Montag, 14. Oktober 2024

Unbequem [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Was erwartet ihr, wenn ihr dieses Buch anseht und euch vielleicht sogar den Klappentext durchlest? Ich persönlich erwartete ein gesellschaftspolitisches Buch, ein unbequemes Buch, ein Buch, das mich tagelang nicht mehr los lässt. Ich habe ein Buch voll Feminismus, Gerechtigkeitssinn und Politik erwartet.

Joa, in der Praxis habe ich leider keine Ahnung, worum es hier ging. Das ganze Buch ist ziemlich chaotisch aufgebaut. Eine klare Linie konnte ich nicht erkennen - und besonders viel Gesellschaftspolitisches habe ich hier auch nicht gefunden.

Bevor ich an die Kritik komme: Tatsächlich fand ich manche der Tipps nicht unbedingt schlecht. Vor allem das Thema Gewaltfreie Kommunikation ist für mich immer interessant. Wer gerade neu damit beginnt, sich mit diesen Themen zu beschäftigen, kann hier vielleicht noch Neues lernen. Generell wurde aber auch hier für mich der Wunsch sichtbar, so bequem wie möglich unbequem zu sein. So bequem wie möglich zu widersprechen. Wer verbal oder auch körperlich angegriffen wird, diskriminiert wird oder miterleben muss, wie andere diskriminiert werden, darf meiner Meinung nach auch mal auf den Tisch hauen. Ich denke, das ist ziemlich normal - irgendwann kocht man über. Das entschuldigt natürlich keine Gewalt, aber das ist euch wohl eh bewusst. Aber ich finde es falsch, diesen Opfern von Diskriminierung dann zu sagen: "Hast du es eigentlich schon mal mit Gewaltfreier Kommunikation versucht? Vielleicht würdest du damit viel mehr erreichen?" Klar, kann ein gutes Werkzeug für manche Situationen sein. Aber es ist kein Allheilmittel.

Dieses Buch will sehr viel sein. Durch die fehlende Einschränkung ist es für mich nicht unbedingt als Ratgeber brauchbar.

Und, wie ich es aktuell häufig kritisiere: Auch hier war mir persönlich zu viel Anekdotisches und zu wenige knallharte gesellschaftspolitische Fakten.

Mein Fazit? Mir persönlich brachte diese Lektüre nicht wirklich war. Ich werde dieses Buch aber in den öffentlichen Bücherschrank geben - vielleicht bringt das Buch einer anderen Person mehr als mir.

Sonntag, 13. Oktober 2024

Bücher Liebe [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Mal wieder konnte ich nicht anders, als ein Buch aus dem Büro mit heim zu nehmen. Ihr habt ein neues Level an Bücherliebe erreicht, wenn ich auf die Metaebene wechselt und beginnt, Bücher über Bücher zu lesen. Ich liebe ja sowas. Bücher und alles drumherum sind meine Leidenschaft, von klein auf, also freue ich mich immer, mehr zu lernen.

Dieses Buch besteht aus unterschiedlichen Kurztexten zum Thema Bücher und Lesen. Am besten ist es wohl für Jugendliche ab 14 geeignet, aber auch für manche 12-Jährige könnte das schon passend sein. Das kommt aber natürlich auf das einzelne Kind an! Was euch diese Empfehlung auch sagen sollte? Ich bin nicht mehr ganz die Zielgruppe. Betrachtet diese Rezension also ein bisschen kritisch und denkt selbst nochmal darüber nach, ob dieses Buch euch oder euren Lieben gefallen könnte.

Hier findet ihr viele Infos über Berufe in der Buchwelt, darüber, wie Bücher eigentlich gemacht werden oder auch Anleitungen, wie man selbst mit dem Schreiben oder Bloggen beginnen kann. Man findet hier ein Kapitel über Analphabetismus oder eines über Dyslexie neben einem Interview mit einer Lektorin und einer Anleitung zum Buchbinden. Diese Mischung war einerseits super spannend, mir aber an manchen Stellen fast schon zu viel. Für mich persönlich wäre es schöner gewesen, weniger Themen zu behandeln und dafür bei diesen mehr ins Detail zu gehen, aber das ist natürlich Geschmackssache.

Zwischen den Kapiteln finden sich hier auch immer wieder Ausfüllseiten. Es gibt Rätsel, aber auch Listen von unseren Lieblingsbüchern oder den schönsten Wörtern. Das finde ich super! Was für mich aber nicht ganz klar wurde: Warum werden hier die Leser:innen in der zweiten Person Plural angesprochen? Das war für mich etwas irritierend, denn während dem Lesen und Ausfüllen war ich in den meisten Fällen doch alleine.

Mein Fazit? Ein schönes Geschenk für junge Buchliebhaber:innen. Hat kleine Schwächen, die aber nicht weiter stören.

