Mittwoch, 8. Oktober 2025

Nowhere Heart Land [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Auch meinen Freundeskreis hat sie schon erreicht: Die Quarter Life Crisis. Kennen wir doch alle. Einige meiner Freund:innen haben beschlossen, doch nochmal in ein ganz anderes Berufsfeld einzusteigen, einige haben ganz klischeehaft mit dem Rennradfahren und Marathonlaufen begonnen und ich selbst habe nach meiner Hashimoto-Diagnose meine ganze Ernährung auf glutenfrei und zuckerarm umgestellt und habe jetzt einen Buchweizen-Sauerteig namens Herbert daheim. Und ja, ich habe eine emotionale Bindung zu Herbert. Nein, ich will dazu nichts hören (außer, dass Herbert perfekt ist! Das immer gerne!). Daher war ich mir sicher, dass ich mich in diesem Buch bis zu einem gewissen Grad wiederfinden würde.

Rosas Quarter Life Crisis beginnt aber ein bisschen krasser als die der Menschen in meiner Umgebung: Sie prügelt sich mit ihrem Arbeitskollegen. Mit einem blauen Auge und angekratztem Ego flüchtet sie sich danach zurück nach Deutschland, in die Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist. Hier soll sie sowieso einige Angelegenheiten für ihre demente Großmutter regeln, die sie inzwischen seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Macht sie nicht gerne, aber zurück ins Büro kann sie vorerst mal nicht. Zurück in der Heimat wird Rosa aber schnell von ihrer Vergangenheit überwältigt. Ihre Mutter ist früh gestorben, sie selbst im Internat zur Schule gegangen und bei den Großeltern aufgewachsen. Von dieser Kindheit und Jugend ist nicht mehr viel übrig. Der Großvater ist inzwischen ebenfalls tot, die Großmutter schwer dement und das Internat wurde schon während Rosas Schulzeit abgerissen. Und ihre Freundinnen aus dem Internat haben sich im letzten Jahrzehnt auch weiterentwickelt, was Rosa mehr überrascht, als es das meiner Meinung nach tun sollte. Sie haben Kinder, Beziehungen, eine Karriere. Sie sind erwachsen geworden.

Ganz im Gegensatz zu Rosa. Sie schwelgt in Erinnerungen, auch wenn sie sich an vieles gar nicht mehr so wirklich erinnern kann, löst jedes Problem mit Alkohol, verhält sich gegenüber ihrer Schulfreundin Leni übergriffig, was sogar zu rechtlichen Maßnahmen führt. Auf einen Grund für dieses Verhalten wartet man als Leserin vergeblich. Wir folgen Rosa durch ihren trostlosen Alltag, beobachten einen alkoholinduzierten Absturz nach dem anderen und verzweifeln an der Tatsache, dass sie sich auch mit knapp 30 Jahren weigert, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Am Ende blieb ich mit vielen offenen Fragen zurück und war ehrlich gesagt ziemlich unzufrieden.

Leider also keine Leseempfehlung!

Sonntag, 5. Oktober 2025

Great Big Beautiful Life [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Margaret Ives, Tochter einer Skandal-Familie und Frau eines verstorbenen Musikers, hat schon lange niemand mehr gesehen. Legenden ranken sich um ihren Namen, niemand weiß, wohin und warum sie verschwunden ist. Doch jetzt möchte sie eine Biographie über ihr Leben schreiben lassen – ein wahrer Traumjob, das findet zumindest Alice Scott, die in diesem Auftrag ihre große Chance sieht. Weniger begeistert scheint Hayden Anderson, aber was erwartet man vom grantigen Pulitzer-Preisträger? Beide werden dazu eingeladen, einen Probemonat bei Margaret zu absolvieren, danach will sie sich entscheiden. Doch hat Alice, die den großen Durchbruch noch nicht geschafft hat, überhaupt eine Chance? JA, beschließt sie und macht sich an die Arbeit. Wenn sie nur nicht bald das Gefühl hätte, dass die Dame nicht ganz ehrlich mit ihr ist. Und wenn ihre Anziehung zu Hayden bloß nicht so stark wäre. Denn beide möchten diesen Job – und am Ende wird ihn nur einer bekommen, was einer noch frischen Beziehung nicht gut tun würde.

