Dienstag, 13. April 2021

Das Patriarchat der Dinge. Warum die Welt Frauen nicht passt

 Autorin: Rebekka Endler
Erschienen am 12. 4. 2021
Im Dumont Verlag
ISBN: 9783832181369
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Unsere Umwelt wurde von Männern für Männer gestaltet. In ›Das Patriarchat der Dinge‹ öffnet Rebekka Endler uns die Augen für das am Mann ausgerichtete Design, das uns überall umgibt. Und sie zeigt, welche mitunter lebensgefährlichen Folgen es für Frauen hat. Unsere westliche Medizin ist beispielsweise – mit Ausnahme der Gynäkologie – auf den Mann geeicht: von Diagnoseverfahren und medizinischen Geräten bis hin zur Dosierung von Medikamenten. Aber auch die Dummys für Crashtests haben den männlichen Körper zum Vorbild – und damit das ganze Auto samt Airbags und Sicherheitsgurten. Der öffentliche Raum ist ebenso für Männer gemacht: Architektur, Infrastruktur und Transport, sogar die Anzahl öffentlicher Toiletten oder die Einstellung der Temperatur in Gebäuden.
Wer überlebt einen Herzinfarkt? Wer friert am Arbeitsplatz und für wen ist er gestaltet? Für wen sind technische Geräte leicht zu bedienen? Für wen ist das Internet? Das Patriarchat ist Urheber und Designer unserer Umwelt. Wenn wir uns das bewusst machen, erscheinen diese Fragen plötzlich in einem neuen Licht."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Bei diesem Buch hatte ich Angst, dass es zu viele Ähnlichkeiten zum Buch "Unsichtbare Frauen" haben könnte, das ich letztes Jahr gelesen habe. Doch diese Angst hat sich als unbegründet erwiesen. Die beiden Texte ergänzen einander gut und die Autorin macht weiter hinten im Buch sogar auf dieses Sachbuch aufmerksam. Sie scheint es selbst gelesen zu haben - daher gab es auch nur wenige Überschneidungen.

Ich muss sagen, dass ich sehr überrascht war, wieviel ich durch dieses Buch gelernt habe. Wusstet ihr zum Beispiel, dass eine FFP2-Maske Frauen meist schlechter passt als Männern? Ich nicht - und dabei muss ich im Moment fast täglich eine tragen! Oder dass Frauen, die ein bestimmtes Medikament nach einem Herzinfarkt bekommen, eher sterben als die Placebogruppe, während die Männer eine höhere Überlebenschance haben?

Spannend finde ich, dass die Autorin dieses Buch ganz eindeutig während der COVID 19-Pandemie geschrieben hat. Sie verweist immer wieder darauf, was im Moment um sie herum passiert und wie sich das auf das Leben von Frauen auswirkt. Das fand ich interessant!

Doch natürlich beschäftigt sich die Autorin nicht nur mit Medizin. Sie schreibt zum Beispiel auch über Stehklos und warum es im öffentlichen Raum so viel weniger Toiletten für Frauen gibt oder über Filme. Hier habe ich den Bechdel-Wallace-Test kennengelernt. Den habe ich seitdem auf jeden einzelnen Film angewendet, den ich mit meiner Familie angesehen habe und musste leider feststellen, dass kein einziger Film alle Kriterien erfüllen könnte. Ich könnte heulen! Dieser Test besteht aus drei Fragen und ich kann euch nur empfehlen, euch die auch mal durchzulesen. 

Außerdem: Diese Autorin hat es geschafft, vor bedenklichen Abschnitten Triggerwarnungen einzubauen. Das kritisiere ich ja gefühlt ständig bei allen möglichen Büchern. Hier hat das geklappt und dafür möchte ich der Autorin ein großes Lob aussprechen! Danke!

Mein Fazit? Tolles Buch, das ihr euch dringend auch mal ansehen solltet!

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