Donnerstag, 14. Mai 2020

Das Paradies meines Nachbarn

Autorin: Nava Ebrahimi
Erschienen am 24.4.2020
Im btb Verlag
ISBN: 9783442758692
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag
Zur Autorin:
"Nava Ebrahimi, 1978 in Teheran geboren, zählt zu den aufregendsten Stimmen der deutschsprachigen Literatur. Für ihren ersten Roman »Sechzehn Wörter« wurde sie mit dem Österreichischen Buchpreis, Kategorie Debüt, sowie dem Morgenstern-Preis ausgezeichnet. Nava Ebrahimi studierte Journalismus und Volkswirtschaftslehre in Köln und arbeitete als Redakteurin bei der Financial Times Deutschland sowie der Kölner Stadtrevue. Sie war Finalistin des Open Mike und Teilnehmerin an der Bayerischen Akademie des Schreibens. Nava Ebrahimi lebt mit ihrer Familie in Graz."
Quelle: Verlag

Klappentext:
"»Salam, hier schreibt Ali-Reza. Ich kannte ihre Mutter gut und verfüge über einen Brief, den ich Ihnen überreichen soll. Es ist wichtig. Für Sie mindestens so sehr wie für mich.«

Ali Najjar glaubt, seine Vergangenheit weit hinter sich gelassen zu haben. Er ist längst in Deutschland angekommen, als Produktdesigner erfolgreich. Der Iran, Teheran, seine Familie sind für ihn eine fremde Welt. Dann erreicht ihn die Nachricht eines Unbekannten. Und alles, woran er bislang festgehalten hat, gerät ins Wanken."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
In diesem Buch geht es um so vieles. Es geht um Vorurteile, um Krieg, um Flucht, um verkorkste Familien, um die Liebe und so weiter und so weiter.  Und mittendrin in diesem Geflecht stecken die zwei Hauptfiguren, die sich beide von Beginn an eher kritisch gegenüber stehen. Warum, das findet die Leserin erst später heraus.

Die Ähnlichkeit zwischen den Namen Ali-Reza und Ali Najjar hat mich bis zur letzten Seite verwirrt. In Gedanken habe ich die beiden immer wieder verwechselt und musste mir in jedem Kapitel immer erst Anhaltspunkte suchen, um zu verstehen, um wessen Perspektive es sich denn hier handelt. Wahrscheinlich wurden so ähnliche Namen bewusst ausgesucht. Verwechslungen sind ja auch ein wichtiges Element der Handlung.
Hinter diesen Namen verstecken sich zwei sehr unterschiedliche Figuren. Ali Najjar ist Designer in Deutschland und konnte als Jugendlicher aus dem Iran fliehen. Ali-Reza lebt immer noch im Iran und ist, seitdem er im Krieg kämpfen musste, an den Rollstuhl gefesselt und schwer traumatisiert. Zu Beginn ist da nur dieser Brief, der diese beiden verbindet. Mehr kann ich euch eigentlich gar nicht über die Protagonisten verraten. Sonst wäre da die Gefahr, dass ich einen Spoiler einbaue und das kann und will ich euch nicht antun.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr eigenwillig. Scheinbar unwichtiges wurde ausführlich beschrieben, während für mich wichtigere Momente nur im Nachhinein beschrieben wurden, wenn sie halt durch die Protagonisten diskutiert oder reflektiert wurden. Vor allem die Dialoge haben mich irritiert, aber auf eine gute Art und Weise. Teils wurde nur die Hälfte des Dialogs geschildert, nur das, was eine der Personen sagt. Die Antwort der zweiten Person wurde immer mit drei Punkten ausgelassen. Man bekam also immer nur die Hälfte des Gesprächs mit und musste sich den Rest selbst zusammenreimen. Das könnte man fast schon als Metapher interpretieren, wenn ich hier die Literaturstudentin raushängen lassen darf. Als Metapher für all das, was zwischen den Protagonisten und den Menschen in ihrer Umwelt ungesagt bleibt. Und glaubt mir: Da gibt es so einiges, über das sich die Protagonisten ausschweigen.

Mein Fazit? Fand ich eine sehr spannende Lektüre. Allerdings handelt es sich bei "Das Paradies meines Nachbarn" nicht einfach um ein Buch, das man einfach schnell mal durchblättern kann. Dieser Roman braucht Zeit und man sollte sich darauf einstellen, dass man viel über diesen Text nachdenken wird.

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