Montag, 17. November 2025

Himmelwärts [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Toni Pepperoni ist aktuell in einem Ausnahmezustand. Ihre Mutter ist gestorben, zum ersten Mal in ihrem kurzen Leben ist sie mit Trauer konfrontiert. Und dann gleich wegen so einem großen Verlust.

Eine Nacht im Zelt mit ihrer besten Freundin YumYum soll sie ablenken - das dürfte zumindest der Gedankengang ihres Vaters sein. Toni und YumYum haben aber eigene Pläne: Sie haben ein Radio zu einem Funkgerät umgebaut. Damit möchten sie heute Nacht in den Himmel funken und Kontakt zur verstorbenen Mutter aufnehmen. Denn laut der Physik kann Energie nie verloren gehen, irgendwo muss also auch die Energie der Mutter noch sein.

Kleiner Spoiler, der auch schon im Klappentext erwähnt wird: Das klappt nicht. Statt Tonis Mutter erreichen sie Anna, eine Astronautin, die auf einer Raumstation um die Erde kreist. Zwischen ihr und den zwei Mädchen entwickelt sich ein Gespräch: über das Weltall, den Beruf der Astronautin und natürlich über Trauer.

Dieses Gespräch wird immer wieder glaubwürdig unterbrochen. Immerhin kreist die Astronautin ja um die Erde. Natürlich bricht hier also immer wieder der Empfang ab und die zwei Mädchen müssen wieder abwarten, bis Anna die Erde einmal umrundet hat. Weil das etwas dauert, herrscht die Gefahr, dass die beiden Kinder einfach einschlafen oder dass Tonis Vater entdeckt, dass die beiden Mädchen noch nicht schlafen - was sie inzwischen eigentlich tun sollten.

Begleitet wird diese Erzählung durch wunderschöne Illustrationen. Auf der Frankfurter Buchmesse hat uns Bea Davies verraten, dass sie für dieses Buch unter anderem mit Sand und Babypuder gearbeitet hat. Hier steckt also viel Handarbeit dahinter, auch die Farben sind durchdacht und alles wirkt stimmig. Allein schon wegen der Illustrationen ist dieses Buch eine gelungene Lektüre.

Ausgezeichnet wurde "Himmelwärts" mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis. Meiner Meinung nach hat dieses Buch diese Würdigung nur verdient. 

Mein Fazit? Ein emotionales Kinderbuch - auch für Erwachsene!

Mittwoch, 8. Oktober 2025

Nowhere Heart Land [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Auch meinen Freundeskreis hat sie schon erreicht: Die Quarter Life Crisis. Kennen wir doch alle. Einige meiner Freund:innen haben beschlossen, doch nochmal in ein ganz anderes Berufsfeld einzusteigen, einige haben ganz klischeehaft mit dem Rennradfahren und Marathonlaufen begonnen und ich selbst habe nach meiner Hashimoto-Diagnose meine ganze Ernährung auf glutenfrei und zuckerarm umgestellt und habe jetzt einen Buchweizen-Sauerteig namens Herbert daheim. Und ja, ich habe eine emotionale Bindung zu Herbert. Nein, ich will dazu nichts hören (außer, dass Herbert perfekt ist! Das immer gerne!). Daher war ich mir sicher, dass ich mich in diesem Buch bis zu einem gewissen Grad wiederfinden würde.

Rosas Quarter Life Crisis beginnt aber ein bisschen krasser als die der Menschen in meiner Umgebung: Sie prügelt sich mit ihrem Arbeitskollegen. Mit einem blauen Auge und angekratztem Ego flüchtet sie sich danach zurück nach Deutschland, in die Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist. Hier soll sie sowieso einige Angelegenheiten für ihre demente Großmutter regeln, die sie inzwischen seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Macht sie nicht gerne, aber zurück ins Büro kann sie vorerst mal nicht. Zurück in der Heimat wird Rosa aber schnell von ihrer Vergangenheit überwältigt. Ihre Mutter ist früh gestorben, sie selbst im Internat zur Schule gegangen und bei den Großeltern aufgewachsen. Von dieser Kindheit und Jugend ist nicht mehr viel übrig. Der Großvater ist inzwischen ebenfalls tot, die Großmutter schwer dement und das Internat wurde schon während Rosas Schulzeit abgerissen. Und ihre Freundinnen aus dem Internat haben sich im letzten Jahrzehnt auch weiterentwickelt, was Rosa mehr überrascht, als es das meiner Meinung nach tun sollte. Sie haben Kinder, Beziehungen, eine Karriere. Sie sind erwachsen geworden.

Ganz im Gegensatz zu Rosa. Sie schwelgt in Erinnerungen, auch wenn sie sich an vieles gar nicht mehr so wirklich erinnern kann, löst jedes Problem mit Alkohol, verhält sich gegenüber ihrer Schulfreundin Leni übergriffig, was sogar zu rechtlichen Maßnahmen führt. Auf einen Grund für dieses Verhalten wartet man als Leserin vergeblich. Wir folgen Rosa durch ihren trostlosen Alltag, beobachten einen alkoholinduzierten Absturz nach dem anderen und verzweifeln an der Tatsache, dass sie sich auch mit knapp 30 Jahren weigert, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Am Ende blieb ich mit vielen offenen Fragen zurück und war ehrlich gesagt ziemlich unzufrieden.

Leider also keine Leseempfehlung!

Sonntag, 5. Oktober 2025

Great Big Beautiful Life [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Margaret Ives, Tochter einer Skandal-Familie und Frau eines verstorbenen Musikers, hat schon lange niemand mehr gesehen. Legenden ranken sich um ihren Namen, niemand weiß, wohin und warum sie verschwunden ist. Doch jetzt möchte sie eine Biographie über ihr Leben schreiben lassen – ein wahrer Traumjob, das findet zumindest Alice Scott, die in diesem Auftrag ihre große Chance sieht. Weniger begeistert scheint Hayden Anderson, aber was erwartet man vom grantigen Pulitzer-Preisträger? Beide werden dazu eingeladen, einen Probemonat bei Margaret zu absolvieren, danach will sie sich entscheiden. Doch hat Alice, die den großen Durchbruch noch nicht geschafft hat, überhaupt eine Chance? JA, beschließt sie und macht sich an die Arbeit. Wenn sie nur nicht bald das Gefühl hätte, dass die Dame nicht ganz ehrlich mit ihr ist. Und wenn ihre Anziehung zu Hayden bloß nicht so stark wäre. Denn beide möchten diesen Job – und am Ende wird ihn nur einer bekommen, was einer noch frischen Beziehung nicht gut tun würde.

Eine schöne Geschichte über zwei ehrgeizige Menschen im typischen Emily Henry-Stil. Unterbrochen wird die Liebesgeschichte immer wieder von Episoden aus Margarets Leben, was ich spannend fand. So lernen wir parallel auch sie und ihre Familiengeschichte besser kennen.

Die Beziehung zwischen Alice und Hayden entwickelte sich trotz Zweifel von beiden Seiten allerdings recht schnell – da hat mir leider etwas Tiefe und Spannung gefehlt. Trotzdem eine angenehme Lektüre für Zwischendurch!

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Das Ministerium der Zeit [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ich glaube, wenn ich eine Zeitmaschine zur freien Verfügung hätte, würde ich sie nicht nutzen. Ich würde einfach schön brav auf meiner Couch sitzen bleiben, weiter zu viel Zeit online verbringen und mein stinknormales Leben weiterleben. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich die Zeitmaschine zerstören. Ob es wohl reichen würde, die Maschine von meinem Balkon zu werfen? Oder sollte ich sie im See ertränken? Ich habe inzwischen einfach viel zu viele Zeitreise-Bücher gelesen, die mir gezeigt haben, dass solche Reisen immer zu Problemen führen. Und ich habe echt keine Lust, meine eigene Existenz auszulöschen, weil ich aus Versehen über 5 Ecken meine Vorfahren ausgelöscht habe. Aber trotzdem lese ich gerne weiterhin über die Abenteuer, die fiktionale Figuren so in der Vergangenheit oder Zukunft erleben dürfen.

So auch hier: Eine junge, namenlose Frau darf eine neue Stelle bei einem geheimnisvollen Ministerium antreten. Als „Brücke“ soll sie dem unfreiwilligen Zeitreisen Commander Graham Gore aus dem Jahr 1847, seines Zeichens Polarforscher, zur Seite stehen. Das unfreiwillig sollte hier fett gedruckt und groß geschrieben werden, wenn das nicht den Lesefluss stören würde: Er wurde nämlich, nachdem sein Schiff Ewigkeiten im Eis festgefroren war, vom Ministerium entführt und in die Gegenwart befördert. Ungefragt, ohne Vorwarnung, einfach nur ZACK und du bist in einer anderen Zeit. Und dann erwarten diese Schweine auch noch Dankbarkeit dafür, dass sie dir ja das Leben gerettet hätten!

Durch die namenlose Frau soll sich Gore nun an das Leben im London des 21. Jahrhunderts gewöhnen und lernen, Erfindungen wie die moderne Toilettenspülung und das Internet zu verwenden. Schon bald entwickelt sich Freundschaft und eine vorsichtige Beziehung zwischen den beiden.

Doch natürlich macht es das Schicksal den beiden nicht so einfach und schon bald müssen sie sich nicht mehr nur mit Nebenwirkungen der Zeitreise herumschlagen, sondern auch mit düsteren Seiten des Ministeriums – von heute, morgen und gestern.

An sich eine sehr spannende und gut geschriebene Geschichte, die ich gerne gelesen habe. Besonders schön fand ich, dass nie auf die psychologischen Aspekte vergessen wurde, die gerade bei Gore natürlich relevant sind: Unglauben, Trauer, Überforderung, aber auch Hoffnung und Freude werden glaubwürdig beschrieben.

Leider blieb ich am Ende doch etwas ratlos zurück. Viele neue Handlungsstränge eröffneten sich erst auf den letzten hundert Seiten, nicht alles davon konnte für mich zufriedenstellend aufgelöst werden. 

Mein Fazit? Aufgrund des sehr schwachen Endes leider nur bedingt empfehlenswert.