Eine schöne Geschichte über zwei ehrgeizige Menschen im typischen Emily Henry-Stil. Unterbrochen wird die Liebesgeschichte immer wieder von Episoden aus Margarets Leben, was ich spannend fand. So lernen wir parallel auch sie und ihre Familiengeschichte besser kennen.

Die Beziehung zwischen Alice und Hayden entwickelte sich trotz Zweifel von beiden Seiten allerdings recht schnell – da hat mir leider etwas Tiefe und Spannung gefehlt. Trotzdem eine angenehme Lektüre für Zwischendurch!

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Das Ministerium der Zeit [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ich glaube, wenn ich eine Zeitmaschine zur freien Verfügung hätte, würde ich sie nicht nutzen. Ich würde einfach schön brav auf meiner Couch sitzen bleiben, weiter zu viel Zeit online verbringen und mein stinknormales Leben weiterleben. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich die Zeitmaschine zerstören. Ob es wohl reichen würde, die Maschine von meinem Balkon zu werfen? Oder sollte ich sie im See ertränken? Ich habe inzwischen einfach viel zu viele Zeitreise-Bücher gelesen, die mir gezeigt haben, dass solche Reisen immer zu Problemen führen. Und ich habe echt keine Lust, meine eigene Existenz auszulöschen, weil ich aus Versehen über 5 Ecken meine Vorfahren ausgelöscht habe. Aber trotzdem lese ich gerne weiterhin über die Abenteuer, die fiktionale Figuren so in der Vergangenheit oder Zukunft erleben dürfen.

So auch hier: Eine junge, namenlose Frau darf eine neue Stelle bei einem geheimnisvollen Ministerium antreten. Als „Brücke“ soll sie dem unfreiwilligen Zeitreisen Commander Graham Gore aus dem Jahr 1847, seines Zeichens Polarforscher, zur Seite stehen. Das unfreiwillig sollte hier fett gedruckt und groß geschrieben werden, wenn das nicht den Lesefluss stören würde: Er wurde nämlich, nachdem sein Schiff Ewigkeiten im Eis festgefroren war, vom Ministerium entführt und in die Gegenwart befördert. Ungefragt, ohne Vorwarnung, einfach nur ZACK und du bist in einer anderen Zeit. Und dann erwarten diese Schweine auch noch Dankbarkeit dafür, dass sie dir ja das Leben gerettet hätten!

Durch die namenlose Frau soll sich Gore nun an das Leben im London des 21. Jahrhunderts gewöhnen und lernen, Erfindungen wie die moderne Toilettenspülung und das Internet zu verwenden. Schon bald entwickelt sich Freundschaft und eine vorsichtige Beziehung zwischen den beiden.

Doch natürlich macht es das Schicksal den beiden nicht so einfach und schon bald müssen sie sich nicht mehr nur mit Nebenwirkungen der Zeitreise herumschlagen, sondern auch mit düsteren Seiten des Ministeriums – von heute, morgen und gestern.

An sich eine sehr spannende und gut geschriebene Geschichte, die ich gerne gelesen habe. Besonders schön fand ich, dass nie auf die psychologischen Aspekte vergessen wurde, die gerade bei Gore natürlich relevant sind: Unglauben, Trauer, Überforderung, aber auch Hoffnung und Freude werden glaubwürdig beschrieben.

Leider blieb ich am Ende doch etwas ratlos zurück. Viele neue Handlungsstränge eröffneten sich erst auf den letzten hundert Seiten, nicht alles davon konnte für mich zufriedenstellend aufgelöst werden. 

Mein Fazit? Aufgrund des sehr schwachen Endes leider nur bedingt empfehlenswert.