Sonntag, 27. Oktober 2024

Die schönste Version

Autorin: Ruth-Maria Thomas
Erschienen am 16.7.2024
Im Rowohlt Verlag
ISBN: 9783644019799
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Die späten Nullerjahre, frühen 2010er Jahre in einer ostdeutschen Die schönste Version erzählt die Geschichte von Jella und Yannick, von der ersten großen Liebe, die alles richtig machen will. Bis es kippt. Wieder zurück in ihrem Kinderzimmer fragt Jella sich, wie es so weit kommen konnte. Sie schaut noch einmal genauer auf ihr Aufwachsen in der Lausitz. Kleinstadt und Kiesgruben, Gangsterrap und Glitzerlipgloss. Auf Freundinnen, die sie durch so vieles trugen. Und auf den Moment, in dem Yannicks Hände sich um ihren Hals schlossen.

Die schönste Version ist die Geschichte eines Erwachens, Erkennens, Anklagens, eine große Ruth-Maria Thomas schreibt über das Frauwerden, Frausein, von Körpern, Begierden und tiefen Abgründen. 

Mit stilistischer Brillanz, großer Leichtigkeit und Drastik erzählt Ruth-Maria Thomas in ihrem funkelnden Debütroman von den schönsten Dingen. Und den schrecklichsten."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Dieses Buch wurde für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert und wie alle anderen Nominierten ist ihre Leseprobe damit sofort auf meiner Prüfliste gelandet. Ich habe reingelesen, es für gut gefunden und das eBook angefragt. Und jetzt kommt die Rezension - und ja, ich weiß, dass der Preis inzwischen bereits verliehen wurde. Da ich aber sowieso nicht in der Jury sitze, macht das aber nichts, finde ich.

Dieses Buch macht mich sprachlos. Gewalt in der Familie kann wirklich jeden treffen und sieht immer unterschiedlich aus. Man hat bei dem Thema oft ein ziemlich genaues Bild vor Augen, aber die Realität ist kein Film. In der Realität erkennt man Gewalttäter nicht am Aussehen. Egal wie aber die Beziehung zwischen Täter und Opfer im echten Leben ist: Das Opfer hat nie Schuld. Egal, welche Gründe die Gewalt hat: Du verdienst Hilfe. Du verdienst eine Umgebung, in der du  sicher bist. In der du keine Angst vor Gewalt haben musst. Bitte such dir Hilfe. Es gibt Angebote online und offline, auch die Polizei ist ein Ansprechpartner.

Auch in diesem Buch geht es um Gewalt. Jella wurde von ihrem Freund gewürgt und flieht nach dem Vorfall zu ihrem Vater. Sie macht all das durch, was wohl viele Opfer durchmachen müssen. Sie erstattet Anzeige, zweifelt aber schon bald daran, ob das die richtige Entscheidung war. Durch die Attacke ihres Freundes hat sie körperliche, aber auch psychologische Folgen und sie hat Angst vor rechtlichen Konsequenzen, weil sie Yannik eine Pfeffermühle über den Kopf gezogen hat. Durch ihre Familie und ihre Freunde kommt es zu Gaslighting ("Das hat er doch sicher nicht so gemeint!"), es kommt zu Täter-Opfer-Umkehr ("Zu einem Streit gehören immer zwei dazu!"). Und auch sie selbst zweifelt bald an ihrer Wahrnehmung der Situation. Denn warum ist sie so lange geblieben, wenn ihr Leben mit Yannik so schrecklich gewesen sein soll? Und was ist mit den schönen Momenten ihres Lebens?
Parallel dazu folgt die Beschreibung, wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt hat - und an welchen Punkten sie vielleicht falsch abgebogen sind. Wer sich schon genauer mit Gewalt in der Beziehung beschäftigt hat, bemerkt schnell die ersten Warnsignale. Jella tut das nicht.

Besonders toll finde ich, wie Jella hier beschrieben wird. Denn sie ist nicht zerbrechlich und an einigen Stellen fast schon gemein. Ganz ehrlich? Manchmal fand ich sie unausstehlich. Und trotzdem wird hier ganz klar herausgearbeitet: Was Yannik getan hat, hätte er trotzdem nicht tun dürfen. Das finde ich gut, denn so kommen wir von diesem einen Narrativ der verletzlichen Frau als Opfer weg, die man sehr häufig in Medien zu diesem Thema findet.

Mein Fazit? Eine gute Geschichte. Ich kann die Nominierung nachvollziehen. 

Mittwoch, 16. Oktober 2024

Frankfurter Buchmesse 2024: Ich bin dabei!

 Hallöchen ihr Lieben!

Diesen Post schreibe ich mal wieder auf den allerletzten Drücker und natürlich auch nur, damit ich a) noch nicht damit beginnen muss, meinen Koffer zu packen und b) damit ich nicht meine Masterarbeit schreiben muss. Denn ja, die ist immer noch nicht abgegeben und ja, ich möchte auf den Zugfahrten der nächsten Tage endlich mal ordentlich was weiterbringen. Ihr erkennt mich also dieses Mal nicht nur am Namensschild, den kurzen braunen Haaren und dem hübschen grünen Blazer, sondern vor allem auch an den roten, übermüdeten Augen. Ups!

