Mittwoch, 24. Juli 2024

When in Rome [Abgebrochen]

 

Quelle: Verlag

Pop-Sternchen Amelia hat genug von ihrem Leben im Rampenlicht. Also beschließt sie, sich ganz spontan eine Pause zu nehmen, trotz eines geplanten Interviews und der nötigen Vorbereitung einer anstehenden Tournee – die Konsequenzen kann ja ihre fiese Managerin für sie ausbaden. Amelia flieht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aufs Land, genauer gesagt: in die Kleinstadt Rome. Doch schon auf der Hinreise hat sie eine Panne – und landet mit ihrem Auto im Garten des schlecht gelaunten, aber gutaussehenden Noahs, der ihr trotz seiner Abneigung ein Zimmer im Haus zur Verfügung stellt …

Dieses Buch hätte in der Theorie alles, was nötig wäre, um zu einem meiner Jahreshighlights zu werden. Allein schon mit der Trope „grumpy meets sunshine“ könnte man mich normalerweise begeistern. Und trotzdem habe ich das Buch nicht mal bis zur Hälfte der Handlung durchgehalten. 

Die Protagonisten sind unglaubwürdig und nicht authentisch. Amelia ist total abgehoben, aufdringlich und überzeugt davon, in jeder Situation das Opfer zu sein. Sie ist in sozialen Situationen nicht unbedingt geschickt, ist sich aber sicher, dass sie super charmant ist. Aber naja: Wenn sie versucht, charmant zu sein, benimmt sie sich ausnahmslos immer daneben. Ganz ehrlich: Wäre ich Noah hätte ich sie schon nach der ersten Nacht rausgeworfen. Mir egal, dass sie in dieser Kleinstadt gestrandet ist - sie ist reich und könnte jederzeit ihre Managerin anrufen. Damit wäre sie also nicht mein Problem. 

Noahs einzige Charaktereigenschaft wiederum ist „mürrisch“. Er hat sonst zumindest bis zu Seite 100 keine anderen Eigenschaften gezeigt. Und trotzdem kommt Amelias schlechtes Verhalten bei ihm scheinbar gut an? Denn: Trotz fehlender Chemie, fehlender Kommunikation, gegenseitiger Abneigung und ohne jedes Wissen übereinander beginnen die beiden innerhalb von 24 Stunden nach dem Kennenlernen, miteinander zu knutschen. Das war für mich einfach nicht glaubwürdig.

Mein Fazit? Für mich leider eine große Enttäuschung. Kann ich euch leider nicht empfehlen.

Donnerstag, 18. Juli 2024

Brown Girls [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch handelt von Soraya, Ruth und Claire und von hunderten anderen Mädchen, Frauen und Menschen, denen bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde - zusammengefasst hier unter dem Begriff "brown girls". Ihnen gemeinsam ist nur, dass sie die Kinder von Einwanderern sind und sie im „miesen Teil von Queens“ aufgewachsen sind. Das war es auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Trotz des Titels haben die Figuren nicht mal die Hautfarbe gemeinsam - denn "braun" bedeutet nicht gleich "braun". Wie hier in einem ganzen Kapitel beschrieben wird. Es gibt etwa eine Millionen Schattierungen und das alles kann man eigentlich gar nicht mit einem Begriff zusammenfassen. Das wird hier beim Lesen schnell klar - und trotzdem wird "brown girls" hier als Selbstbezeichnung das ganze Buch über verwendet. 

Andere Unterschiede: Die Protagonist:innen haben unter ungesunden Familienstrukturen gelitten (oder auch nicht), haben die Schule abgeschlossen (oder nicht), sind dem miesen Teil von Queen entflohen (oder sind geblieben), haben Karriere gemacht (oder nicht). Es gibt nicht den einen klaren Lebensweg, der hier anhand einer Protagonistin vorgestellt wird, stattdessen zeichnet die Autorin mithilfe einer auktorialen Erzählerin ein Bild von so vielen Leben, wie nur in einem Buch beschrieben werden können. Sie erzählt von Armut und dem Kampf dagegen, von Identitäten, die durch Migrationserfahrungen geprägt wurden, von externem und internalisiertem Rassismus von klein auf. Die dabei verwendete Sprache ist überraschend lyrisch und erinnert an Rap-und Hip-Hop-Texte. 

