Donnerstag, 18. Juli 2024

Brown Girls [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch handelt von Soraya, Ruth und Claire und von hunderten anderen Mädchen, Frauen und Menschen, denen bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde - zusammengefasst hier unter dem Begriff "brown girls". Ihnen gemeinsam ist nur, dass sie die Kinder von Einwanderern sind und sie im „miesen Teil von Queens“ aufgewachsen sind. Das war es auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Trotz des Titels haben die Figuren nicht mal die Hautfarbe gemeinsam - denn "braun" bedeutet nicht gleich "braun". Wie hier in einem ganzen Kapitel beschrieben wird. Es gibt etwa eine Millionen Schattierungen und das alles kann man eigentlich gar nicht mit einem Begriff zusammenfassen. Das wird hier beim Lesen schnell klar - und trotzdem wird "brown girls" hier als Selbstbezeichnung das ganze Buch über verwendet. 

Andere Unterschiede: Die Protagonist:innen haben unter ungesunden Familienstrukturen gelitten (oder auch nicht), haben die Schule abgeschlossen (oder nicht), sind dem miesen Teil von Queen entflohen (oder sind geblieben), haben Karriere gemacht (oder nicht). Es gibt nicht den einen klaren Lebensweg, der hier anhand einer Protagonistin vorgestellt wird, stattdessen zeichnet die Autorin mithilfe einer auktorialen Erzählerin ein Bild von so vielen Leben, wie nur in einem Buch beschrieben werden können. Sie erzählt von Armut und dem Kampf dagegen, von Identitäten, die durch Migrationserfahrungen geprägt wurden, von externem und internalisiertem Rassismus von klein auf. Die dabei verwendete Sprache ist überraschend lyrisch und erinnert an Rap-und Hip-Hop-Texte. 

Wie in diesen Musikgenres üblich, wird auch hier eine informale Sprache verwendet und für Bücher ungewöhnlich oft geflucht. Das hat mich nicht gestört, da es zum Gesamtwerk passt, wird aber wahrscheinlich nicht allen Leuten gefallen.

Mein Fazit? Dieser Roman ist überraschend und ungewöhnlich – in seiner Sprache, in seinem Stil, in seiner Art, ein Leben als Person of Colour in den USA zu beschreiben. Das erfordert geduldige Leser:innen, die gewillt sind, sich auf ein solches Buch einzulassen. Ich persönlich war begeistert.

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