Mittwoch, 24. September 2025

Only Margo [Kurzrezension]

Quelle: Verlag

Wisst ihr, was ich bei der Diskussion rund um Sexarbeit in all ihren Formen immer sehr spannend finde? Viele von uns finden es sehr einfach, die Personen zu verurteilen, die als Sexarbeiter*innen arbeiten, egal ob sie das online tun oder offline. Aber spannenderweise reden wir uns gleichzeitig trotzdem alle ein, dass wir niemanden kennen, der oder die diese Angebote nutzt und damit finanziert. Was einen interessanten Widerspruch schafft: Scheinbar hat der älteste Beruf der Welt keine Kundschaft und auch nie Kundschaft gehabt. Spannend, nicht wahr? Vor allem, wenn man sich zum Beispiel anschaut, wie viele Nutzer Websites wie OnlyFans haben und wie viel Geld darüber fließt. Für alle, die noch nie von dieser Website gehört haben (ach, ihr Glücklichen!): Only Fans basiert auf einem Abo-Modell. Menschen bezahlen einen gewissen Betrag pro Monat und bekommen dafür Zugriff auf meist explizite und sexuelle Videos und Bilder der Personen, die sie abonniert haben.

Eine fiktionale Person, die ebenfalls mit Bildern und Videos und Penisbewertungen auf OnlyFans ihr Glück versucht, ist Margo. Sie hat ein Baby daheim und musste wegen der Existenz ihres Sohnes nicht nur ihren Job als Kellnerin aufgeben, sondern auch ihr Studium, denn der Vater des Bubens ist ihr Professor, der ihr für ihr Schweigen viel zu wenig Geld geboten hat. Und trotzdem nimmt Margo das Angebot an - denn einerseits ist sie in Armut aufgewachsen und hat daher kein Gefühl für Geld, andererseits braucht sie halt auch einfach Geld, wenn sie ihrem Sohn weiter ein Dach über den Kopf bieten will. Doch natürlich ist dieses Geld nicht genug, um langfristig damit auszukommen. Also muss Margo kreativ werden: Mit ihrer Mitbewohnerin und ihrem Vater Jinx, ein ehemaliger Wrestler, gründet sie ihre WG neu und auf der Suche nach alternativen Einnahmequellen findet sie OnlyFans. Die Website scheint die Lösung für ihre Probleme zu sein: Ein paar Bilder von sich posten, mit einigen Männern schreiben, Penisbilder bewerten? Das sollte sie hinbekommen! Und einige Leute werden damit ja richtig reich!

Doch schnell bemerkt sie, dass OnlyFans nicht sie will - und zusammen mit ihrem Vater entwickelt sie ein Alter-Ego, eine Online-Persönlichkeit und eine Marketing-Strategie. Doch kann das lange gut gehen?

Ein spannender Roman über Armut, Sexarbeit und den Mut, für sich selbst einzustehen. Das Buch empfand ich als sehr erfrischend, als gleichzeitig tragisch und amüsant. Ich musste lachen und weinen und habe mit großer Spannung Margos Reise mitverfolgt. Margos Weg wird beschrieben, ohne sie dafür zu verurteilen, was ich für eine schöne Abwechslung halte.

Mein Fazit? Große Leseempfehlung!


Mittwoch, 20. August 2025

Digitale Diagnosen [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

So, nachdem ich mir für meinen Umzug und danach aus gesundheitlichen Gründen eine kleine Auszeit von der Online-Welt genommen habe, bin ich nun zurück - und werde es hoffentlich schaffen, jetzt wieder ein bisschen regelmäßiger zu posten.

Natürlich war ich aber als reine Konsumentin nicht komplett offline. Wie wahrscheinlich alle anderen Menschen auch verbringe ich trotzdem zu viel Zeit auf Social Media und generell online. Und auch, wenn ich versuche, dort hauptsächlich Buch- und Autorinnencontent zu konsumieren, klappt das nicht immer. Hin und wieder postet mal wer aus dieser Blase was über andere Themen und wenn ich das dann like, wird natürlich mehr dazu angezeigt. Und so wurde ich irgendwann auch auf das Phänomen der Mental-Health-Seite von Instagram und co. aufmerksam. Und ich sags euch, Leute: Da gehts ab! Zeit- und Stressmanagement sowie allgemeine Mental Health Themen sind da noch die Spitze des Eisberges. Darunter? ADHS, Autismus, OCD, Dissoziative Persönlichkeitsstörungen ... mir war gar nicht so bewusst, wie viele Erkrankungen es so gibt. 

Als dann das Buch "Digitale Diagnosen" erschien, wusste ich direkt, dass ich es lesen möchte. Online sind psychische, aber auch körperliche Diagnosen und Gesundheit generell ein großes Thema, das viel Aufmerksamkeit bekommt. Und natürlich habe auch ich mitbekommen, dass es scheinbar immer mehr Selbstdiagnosen gibt, die ohne die Bestätigung von Ärzten aufgestellt werden. Was ich hier gar nicht wirklich verurteilen möchte. Medical Gaslighting existiert leider, Ärzt:innen stehen oft unter viel Zeitdruck und Wartelisten bei Expert:innen sind oft sehr lang, wenn man nicht grade die Ressourcen hat, um auf eine private Versorgung auszuweichen. Gerade war der Mangel an Therapieplätzen für Kinder- und Jugendliche ja wieder ein Thema in den Nachrichten - kann man da wirklich Leute verurteilen, die sich selbst auf die Suche nach Antworten und Strategien machen?

Schärfer verurteilen muss ich das große Misstrauen gegenüber der Schulmedizin, die meiner Erfahrung nach oft mit diesem Thema einhergeht. Leute, nur weil ihr in der Lage dazu seid, ein paar Stichworte zu googeln oder (noch schlimmer!) in eine KI einzugeben, macht euch das nicht zu Mediziner:innen. Nur weil euch eine Strategie geholfen habt, seid ihr nicht Expert:innen. Ihr seid einfach nur Menschen, die mit dieser Erkrankung leben müssen, und vielleicht nicht mal das, weil ihr nämlich keine Mediziner:innen seid und euch deswegen vielleicht sogar mit der falschen Krankheit diagnostiziert habt. Und das kennen wir wohl wirklich alle, nicht mal unbedingt nur auf psychische Erkrankungen begrenzt. Schnell mal Symptome gegoogelt und schon befürchtet man einen Hirntumor (ich zumindest!). Ich saß zum Beispiel auch erst vor Kurzem beim Arzt, weil ich nach einen Vitamin-Mangel bei mir vermutet habe. Hatte ich auch. Aber dazu halt auch eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die wahrscheinlich die Mängel erst verursacht hat und in einem frühen Stadium oft mit recht ähnlichen Symptomen kommt. Hätte ich einfach selbständig mit der Behandlung begonnen (Vitaminpräparate gibt es ja wirklich überall zu kaufen!), wäre diese Erkrankung weiter unter dem Radar geflogen und hätte wohl immer weiter Symptome verursacht - und das hätte sehr hässlich enden können. Deswegen: Wenn es euch nicht gut geht, dann geht zur Ärztin oder zum Arzt. Egal, ob das jetzt euren Körper oder eure Psyche betrifft. Und geht zur verdammten Vorsorge. Aber googelt eure Symptome nicht, postet sie nicht in Foren für Betroffene von bestimmten Krankheiten und dichtet euch doch bitte nicht selbst irgendwelche Krankheiten an. Die allermeisten von euch sind nicht aus der Medizin und können eure Vermutungen nicht von anderen Diagnosen mit ähnlichen Symptomen abgrenzen! Dafür fehlt euch nicht nur das Wissen, sondern auch die Werkzeuge - oder habt ihr ein verdammtes Ultraschallgerät daheim rumliegen? Oder die Tools für verlässliche Bluttests?  

Dass eine Selbstdiagnose oft falsch und teils sogar richtig gefährlich sein kann, dürfte den meisten Leuten klar sein. Aber warum finden sich dann online trotzdem so viele Personen, die sich selbst irgendwelche Krankheiten andichten? Wie ist dieser "Trend" entstanden? Die Autorin bietet mögliche Antworten auf diese Fragen und beleuchtet das Phänomen der Selbstdiagnose aus kultureller, gesellschaftlicher und politischer Perspektive. Dadurch entsteht ein vielfältigeres Bild von diesem Phänomen als ich es persönlich erwartet hätte - und durch dieses Buch verstehe ich jetzt diese Entwicklung jetzt etwas besser. 

Beschrieben wird all das auf sehr spannende Art. Die Autorin beschreibt all die Aspekte, die hier mit rein spielen und das, ohne die Menschen zu verurteilen, die sich selbst diagnostizieren. Trotzdem wird auch ganz klar deutlich gemacht, warum eine nicht von einer Ärztin bestätigte Diagnose problematisch und gefährlich sein kann.

Mein Fazit? Ein großartiges Buch durch das ich viel Neues lernen durfte. Großartig!

Mittwoch, 30. April 2025

100 Seiten sind genug. Weltliteratur in 1-Stern-Bewertungen [Kurzrezensionen]

 

Quelle: Verlag

Was viele von euch nicht wissen: Ich liebe, liebe, liebe gut geschriebene 1-Stern-Bewertungen oder negative Bewertungen generell. Ob das jetzt 1 Stern, 1,5 Sterne oder 2 Sterne sind, ist mir da nicht so wichtig. Gut geschriebene 1-Stern-Bewertungen halte ich für unterhaltsam und können die beste Werbung für ein Buch sein, so paradox sich das auch anhören möchte. Mir ist es nicht erst einmal passiert, dass ich nach dem Lesen einer negativen Bewertung ein Buch erst recht gekauft habe, weil ich gerade dadurch neugierig wurde. Falls du, meine liebe Leserin oder mein lieber Leser, also selbst Autorin oder Autor bist und gerade an einer negativen Rezension zu knabbern hast: Es gibt seltsame Leute wie mich, die vielleicht genau deswegen zu deinem Buch greifen werden. Noch ist nicht alle Hoffnung verloren.