Wie in diesen Musikgenres üblich, wird auch hier eine informale Sprache verwendet und für Bücher ungewöhnlich oft geflucht. Das hat mich nicht gestört, da es zum Gesamtwerk passt, wird aber wahrscheinlich nicht allen Leuten gefallen.

Mein Fazit? Dieser Roman ist überraschend und ungewöhnlich – in seiner Sprache, in seinem Stil, in seiner Art, ein Leben als Person of Colour in den USA zu beschreiben. Das erfordert geduldige Leser:innen, die gewillt sind, sich auf ein solches Buch einzulassen. Ich persönlich war begeistert.

Mittwoch, 17. Juli 2024

Immer wissen, dass man zu danken hat [Kurzrezension]

Quelle: Verlag

Jetzt ist das Eis gebrochen und ich packe mir regelmäßig Bücher von der Arbeit ein. Was nicht unbedingt ideal für meinen Stapel der Schande ist, aaaaaber ich gebe mir Mühe, dass ich nicht übertreibe. Auf dieses Buch wurde ich neugierig, weil es hier um Franz Kafka geht. Jap, das war mein Gedankenprozess: "Ooooooh, Kafka!" Wie Kafka irgendwas mit Kindern am Hut haben kann, war mir zwar nicht ganz klar, aber ich war bereit dazu, mich überraschen zu lassen und noch was Neues über diesen Autoren zu lernen. Auch wenn ich nicht viel mehr erwartet hatte, als vielleicht diese Geschichte von Kafka und der verlorenen Puppe, die sich auf verschiedenen Social-Media-Kanälen wie ein Lauffeuer verbreitet. 

Joa, und hier sind wir schon am ersten Punkt, den ich hier gelernt habe: Die Geschichte, wie sie online so gerne geteilt und inzwischen sogar in Kinderbüchern verbreitet wird, stimmt so nicht ganz. Wie das eigentlich abgelaufen ist, könnt ihr entweder im Originaltext von Kafkas letzter Lebensgefährtin Dora Diamant nachlesen oder in diesem Büchlein. 

Auf diese und andere Geschichten, Gerüchte und auf verschiedene Fragen geht die Autorin mithilfe von vielen Textausschnitten und Zitaten von und über Kafka ein. Anschließend kontextualisiert sie diese in einem längeren Fließtext. Fließtext und Zitate werden durch eine unterschiedliche Schriftfarbe von einander abgehoben: Der Fließtext ist schwarz, die Zitate sind blau. An sich halte ich diese Abgrenzung für eine gute Idee und für sehr hilfreich – in der Praxis ist aber der Unterschied gerade bei schlechterem Licht oder dem Licht einer Nachtischlampe kaum zu erkennen. Zumindest für mich. Kann natürlich auch einfach an meinen schlechten Augen liegen, who knows?

Überraschend war für mich das bunte und verspielte Design. Das habe ich von einem Buch über Kafka nicht erwartet. Alles, was von dem Typen handelt oder von ihm geschrieben wurde, wird ja heute am liebsten in sehr dunklen Farben gedruckt, am liebsten mit Ungeziefer drauf, egal ob es tatsächlich um "Die Verwandlung" oder den "Bau" geht oder nicht. Da war das mal eine nette Abwechslung.

Wer dieses Buch lesen möchte, sollte ein gewisses Grundwissen über Franz Kafka mitbringen. Der Text ist trotzdem gut verständlich, aber bei einem so kurzem Buch kann natürlich nicht auf jedes Detail aus Kafkas Leben eingegangen werden.

Mein Fazit? Ein nettes Fachbuch für Zwischendurch!