Samstag, 12. Oktober 2024

Anny Bunny

Autorin: Nina Casement
Erschienen am 28.1.2023
Im Selbstverlag
ISBN: 9783757831219
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Anna ist eine Getriebene: Aufgewachsen im Berliner Plattenbau, lernt sie von klein an, sich mit dem Existenzminimum durchzuschlagen. Als ihre Eltern sterben, will sie der Armut um jeden Preis entkommen. Dafür sieht sie nur einen Weg: Pornostar zu werden. Selbstbewusst und mit unbarmherziger Disziplin stellt sie sich den Herausforderungen der Branche und vermarktet sich erfolgreich als "Anny Bunny". Doch derweil ihr Plan aufzugehen scheint, bleiben die physischen und psychischen Narben lange verborgen. Viel zu spät wird Anna bewusst, wie sehr das zerstörerische Frauenbild der Filme ihren Alltag beherrscht. Kann der Ausstieg in ein normales Leben gelingen?

Auch Phillip kämpft mit den sexuellen Erwartungen an ihn als jungen Mann, die seine Freunde mühelos zu erfüllen scheinen. Nach außen hin eine gewöhnliche Jugend erlebend, ist er innerlich zunehmend zerrissen und verunsichert - stimmt mit ihm etwas nicht? Ist er unfähig, eine glückliche Beziehung zu führen?

"Anny Bunny" nimmt den Leser mit auf eine Reise zu den Schattenseiten einer Industrie, die Lust verkauft, und erzählt aus zwei Perspektiven, die bislang kaum Beachtung finden."
Quelle: lovelybooks.de

Meine Meinung:
Wie viele Bücher über Sexarbeit kennt ihr so? Und wie viele davon sind keine Dark Romance Romane, in denen Sexarbeit romantisiert wird? Ganz ehrlich? Mir fällt spontan kein weiteres Buch ein. Deswegen habe ich auch gerne zugesagt, als die Autorin mir ihren Roman angeboten hat. 

Anna hat es nicht leicht und schon im ersten Kapitel wird sichtbar, wie düster ihre Gedankenwelt im Laufe der Geschichte noch werden wird. Da war ich erstmal ziemlich schockiert, denn ich hatte damit nicht gerechnet. Gleichzeitig aber hat mich dieser arge Einstieg neugierig gemacht. Was geht hier vor sich? Wie konnte es so weit kommen? Das erfahren wir bald, denn dieses Buch ist als eine Art fiktionale Biografie aufgebaut. Wir begleiten Anna von ihrer Kindheit bis sie circa 30 Jahre alt ist. Und schon bald konnte zumindest ich nachvollziehen, warum Anna davon träumt reich zu werden. Womit ja auch nichts falsch ist - aber ich glaube, die meisten von uns, wären nicht bereit dazu, Pornodarsteller:innen zu werden, nur um das große Geld zu machen. Also zumindest ich wäre das ganz sicher nicht. Anna aber möchte ihr Glück versuchen - und lernt schon bald auch die düsteren Seiten des Geschäfts kennen.
Während sich das erste Drittel des Buches noch eher langsam aufbaute, entwickelt sich der Rest der Geschichte um einiges schneller. Es lohnt sich also, dranzubleiben!

Was ich hier sehr gut finde, ist, wie menschlich Anna trotz all ihrer Erlebnisse bleibt. Und sie erlebt hier wirklich viel, das Geschäft der Pornos wird hier an keiner Stelle romantisiert oder auch sexualisiert, falls das irgendwie Sinn macht. Natürlich sind Pornos etwas sehr sexuelles, versteht mich nicht falsch, aber Anna ist trotzdem kein Sexobjekt. Sie ist nicht nur ihr Beruf und auch wenn sie gerade am Set ist, merken wir doch, dass das für sie nur das ist: ein Beruf. Sie findet es selbst nicht so besonders toll und anregend, an Pornos mitzuwirken, aber damit verdient sie halt ihr Geld - und sie verdient nicht mal besonders schlecht damit. In vielen Fällen ist es für sie sogar eher unangenehm, denn ihr Beruf hat leider wie bei vielen Menschen in der Branche auch für sie gesundheitliche Folgen. Die Beschreibung von diesen war für mich persönlich stark an der Schmerzensgrenze - aber trotzdem halte ich sie an dieser Stelle für passend. Seid aber gewarnt, dass ihr für dieses Buch starke Nerven braucht.

Eine zweite Person, die wir hier kennenlernen, ist Philip. Er glaub, dass mit ihm irgendwas nicht stimmt - denn eigentlich möchte er keinen Sex haben. Das war zu den Beschreibungen, auf die wir in Annas Kapiteln stoßen, doch ein eher krasser Kontrast - aber ich fand ihn auch gut. Ich hätte mir ehrlich gesagt sogar noch ein paar mehr Kapitel aus seiner Perspektive gewünscht. Asexualität ist in der Literatur so arg unterrepräsentiert! Es war eine Überraschung, hier ein Beispiel dafür zu finden, aber ich finde diesen Kontrast toll gelungen.

Mein Fazit? Ein gut gelungenes Buch. Es hat mich schockiert, aber ich habe es trotzdem gerne gelesen.