Donnerstag, 16. April 2020

Die Stadt der Blinden

Autor: José Saramago
Erschienen am
Im btb Verlag
ISBN: 9783442745296
Rezensionsexemplar: Nein

Quelle: Verlag
Zum Autoren:
"José Saramago, geboren am 16. November 1922 in Azinhaga in der portugiesischen Provinz Ribatejo, entstammt einer Landarbeiterfamilie. Nach dem Besuch des Gymnasiums arbeitete er als Maschinenschlosser, technischer Zeichner und Angestellter. Später war er Mitarbeiter eines Verlags und Journalist bei verschiedenen Lissabonner Tageszeitungen. Seit 1966 widmete er sich verstärkt der Schriftstellerei. Der Romancier, Erzähler, Lyriker, Dramatiker und Essayist erhielt 1998 den Nobelpreis für Literatur. José Saramago verstarb am 18. Juni 2010 auf Lanzarote."
Quelle: Verlag

Klappentext:
"Saramagos Antwort auf Die Pest von Albert Camus.

Ein Mann steht an einer Ampel. Von einer Sekunde auf die nächste, ohne erklärbaren Grund, erblindet er. Wie ihm ergeht es immer mehr Menschen in seiner Heimatstadt. Wie eine Seuche greift die Blindheit um sich. Die Regierenden wissen sich nicht anders zu helfen, als die Betroffenen in einer verlassenen Irrenanstalt einzuquartieren – unter der Bewachung von Soldaten, die auf jeden schießen, der fliehen will. Je mehr Blinde dort zusammengepfercht werden, desto schlimmer, desto unmenschlicher wird die Situation. Inmitten dieses grausamen Chaos befindet sich ein Augenarzt mit seiner Frau – die als Einzige noch sehen kann …"
Quelle: Verlag 

Meine Meinung:
Dieses Buch war das erste, das ich mir nach dem Lockdown von der Buchhandlung meines Vertrauens bestellte. Wozu ist man denn in einer Pandemie, wenn man dann keine Seuchenliteratur liest? Das bleibt hoffentlich meine einzige Pandemie, das muss ich doch ausnutzen! Nicht? Ich weiß, dass meine Meinung zum Thema Seuchenliteratur nicht alle teilen. Eine Freundin, die auch am Post "Lesen in der Pandemie" teilgenommen hat, hat mir gleich nachdem der Post online ging, eine Nachricht geschrieben hab, ob ich denn wirklich SOWAS lesen will, wenn die Realität schon so schrecklich ist. Ja. Will ich. Denn wenn ich schrecklich gruselige Seuchenliteratur lese, wie eben "Die Stadt der Blinden", dann erscheint die Realität ein Stückchen weniger schlimm und ich fühle mich ein bisschen weniger überfordert.

"Die Stadt der Blinden" ist eine extrem schräge Geschichte. Also, so eine wirklich, wirklich seltsame Geschichte. Plötzlich erblindet ein Mann. Und kurz darauf der Mann, der sein Auto gestohlen hat. Und dann der Augenarzt, wo der erste Blinde hingegangen ist. Also eine hochinfektiöse Krankheit. Um die Ausbreitung einzudämmen, setzt der Staat auf Quarantäne. Allerdings auf eine andere Art, als wir sie im Moment kennenlernen. In diesem Roman werden die Kranken nämlich in eine alte Irrenanstalt eingesperrt, ohne irgendeine ärztliche Unterstützung. Und es werden immer mehr Kranke! Kein Wunder, dass da irgendwann die totale Anarchie losbricht... Die Geschichte fand ich total spannend und gleichzeitig extrem verstörend. Einige der verstörenden Stellen waren sogar so schlimm, dass ich das Buch weglegen musste und eine Pause brauchte. Andere der Situationen erinnerten mich unangenehm an meine momentane Lebensrealität. Als ich das Buch las, war ich ja selbst gerade in Quarantäne, durfte das Haus gar nicht verlassen und bekam täglichen Besuch von der Polizei. War zwar immer noch nicht mal halb so schlimm wie die Situation im Buch, aber trotzdem...

Eine Besonderheit des Buches ist, dass die Figuren keine Namen haben. Es ist immer nur die Rede vom Arzt, der Frau des Arztes, der erste Blinde, der Dieb, die Frau des ersten Blinden, das Mädchen mit der dunklen Brille, der kleine Junge und so weiter. Es gibt einfach keine Namen. Das war zu Beginn irritierend und anstrengend. Später habe ich mich daran gewöhnt, ich möchte aber trotzdem nicht unbedingt, dass das jetzt plötzlich alle Autoren in ihren Büchern machen.

Auch mit dem Schreibstil hatte ich vor allem zu Beginn meine Probleme. Der Autor ist ein totaler Fan von ewig langen Schachtelsätzen mit zweihundert Beistrichen. Zwischendurch habe ich sogar mit einer Studienkollegin diskutiert, ob der nicht einfach auf der Tastatur keinen Punkt hatte. Kann doch sein, nicht? Eine kaputte Tastatur und man redet einfach allen ein, dass das Absicht war. Dann wird das halt einfach als Eigenheit des Stils gefeiert und alle findens toll. Wie gesagt, ich hatte meine Probleme damit. Auch daran habe ich mich gewöhnt, auch wenn mir diese Gewöhnung schwerer fiel, als die an die fehlenden Namen.

Mein Fazit? Ein sehr spannendes Buch, gerade für die momentane Situation. Wenn ihr Seuchenliteratur mögt, dann kann ich euch diesen Roman echt empfehlen, denn er konnte mich total fesseln. Allerdings hat dieses Buch einige stilistische Besonderheiten, die mir die Lektüre erschwert haben.

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