Als ich also dieses Buch hier auf Skoobe gesehen habe, musste ich es mir genau deswegen einfach ausleihen. Weltliteratur habe ich durchs Studium ja so einiges gelesen und in düsteren Stunden haben mir negative Bewertungen durch die Frustration geholfen, die einige Klassiker auch bei mir ausgelöst haben. Nur weil ich das studiere, heißt das noch lange nicht, dass ich jedes einzelne Drama der deutschen Literatur feiere. Viele habe auch ich selbst nicht unbedingt positiv bewertet. Ich denke nicht, dass wir ein Buch lieben müssen, nur weil da Klassiker drauf steht. Auch kritische Auseinandersetzungen sind meiner Meinung nach wichtig.

Scheinbar wird das hier aber erwartet, dass jeder Klassiker, den ich in die Hand nehme, eine 5-Stern-Rezension verdient. Das vermittelt dieses Büchlein hier zumindest mir schon im Vorwort, das auf mich ziemlich herablassend wirkte. Von Elias Hirschl habe ich noch keine längeren Texte gelesen, dieses Vorwort machte zumindest mir nicht unbedingt Lust darauf, mich näher mit ihm zu beschäftigen.

Durch diese Wahrnehmung des Vorworts wurde natürlich meine Sicht auf das restliche Buch geprägt. Hier finden sich leider keine unterhaltsamen Verrisse oder interessante Meinungen über Klassiker, sondern großteils leider nur Bewertungen ohne jeglichen literarischen Mehrwert. Sorry, aber Rezensionen darüber, dass ein Buch in einem schlechteren Zustand als angegeben geliefert wurde, muss ich nicht in einem Buch lesen. Hier und bei vielen anderen Rezensionen auf ähnlichem Niveau stellte sich mir schnell die Frage nach dem Sinn dieses Buches. Warum wurden genau diese Rezensionen ausgewählt? Ist es der Sinn hier wirklich, zu unterhalten? Oder sollen negative Bewertungen ins Lächerliche gezogen werden? Und falls es letzteres ist: Warum? Weil Lieferbedingungen statt das Buch an sich kritisiert wurden? Weil sich Rechtschreibfehler in ihnen finden? Weil Menschen Bücher kritisch lesen, bei denen das vielleicht gar nicht erwünscht ist? Wer bestimmt denn eigentlich, wie eine kritische Rezension auszusehen hat, was wir kritisieren dürfen und in welcher Art? Das sind Fragen, die die Lektüre dieses Büchleins bei mir ausgelöst hat.

Schade, aber dieses Buch konnte mich gar nicht überzeugen.

Donnerstag, 17. April 2025

Erben gesucht! [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch ist mal wieder ein Rezensionsexemplar, das bei der Arbeit irgendwie seinen Weg in meine Tasche gefunden hat. Denn warum denn auch nicht? Es hörte sich spannend an.

Ich bin sicher nicht die einzige, die schon mal davon fantasiert hat, wie das wohl wäre, wenn sie plötzlich ein großes Erbe von irgendwelchen verschollenen Verwandten bekommen würde, die man selbst nie kennen gelernt hat. Was mir nicht klar war, ist, dass das manchen Menschen wirklich passiert. Wenn jemand stirbt und etwas hinterlässt und es keine offensichtlichen Erben gibt, dann werden spezielle Kanzleien kontaktiert, so wie in diesem Fall die Historikerkanzlei. Die stellen dann Nachforschungen an, auch international, und versuchen, erbberechtigte Personen zu finden. Und in vielen Fällen klappt das auch, denn sonst gäbe es solche Kanzleien heute nicht mehr - denn Geld bekommen sie nur, wenn das Erbe von jemandem angenommen wird. 

In diesem Buch werden die ungewöhnlichsten Fälle dieser Kanzlei dargestellt. Von der verschollenen Schwester, die nur ein paar Straßen weiter wohnte, dem Mafiosi-Erben im Zeugenschutzprogramm oder einer Begrüßung mit Waffe. Wir lernen hier viele, viele Einzelschicksale kennen, viele sehr tragisch, andere überraschend unterhaltsam, manche beides. Besonders berührt haben mich die Geschichten über Familien, die durch Kriege auseinandergerissen wurden und so den Kontakt verloren haben - wie eben die zwei Schwestern, die ihr Leben lang nacheinander gesucht haben. Was für ein Albtraum!

Viele der Geschichten sind durchaus spannend. Leider wirkte das Buch aber auf mich unstrukturiert, die Aneinanderreihung der Erzählungen wirkte willkürlich. Zwar wird eine Aufteilung nach Ländern versucht, häufig erstreckten sich die Ermittlungen aber über mehrere Länder, was eine solche Aufteilung erschwerte. Ich denke, dass hier vielleicht eine thematische Aufteilung passender oder zumindest übersichtlicher gewesen wäre.

Mein Fazit? Interessantes Buch für Zwischendurch.

Sonntag, 13. April 2025

Seven Years From Now [Hörbuch/Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Hach, dieses Buch war einfach unglaublich süß. Clementine ist am Boden zerstört, denn sie hat ihre Tante verloren, die eine sehr wichtige Bezugsperson für sie war. Ihre Tante war immer sehr exzentrisch, hat immer zu ihr gehalten, kurz: Das Band zwischen ihnen war ein ganz besonderes. Und jetzt ist diese Tante einfach weg und alles, was Clementine bleibt, ist die Wohnung ihrer Tante. Die Wohnung, von der diese Tante immer behauptet hat, dass sie verzaubert ist. Manchmal finde man sich einfach sieben Jahre in der Vergangenheit wieder. Und das passiert auch Clementine: Plötzlich ist da ein fremder Mann in ihrer Wohnung. Kein Einbrecher, sondern einfach nur James, der hier kurzfristig wohnen darf, während Clementines Tante verreist ist. Ein super sympathischer junger Mann, der toll kochen kann und große Träume verfolgt. Ein richtiger Traum-Typ, der mich zum Lächeln und Kichern brachte.

Schön fand ich, dass sich die Autorin wirklich Gedanken um den Zeitreise-Aspekt gemacht hat. Sie hat fixe Regeln dafür festgelegt, die wir gemeinsam mit Clementine und James entdecken. Und sie lässt James und Clementine auch in Clementines Gegenwart immer wieder auf einander treffen: Plötzlich ist James hier ein Starkoch und das Verlagshaus, für das Clementine arbeitet, möchte sein Buch verlegen. Was natürlich zu Komplikationen führt. Denn Clementine arbeitet auf ihren nächsten großen Karriereschritt hin und braucht unbedingt dieses Buchprojekt - doch der Lauf der Handlung verkompliziert die Beziehung und damit die mögliche Zusammenarbeit der beiden immer weiter.

Ebenfalls hat es mir gefallen, dass der Fokus nicht nur auf der Beziehung zwischen Clementine und James lag. Auch das Band zu Tante Analea wird aufgearbeitet, es geht hier viel auch um die Frage, wie (und ob) sich ein so großer Verlust aufarbeiten lässt. Clementine wünscht sich nichts mehr, als ihre Tante nur noch einmal zu sehen, nur noch einmal mit ihr zu sprechen. Diesen Wunsch kennen wahrscheinlich alle von uns, die schon einmal jemanden verloren haben. Im Gegensatz zu ihr haben wir aber keine durch die Zeit reisende Wohnung zur Verfügung, die diesen Wunsch vielleicht und mit ein bisschen Glück erfüllen könnte. Doch auch diese Wohnung ist nicht die magische Lösung für dieses Bedürfnis - denn Clementine hat keine Kontrolle über diese Zeitreisen. Sie kann nicht entscheiden, wann der Sprung passiert. Manchmal wacht sie einfach auf und die Wohnung befindet sich exakt sieben Jahre in der Vergangenheit. Und manchmal ist sie in der Vergangenheit und in der nächsten Sekunde wieder in ihrer Gegenwart, ohne, dass sie es wollte. Und die Wohnung kann in der Vergangenheit auch nicht verlassen werden - Clementine würde dann genau wieder in ihrer Gegenwart landen. Also nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint.

Auch toll fand ich hier die Beschreibung von James Liebe zu Essen. James ist Koch und in Clementines Gegenwart sogar ein Starkoch mit eigenem Restaurant. Von Zitronenkuchen bis hin zu Spaghetti (?) mit Trockeneis bekommen wir hier viele seiner Experimente mit. Von einigen ist Clementine sehr angetan, von anderen eher weniger, aber ich habe es geliebt, wie sehr ich James Begeisterung spüren konnte. Die Autorin hat es geschafft, das glaubwürdig rüberzubringen und hat mich auch dazu gebracht, an einem Punkt der Handlung selbst damit zu beginnen, endlich mal wieder einen Kuchen zu backen. Nein, leider keinen Zitronenkuchen, Brownies, die aber ebenfalls sehr gut geworden sind.

Mein Fazit? Eine sehr schöne Liebesgeschichte - eine Liebeserklärung an besondere Menschen, Essen und an das Leben.

Freitag, 11. April 2025

Wohnverwandtschaften [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch habe ich im Zuge einer Bloggerveranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse 2024 bekommen. Ist also auch schon wieder ein bisschen her. Ich wusste dann zuerst nicht, ob oder wann ich es lesen würde. Die Lesung dazu war spannend, die Autorin sympathisch, aber es hörte sich einfach nicht nach meinem "typischen" Buch an. Letztes Wochenende war es dann aber so weit und ich bekam Lust, es doch mit diesem Roman zu versuchen. Also ab in die Sonne damit und losgelesen.

Kurze Info zuerst: In diesem Buch geht es um eine Form der Demenz. Wenn ihr dieses Thema gerade aus welchen Gründen auch immer nicht aushaltet, dann klickt doch schnell zur nächsten Rezension weiter.
Ich hätte vollstes Verständnis dafür: Demenz ist eine grauenhafte Krankheit, die ich niemandem wünschen würde. Ich denke, jede Person, die schonmal jemanden an einer Ausprägung dieser Krankheit verloren hat, würde mir da zustimmen. Du kannst dem betroffenen Menschen einfach zusehen, wie er sich auflöst, und zwar für immer. So fühlte es sich für mich an: Als würde ein betroffener Mensch sich selbst verlieren, manche über Jahre hinweg, andere innerhalb weniger Monate. Erinnerungen gehen verloren, damit auch die Erinnerung an liebe Menschen, Fähigkeiten verschwinden, damit auch scheinbar Alltägliches wie die Fähigkeit, ohne Hilfe auf die Toilette zu gehen oder zu essen, und die Persönlichkeit betroffener Menschen kann sich in vielen Fällen stark verändern. Irgendwann stehst du einem Fremden gegenüber. Es ist schrecklich. 

