Sonntag, 4. Dezember 2022

The Mermaid of Black Conch [Kurzrezension]

Quelle: Verlag

 Dieses Buch habe ich für die Uni gelesen und dann zusammen mit meiner Seminargruppe aus verschiedenen Winkeln betrachtet. Ein Teil dieser Seminargruppe folgt mir auch auf Goodreads oder verfolgt diesen Blog hier, ich muss mir also ausnahmsweise mal ganz genau überlegen, was ich über dieses Buch sagen soll. Ich möchte ja nicht, dass mir dann nächste Woche vorgeworfen wird, dass ich hier Falschinformationen verbreite. 
Im Zusammenhang mit diesem Buch sprachen wir über die Verbindung zwischen Meermenschen und der Umwelt und über die Darstellung von Behinderung in diesem Buch und diskutierten über Rassismus, Kolonialismus und Sexismus. Wie ihr seht, kommen hier also viele Themen zusammen, allerdings meiner Meinung nach, ohne dass dieses Buch zu einer zu bedrückenden Lektüre wird.

In diesem Buch geht es um David, der beim Fischen auf die Meerjungfrau Aycayia trifft und sich in sie verliebt. Und eigentlich könnte jetzt eine zuckersüße Liebesgeschichte beginnen, wie wir sie aus vielen Liebesromanen kennen, doch das passiert hier nicht. Stattdessen wird Aycayia von amerikanischen Touristen gefangen und an Land verschleppt und kann nur in letzter Sekunde von David gerettet werden, bevor sie als Trophäe oder in einem Zoo endet. Eigentlich möchte David sie nur ein paar Tage in seiner Badewanne verstecken und sie dann wieder zurück ins Meer bringen, doch dann beginnt sich Aycayia in seinem Haus in die junge Frau zurückzuverwandeln, die sie war, bevor sie von eifersüchtigen Frauen ihres alten Volks dazu verflucht wurde, als Meerjungfrau zu leben.

Ich glaube, besonders überrascht war ich darüber, wie unromantisch hier Meerjungfrauen dargestellt werden. Aycayia ist keine Schönheit, weder als Meerjungfrau noch als Mensch und das wird auch immer wieder beschrieben. Außerdem leidet sie nach ihrer Verwandlung zum Menschen am Leben, das sie an Land erwartet, was ich für realistisch halte. Sie war Hunderte Jahre lang eine Meerjungfrau - natürlich hat sie jetzt Probleme damit, sich wieder an ihre Beine zu gewöhnen und hat Schmerzen dabei, wenn sie versucht, wieder zu gehen. Sie verwendet deswegen Gehhilfen. Und natürlich wird sie das Sprechen neu lernen müssen, denn sie hat ihre Stimme seit Ewigkeiten nicht verwendet und die Sprache, die ihr Volk zum Zeitpunkt ihrer Verwandlung sprach, existiert heute nicht mehr. Gleichzeitig mit gesprochener Sprache lernt sie auch Gebärdensprache von einem kleinen gehörlosen Jungen in der Nachbarschaft. Aycayia kennt keine Technologie, keine laute Musik, keine Autos, alles ist neu für sie. Und ich fand es sehr interessant, sie dabei zu begleiten, wie sie sich langsam an dieses neue Leben an Land gewöhnt.

Jedes der Kapitel hier in diesem Buch besteht aus drei Teilen. Zuerst erzählt ein allwissender Erzähler über David, Aycayia oder eine der anderen Figuren. Dann folgt ein Gedicht, in dem Aycayia zu Wort kommt. Und schließlich kommt ein Tagebucheintrag Davids. Diese Vielzahl an verschiedenen Stilen und Textsorten machte die Lektüre für mich anstrengend, aber gleichzeitig auch um vieles spannender als sie es sonst vielleicht gewesen wäre. Zu kämpfen hatte ich vor allem zu Beginn auch mit dem für mich ungewohnten Englisch, das hier verwendet wird, das in der Karibik aber typisch zu sein scheint, wenn ich das richtig verstanden habe. Auch das verlangsamte mein Lesen, war aber eine interessante Erfahrung.

Mein Fazit? Ein sehr spannendes Buch, das sich allerdings nicht einfach so nebenbei lesen lässt.

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