Erschienen am 11.2.2019
bei Gabriel in der Thienemann-Esslinger Verlags GmbH
ISBN: 9783522305211
Rezensionsexemplar: Ja
Quelle: Verlag |
Zu den Autorinnen:
"Als stolzes Vorbild voran: Amina Bile, geboren 1998, gehört zu einer neuen Generation von Gesellschaftskritikerinnen und Feministinnen, die sich für die Rechte und das Selbstwertgefühl von Frauen einsetzen. Gemeinsam mit ihren Ko-Autorinnen Sofia Srour und Nancy Herz gründete Bile die Bewegung „de skamløse jentene“, norwegisch für „Die schamlosen Mädchen“. Die Bewegung macht sich gegen negativen gesellschaftlichen Druck in Minderheitsgemeinschaften stark. „Schamlos“ ist zugleich der Titel ihres ersten Buches, das Anfang 2019 erschien. Darin sprechen sie ganz offen über Schwierigkeiten als Frauen und den Erwartungsdruck der Gesellschaft, aber auch über Hoffnungen für sich selbst und die Welt. Sie regen Diskussionen an und begeistern Millionen mit ihrem Mut und ihrer Offenheit. 2016 wurde Amina Bile dafür beispielsweise mit dem Shameless Award ausgezeichnet, 2017 verlieh die Fritt Ord Foundation ihr und ihren Kolleginnen das Freedom of Expression Tribute für ihre Arbeit."
Quelle: lovelybooks.de
Klappentext:
Für Mädchen ab 12 Jahren. Und für alle Interessierten und Toleranten, die sich mit anderen Kulturen beschäftigen wollen.
Drei junge Frauen – Muslimas, Bloggerinnen, Feministinnen – beziehen Position: Wie fühlt es sich an, ständig zwischen den Erwartungen ihrer Familien, ihrer kulturellen Identität und ihrem Selbstverständnis, als Jugendliche in einem westlichen Land zu leben, hin- und hergerissen zu sein? Sie haben Diskussionen angeregt, Tabu-Themen öffentlich gemacht und zahlreiche sehr persönliche Geschichten gesammelt. Dabei ist ein bemerkenswertes Buch entstanden, ein mutiges Buch.
Dieses Buch ist ein Plädoyer für eine multikulturelle Gesellschaft!
Quelle: Verlag
Meine Meinung:
Meiner Meinung mal vorausgestellt: Ich gehöre sicher nicht zur Zielgruppe, die sich die Autorinnen erhofft haben. Allein schon vom Alter her nicht. Und das spürte ich leider sehr deutlich. Zum Beispiel wurden während den Gesprächen oft einfach englische Ausdrücke eingebaut. Das kenne ich von meinen Nachhilfeschülern - die in diesem Alter sind - nur allzu gut, ich selbst würde es aber nie tun, da es auf mich zu bemüht und einfach nicht authentisch wirkt. Auch am Stil spürte ich das: Das ganze Buch war als ein langes Gespräch (mit kurzen Unterbrechungen für Geschichten und Listen und so weiter) aufgebaut. Wie bei einem Theaterstück sprechen die Autorinnen miteinander, versprechen sich, unterbrechen sich, reden durcheinander. Das wirkte auf mich stellenweise eher verwirrend und leider so, als wäre dieser Text nur eine Rohversion, die noch nicht überarbeitet wurde. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch Fehler in der Formatierung und der Rechtschreibung. Zwar waren diese Gott sei Dank nicht so häufig, dass sie wirklich den Lesefluss beeinträchtigen würden, aber doch häufig genug, um mir aufzufallen.
Ich hätte manchmal eine Erklärung für bestimmte Ausdrücke und Themen gebraucht. Zum Beispiel wusste ich die ganze Zeit nicht, was "Astagfhirullah" bedeutet (Es handelt sich um ein arabisches Schimpfwort) oder was es mit den "Russenhosen" auf sich hat (Brauch von norwegischen Abiturienten). Zwar wurde das alles am Ende des Buches erklärt, aber da ich an einem Tolino las, war es sehr kompliziert immer nach vorne und nach hinten zu blättern. Es wäre vielleicht gut gewesen, zusätzlich bei der ersten Erwähnung eine kurze Erklärung einzubauen. Aber, wie gesagt: Ich gehöre nicht ganz zur Zielgruppe. Das mit den "Russenhosen" wissen zwar wahrscheinlich die meisten muslimischen Mädchen ab 12 Jahren in Österreich oder Deutschland auch nicht, aber wahrscheinlich wissen die eher, was die arabischen Ausdrücke bedeuten.
Auf mich wirkten viele der besprochenen Themen sehr befremdlich. Von dieser Seite aus bin ich also total froh, dass ich dieses Buch gelesen habe, denn von vielen Themen wusste ich nicht, dass diese Themen überhaupt noch Thema sein können. Familienehre, die durch eine Vergewaltigung zerstört wird? Kein Verlieben vor der Ehe? Sei unbedingt ein ehrbares Mädchen? Gibt es irgendwelche Muslimas, die meinen Blog lesen, und die mich aufklären können, ob sie von diesen Themen auch betroffen sind? Das würde mich wirklich interessieren. Zwar werden viele dieser Themen immer wieder von Medien und (vor allem von rechts-orientierten) politischen Parteien aufgegriffen, aber ich hatte das ganze trotzdem immer für Randphänomene gehalten. Oder sind das Randphänomene und sie wirken hier nur deswegen so präsent, da das Buch an Mädchen aus solchen Familien gerichtet ist? Ich bin verwirrt!
Von dem her war es also wirklich gut, dass die Themen hier angesprochen wurden. Nur so kann man Aufmerksamkeit auf solche Probleme ziehen. Gerade für Schul- und andere Bibliotheken wäre dieses Buch eine super Anschaffung. Dieses Buch sollte an allen Orten stehen, wo Mädchen, die in solchen Familien feststecken, möglichst sicher und unbemerkt von diesen Problemen lesen können, damit sie merken, dass sie nicht alleine sind und, dass es Möglichkeiten gibt, diesem Teufelskreis zu entkommen.
Das Buch ist von der farblichen Gestaltung total süß gemacht. Viele bunte Zeichnungen, viel Pink und Rosa und Rot. Total süß, ich kann mir vorstellen, dass das vielen Mädchen gefallen könnte.
Zuletzt möchte ich noch ein totales Lob an die Marketingabteilung aussprechen. Wie in meinem letzten Eintrag schon erwähnt: Dieses Buch schien mich zu verfolgen. Es war einfach überall! Im Bus, an der Uni, in jedem einzelnen Buchladen. Nicht mal im Internet entkam ich der Werbung, auf jedem zweiten Buchblog wurde über dieses Buch berichtet. Ich war wirklich neugierig auf dieses Buch.
Haben sich meine Erwartungen erfüllt? Nein. Das Buch war ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass dieses Buch vielen Mädchen gefallen könnte.