Isabel Bogdan hat hier versucht, den Verlauf von Demenz am Beispiel von Jörg zu schildern. Jörg ist Mitte 60 und plant gerade seine Reise nach Georgien. Er wohnt in einer WG mit Constanze, Anke und Murat, und gemeinsam sind sie fast wie eine Familie - daher auch der Begriff "Wohnverwandtschaften". Sie alle haben ihre Macken und Eigenheiten, sind aber super liebenswert. Constanze ist Zahnärztin und ist nach einer Trennung eingezogen und damit das WG-Küken und sieht die WG eigentlich nur als Übergangslösung. Murat ist Fußballfan und Hobbygärtner. Und Anke ist Schauspielerin Mitte 50, die gerne einfach wieder mal eine Rolle hätte, egal als was, egal wo. Auf den ersten Blick passen die vier gar nicht zusammen. Und das hätten sie auch vielleicht nie - doch dann beginnt Jörg, aufzufallen. Zu Beginn sind es nur Kleinigkeiten: vergessene Schlüssel oder Namen, nichts, was einem gesunden Menschen nicht auch passieren könnte. Doch irgendwann beginnt sich Constanze, Sorgen zu machen - denn als Ärztin erkennt sie die Symptome wieder, auch wenn das gar nicht ihr Feld ist.

Besonders spannend finde ich, dass Bogdan den Verlauf der Demenz auch aus Jörgs Sicht geschildert hat. So entsteht ein Bild dieser Krankheit, wie ich es in der Belletristik noch nie zuvor gesehen habe. Sie nutzt unterschiedliche Techniken, von Auslassungen bis hin zum Stream-of-consciousness, und ich finde, dass das sehr gut funktioniert hat und glaubwürdig ist. Und trotzdem werden auch die anderen Figuren nicht vernachlässigt. Auch wenn Jörg hier eine Sonderstellung einnehmen muss, haben auch die anderen ihre Sorgen und Probleme, die oft auch gar nichts mit Jörg zu tun haben, und dann immer mehr.

[Spoiler]

Die Autorin lässt uns hier mit einem offenen Ende zurück. Das fand ich überraschend gut. Nicht alle Probleme wurden gelöst, viele Fragezeichen bleiben, und das Buch wirkte so ordentlich bei mir nach. Das ist sicher nicht für alle Leser:innen angenehm, doch ich fand dieses Ende glaubwürdig und sehr gut gewählt.

[Spoiler Ende]

Hört sich jetzt nach einem ziemlich düsteren Buch an, oder? Ist es auch, über weite Stellen. Doch genauso wie ernste Passagen fand ich hier auch Aspekte, die mich zum Lachen brachten. Die Figuren bringen viel Humor mit und sorgten so dafür, dass dieses Buch trotzdem Spaß machte und mich nicht zu niedergeschlagen zurückließ.

Mein Fazit? Ein überraschendes Lesehighlight!

Sonntag, 6. April 2025

Die Tribute von Panem L. Der Tag bricht an [Kurzrezension]


Quelle: Verlag

Dieses Buch habe ich erfolgreich meiner Kollegin abgenommen - Sorry, C.! Dabei war das gar nicht meine Intention. Ich hab nur gejammert, dass sie klüger war als ich und das Rezensionsexemplar für sich reserviert hat. Und dann hatte ich das Buch plötzlich wieder in der Hand. Joa, gewehrt habe ich mich dann auch nicht wirklich, muss man dazu sagen. Upsi!

Nach den drei Hauptbänden der „Tribute von Panem“-Reihe und dem Prequel „Das Lied von Vogel und Schlange“, das ich persönlich ja eher weniger mochte, können sich Leser*innen nun mit diesem Buch erneut in die Welt der Hungerspiele zurück wagen. Dieses Mal wird die Geschichte des Mentors und schweren Alkoholikers Haymitch Abernathy erzählt. Wie wurde er zu der tragischen Figur, die wir zusammen mit Katniss kennengelernt haben?

Die Handlung beginnt am Tag der Ernte – Haymitchs 16. Geburtstag. Für ihn ist noch alles wie immer: Er arbeitet, lässt sich von seinem kleinen Bruder Sid und seiner Mutter gratulieren und trifft sich mit seiner Freundin Lenore Dove. Doch dann kommt es während der Ziehung der Tribute für die Hungerspiele zum Aufstand – Haymitch gerät beim Versuch, Lenore zu schützen, irgendwie dazwischen und plötzlich muss er zur Strafe an den tödlichen Spielen teilnehmen. Er weiß: Bald wird er nicht mehr leben. Also wird er sein Bestes tun, um bis zu seinem Tod die Hungerspiele so stark wie möglich zu stören. Mehr als sein Leben kann ihm das Kapitol ja nicht nehmen … oder?

Knapp 15 Jahre ist es inzwischen her, dass der erste Band der „Tribute von Panem“-Reihe erschien. Doch auch dieses neue Buch ist keine reine Geldmacherei, wie man es von anderen Autor*innen bekannter Reihen erwarten würde. Dieser Roman fügt sich nahtlos in die Reihe ein, ist gesellschaftskritisch – und das nicht nur im Bezug auf die fiktionale Welt – und einfach unglaublich spannend. 

Mein Fazit? Wer die anderen Bücher der Reihe mochte, wird auch dieses Buch genießen. Ein Must-Have!

Montag, 31. März 2025

No Hard Feelings [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ich bin Mitte 20 und finde es unglaublich spannend, wie unterschiedlich die Lebenswege von meinen Freund:innen und mir sind. Ich selbst habe beruflich gerade viel Erfolg, bin kreativ und lege darauf meinen Fokus. Und das macht mich glücklich. Eine andere Freundin wiederum wird bald heiraten und ich freue mich unglaublich für sie. Wieder andere Freund:innen sind dabei, ihre Studien abzuschließen und auf der Suche nach ihren ersten Jobs. Manche schmeißen gerade alles hin und beginnen nochmal von vorne. Manche haben bereits Eigentumswohnungen, andere wohnen in ihren Kinderzimmern. Und all diese Wege sind so interessant und einzigartig. Uns wird in verschiedenen Medien vermittelt, dass wir unser Leben nach einer ganz bestimmten Zeitlinie leben müssen, aber ich halte das für Schmarrn. Nur unnützer Druck, der niemandem gut tut. 

Ein Beispiel aus der Fiktion? Penny aus "No Hard Feelings". Sie kann es nicht fassen: Plötzlich sind ihre beiden besten Freundinnen Bec und Annie so richtig erwachsen. Bec hat sich verlobt und Annie wird demnächst Partnerin in einer Anwaltskanzlei sein. Unglaublich und natürlich ist sie stolz auf ihre Freundinnen. Und Penny selbst? Die hat eine On-Off-Beziehung mit dem Doktoratsstudenten Max und hasst ihren Job. Und zur Therapie muss sie jetzt auch noch, weil ihre Freundinnen eine ihrer Panikattacken miterlebt haben. Dabei hat sie gar kein Problem. Sie hat es nur so satt, die ganze Zeit zu warten: Darauf, dass sich Max endlich für sie entscheidet. Darauf, dass ihr Job endlich spannend wird, ihre Chefin ihr Potential erkennt und sie befördert. Darauf, dass ihre Freundinnen endlich auch mal wieder Zeit für sie haben.

Auch wenn es sich nicht so anhört: Dieses Buch war eine Wohlfühllektüre, die mich an „Bridget Jones“ erinnerte. Leser:innen finden hier eine chaotische, aber trotzdem irgendwie liebenswürdige End-Zwanzigerin, die sich einfach nur geliebt fühlen will, spannende Therapiesitzungen, schlechte Dates und ganz viel trockenen Humor. Es machte mir Spaß, Penny ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten zu dürfen und es war schön zu sehen, wie sehr sie im Laufe der Handlung wächst. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und habe dafür sogar Schlaf geopfert.

Mein Fazit? Ein genialer Roman, der aktuell noch viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt!

Freitag, 28. März 2025

The Last Bookstore on Earth [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Als ich 16 war, habe ich mal damit begonnen, einen Roman über ein Mädchen zu schreiben, das sich über die Apokalypse freut, weil sie so endlich mal Zeit hat, um alle Bücher zu lesen, die sie lesen will. Es war eine meiner Meinung nach sehr lustige Geschichte, die ich wegen Schulstress aber nie beendet habe. Naja, vielleicht irgendwann mal? An diese Geschichte musste ich auf jeden Fall hier denken.

In diesem Roman geht es um die 17-jährige Liz, die seit inzwischen kanpp einem Jahr in einer Buchhandlung lebt. Die restliche Welt liegt in Trümmern, und die wenigen Überlebenden haben durch die Stürme inklusive Säureregen alles verloren. So auch Liz, für die dieses Geschäft seitdem der einzige Ort ist, an dem sie sich noch sicher fühlt. Mit den Büchern handelt sie auch jetzt noch, gleichzeitig hat sie die Buchhandlung zu einer Art Postamt umfunktioniert: Menschen können hier Nachrichten hinterlassen und abholen. Doch dann bricht eines Tages die gleichaltrige Maeve ins Geschäft ein. Sie ist sehr wahrscheinlich gefährlich und wird verfolgt, doch da gerade ein weiterer Sturm aufzieht, brauchen die beiden einander. Liz bietet Maeve eine Unterkunft an, Maeve wiederum hilft Liz bei einigen Reparaturen und bei der Beschaffung neuer Vorräte. Und während sich der Himmel mit jedem Tag weiter verdunkelt, entwickelt sich zischen den beiden eine zarte Liebesgeschichte …

Es handelt sich hierbei um einen schönen und jugendgerechten Liebesroman von einer selbst erst 19 Jahre alten Autorin. Das junge Alter der Autorin merkt man an manchen Stellen meiner Meinung nach auch, aber das ist okay. Und ich finde, dass hier definitiv auch schon das Potential sichtbar wird, das die Autorin mit sich herumträgt. So oder so bin ich gespannt, welche Bücher dieser Autorin ich in Zukunft noch kennenlernen darf. 