Mittwoch, 10. Juli 2024

Curious Tides [Abgebrochen]

Autorin: Pascale Lacelle
Erschienen am 27.3.2024
Im Fischer KJB Verlag
ISBN: 9783737343756
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Ein Roman wie eine Flutwelle – Bildgewaltige Dark-Academia-Fantasy um eine junge Mondmagierin, ein mächtiges Geheimnis und eine unwiderstehliche Liebe

Emory war bisher höchstens eine mittelmäßige Heilerin, und dass sie einen Platz am renommierten Aldryn College für Mondmagie ergattert hat, verdankt sie allein ihrer besten Freundin Romie. Romie war immer die mächtigere Magierin, die Klügere, die Hübschere, der niemand widerstehen konnte. Doch nun ist Romie tot. Ertrunken in einer Meereshöhle, bei einer dummen Mutprobe, zusammen mit acht anderen Erstsemestern. Nur Emory hat überlebt, und seither hat sich ihre Magie in etwas Mächtiges, Dunkles verwandelt. Niemand darf je davon erfahren. Doch die Blicke des undurchschaubaren Keiran treffen Emory mitten ins Herz: Ahnt er etwas? 

Der New York Times Bestseller jetzt auch endlich auf Deutsch! Die Fantasy Neuerscheinung 2024 von Pascale Lacelle, packend und poetisch erzählt. Der Beginn einer epischen Romantasy Dilogie für alle Fans von Fourth Wing, Ravenhall Academy oder Atlas Six. Voller Action, Spannung, Magie und Romantik."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Diese Rezension schiebe ich jetzt auch schon Ewigkeiten vor mich her, obwohl mir schon seit sicher einem Monat klar ist, dass ich das hier nicht beenden werde. Ich glaube, ich habe das vor allem so lange vor mir hergeschoben, weil diese Entscheidung dann endgültig wird - oder zumindest fühlt es sich dann so an. Und ich wollte dieses Buch wirklich gerne mögen. Der Mond strahlte für mich schon immer eine Art von Magie aus, deswegen hatte mich der Klappentext schon bei "Mondmagie". Auch das Meer liebe ich aus ganzem Herzen. Diese Mischung, die hier angeteasert wird, hätte mich überzeugen müssen - zumindest war ich davon überzeugt.

Mein erstes Problem begann schon sehr früh im Buch: Ich hatte das Gefühl, dass ich hier einen zweiten Band lese. Romie ist bereits tot als die Geschichte beginnt. Was man ja auch definitiv machen kann und in Ordnung wäre - aber ich hatte das Gefühl, als würde die Autorin hier von meiner Seite Wissen voraussetzen, das ich nicht haben kann. Ich verstand die Bedeutung dieser Mutprobe nicht, konnte die Beziehung zwischen Romie und Emory nicht richtig einschätzen und das Magiesystem erst recht nicht. Ich verstand nicht, wie dieses Schulsystem funktioniert oder warum Leute scheinbar beim kleinsten Fehltritt direkt ihrer Magie und Persönlichkeit beraubt werden. Die Autorin hat sich eindeutig sehr viel überlegt, aber bei mir angekommen ist davon nicht so viel, wie die Autorin sich wahrscheinlich gewünscht hätte. Information vermittelt wurde nämlich gefühlt fast nur in Form von Infodumps oder in Flashbacks. Beide machte es schwierig, mich bei der Stange zu halten. Und innerhalb der ersten 50 Seiten war ich dann bereits so verwirrt und frustriert, dass ich damit begann, diesen Roman zu verfluchen.

Mein zweites Problem war Emory, also die Protagonistin. Ich kam mit ihr einfach gar nicht zurecht. Sie war mir von Seite 1 weg unsympathisch, was vor allem damit zu tun hatte, dass sie sich zumindest in den ersten Kapitel dieses Buches sehr ich-bezogen verhält. Sie ist die wichtigste, sie ist diejenige, die unter Romies Tod am allermeisten leidet und natürlich ist sie auch Schuld am Tod - aber gleichzeitig auch wieder nicht, denn sie ist ja das Opfer in der Geschichte. Lässt sich hier herauslesen, dass ich Emory gar nicht ausstehen kann? Und sie gleichzeitig gar nicht so richtig einschätzen kann?
Baz Sichtweise mochte ich um einiges lieber - aber leider nicht gern genug, um dieses Buch beenden zu wollen. Während mir Emory einfach nur auf die Nerven ging, fand ich Baz, naja, langweilig.

