Freitag, 20. Dezember 2024

Die Wut, die bleibt [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Man findet nicht jeden Tag ein Buch, das einen Politiker zum Rücktritt bewegt. Doch dieses hier hat das tatsächlich geschafft. Kein Scherz: Darüber hat zum Beispiel der Standard berichtet. Und das nicht wegen einem dadurch ausgelösten Shitstorm, sondern weil er dadurch seine Rolle als Vater reflektiert hat. Dieses Buch hat ihn dazu gebracht, über Care Arbeit nachzudenken. Ich denke, uns ist allen klar, dass ich nach dieser Nachricht auf der Stelle das Hörbuch runtergeladen habe. Wenn ein Buch sowas schafft, muss ich es einfach lesen!

Dieser Roman beginnt mit einer schockierenden Szene: Helene springt vom Balkon. Ohne Vorwarnung, ohne Abschied. In der einen Sekunde isst die Familie noch ganz normal zu Abend, in der nächsten ist die Mutter tot, verstorben an Suizid. Zurück bleibt eine Familie, die jetzt irgendwie mit diesem traumatischen Erlebnis und Verlust zurechtkommen muss. Da ist der Vater, Lola, die älteste Tochter, zwei Söhne und die beste Freundin der Mutter, die jetzt die Care Arbeit übernimmt. Nur vorübergehend natürlich, bis der Vater alles klären konnte. Und ja, eventuell habe ich direkt nach dem Lesen schon wieder alle Namen vergessen. Ups! War viel los hier in den letzten Wochen.

Die Geschichte wühlte mich sehr auf uns war deswegen für mich nur in sehr kleinen Dosen erträglich. Mehr als eine halbe Stunde pro Tag schaffte ich nicht. Alle Figuren erleben hier sehr viel leid und der Ehemann ist einfach so unglaublich nutzlos, dass sein Auftreten bei mir Herzrasen verursachte. Ja, auch er macht eine schwierige Zeit durch. Ja, auch er trauert. Aber das tun alle in diesem Buch. Und die Handlung zieht sich über ein ganzes Jahr. Und während der ganzen Handlung kommt er nicht einmal von selbst auf die Idee, irgendeinen Anteil der Care Arbeit zu übernehmen. Ich weiß, dass es solche Männer leider bis heute wirklich gibt, aber uff! Der Typ hat mich einfach unglaublich aufgeregt und ich wäre nicht nur einmal gerne ins Buch gesprungen, um ihn mal ordentlich zu schütteln.

In der zweiten Hälfte der Handlung dürft ihr euch auf viel Gewalt im Namen der Gerechtigkeit einstellen. Das hätte ich nicht unbedingt lesen müssen, denn es hat die auch so schon dichte und emotional anspruchsvolle Geschichte für mich fast unerträglich gemacht. Ich habe deswegen auch zwischendurch überlegt, ob ich nicht abbrechen soll. Eine Entwicklung in diese Richtung habe ich nicht erwartet, deswegen war mir das fast zu viel.

Ein schönes Goodie für mich war, dass die gesamte Handlung in Salzburg angesiedelt ist. Inzwischen kenne ich mich dort ja schon ziemlich gut aus und habe mich darüber gefreut, viele Orte wiederzuerkennen.

Mein Fazit? Die Autorin beherrscht ihr Handwerk und schaffte es zumindest bei mir, ordentliche Emotionen hervorzurufen.

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