Neben der stimmigen Beziehung zwischen den beiden Mädchen findet sich hier auch viel Spannung, die zumindest bei mir dafür gesorgt hat, dass ich nur so durchs Buch geflogen bin. Was verbirgt Maeve? Was ist mit Liz‘ Familie passiert? Und werden die beiden den nächsten Sturm überstehen?

Dass sowohl Maeve als auch Liz es geschafft haben, so lange am Leben zu bleiben, hat mich überrascht - beide zeichnen sich hier nicht durch ihre großartigen Survivalskills aus. Doch ich glaube, dass genau diese Eigenschaft dazu beitragen könnte, dass jüngere Leser:innen sich in den beiden Protagonistinnen wiedererkennen können. Sie sind eben keine Supermenschen, sondern ganz normale Mädchen, die trotz allem einfach auch eine gewaltige Portion Glück hatten.

Mein Fazit? Ein schöner Jugendroman!

Mittwoch, 26. März 2025

Gefährliche Liebschaften [Abgebrochen/Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Wenn ein Genre das Recht hat, die grauen Zellen herauszufordern und Verwirrung zu stiften, dann sind das wohl die Klassiker. Hier erwartet niemand eine einfache Lektüre, doch eine Auseinandersetzung damit ist trotzdem in den meisten Fällen lohnenswert und befriedigend. Zumindest ist das meine Erfahrung, die ich in meinem Studium auch mehrfach machen durfte. Wenn dann ein Klassiker in schöner Gestaltung neu aufgelegt wird, wie das auch hier der Fall war, ist das ein zusätzliches Goodie, das vor allem auch Interesse bei jüngeren Leser:innen wecken kann. Und ja, das ist etwas Gutes, denn es motiviert junge Leser:innen, sich an anspruchsvollen Lektüren zu versuchen.

In 175 Briefen wird hier die Geschichte zweier Verführungen geplant und beschrieben: von Cecilé de Volanges, einem naiven jungen Mädchen, und von Madame de Tourvel, durch Marquise de Merteuil und den Vicomte de Valmont. Erzählt wird die Handlung durch Briefe von insgesamt sieben verschiedenen Personen. Da diese sich aber durch Stil, Wortwahl oder ähnliches kaum voneinander unterscheiden, löste dies bei mir schnell Verwirrung aus. Den Intrigen zu folgen, empfand ich daher schnell als ermüdend.

Hinzu kommt, dass sich in diesem Text immer wieder Rechtschreibfehler fanden, teils sogar in optisch hervorgehobenen Abschnitten. Und bei diesen hervorgehobenen Zitaten stellte ich mir immer wieder die Frage, warum diese denn extra markiert wurden. Ich persönlich hielt die nicht für so unglaublich besonders oder bemerkenswert.

Leider empfand ich auch die optische Gestaltung des Briefromanes nur als wenig kreativ. Hier wäre gerade im Bezug auf die Illustrationen mehr möglich gewesen. Des Weiteren ist das Format, für das man sich entschieden hat, für Alltagsleser:innen nicht geeignet: Das Buch ist groß und schwer und damit sehr unhandlich. Das war mir natürlich auch schon bewusst, als ich es von der Arbeit mit nach Hause genommen habe, ich erwähne es hier aber trotzdem, falls jemand von euch trotz meiner kritischen Rezension Interesse daran hat. (You do you!) 

Mein Fazit? Dieses Buch kann ich leider nicht weiterempfehlen. Schade.

Freitag, 21. März 2025

Wild wuchern [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Meine Güte, wisst ihr, wie oft ich dieses Buch falsch herum aufgeschlagen habe? Könnt ihr es euch vorstellen? Jedes. Einzelne. Verdammte. Mal. Passt aber irgendwie auch zum Buch, dass auch das Cover Kopf steht.

Dieses Buch habe ich eigentlich rein impulsiv aus der Arbeit mitgenommen. Ich wusste, dass eine kleinere Reise inklusive zwei längerer Zugfahrten für mich ansteht, also habe ich einfach mal eingepackt, was vielversprechend klang. Und mit diesem Buch hat sich meine Intuition mal wieder als ziemlich gut erwiesen.

Hier geht es um Marie. Marie hat jemanden umgebracht, vielleicht, so ganz sicher ist sie sich da nicht. Auf jeden Fall befindet sie sich jetzt auf der Flucht. Weg aus Wien, vielleicht nach Italien? Doch dort wurde sie schon mal gefunden, das geht also nicht. Gut, dass der Zug auf dem Weg ins Nachbarland auch im wunderschönen Tirol stehen bleibt. Das Bundesland, in dem ich aufgewachsen bin und das ich daher auch ziemlich gut kenne. Hier wohnt Maries Cousine, einsam in einer Berghütte, irgendwo im nirgendwo, ohne Strom, ohne Warmwasser. Niemand wird sie bei Johanna vermuten, allein schon, weil Johanna so eine richtige Eremitin ist, also ab dorthin. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein und schon bald kommt es zu ersten Reibungen.

Ein poetischer Roman über das Schicksal zweier Frauen, die beide irgendwie nicht so ganz in die Welt passen, in die sie geboren wurden. Besonders gefreut hat mich die gelegentliche Verwendung von Dialekt – das habe ich von einem so großen deutschen Verlag nicht erwartet. War natürlich trotzdem vergleichsweise zahm  und bleibt für eine breite Zielgruppe verständlich, aber hey, diese Repräsentation hat mir trotzdem viel bedeutet. 

Auch fand ich es schön, zu beobachten, wie sich denn die Beziehung zwischen Marie und Johanna entwickelt. Die beiden sind so unterschiedlich – das Goldmädchen und die Seltsame, die Sprachlose – da fand ich es schön, zu sehen, wie alte Konflikte wieder aufreißen und endlich aufgearbeitet werden können. 

Mein Fazit? Ein spannender Roman, nicht nur für Tiroler:innen.

Sonntag, 16. März 2025

Zwei Hexen und ein Whiskey [Kurzrezension/Hörbuch]

 
Quelle: Verlag

Dieses Cover sollte euch bereits irgendwie bekannt vorkommen -  denn es ist Band 3 der "Guild Codex: Spellbound"-Reihe. Die Rezension zu Band 1 und 2 findet hier, wenn ihr jeweils auf die entsprechende Zahl klickt.

Und wie bei jeder Rezension einer Fortsetzung gilt auch hier: Spoilergefahr. Ich gebe natürlich wie immer mein Bestes, um die Rezension auch für Reihen-Neulinge lesbar zu machen, aber ich verspreche nichts. Wenn ihr dieses Risiko also nicht eingehen wollt, dann ist das hier eure letzte Chance, um noch zu einer anderen Rezension zu klicken!

In diesem dritten Band hat Tory (schreibt man sie so? Ich hab mal wieder das Hörbuch gehört!) bereits einen gewissen Ruf. Und von daher kommt es auch, dass plötzlich zwei Hexen bei ihr in der Wohnung sitzen und sie mit verschiedenen Tricksereien dazu überreden, einen Fall zu übernehmen. Doch natürlich läuft auch bei diesem Fall nichts wie geplant und so kommt es dann, dass plötzlich eine magische Bindung zu einem übermächtigen Meereswesen besteht. Und diese Bindung wird unsere Protagonistin langsam, aber sicher, umbringen... 

Auch dieses Buch ist wie auch schon seine Vorgänger kurzweilig und spannend. Ich habe dieses Hörbuch neben einem meiner kreativen Projekte gehört und war damit innerhalb von weniger als einem Tag durch. Die Mischung aus Malprojekt und Hörbuch hat mich so gefesselt, dass ich die nächsten Tage Nackenprobleme hatte, aber das ist doch okay, nicht wahr? Manchmal muss man Opfer bringen.

Besonders begeistert war ich vom Ende. Das eröffnet einfach so viele neue Möglichkeiten für die Reihe! Wehe, wenn die Folgebände das nicht ordentlich nutzen und thematisieren! Wisst ihr, wieviel neuen Schwung die Reihe dadurch erhalten könnte, wenn das richtig umgesetzt wird? 

Mein Fazit? Ein toller dritter Band - auch Band 4 landet hiermit auf meiner Leseliste!

Sonntag, 9. März 2025

Our Wives Under The Sea [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Bei diesem Buch gab es für mich eine Premiere: Eine Mitarbeiterin musste zur Self-Checkout-Kasse kommen und mein Alter überprüfen. Was mich im ersten Moment etwas irritiert hat, immerhin war ich extra zur Selbstbedienungskasse gegangen, weil ich am Tag davor bei einer Arbeitsveranstaltung war und so gar keine sozialen Energien mehr übrig hatte. Und: Ich bin Mitte 20 und fühlte mich trotzdem plötzlich wieder so, wie damals, als ich zum ersten Mal Alkohol gekauft habe. Natürlich hat bei diesem Buch aber niemand mehr nach meinem Ausweis gefragt. Ich denke nicht, dass es noch irgendwelche Zweifel an meiner Volljährigkeit geben könnte. Und jetzt, mit ein bisschen Abstand finde ich diese Kontrollen eigentlich gar nicht so schlecht. Gerade bei expliziten Inhalten, egal ob Erotik oder (so wie hier) Horror. Das müssen nicht unbedingt Kinder lesen. Schwieriger umsetzbar wird das wahrscheinlich bei Online-Bestellungen oder Grenzfällen. Wie geht man mit erotischen Romanen um, die von Verlagen für ein jüngeres Publikum freigegeben wurden - wie die Bücher von Ashley Herring Blake, die in der deutschen Übersetzung scheinbar plötzlich Jugendbücher sind? Oder mit 17-Jährigen, die wahrscheinlich durchaus oft schon in der Lage dazu sind, explizite Inhalte zu verarbeiten - vielleicht sogar besser als einige Erwachsene? Ich habe keine Antworten auf diese Fragen, sie sind mir aber beim Warten an der Self-Checkout-Kasse gekommen, deswegen möchte ich sie hier ganz frech in die Runde werfen.

