Quelle: Verlag |
Wieviele Stunden pro Tag verwendet ihr eigentlich eure Handys? Also ich weiß, dass meine Bildschirmzeit viel zu hoch ist, und es ist nicht wirklich ein Trost, dass ich immer noch im Durchschnitt liege. Es gibt so viele Dinge, die ich tun könnte und tun möchte, so viele Hobbys, denen ich mal wieder nachgehen will - und kaum passe ich mal eine Sekunde nicht auf, scrolle ich schon wieder durch lustige Kurzvideos oder like die bunten Bilder meiner Freund:innen oder auch von vollkommen Fremden. Und ich weiß, dass das nicht gesund ist und dass mein Verhalten vielleicht fast schon in Richtung Sucht geht. Und immer wieder versuche ich daran mal was zu ändern - deswegen habe ich mir von meiner Kontaktperson auf Lovelybooks auch dieses Buch gewünscht. Meine Hoffnung waren ein paar richtig hilfreiche Tipps oder gute Ratschläge, die ich im Alltag befolgen könnte und mit denen ich meine Bildschirmzeit zumindest ein bisschen reduzieren könnte. Nur ein kleines bisschen!
Wie ihr vielleicht schon wegen dieser Formulierung vermutet: Mir hat dieses Buch leider gar nichts gebracht. Es hat mir sogar so wenig geholfen, dass ich zwischendurch überlegt habe, einfach abzubrechen.
Doch woran liegt das? Nun, beginnen wir mit einem Punkt, den ich bei "Sachbüchern" und Ratgebern sehr häufig kritisiere: Das hier war über weite Teile eine verstecke Autobiographie. Was vielleicht interessant sein könnte, wenn man davor schon irgendwas mit diesen Autorinnen zu tun hatte. Das war bei mir nicht der Fall, weswegen es mich auch nicht weniger hätte interessieren können, welche Social Media Plattformen die beiden Autorinnen gerne verwenden, wie eine davon zur Influencerin wurde oder wie die andere den Werdegang der anderen verfolgt hat. Das ist mir einfach total egal und hat mich schon nach sehr kurzer Zeit nur noch genervt.
Auch war ich mir nicht ganz sicher, wer denn jetzt die Zielgruppe dieses Buchs sein soll. Hier wird sehr viel Grundlegendes erklärt ("Welche Social-Media-Plattformen gibt es und was zeichnet sie aus?"), das meiner Meinung nach echt nicht hätte erklärt werden müssen. Ich gehe davon aus, dass die meisten Menschen, die zu diesem Buch greifen, bereits wissen, was Instagram, Whatsapp und Tiktok sind. Gleichzeitig ist der LYX-Verlag aber gerade im Genre New Adult recht groß - ein Genre, das junge Erwachsene von circa 18 bis 30 ansprechen soll. Also genau das Alter, in das ich auch reinfalle. Für dieses Alter war aber der Schreibstil dann doch oft zu kindlich gehalten.
Des Weiteren war mir dieses Buch an manchen Stellen zu unreflektiert. Ein Beispiel, das ich mir notiert habe, ist das Thema Bewerbungsgespräch. Ich weiß, ich weiß, die meisten von uns können das nicht mehr hören. Und hier wird auch komplett richtig behauptet, dass ein guter Social Media Account deine Jobchancen erhöhen kann. Dazu, dass ich meine bisherigen und auch meinen aktuellen Job bekommen habe, hat unter Anderem auch dieser Blog beigetragen, denn er zeigt, dass ich Computerkenntnisse habe, Durchhaltevermögen, Interesse am Thema und noch ein paar andere Eigenschaften, die mögliche Arbeitgeber:innen wohl sehr mögen. Wenn ihr aber nur einen auf öffentlich gestellten Privataccount habt, wo ihr unreflektiert alles postet, was euch gerade einfällt, dann kann das natürlich auch kontraproduktiv sein. Sollte natürlich nicht so sein, aber es ist halt doch ein Fakt, dass Arbeitgeber:innen sich eure Accounts ansehen - und was dort gepostet wird, prägt ihren Blick auf euch. Und das kann im schlimmsten Fall zu einer Absage führen.
Leider gab es dann in einem der letzten Kapitel auch noch Probleme in der Formatierung des Kapitels. Hier gab es mehrere Aufzählungen, die total durcheinander waren. Keine Zahl stand dort, wo sie stehen sollte. Ich hoffe einfach mal, dass ich ein Leseexemplar bekommen habe und das in der Endversion nochmal ausgebessert wurde, denn das wäre sonst so peinlich.
Eine sehr, sehr wichtige Info wurde in diesem Buch auch nicht genannt - was ich aber zu einem gewissen Grad nachvollziehen kann, denn es handelt sich dabei um eine Österreichische Gesetzgebung. Auf jeden Fall: Hassnachrichten und -kommentare sowie die Beteiligung an Shitsorms im Internet sind eine Straftat und können angezeigt werden. Das hat eine Entscheidung des OGHs vor Kurzem gezeigt. Ein Teilnehmer an einem Shitstorm wurde da zu einer ordentlichen Strafe verurteilt. Was ich sehr, sehr toll finde, denn es ist ein starkes Zeichen dafür, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist. Ich glaube, dass dieses Wissen gerade für Jugendliche und gerade im Kontext Cybermobbing eine wichtige Information wäre. Wenn euch also jemand online nicht in Ruhe lässt: Einfach mal anzeigen.
Mein Fazit? Leider gar nicht mein Fall. Schade.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich immer darauf, mit euch zu diskutieren. Bitte achte aber darauf, höflich zu sein und niemanden zu beleidigen. Kommentare, die darauf abzielen, Streit zu provozieren, zu verletzen oder illegale Inhalte beinhalten, werden ohne Ausnahme gelöscht.