Autor: Michael Köhlmeier
Erschienen am 29.1.2024
Im Hanser Verlag
ISBN: 9783446282377
Rezensionsexemplar: Ja
Quelle: Verlag |
Klappentext:
"Mit diesem großen Werk schließt Michael Köhlmeier an seinen Bestseller „Zwei Herren am Strand“ an. Zu ihrem 100. Geburtstag lädt die Architektin Anouk Perleman-Jacob einen Schriftsteller ein und bittet ihn darum, ihr Leben als Roman zu erzählen. In Sankt Petersburg geboren, erlebt sie den bolschewistischen Terror. Zusammen mit anderen Intellektuellen wird sie als junges Mädchen mit ihrer Familie auf einem der sogenannten „Philosophenschiffe“ auf Lenins Befehl ins Exil deportiert. Nachdem das Schiff fünf Tage und Nächte lang auf dem Finnischen Meerbusen treibt, wird ein letzter Passagier an Bord gebracht und in die Verbannung geschickt: Es ist Lenin selbst."
Quelle: Verlag
Meine Meinung:
Bitte erinnert mich daran, dass ich mich in Zukunft von Buchpreisen aller Art fernhalte, zumindest was mein privates Lesevergnügen angeht. Denn davon habe ich leider aktuell eher weniger. Und das finde ich super schade, denn eigentlich habe ich ein paar der Nominierten gerade deswegen angefragt: Weil sie für einen sehr wichtigen Buchpreis nominiert wurden und ich mal wieder Lust auf eine anspruchsvolle Lektüre hatte. Liebesromane sind zwar toll, aber ich brauche meine bunte Mischung, um zufrieden zu sein. Joa, in Zukunft verlasse ich mich bei der Suche nach anspruchsvollen Empfehlungen doch lieber auf mein Bauchgefühl.
Ich hatte große Hoffnungen für dieses Buch. Sehr große. Michael Köhlmeier ist eine große Nummer und auch ich habe schon Texte von ihm gelesen und genossen. Also war ich mir eigentlich sicher, dass dieses Buch hier kein großes Risiko sein wird. Ich war mir sicher, dass ich es mögen würde. Tja, falsch gedacht. Dieser Roman hat mich einfach nur gelangweilt. Die Zeit hätte ich besser verbringen können. Schade, aber von einem so wichtigen Autor und dem Deutschen Buchpreis hätte ich mehr erwartet.
In diesem Buch passiert sehr viel, doch die beteiligten Figuren lässt das kalt. Es können die grausamsten Dinge passieren (teils wird sogar Folter beschrieben - oder sollte ich es Mord nennen? Bin mir nicht sicher, was hier der richtige Begriff ist!), doch der lockere Plauderton, der überall herrscht, wird beibehalten. Und dadurch, dass es den Figuren offensichtlich egal war, schaffte ich es auch nicht wirklich, mich für die Geschichte oder die Entwicklungen zu interessieren.
Im Zuge der Handlung kommt es zu einer Verschmelzung von Fiktion und Realität. Mir ist aber nicht ganz klar, was davon real und was erfunden war. Und dieses Buch macht zumindest mir nicht unbedingt Lust, groß Recherchearbeit zu leisten. Ich finde, hier wäre ein entsprechendes Nachwort eine gute Ergänzung gewesen.
Für problematisch halte ich hier auch die Darstellung Lenins als liebe und harmlose Großvater-Figur. Ich denke, wer ein Geschichtsbuch lesen kann, wird schnell sehen, dass Lenin für sehr viel Leid verantwortlich war. Das durch ihn mitgeschaffene Terrorregime wird hier sogar gezeigt und beschrieben - siehe oben, teils sogar mit ekelhaften Details. Und trotzdem freundet sich die zu diesem Zeitpunkt noch jugendliche Protagonistin mit Lenin höchstpersönlich an. Daher ist diese Darstellung für mich absolut unverständlich - und wirkte auf mich sehr befremdlich.
Mein Fazit? Leider gar nicht mein Fall.
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