In diesem Roman geht es um Miri und ihre Ehefrau Leah. Leah ist beruflich viel unter der Wasseroberfläche unterwegs - für Forschungsmissionen verbringt sie teils Wochen und Monate in U-Booten an den tiefsten Orten der Welt. Doch bei dieser neuesten Mission ist etwas schief gelaufen - und die Frau, die wieder zu Miri zurückkehrt, erinnert nur noch äußerlich an Leah. So weit, so gruselig. Schockierender als die Szenen an Land war für mich aber Leahs Perspektive, die uns von der Zeit in einem plötzlich stillstehenden U-Boot am Meeresboden erzählt, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Wissen darüber, was denn überhaupt passiert ist und was passieren wird.

Kleiner Fakt über mich: Ich kann nicht gut mit Enge umgehen. Eventuell bin ich sogar schon leicht klaustrophobisch, habe aber keine Diagnose vorzuweisen und nenne mich deswegen nicht gerne so. Wenn ich in einem geschlossenen, kleinen Raum wie einem Aufzug stehe, erhöht sich mein Puls. Wenn ich in einer überfüllten U-Bahn stehe, muss ich mich auf meine Atmung konzentrieren und mich selbst beruhigen. Und meine bisher einzige Panikattacke passierte vor einigen Jahren in einer meiner Meinung nach komplett überfüllten Berggondel. Ich wüsste nicht, was diese Angst ausgelöst hat - sie war irgendwie schon immer da. Das erste Mal sichtbar wurde sie sogar auf einem U-Boot - passt also gut zu diesem Buch. Mein Vater hat uns Kinder zu diesem historischen U-Boot mitgenommen und hatte einen riesen Freude damit - denn sowas interessiert ihn sehr und ich weiß, wie schön er es fand, uns diese Möglichkeit bieten zu können, sowas mal von innen zu sehen. Aber sobald ich drin war, hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ich musste sofort wieder da raus.

Wie ihr euch denken könnt, war also allein die Vorstellung, ohne Ausweg in einem U-Boot festzusitzen, für mich unglaublich gruselig und aufreibend. Vielleicht bin ich also die falsche Person, um den Gruselfaktor dieses Buches beurteilen zu können? Denn allein beim Schreiben dieser Rezension bekomme ich wieder schwitzige Hände.

[Spoiler im nächsten Absatz]

Dafür fand ich wiederum die Szenen an Land nicht wirklich gruselig. Ekelhaft, teilweise schon, aber nicht unbedingt gruselig. Das hing vielleicht damit zusammen, dass beide Protagonisten hier sehr passiv auf mich wirkten. Außerdem wurde bis zum Ende nie wirklich geklärt, was denn jetzt eigentlich wirklich passiert ist. Warum der technische Totalausfall des U-Boots? Warum Leahs Veränderung? Woher kamen die Stimmen? Und wem gehörte dieses Auge? Ich weiß es nicht, im Buch wurde es nicht geklärt. Das waren mir persönlich fast zu viele Fragen, die hier offen blieben.

[Spoiler Ende]

Den Schreibstil hier fand ich einfach großartig. Teils super schön, teils lustig, teils hat das Buch für Tränen in meinen Augen gefühlt. Und die Szenen unter Wasser haben bei mir ein richtig beklemmendes Gefühl ausgelöst - aber nochmal, das könnte auch einfach ich sein. Kann sein, dass das den Rest der Welt gar nicht stört, das kann ich nicht beurteilen. War aber auf jeden Fall toll zum Lesen!

Mein Fazit? Ein großartig geschriebener Horrorroman, der mich als Leserin aber mit vielen Fragen zurücklässt.

Sonntag, 2. März 2025

Eine kurze Geschichte queerer Frauen [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Erst vor wenigen Wochen durfte ich mich wieder über ein Rezensenten-Paket von Lovelybooks freuen. Das Team dort ist einfach gewaltig und belohnt uns für unsere Leseempfehlungen fürstlich mit neuem Lesestoff. Dass ich diese Aufgabe auch ohne Buchpakete übernehmen würde, sage ich lieber nicht zu laut. Auf jeden Fall war in diesem Paket auch "Eine kurze Geschichte queerer Frauen" mit drin. Eine Lektüre, die mich bald neugierig machte. Ich hatte ja erst im Dezember "Wir waren Sappho" beendet, also war ich gespannt, ob es hier neue Gesichter geben würde und vor allem auch, wie hier der Stil ausfallen würde. "Wir waren Sappho" war ja fast schon poetisch.

Gleich zu Beginn die ganz große positive Überraschung: Die Autorin hat Humor! Das bin ich gerade von geschichtlichen Büchern nicht gewohnt. Ich war mir sicher, dass das hier eine eher trockene Lektüre sein würde, hier also plötzlich so einige Scherze zu finden, war schön. Ob jeder der Witze bei mir persönlich gelandet ist, ist wieder eine andere Frage, aber who cares? Ich habe mich gut amüsiert.

In diesem Büchlein findet ihr verschiedene queere Frauen (oder Personen, die man damals Frauen nannte, auch wenn sie sich heute vielleicht als trans oder nicht-binär bezeichnen würden). Neben den üblichen Kandidaten wie Sappho oder Virginia Woolf durfte ich hier auch Frauen kennenlernen, die mir vor der Lektüre nichts sagten oder die mir zumindest nie in diesem Kontext begegnet waren. So waren mir Hildegard von Bingen und Anne Frank natürlich ein Begriff, von ihrer Queerness wusste ich aber bis zur Lektüre hier noch nichts. Und ich schäme mich fast schon, zuzugeben, dass ich Marsha P. Johnson und Stormé DeLarverie nicht kannte, die beide total wichtige Figuren beim Stonewall-Aufstand waren. 

Aber hier werden nicht nur die verschiedensten Persönlichkeiten abgearbeitet, sondern es geht auch um vieles Drumherum: Um Proteste und um AIDS genauso wie um Lederdildos, Frauenfußball und natürlich um das Patriarchat und um Heteronormativität (das bedeutet, das wir dazu erzogen werden, davon auszugehen, dass wir und alle um uns herum hetero sind.). Dabei ist der Schreibstil der Autorin spannend wie bei einem Krimi. Zumindest bei mir weckte diese Lektüre die Lust, mehr über die einzelnen Personen zu erfahren und auch in den Lektüreangaben der Quellenhinweise ein bisschen zu stöbern.

Mein Fazit? Ich bin mir nicht sicher, ob ich zuvor schonmal ein so spannendes Geschichtsbuch verschlungen habe. Ganz große Empfehlung an euch!

Montag, 24. Februar 2025

"Iron Flame" und "Onyx Storm" [Hörbuch/Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Quelle: Verlag

Nachdem ich "Fourth Wing" beendet hatte, kam für mich gleich die große Enttäuschung: "Iron Flame" sollte schlechter sein. Das hörte ich von ringsum überall. Deswegen war ich mir zuerst dann auch gar nicht sicher, ob ich mit dieser Reihe überhaupt weitermachen wollte. Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher, wissen wir doch alle. Als dann aber der Erscheinungstermin von "Onyx Storm" näher rückte, wurde meine Neugierde dann doch zu groß. Plötzlich war mein Instagram nur noch voll mit Content zu dieser Reihe. Und dann kamen noch neue Stimmen aus meinem Freundeskreis dazu, die mich beruhigten, dass "Iron Flame" gar nicht so schlecht sei, sondern einfach nur unter dem "Second Book Syndrome" leide, das ich ja selbst schon öfters auf dieser Seite beschrieben habe. Also habe ich mir noch gerade rechtzeitig das Hörbuch gekauft und Band 2 nur eine Woche vor dem Erscheinen von "Onyx Storm" beendet. Für mich ideal, denn nach diesem Cliffhanger hätte ich nie ein Jahr (oder war es länger zwischen diesen Büchern?) durchgehalten.

War dieses Buch genauso unterhaltsam und gut wie "Fourth Wing"? Nö. Vor allem die erste Hälfte fand ich schwach. Da sind ein paar Logikfehler drin (Warum zur Hölle lasse ich als Regierung zu, dass ein Lehrer jedes Jahr fast meine Schüler ermordet und sie zumindest traumatisiert?) Aber ich habe trotzdem zu keiner Sekunde darüber nachgedacht, dieses Buch abzubrechen. Die Handlung hat es geschafft, mich trotz der Schwächen genug zu fesseln, um das Hörbuch innerhalb kurzer Zeit durchzuhören. Wir durchleben hier gemeinsam mit Violet das zweite Schuljahr am War College, lernen mit ihr mehr über Politik und den Widerstand dagegen kennen.

Und dann ging das Drama um die Drachenreiter bereits in die dritte Runde … Und diesmal war ich in der ersten Reihe mit dabei. Ich hatte mir das Hörbuch zu Band 3 sogar vorbestellt und mir einen früheren Wecker gestellt, damit ich noch vor der Arbeit mit der Geschichte anfangen konnte. Hier dann die erste Enttäuschung: Leider erschien das Buch weltweit um die gleiche Zeit, nicht um Mitternacht, wie ich es vermutet hätte. Also musste ich noch den ganzen Arbeitstag abwarten und konnte mich erst am späten Nachmittag in die Geschichte stürzen. Und "stürzen" trifft es denke ich ganz gut: Ich habe mich mit voller Wucht in die Geschichte geworfen und bin erst einige Tage später wieder daraus aufgetaucht. 

Nachdem sich die Handlung der vergangenen zwei Bücher hauptsächlich auf den brutalen Alltag im Basgiath War College konzentriert haben, erfahren die Leser:innen hier endlich auch mehr über die restliche Welt. Zusammen mit Violet und Xaden machen wir uns hier auf die Suche nach der Familie des jungen Drachens Andarna und hoffen, damit ein Heilmittel für Xaden (Warum er ein Heilmittel braucht, fragt ihr? Verrate ich euch nicht. Lest Teil 2) und eine Waffe gegen die Wyvern und die Veneni zu finden. Dabei entdecken wir Inseln mit spannenden und ungewöhnlichen Kulturen und hinterfragen den Aufbau und die Struktur ihres Heimatlandes Navarre mehr als je zuvor. Natürlich dürfen auch emotionale und spicy Momente zwischen Violet und Xaden nicht fehlen. Aber, nochmal: Genauso wie Band 1 und 2 ist auch dieses Buch kein Erotikroman. Liebe Book-fluencer, hört bitte auf, so zu tun, als wäre dem so. Bei Erotik-Romanen steht der Sex im Vordergrund, hier ist der Sex eine nette Nebenhandlung neben einer ausgefeilten Fantasy-Welt mit komplizierter Politik und spannenden Kämpfen. 