Mein Fazit? War leider so gar nicht mein Fall. Schade!

Dienstag, 9. Juli 2024

Trotz [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Ich war schon immer ein Trotzkopf, zumindest wurde mir das als Kind und Jugendliche gerne nachgesagt. Was natürlich nichts Positives war. Meine Eltern mussten mir deswegen zum Beispiel Nachhilfe finanzieren, weil ich meine Lehrerin in einem Fach so wenig mochte, dass ich das Fach komplett verweigert habe. Aber als erwachsene Frau bin ich natürlich nicht mehr trotzig - oder? Ich bin „durchsetzungsstark“, „selbstbewusst“, „Führungspersönlichkeit“, aber immer auch ein bisschen "schwierig". Wen überrascht es, dass ich durch dieses Buch meinen Trotz von Früher in diesen Beschreibungen wiedererkannt habe?

Dabei halte ich Trotz eigentlich nicht erst seit diesem Buch für ein nicht unbedingt nur negatives Gefühl. Trotz ist nicht nur ein schreiendes Kind an der Supermarktkasse - Trotz ist auch unglaublich produktiv. Wer Trotz fühlt, ist unzufrieden und bereit, sich zu gegen eine ungerechte Behandlung zu wehren. Zum Beispiel wenn man sich aus Trotz gegen politische Ungerechtigkeiten einsetzt, sich engagiert - oder auch einfach am Leben bleibt, auch, wenn es sich in diesem Moment fast unmöglich anfühlte. Beide Beispiel stammen aus diesem Buch. Denn die Autorin geht hier nicht nur auf Geschichte und Gesellschaft ein, sondern auch auf ihre eigene Biografie. Normalerweise mag ich das ja aktuell nicht wirklich, hier funktioniert diese Mischung aus sachlichen Essays und biografischer Erzählung aber gut. 

Erzählt wird das ganze Buch in einem unglaublich sympathischen Tonfall. Ich habe mit diesem Buch viel gelacht und mich einfach verstanden gefühlt. Ganz große Empfehlung!

Mittwoch, 3. Juli 2024

Das Mädchen mit dem Porzellangesicht

Autorin: Simone Keil
Erschienen am 17.2.2024
Im: Klett-Cotta Verlag
ISBN: 9783608966350
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"»Noch nie zuvor hat er ein so schönes Mädchen gesehen. Im Mondlicht. Und sie weint...«

London, 1888. In einer kalten Novembernacht wird in einem Backsteinhaus in Covent Garden die kleine Miyo geboren. Für ihren Vater, den Puppenmacher Kazuki Kobayashi, ist sie das größte Glück auf Erden. Das Leben könnte wunderbar sein, wenn Kobayashi nicht einst einen Vertrag mit einem dubiosen Advokaten geschlossen hätte, der ihm Wohlstand und Ansehen sichert, sein Kind aber einer ungewissen Zukunft ausliefert...

Der Puppenmacher kommt zu dem einzig logischen Schluss: Er muss Miyo verstecken, um ihr Leben zu retten. Dazu fertigt er eine ganz besondere Porzellanmaske an, ein feines, aber regungsloses Gesicht, das er sonst für seine Puppen entwirft. Die Maske soll seine Tochter vor dem Advokaten verbergen. Doch die Ausdruckslosigkeit verdammt Miyo zu einem Leben in Isolation – nur wenige machen sich die Mühe, hinter die kalte Fassade der Porzellanmaske zu blicken. Aber in anderen Außenseitern findet Miyo treue Freunde, die sie auf ihrer abenteuerlichen Flucht vor dem teuflischen Advokaten begleiten. Und endlich findet sie auch die Liebe, nach der sie sich schon immer gesehnt hat."
Quelle: Verlag

Meine Meinung: 
Dieses Buch wollte ich vor allem wegen der Schauerroman-Vibes lesen, die meiner Meinung nach ganz klar von diesem Klappentext ausgestrahlt werden. Gleichzeitig wollte ich diese Maske sofort auch als Metapher lesen. Ihr kennt mich, ich bin Literaturwissenschaftlerin - ich kann einfach nicht aus meiner Haut, ich muss alles überanalysieren. Eh klar also, dass dieses Buch auf meinen eReader gewandert ist, oder?

