Sonntag, 24. September 2023

Ice Planet Barbarians. Liz und Raahosh [Kurzrezension/Hörbuch]

 

Quelle: Verlag

Wie ihr wisst, habe ich erst vor Kurzem den ersten Teil dieser Reihe gehört und ja, ich fand ihn problematisch, ja, objektiv war das nicht gut und ja, ich hatte trotzdem meinen Spaß. Deswegen hier auch jetzt meine Rezension zum zweiten Teil, der irgendwie sogar noch schlimmer war als der erste und den ich trotzdem aus irgendeinem Grund zumindest erträglich fand. Er war schwächer als der erste Teil, aber trotzdem nicht so grauenhaft, wie ich es erwartet habe.

Ach ja: Für diese Rezension gilt Spoiler-Gefahr! Leute, wenn ihr nicht wissen wollt, wie dieses Buch endet, solltet ihr jetzt zum Lesen aufhören!

Sagt euch das Stockholm-Syndrom etwas? Das bezeichnet ein Phänomen, bei dem die Opfer einer Geiselnahme oder Entführung für die Täter positive Gefühle entwickeln. Das muss nicht unbedingt eine Verliebtheit sein, wie das in der Literatur dann oft ist - einfache Sympathie reicht schon. Für die Betroffenen muss das unglaublich verwirrend und einfach grauenhaft sein und ich bin keine Psychologin, kenne mich nicht damit aus, aber wenn ich das richtig verstanden habe, ist das eine Art Schutzmechanismus für die Psyche eines Menschen. (Widersprecht mir gerne, wenn ihr es besser wisst. Ich bin Literaturwissenschaftlerin mit Google-Zugriff, keine Psychologin) 

Genau dieses Stockholm-Syndrom spielt auch hier in diesem Buch eine Rolle. Innerhalb des ersten Kapitels wird Liz von Raahosh entführt und ist mindestens die erste Hälfte des Buches seine Gefangene. Was sie zu Beginn natürlich grauenhaft findet, so wie das wohl alle tun würden. Vor allem, weil er seinen Wunsch, sie zu schwängern, von Anfang an ganz klar mitteilt. Immerhin hat sein Khui (ein Parasit, der es ihnen ermöglicht, auf dem Planeten zu leben) bei Liz angeschlagen, sie ist jetzt also seine Gefährtin und soll sich gefälligst nicht so anstellen. Wen interessiert schon Consent oder so? Auf diesem Planeten spielt das keine Rolle, wie wir auch anhand Raahoosh Eltern eindrucksvoll demonstriert bekommen. Leider ist Raahoosh bis zum Ende des Buches nicht wirklich in der Lage, die Beziehung seiner Eltern kritisch zu hinterfragen. Das finde ich schade, denn ich glaube, dass das Raahoosh mehr Tiefe verliehen hätte und es mir ermöglicht hätte, ihn positiver zu sehen. So wirkt er halt die meiste Zeit einfach wie das Stereotyp des wilden Barbaren, ohne das zu irgendeinem Zeitpunkt zu durchbrechen.

Auch Liz zeigte sich hier nicht unbedingt von ihrer besten Seite. Fangen wir mal damit an, dass sie eindeutig nicht die hellste Kerze auf der Torte ist und die meiste Zeit nur herumzickt. Okay, letzteres verstehe ich irgendwie, immerhin wurde sie entführt. Aber wie kann man nur so mit sich selbst beschäftigt sein, dass man mehrere Kapitel lang nicht checkt, dass dein Entführer deine Sprache versteht und man sich deswegen vielleicht doch zweimal überlegen sollte, was man so von sich gibt? Und wie schnell passierte da bitte der Wechsel zwischen "Ich hasse Raahosh, weil er mich entführt hat" und "Raahosh ist der beste Mann im ganzen Universum und ich will ein Kind von ihm" passiert? Lizs Verliebtheit ist unglaublich krankhaft und ich habe mir gewünscht, dass eine der entführten Frauen Psychologie-Studentin ist, um mal ein ernsthaftes Wörtchen mit Liz zu sprechen. Als nämlich Raahosh (Gott sei Dank) mit den Konsequenzen seiner Entführung umgehen muss und ins Exil geschickt wird, dreht Liz komplett durch und versteift sich auf den Gedanken, dass es alle auf sie und ihre Liebe zu Raahosh abgesehen haben und alle gemein und böse sind. Liz. Mädel. Ganz langsam und für Anfänger: Der Typ hat dich entführt. Eure sexuellen Begegnungen waren nicht immer zu hundert Prozent consensual, du hast nicht immer deine volle Zustimmung gegeben und warst auch gar nicht in der Lage dazu, überhaupt informierten Consent, informierte Zustimmung zu geben. Dass der Stamm Regeln für solche Aktionen hat und Raahosh rauswirft, ist das mindeste, was er für dich tun kann. Oh mein Gott, sei froh, dass nicht alle Männer in diesem Stamm Psychopathen sind! Vergiss Raahosh und schnapp dir irgendeinen anderen Alien!

Dieses Buch ist extrem problematisch und diese problematischen Aspekte werden hier auch romantisiert. Überlegt euch also auf jeden Fall gut, ob ihr dieses Buch lesen möchtet.

Und trotzdem. Ich weiß nicht warum. Es gibt keinen Grund dafür. Aber ich möchte auch den dritten Teil hören, sobald er auf Skoobe verfügbar ist.

Mein Fazit? Eine grauenhafte und problematische Geschichte. Und trotzdem will ich wissen, wie es weitergeht.

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