Besonders lobend hervorheben muss ich in diesem Buch die Nebenfiguren, die mir immer mehr ans Herz gewachsen sind und mich sehr gut unterhalten haben. Ich sag nur: Brokkoli!

Allerdings kann ich niemandem von euch empfehlen, Buch 3 als das deutsche Hörbuch anzuhören. Tut es nicht. Das geht am Anfang sehr gut und wird auch toll gesprochen, aber was zur Hölle ist da am Ende ab Abschnitt 508 passiert? Die Audioqualität ist plötzlich in manchen Kapiteln um einiges schlechter und die Schnitte haben mich fast zum Weinen gebracht. Wer hat das bitte verbrochen? Normalerweise würde ich dafür irgendwelche Praktikanten verantwortlich machen, aber das glaube ich nicht. Das könnte ich keinem Praktikanten zuschreiben. Jeder Mensch hätte erkannt, dass da Sätze und Wörter noch nicht zu Ende waren. Niemand hätte den Schnitt so gelegt. Niemand. Ich muss daher leider davon ausgehen, dass dieser Verlag KI genutzt hat und dann niemand mehr das Ergebnis kontrolliert hat. Einige der letzten Kapitel waren so mies geschnitten, dass ich recherchiert habe, ob ich das Hörbuch irgendwo zurückgeben oder melden kann. Spoiler: nein, ging leider nicht. Fragt mich also bitte nicht, was in den letzten paar Kapiteln passiert ist, denn ich habe nicht zugehört. Ich war zu abgelenkt davon, auf den nächsten unglücklich gesetzten Schnitt zu warten.

Mein Fazit? Die Reihe geht super weiter und bleibt spannend. Ich werde auch Band 4 wieder lesen - dann aber voraussichtlich nicht mehr als Hörbuch. Da ist mir leider das Risiko zu groß, dass auch hier wieder geschlampt wird.

Dienstag, 11. Februar 2025

My Roommate is a Vampire [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Hach, ich liebe Vampire! Hätte ich auch nie gedacht, dass ich das irgendwann mal schreiben würde. Immerhin war ich als Jugendliche gefühlt eine der wenigen, die mit "Twilight" so wirklich gar nichts anfangen konnte. Aber heute? Ganz anderes Thema! Wundert also wohl niemanden, dass dieses Buch bei der Arbeit extra für mich bestellt wurde, oder? Oder?

Hier geht es um die Künstlerin Cassie Greenberg, die ein Problem hat, wie es wohl viele von uns kennen: Sie kann sich ihre Miete allein nicht mehr leisten. Als sie daher die Anzeige von einem gewissen Frederick J. Fitzwilliam findet, der eine:n Mitbewohner:in sucht, schlägt sie zu. Vor allem, weil die Miete selbst für eine WG eigentlich viel zu günstig ist. Beim ersten Zusammentreffen ist Cassie daher auch noch misstrauisch – ob da wohl Leichen im Küchenschrank gelagert werden? Aber das einzig ungewöhnliche scheinen das altmodische Auftreten und das gute Aussehen ihres zukünftigen Mitbewohners zu sein, also zieht sie ein. Doch schon muss sie feststellen, dass Frederick nicht ganz so menschlich ist, wie er auf den ersten Blick auf sie wirkte …

An manchen Stellen wirkte auf mich die Übersetzung leider etwas holprig, was meinen Lesefluss vor allem zu Beginn leicht störte. Auch wurde die große Katastrophe gegen Ende des Buches, die bei entsprechender Ausführung locker Stoff für zwei Bücher geboten hätte, ohne langweilig zu werden, leider innerhalb von vielleicht zehn Seiten und nicht unbedingt glaubwürdig abgehandelt. Ernsthaft? Schon beim allerersten Versuch klappt alles, wie es soll? Keiner der Vampire hat irgendein grundlegendes Wissen über Menschen? Selbst die Vampire nicht, die selbst ein Instagram-Konto haben? Meint ihr das ernst? Hier wäre meiner Meinung nach mehr Spannung möglich gewesen, die so leider gar nicht genutzt wurde.

Aber trotz dieser Punkte erwartet Leser:innen hier eine süße Liebesgeschichte mit Fantasy-Elementen und einer Prise Spice, die ein kurzweiliges Lesevergnügen bietet.

Mein Fazit? War ganz süß, da wäre aber mehr möglich gewesen.

Dienstag, 4. Februar 2025

Unlearn CO2 [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch habe ich mal wieder aus der Arbeit mitgenommen. Und nein, meinen Buchkauf-Bann habe ich damit nicht gebrochen. Erstens, weil ich das Buch ja nicht gekauft habe. Zweitens, weil dieses Buch schon 2024 bei mir daheim gelandet ist. Und heute geht die Rezension endlich online - an einem Tag, an dem Tempo 150 auf den Österreichischen Autobahnen diskutiert wurde. So, und jetzt wird's politisch - wer das nicht will, sollte JETZT zu einem anderen Post klicken. Für alle anderen: Hoffen wir mal, dass das nicht durchgesetzt wurde, denn WAS ZUR HÖLLE? WARUM??? Welchen Vorteil würde mir das in meinem Alltag bieten? Einmal Asthma to go? Noch mehr Vollkoffer, die von ihren eigenen Rasereien so gestresst sind, dass sie mich anhupen, wenn ich ganz normal über einen Zebrastreifen spaziere? Aber ich denke, solche Aktionen sollten uns nicht überraschen. Wird in Zukunft sicher öfter passieren. Das passiert, wenn man Parteien wählt, die den Klimawandel immer noch leugnen. Danke an die Leute, die dafür gesorgt haben, dass vor allem eine dieser Parteien in Österreich aktuell die stimmenstärkste ist. Ich hoffe, dass niemand von euch das je hier lesen wird, weil ich euch schon vor Jahren mit meinem links-grünen-Getue vergrausigt habe. Und an alle, die sich jetzt unwohl fühlen: Gut so. Ich bin heute nicht online gegangen, um gute Stimmung zu verbreiten. In unserer Welt läuft aktuell verdammt viel falsch und ja, ich weiß, dass ich als Einzelperson und auf einem Buchblog nur wenig tun kann. Aber ich kann meine Buchauswahl entsprechend anpassen und genau das tue ich gerade. Und ich kann in meinen Posts auf Themen aufmerksam machen, die mich stören. Populistische, dumme Entscheidungen oder Gedankenspiele, die auf keinerlei wissenschaftlichen Grundlage beruhen, gehören zu diesen Themen.

Nach „Unlearn Patriarchy“ und „UnlearnPatriarchy 2“ ist „Unlearn CO2“ der dritte Teil der Unlearn-Reihe. Während sich die ersten beiden Bücher mit dem Patriarchat und mit Feminismus beschäftigen, handelt dieses hier von der Klimakatastrophe. Expert*innen aus verschiedenen Fachbereichen wurden dazu eingeladen, aus dieser Perspektive über den Klimawandel zu schreiben. So finden sich hier neben den klassischen Kapiteln über die Verkehrswende und über Ernährung auch Kapitel über Mode oder Behinderung, aber auch der Erfahrungsbericht eines Mannes, der sich aus ausrangierten eBike-Akkus eine Photovoltaik-Anlage auf dem Balkon und einen Akku für den erzeugten Strom gebaut hat. Dieses Kapitel habe ich direkt für ein Familienmitglied markiert, den das ganz sicher begeistern wird. Alle der Kapitel laden dazu ein, den persönlichen Alltag und eigene Denkmuster kritisch zu hinterfragen. Und klar werden die meisten von uns nicht damit beginnen, Fahrrad-Akkus auseinanderzunehmen - aber was ist mit unserer Ernährung? Unserer Alltagsmobilität? Unsere Wahlentscheidungen, da wir mit individuellen Entscheidungen alleine keine Klimawende herbeiführen können?

Die hier verwendete Sprache ist verständlich, ein bereits vorhandenes, grundlegendes Hintergrundwissen ist trotzdem hilfreich. Zumindest fand ich das, die ja bereits zumindest ein bisschen Wissen zum Thema mitbringt. Klimawissenschaftlerin muss man aber trotzdem nicht sein - sage ich als jemand, der garantiert nichts mit Naturwissenschaften studiert hat. Dieses Buch bietet Denkanstöße in den verschiedenen Bereichen und auch in Feldern, die man im ersten Moment nicht unbedingt mit dem Kampf gegen den Klimawandel in Verbindung bringen würde. Ich habe zum Beispiel davor nie wirklich über das Thema Mode in diesem Zusammenhang nachgedacht. Ich gehe nicht gerne shoppen, egal ob online oder vor Ort, und trage daher eh alles, bis es kaputt ist. Und klar habe ich mitbekommen, dass das viele Leute nicht so machen - aber dass es so schlimm ist? Ich bin nach dem Lesen selbst ein bisschen in ein Rabbit-Hole eingetaucht und war schockiert, wie viele Hauls von Online-Billigst-Händlern ich gefunden habe, in denen Menschen kiloweise neue Kleidung präsentieren. Leute, das braucht ihr doch alles nicht! Wozu? Um online ein paar Likes zu bekommen? Durch diese Themenvielfalt schaffen es die Expert:innen, auch Verbindungen mit dem Alltag herzustellen und ich bin mir sicher, dass dieses Buch das Potential hat, ein breites Publikum anzusprechen.

Besonders glücklich macht mich, dass es dieses Buch schafft, die Notwendigkeit struktureller und gesamtgesellschaftlicher Änderungen aufzuzeigen. Wenn alle von uns weniger mit dem Auto fahren, weniger oder gar kein Fleisch mehr essen und im Sommer vielleicht mit dem Zug nach Italien statt mit dem Flugzeug nach Mallorca reisen, dann ist das natürlich toll. Aber solange das reichste 1 % der Bevölkerung so viel CO2 produziert wie die ärmsten 60 %, wird das nicht reichen. Ich wünschte es wäre anders.

Mein Fazit? Ein Buch, das zum Handeln auffordert. Kann ich euch empfehlen!