"Warum der Blazer?", fragt ihr euch jetzt wahrscheinlich. "Mira, eine Jogginghose reicht doch auch! Das ist eine Messe, kein Bewerbungsgespräch." Also erstens hatte ich bei meinem letzten Bewerbungsgespräch meinen schwarzen Blazer an, nicht den grünen. Und zweitens: Nein, diesmal reicht eine Jogginghose nicht. Denn wie ich euch im Februar bereits berichtet habe, arbeite ich jetzt für den besten Arbeitgeber aller Zeiten und bin deswegen hochoffiziell in meiner Funktion als Referentin für Leseförderung vor Ort. Ich darf am Freitag mit ein paar Verlegern quatschen, habe ein paar Unterlagen der Organisation dabei, für die ich arbeite und knipse hier und da ein paar Fotos. Am Freitagabend darf ich sogar die Vergabe des Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreises live vor Ort verfolgen. Ich bin super gespannt auf all das und hab mir schon jetzt zur Vorbereitung viel zu viele eBooks auf meinen Reader geladen. 

Aber natürlich brauche ich auch schon am Freitag meine Freizeit, deswegen habe ich mich zum KiWi-Bloggertreffen angemeldet. Ich freue mich sehr darauf, dort vielleicht mit manchen von euch zu plaudern!

Am Samstag habe ich dann Zeit für meine privaten Spinnereien vor Ort. Unter anderem steht ein Pitching beim Lagos Verlag an und falls jemand Interesse hat, könnt ihr mein Buch "Die Schauspielerin" beim Stand des BVJA kaufen. Oder ihr quatscht mich einfach an und wir machen einen Buchtausch. Das geht natürlich auch, ich bring ja nicht nur dieses eine Exemplar mit nach Frankfurt.

Ich habe mir natürlich schon eine halbe Millionen Veranstaltungen rausgeschrieben, bei denen ich dabei sein will. Aber joa, werden wir sehen, ob ich mir all die ansehe oder ob ich mich am Samstag lieber treiben lasse. Das werde ich spontan entscheiden und ein bisschen davon abhängig machen, wie viel Energie ich denn eigentlich noch habe und wieviel los ist. Letztes Jahr war es ja am Messesamstag unmöglich, selbst zu entscheiden, in welche Richtung man will.

Und dieses Jahr bin ich auch am Sonntag vor Ort, allerdings nur ganz kurz. Ich darf meine Mentorin nämlich dann endlich persönlich kennenlernen! Ich bin sowas von gespannt und freue mich enorm.

Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt darauf, ein Wochenende lang zu Networken, mit netten Leuten zu quatschen und schöne Erinnerungen zu sammeln. Sprecht mich einfach an, solltet ihr mich irgendwo sehen. Ich bin leicht zu erkennen: Namensschild, grüner Blazer (zumindest am Freitag), kurze braune Haare, plus-size, grün-blaue Augen, breites Grinsen im Gesicht. Ich beiße nicht (außer ihr ärgert mich - dann natürlich schon!).

Drückt mir die Daumen, dass die Deutsche Bahn weiter so brav ist, wie sie sich zumindest im Moment noch gibt. Nach der Katastrophe letztes Jahr (wir erinnern uns zurück: Kein einziger Zug ist so gefahren, wie ich es geplant hätte) macht es mich fast schon misstrauisch, dass bisher noch alles zu passen scheint. Was ist denn da los? Haben die ein schlechtes Gewissen oder kommt das dann morgen um 4 Uhr morgens?

Wir werden es auf jeden Fall sehen. Und ich hoffe, euch zu sehen! Cheesy, I know, but it's true!

Alles Liebe und vielleicht bis in Frankfurt,

Mira

Montag, 14. Oktober 2024

Unbequem [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Was erwartet ihr, wenn ihr dieses Buch anseht und euch vielleicht sogar den Klappentext durchlest? Ich persönlich erwartete ein gesellschaftspolitisches Buch, ein unbequemes Buch, ein Buch, das mich tagelang nicht mehr los lässt. Ich habe ein Buch voll Feminismus, Gerechtigkeitssinn und Politik erwartet.

Joa, in der Praxis habe ich leider keine Ahnung, worum es hier ging. Das ganze Buch ist ziemlich chaotisch aufgebaut. Eine klare Linie konnte ich nicht erkennen - und besonders viel Gesellschaftspolitisches habe ich hier auch nicht gefunden.

Bevor ich an die Kritik komme: Tatsächlich fand ich manche der Tipps nicht unbedingt schlecht. Vor allem das Thema Gewaltfreie Kommunikation ist für mich immer interessant. Wer gerade neu damit beginnt, sich mit diesen Themen zu beschäftigen, kann hier vielleicht noch Neues lernen. Generell wurde aber auch hier für mich der Wunsch sichtbar, so bequem wie möglich unbequem zu sein. So bequem wie möglich zu widersprechen. Wer verbal oder auch körperlich angegriffen wird, diskriminiert wird oder miterleben muss, wie andere diskriminiert werden, darf meiner Meinung nach auch mal auf den Tisch hauen. Ich denke, das ist ziemlich normal - irgendwann kocht man über. Das entschuldigt natürlich keine Gewalt, aber das ist euch wohl eh bewusst. Aber ich finde es falsch, diesen Opfern von Diskriminierung dann zu sagen: "Hast du es eigentlich schon mal mit Gewaltfreier Kommunikation versucht? Vielleicht würdest du damit viel mehr erreichen?" Klar, kann ein gutes Werkzeug für manche Situationen sein. Aber es ist kein Allheilmittel.

Dieses Buch will sehr viel sein. Durch die fehlende Einschränkung ist es für mich nicht unbedingt als Ratgeber brauchbar.

Und, wie ich es aktuell häufig kritisiere: Auch hier war mir persönlich zu viel Anekdotisches und zu wenige knallharte gesellschaftspolitische Fakten.

Mein Fazit? Mir persönlich brachte diese Lektüre nicht wirklich war. Ich werde dieses Buch aber in den öffentlichen Bücherschrank geben - vielleicht bringt das Buch einer anderen Person mehr als mir.