefreut habe? Seht ihr die kleine "1" auf dem Cover? Jap, ich natürlich auch. Und jetzt freue ich mich schon tierisch auf den zweiten Band der Reihe. Ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, was sich die Autorin sonst noch so wird einfallen lassen.

Mein Fazit? Eine tolle Lektüre, mit der ich viel Spaß hatte!