Samstag, 25. Januar 2025

Eine Bonnie kommt niemals allein [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Habt ihr schon mal abseits von Krimis und Thrillern von einer dissoziativen Identitätsstörung gehört? Ich muss ja gestehen, dass ich sicher bis ich 14 oder 15 Jahre alt war, nicht wusste, dass es diese Erkrankung wirklich gibt. Ich hielt das einfach für eine Erfindung der Medienindustrie und habe das in diesem Alter auch noch nicht wirklich hinterfragt. Dann habe ich aber eine Doku über eine Person mit eben dieser Krankheit gesehen - und nur wenig später fand meine Thriller-Phase ihr Ende. Denn plötzlich entdeckte ich überall Täter mit multiplen Persönlichkeiten, wie es in diesen Büchern oft noch genannt wird oder zumindest zu diesem Zeitpunkt genannt wurde. Und das fand ich mies, immerhin ist es in der Realität ja genau umgekehrt: Menschen mit einer DIS wurden Opfer schwerster Gewalt, und das bereits in der frühen Kindheit. Irgendwie also pervers, dass diese Personen nun in verschiedenen Medien als Täter*innen gezeigt werden.

Auch die Bonnies haben diese Erkrankung. Als Leserin erfährt man in diesem Buch nicht warum, denn das halten sie für nicht zielführend. Und das ist auch fair enough, denn: Auch Menschen, die wie die Bonnies in der Öffentlichkeit über sowas aufklären, haben ein Recht auf Privatsphäre. Niemand außer Opfer selbst sollten darüber entscheiden, wie viele Details ihrer Geschichte sie teilen möchten. Selbst, wenn diese Opfer ein Buch über ihre Erfahrungen schreiben. Nicht wir haben das zu entscheiden, sondern nur die Bonnies selbst. Gerade wenn die Täter weiter auf freiem Fuß sind, so wie das hier der Fall ist. Außerdem: Ich bin mir nicht sicher, ob eine detailliertere Beschreibung für uns Leser:innen aushaltbar wäre.

Die Bonnies haben sich hier dafür entschieden, einen ähnlichen Erzählstil wie auch in ihren Instagram-Videos einzuhalten. Dort wechseln sich die verschiedenen Personen, die sich den Bonnie-Körper teilen, ab und erzählen immer aus ihrer Perspektive über die ausgewählten Aspekte. Und so machen sie es auch hier: Mal spricht Ami, mal 46, mal Fiona, mal die kleine Tessa, mal eine von über hundert anderen Personen. Das wird immer klar markiert, was zumindest für mich hilfreich war. Auch wenn man manche Personen wie Tessa nach einiger Zeit von selbst erkennt, wäre mir das mit anderen schwerer gefallen. So werden unterschiedliche Themen aus verschiedenen Perspektiven erläutert: der Weg zur Diagnose, der eigene Umgang mit dem plötzlich geteilten Leben, Reaktionen von außerhalb und innerhalb oder auch, wie denn der "richtige" Umgang mit Menschen mit einer DIS aussehen könnte. So werden viele Themen behandelt, in teils sehr informativen, teils eher emotionalen Kapiteln, die teils sachlich und teils sehr persönlich sind, je nachdem, wer denn gerade vorne ist. Das war einerseits interessant, andererseits fehlte mir durch die Menge an Perspektiven an manchen Stellen ein bisschen der rote Faden. So kam es zu Wiederholungen, die zwar teils wichtig und notwendig sind, an anderen aber aus meinen Augen weniger sinnvoll waren.

Auch wurde hier in Absprache mit dem Verlag die Entscheidung getroffen, die Rechtschreibung und Grammatik gerade der jüngeren Personen so beizubehalten, wie sie es selbst geschrieben haben. Das kann ich so akzeptieren - aber es bedeutet nicht, dass es mich nicht gestört hat, gerade bei längeren Passagen. Berufskrankheit, schätz ich.

Mein Fazit? Eine interessante Autobiographie, der an einigen Stellen etwas mehr Struktur gut getan hätte.

Dienstag, 7. Januar 2025

Blue Sisters [Kurzrezension]


Quelle: Verlag

Habt ihr eigentlich Geschwister? Ich habe zwei und ich liebe sie aus ganzem Herzen. Und die Vorstellung, dass diese beiden oder auch nur einer von ihnen plötzlich nicht mehr da sein könnte, ist der Stoff, aus dem meine schrecklichsten Albträume gemacht sind. Ihr könnt mir also glauben, wenn ich euch sage, dass ich mir zu Beginn gar nicht so sicher war, ob dieses Buch wirklich das richtige für mich ist. Ein Roman über den Tod einer Schwester... will ich das wirklich lesen? Ich bin dann einige Tage lang trotzdem bei der Arbeit immer wieder vor diesem Buch gestanden und hab reingeblättert. Und inzwischen vertraue ich meinem Instinkt gut genug um zu wissen, dass das meistens ein gutes Zeichen ist.

Und verdammt, bin ich froh, dass ich dieses Buch mitgenommen habe. Es geht hier um Avery, Bonnie, Nicky und Lucky – vier Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie vier sind eigentlich recht normale Geschwister. Klar kommt es auch bei ihnen immer wieder zu Reibung, doch sie lieben sich alle und bilden zu viert eine Gemeinschaft, wie sie nur Geschwister kennen. Zumindest war das bis vor einem Jahr so. Doch dann starb Nicky an einer Überdosis Schmerzmittel. Wie wir Leser:innen schnell erfahren, hatte Nicky Endometriose - diese Krankheit hat sie wohl in die Sucht getrieben. Und jetzt, ein Jahr nach ihrem Tod, ist für die hinterbliebenen Schwestern nichts mehr so, wie es sein sollte. Avery ist zwar weiter erfolgreiche Anwältin, doch betrügt ihre Ehefrau und hat wieder mit dem Rauchen begonnen, was für sie als ehemalige Alkoholikerin und Drogenabhängige ein gefährlicher erster Schritt zurück in die Sucht sein könnte. Bonnie, ehemals Boxweltmeisterin, arbeitet nun als Türsteherin in einer Bar und hat alle Träume, die sie je hatte, vor einem Jahr beerdigt. Lucky modelt weiter auf den größten Laufstegen der Welt, hat aber ihren Alkohol- und Drogenkonsum immer weniger unter Kontrolle.

Wie aus meiner Kurzbeschreibung hier schon hervorgeht: Es geht hier um verschiedene Formen der Abhängigkeit und um die Frage, wer denn jetzt Schuld an Nickys Tod hat. Für beide Themen gilt: Wenn ihr denkt, dass ihr damit ein Problem haben könntet, dann lasst die Finger davon. Es geht hier um so schwierige Themen wie die Frage, ob eine der vier Nickys Sucht hätte erkennen können oder sogar müssen. Und ob eine von ihnen irgendwie in der Lage gewesen sein könnte, diese Tragödie zu verhindern. Die Schwestern sparen nicht an Vorwürfen an sich selbst und an die anderen. Trotzdem liest sich das Buch an vielen Stellen leicht und ist nicht zu erdrückend. Hört sich paradox an, ich weiß.

Die Protagonistinnen erzählen vom Umgang mit ihrem Schmerz, vom Aufwachsen in einer von Sucht geprägten Familie, von Flucht und Ankommen. Und ganz groß steht über allem die Frage, was die drei zurückgebliebenen Schwestern denn wirklich von ihrem Leben wollen. 

Ich habe dieses Buch einfach nur verschlungen. Gerade die zweite Hälfte habe ich fast in einem Rutsch gelesen. Was für ein toller Roman für die erste Januar-Woche! Was für ein genialer Start in mein Lesejahr! So darf es gerne weitergehen!

Mein Fazit? Ein klares Highlight! Lest dieses Buch!

Freitag, 3. Januar 2025

Women Living Deliciously [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch habe ich bei einer Verlosung des KiWi-Verlages gewonnen. Ich hätte mir es aber sowieso zugelegt, denn ich mag die bisherigen Bücher der Autorin. "Frauen schulden dir gar nichts" und "Girlcrush" waren zwei Lesehighlights für mich. Dadurch erwartete ich auch großes von diesem Buch. Ich wollte quasi ein "Frauen schulden dir gar nichts 2.0". Bekommen habe ich das leider nicht.

Stattdessen wird hier die Frage behandelt, wie Frauen ein möglichst schönes und zufriedenstellendes Leben führen können. Themen wie Achtsamkeit, Wahrnehmung des eigenen Körpers, Erfahrungen der Autorin mit Depression, Burnout, Überarbeitung und Perfektionismus werden angesprochen, die Autorin gibt Tipps, wie man aus dem Hamsterrad des täglichen Lebens herauskommt. Was ja an sich eine nette Idee ist und durchaus seine Daseinsberechtigung hat. Aber fand ich halt eben nur nett. Nicht revolutionär oder feministisch oder besonders mutig. Von der Autorin erwarte ich aber ungewöhnlich und nichts Vorhersehbares. Keine leeren Floskeln, sondern knallharte Aussagen. 

Ein weiteres Problem war aus meiner Sicht, dass hier der rote Faden fehlte. Klar, es ging um die oben beschriebenen Themen, die grob durch die Kapitelüberschriften strukturiert wurden. Doch die einzelnen Kapitel fließen ineinander, alles wirkte auf mich ein bisschen chaotisch. Da half es auch nicht, dass einige Punkte immer wieder wiederholt wurden. Klar, nochmal: Das darf auch sein. Aber bei mir sorgte das irgendwann für Langeweile. Die letzten paar Kapitel habe ich dann nur noch überflogen.

Zwiegespalten bin ich noch dazu, wie ich die optische Gestaltung dieses Buches finde. Der erste Eindruck war natürlich ein durchaus positiver: Alle Seiten sind bunt, der Stil des Covers wird beibehalten. An verschiedenen Stellen finden sich Illustrationen von Frauen oder von Blumen. Aber irgendwann fühlte ich mich fast ein bisschen erschlagen. Auch halte ich es für eine verpasste Möglichkeit, dass die dargestellten Frauen alle recht ähnlich aussehen.

Des Weiteren sind mir hier so einige Fehler aufgefallen, die wohl im Korrektorat übersehen wurden. Das finde ich vor allem bei übersetzten Büchern sehr schade.

Mein Fazit? Leider bisher das deutlich schwächste Buch der Autorin. Schade.