Wir folgen hier Miyo durch ihr Leben. Ihr Vater hat einen sehr gruseligen Vertrag mit einem richtig gruseligen Typen geschlossen. Und dieser Typ seine Tochter nicht finden kann, muss sie ab sofort eine Maske aus Porzellan tragen. Immer. Denn nur so kann sie vor dem Advokaten verborgen bleiben. Wie genau das funktioniert, ob da Magie involviert ist, oder doch eher Technik, wurde für mich nicht ganz klar, aber das war für mich persönlich nicht so schlimm.
Generell kann man über die Welt sagen, dass es sich hierbei um eine Art Parallelwelt zu handeln scheint. Einerseits wirkte das hier beschriebene England auf mich wie das England zum Ende des 19. Jahrhunderts, gleichzeitig ist die Technik hier aber in manchen Aspekten weiter fortgeschritten, als sie es bei uns ist. So sind Roboter, die tatsächlich ein Bewusstsein und eine Persönlichkeit haben, hier etwas ganz Alltägliches. Was ich super spannend fand! Ich lese total gerne Steampunkt und schaue entsprechende Filme und dieser Roman hat mich an dieses Genre erinnert. Ob das genau so erwünscht war oder nur meine Assoziation kann ich nicht sagen. Aber zurück zu den Robotern: Klar scheinen die Figuren gewisse Vorgaben zu haben, anhand derer sie sich verhalten sollten - was sie aber nicht davon abhält, sich anders zu verhalten, wenn sie es für richtig halten. Und das fand ich großartig. Und gerade dieser Hintergrund machte es für mich einfacher, Dinge wie das Funktionieren der Porzellanmaske zu akzeptieren. Wenn solche Roboter in dieser Welt möglich sind, wird eine scheinbar magische Maske wohl das kleinere Problem sein.

Ein kleines Problem hatte ich leider mit dem Ende des Buches. Der ganze Konflikt zwischen Miyo und dem Advokaten wurde innerhalb der letzten fünf Seiten aufgelöst und das auf eine nicht besonders spannende oder interessante Art. Das fand ich richtig schade, denn ich habe mir hier einen großen Showdown erwartet. Ich war dann nach dem Ende doch eher enttäuscht. Das Buch und vor allem auch Miyo hätten mehr verdient, finde ich.

Mein Fazit? Ein guter Roman, der euch in eine spannende Welt entführen wird. Nur mit dem Ende war ich nicht ganz zufrieden.

Montag, 1. Juli 2024

Mein Name ist Lilith

Autorin: Nikki Marmery
Erschienen am 28.2.2024
Im Fischer Verlag
ISBN: 9783949465116
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Im Paradies, am Anfang der Zeit, beginnt die große Lüge: Frauen sind Männern untergeordnet. 

Lilith und Adam leben gemeinsam im Garten Eden. Als Adam verlangt, dass Lilith als seine Frau seinem Willen gehorchen soll, weigert sie sich - und wird aus dem Paradies vertrieben. Zornig sieht Lilith, wie Gott Eva erschafft, die Frau, die nur Unterordnung kennt. Denn Lilith erinnert sich noch an Asherah, die einst mächtige Ur-Göttin. Doch sie ist verschwunden. Zusammen mit dem Erzengel Samael bricht Lilith auf, die Göttin zu finden und die Frauen aus der Unsichtbarkeit zurück ins Licht der wahren Geschichte zu führen."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Ich habe noch während meiner Schulzeit zum ersten Mal von Lilith gehört. Natürlich nicht von meinen Lehrer:innen, dafür von einer anderen Schülerin. Ich war total fasziniert von dieser Figur, die aber damals von der großen Öffentlichkeit noch nicht besonders viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Und bis heute sagt dieser Name wohl den meisten Menschen nichts. Allein deswegen wollte ich diesen Roman lesen. Eine Neuerzählung der Geschichte Liliths? Hell yes! Sehr gerne! Das muss ich lesen und rezensieren, damit so viele Menschen wie möglich erfahren, dass es diese Figur überhaupt gibt.

