Montag, 17. November 2025

Himmelwärts [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Toni Pepperoni ist aktuell in einem Ausnahmezustand. Ihre Mutter ist gestorben, zum ersten Mal in ihrem kurzen Leben ist sie mit Trauer konfrontiert. Und dann gleich wegen so einem großen Verlust.

Eine Nacht im Zelt mit ihrer besten Freundin YumYum soll sie ablenken - das dürfte zumindest der Gedankengang ihres Vaters sein. Toni und YumYum haben aber eigene Pläne: Sie haben ein Radio zu einem Funkgerät umgebaut. Damit möchten sie heute Nacht in den Himmel funken und Kontakt zur verstorbenen Mutter aufnehmen. Denn laut der Physik kann Energie nie verloren gehen, irgendwo muss also auch die Energie der Mutter noch sein.

Kleiner Spoiler, der auch schon im Klappentext erwähnt wird: Das klappt nicht. Statt Tonis Mutter erreichen sie Anna, eine Astronautin, die auf einer Raumstation um die Erde kreist. Zwischen ihr und den zwei Mädchen entwickelt sich ein Gespräch: über das Weltall, den Beruf der Astronautin und natürlich über Trauer.

Dieses Gespräch wird immer wieder glaubwürdig unterbrochen. Immerhin kreist die Astronautin ja um die Erde. Natürlich bricht hier also immer wieder der Empfang ab und die zwei Mädchen müssen wieder abwarten, bis Anna die Erde einmal umrundet hat. Weil das etwas dauert, herrscht die Gefahr, dass die beiden Kinder einfach einschlafen oder dass Tonis Vater entdeckt, dass die beiden Mädchen noch nicht schlafen - was sie inzwischen eigentlich tun sollten.

Begleitet wird diese Erzählung durch wunderschöne Illustrationen. Auf der Frankfurter Buchmesse hat uns Bea Davies verraten, dass sie für dieses Buch unter anderem mit Sand und Babypuder gearbeitet hat. Hier steckt also viel Handarbeit dahinter, auch die Farben sind durchdacht und alles wirkt stimmig. Allein schon wegen der Illustrationen ist dieses Buch eine gelungene Lektüre.

Ausgezeichnet wurde "Himmelwärts" mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis. Meiner Meinung nach hat dieses Buch diese Würdigung nur verdient. 

Mein Fazit? Ein emotionales Kinderbuch - auch für Erwachsene!

Mittwoch, 8. Oktober 2025

Nowhere Heart Land [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Auch meinen Freundeskreis hat sie schon erreicht: Die Quarter Life Crisis. Kennen wir doch alle. Einige meiner Freund:innen haben beschlossen, doch nochmal in ein ganz anderes Berufsfeld einzusteigen, einige haben ganz klischeehaft mit dem Rennradfahren und Marathonlaufen begonnen und ich selbst habe nach meiner Hashimoto-Diagnose meine ganze Ernährung auf glutenfrei und zuckerarm umgestellt und habe jetzt einen Buchweizen-Sauerteig namens Herbert daheim. Und ja, ich habe eine emotionale Bindung zu Herbert. Nein, ich will dazu nichts hören (außer, dass Herbert perfekt ist! Das immer gerne!). Daher war ich mir sicher, dass ich mich in diesem Buch bis zu einem gewissen Grad wiederfinden würde.

Rosas Quarter Life Crisis beginnt aber ein bisschen krasser als die der Menschen in meiner Umgebung: Sie prügelt sich mit ihrem Arbeitskollegen. Mit einem blauen Auge und angekratztem Ego flüchtet sie sich danach zurück nach Deutschland, in die Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist. Hier soll sie sowieso einige Angelegenheiten für ihre demente Großmutter regeln, die sie inzwischen seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Macht sie nicht gerne, aber zurück ins Büro kann sie vorerst mal nicht. Zurück in der Heimat wird Rosa aber schnell von ihrer Vergangenheit überwältigt. Ihre Mutter ist früh gestorben, sie selbst im Internat zur Schule gegangen und bei den Großeltern aufgewachsen. Von dieser Kindheit und Jugend ist nicht mehr viel übrig. Der Großvater ist inzwischen ebenfalls tot, die Großmutter schwer dement und das Internat wurde schon während Rosas Schulzeit abgerissen. Und ihre Freundinnen aus dem Internat haben sich im letzten Jahrzehnt auch weiterentwickelt, was Rosa mehr überrascht, als es das meiner Meinung nach tun sollte. Sie haben Kinder, Beziehungen, eine Karriere. Sie sind erwachsen geworden.

Ganz im Gegensatz zu Rosa. Sie schwelgt in Erinnerungen, auch wenn sie sich an vieles gar nicht mehr so wirklich erinnern kann, löst jedes Problem mit Alkohol, verhält sich gegenüber ihrer Schulfreundin Leni übergriffig, was sogar zu rechtlichen Maßnahmen führt. Auf einen Grund für dieses Verhalten wartet man als Leserin vergeblich. Wir folgen Rosa durch ihren trostlosen Alltag, beobachten einen alkoholinduzierten Absturz nach dem anderen und verzweifeln an der Tatsache, dass sie sich auch mit knapp 30 Jahren weigert, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Am Ende blieb ich mit vielen offenen Fragen zurück und war ehrlich gesagt ziemlich unzufrieden.

Leider also keine Leseempfehlung!

Sonntag, 5. Oktober 2025

Great Big Beautiful Life [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Margaret Ives, Tochter einer Skandal-Familie und Frau eines verstorbenen Musikers, hat schon lange niemand mehr gesehen. Legenden ranken sich um ihren Namen, niemand weiß, wohin und warum sie verschwunden ist. Doch jetzt möchte sie eine Biographie über ihr Leben schreiben lassen – ein wahrer Traumjob, das findet zumindest Alice Scott, die in diesem Auftrag ihre große Chance sieht. Weniger begeistert scheint Hayden Anderson, aber was erwartet man vom grantigen Pulitzer-Preisträger? Beide werden dazu eingeladen, einen Probemonat bei Margaret zu absolvieren, danach will sie sich entscheiden. Doch hat Alice, die den großen Durchbruch noch nicht geschafft hat, überhaupt eine Chance? JA, beschließt sie und macht sich an die Arbeit. Wenn sie nur nicht bald das Gefühl hätte, dass die Dame nicht ganz ehrlich mit ihr ist. Und wenn ihre Anziehung zu Hayden bloß nicht so stark wäre. Denn beide möchten diesen Job – und am Ende wird ihn nur einer bekommen, was einer noch frischen Beziehung nicht gut tun würde.

Eine schöne Geschichte über zwei ehrgeizige Menschen im typischen Emily Henry-Stil. Unterbrochen wird die Liebesgeschichte immer wieder von Episoden aus Margarets Leben, was ich spannend fand. So lernen wir parallel auch sie und ihre Familiengeschichte besser kennen.

Die Beziehung zwischen Alice und Hayden entwickelte sich trotz Zweifel von beiden Seiten allerdings recht schnell – da hat mir leider etwas Tiefe und Spannung gefehlt. Trotzdem eine angenehme Lektüre für Zwischendurch!