Montag, 25. November 2024

Fischgrätentage

Autorin: Elke Laznia
Erschienen am 2.9.2024
Im Müry Salzmann Verlag
ISBN: 9773990142561
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag


Klappentext:
"Fischgrätentage" führt uns in eine Zwischenwelt, deren Ausgang offen ist. Freilich ist es am Ende die Sphäre des Todes, vorerst aber des zunehmenden Körperverlusts, der Gebrechen und Traumgespinste, zugleich auch der Nähe und des Vertrauens. Erlebtes taucht wieder und wieder auf, verwandelt sich, Raum und Zeit machen sich selbstständig, öffnen neue Bewusstseinsräume. In eindrücklichen Sprachbildern sind alltägliche Momente aufbewahrt, die „Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt“ (Peter Handke) in den Rhythmus des Atems gebannt; irritiert und beglückt nimmt man wahr: Heute kann alles sein, alles ist heute, wir­ können alles sein, zu allem werden, wir sind unsere Orte, unser Land und unsere Vorfahren, unsere Lieben. Elke Laznia fokussiert in "Fischgrätentage" das, was die Zeit mit unseren Körpern macht, mit unserem Geist, was Bindungen sind, was von ihnen bleibt. Und immer geht es um den Verlust. Der Verlust als die Quelle, an die jede/r angeschlossen ist. Der Verlust, der teilbar und mitteilbar ist. Es ist ein poetisches Schreiben entlang der letzten Dinge, wider das Nützlichkeitsdenken und die marktgängige Optimierung unseres Bewusstseins. Damit der menschliche Geist nicht restlos von der Maschine ersetzt wird, darf er nicht selbst maschinenhaft werden. Lyrik ist dabei ein wirksames Antidot.

Meine Meinung:
Auch dieses Buch war beim Österreichischen Buchpreis nominiert und hat es sogar bis auf die Shortlist geschafft. Nachdem auch mich die Leseprobe dazu überzeugen konnte, habe ich beschlossen, mir selbst ein Bild zu machen. Überrascht nach den letzten paar Rezensionen wirklich niemanden mehr, nicht wahr?

Dieses Buch erzählt in Form von Gedichten in unterschiedlicher Länge eine schwierige Geschichte: Es geht um eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, um das Altern der Mutter, das Erkranken der Mutter. Es geht ums Abschiednehmen, um den Tod, die Trauer und den Versuch, die Mutter loszulassen. Wenn ihr euch mit einem oder mehreren dieser Themen nicht wohl fühlt: Lasst bitte die Finger davon. Denn trotz der nicht gerade einfachen Sprache und Form konnte das Gesamtwerk zumindest mich berühren.

Auch für Lyrik-Neulinge ist dieses Buch nicht geeignet. Diese Einschätzung treffe ich vor allem aufgrund der fehlenden Satzzeichen. Gleichzeitig werden durch Zeilenumbrüche und die Unterteilung in Strophen gerne auch mal Bedeutungseinheiten auseinander gerissen. Das machte die Lektüre um einiges schwieriger, bremste den Lesefluss und erschwerte das Verständnis. Das Buch ist deswegen aber nicht schlecht oder so. Aber es wird nicht jede Person ansprechen und wer sich hier nette Gedichte erwartet, ist an der falschen Adresse.
Für mich (die normalerweise unbedingt ihre Satzzeichen haben will und schnell von auseinandergerissenen Bedeutungseinheiten genervt ist) war das hier sogar passend. Denn genau so fühlt sich für mich Trauer an. Die Satzzeichen fehlen, alle Bedeutungseinheiten passen plötzlich nicht mehr so recht. In Phasen der Trauer muss ich plötzlich den Dingen in meinem Leben eine neue Bedeutung geben. Klar, vieles trifft noch weiter zu - ich bin weiter Mira, ich liebe die Verstorbenen weiter, auch wenn sie nicht mehr bei mir sind - doch gleichzeitig ist alles anders und aufgeteilt auf Vorher und Nachher. Und joa, genau diesen Prozess, dieses schmerzhafte Erlebnis symbolisiert diese Geschichte für mich.

Mein Fazit? Ein spannender, schmerzhafter und anspruchsvoller Lyrikband zum Thema Trauer und Abschiednehmen.

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