Dieser Roman erzählt aus der Perspektive Liliths die gesamte (biblische) Menschheitsgeschichte vom Garten Eden über die Arche Noah und Jesus bis hin zu unserer Gegenwart oder knapp davor. Und trotz der Tatsache, dass die meisten erzählten Ereignisse aus der Bibel stammen, schafft es die Autorin trotzdem, andere Kulturen und Religionen mit einzubeziehen und das auf eine überraschend wertschätzende Art. Das hat mich positiv überrascht. Super fand ich auch, dass man am Ende dieses Buches einen historischen Überblick findet, der über verschiedene Handlungsabschnitte aufklärt oder aber auch Gött:innen näher vorstellt, die in der Geschichte zwar genannt aber nicht weiter beschrieben werden.

Was die Geschichte selbst angeht, bin ich leider zwiegespalten. Einerseits mag ich die Grundidee sehr gerne und auch viele Abschnitte der Handlung fand ich schön. Zum Beispiel mochte ich die Liebesgeschichte zwischen Samael und Lilith und mir gefiel es, dass der Mythos von Lilith als kinderstehlende Dämonin hier darauf beruht, dass Lilith den kleinen Kindern vorsang. Weniger toll fand ich, zum Beispiel das Ende, das mich einfach unzufrieden zurückgelassen hat. Vor allem, da ich einfach nicht einsehen kann, inwiefern dieses Ende irgendwas für die Menschheit ändern wird?

Außerdem muss ich hier einfach die fehlenden Graustufen kritisieren. Gerade wenn ich auf die Beschreibung der Männer blicke, musste mir das auffallen - und ehrlich, ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich ein Buch lese und das Gefühl habe, Männer verteidigen zu müssen. Vom christlichen Gott und Adam über Noah und seine Söhne bis hin zu irgendwelchen Nebenfiguren: Die hier vorgestellten Männer sind abgrundtief böse und hassen Frauen, die sie natürlich auch regelmäßig vergewaltigen, um ihren Hass auszudrücken. Die einzige Ausnahmen sind natürlich Samael und noch ein oder zwei andere Männer. Das fand ich schade. Auch ist mir aufgefallen, dass die Autorin zwar durchaus lesbische Frauen erwähnt, Lilith allerdings in ihrem unendlich langen Leben keine Figur findet, die Genderqueer wäre. Das hätte ich persönlich wichtig gefunden, da man diesem Buch sonst leicht vorwerfen könnte (und es in manchen Rezensionen auch tut), dass dieser Roman essentialistisch sei und Frauen auf ihre Fähigkeit, Kinder zu bekommen, reduziert. Was ja in der Realität nicht unbedingt eine Fähigkeit ist, die alle Frauen haben - und umgekehrt macht es einen Menschen ja auch nicht zur Frau, nur weil die Person Kinder bekommen könnte.

Den Schreibstil würde ich über weite Teile als poetisch beschreiben. Das liest sich zwar sehr schön, hat mich aber davon abgehalten, größere Abschnitte unter einmal zu lesen. Denn einfach so treiben lassen, kann man sich bei diesem Schreibstil nicht - du musst immer aktiv mitdenken. Das hat mich persönlich nicht wirklich gestört, wer dieses Buch aber lesen will, sollte genügend Zeit und Energie dafür einplanen.

Mein Fazit? Ein interessanter Roman, der allerdings sein Potential nicht voll ausschöpft.