Montag, 28. Oktober 2019

Utopien für Realisten

Autor: Rutger Bregman
Erschienen am 18.08.2017
Im Rowohlt Verlag
ISBN: 9783498006822
Rezensionsexemplar: Nein



Zum Autoren:
"Rutger Bregman, geboren 1988 in den Niederlanden, ist Historiker und Journalist und einer der prominentesten jungen Denker Europas. Bregman wurde bereits zweimal für den renommierten European Press Prize nominiert. Er schreibt für die «Washington Post» und die «BBC» sowie für niederländische Medien."
Quelle: Verlag

Klappentext:
"Unsere liberale Grundordnung wird derzeit auf eine harte Probe gestellt. Verfechter der freien Welt warnen vor rechten Populisten, doch es gilt nicht nur die Demokratie zu verteidigen, es gilt auch neue Konzepte zu entwickeln. Mit mutigen und frischen Ideen gelingt es durchaus, viele Menschen für Politik zu begeistern. So zum Beispiel Bernie Sanders in den USA, Emmanuel Macron in Frankreich, Podemos in Spanien. Rutger Bregman, Journalist und Historiker, diskutiert in seinem Buch die interessantesten Ansätze, unser demokratisches System weiterzuentwickeln: die Einführung einer 15-Stunden-Woche, das bedingungslose Grundeinkommen (ursprünglich Richard Nixons Idee), den sinnvollen Einsatz von Computern und Maschinen, die Abschaffung der Armut. Bregman analysiert scharfsinnig und fundiert das Potenzial dieser Ideen und überzeugt den Leser, warum sich politisches Engagement auch heute noch lohnt. Dass in Finnland das bedingungslose Grundeinkommen gerade eine Testphase durchläuft, zeigt: Realistische Utopien haben das Zeug, Wirklichkeit zu werden. Bregmans Buch ist ein inspirierendes Plädoyer für große, aber machbare Veränderungen der Gesellschaft; für mutige Ideen, die gleichwohl realistisch bleiben. Ein internationaler Bestseller, der für Furore sorgt."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Das hier ist neben "Scythe" und "The Subtle Art of not Giving a Fuck" das dritte Buch, das ich mit in den Urlaub genommen habe. Und von den dreien war dieses Buch dasjenige, über das ich mit meiner Reisebegleitung am Meisten geredet habe. Ich selber habe über die meisten dieser Ideen schon früher gelesen und mich immer wieder mal darüber informiert. Ich hatte also schon etwas Vorwissen. Meine Begleitung wiederum, hat über viele dieser Ideen laut eigener Aussage noch nicht so wirklich viel nachgedacht. Dieses Buch sorgte also für einigen Diskussionsstoff und für sehr spannende Gespräche.

Der Schreibstil des Buchs war sehr gut. Stellenweise etwas komplizierter als unbedingt notwendig, aber das war schon okay. Was mich stellenweise etwas gestört hat, war, dass sich manche der Argumente in den einzelnen Kapiteln wiederholten. Dadurch wurde klar, dass die Ideen eng miteinander zusammenhängen - ohne bedingungsloses Grundeinkommen wird zum Beispiel die Verkürzung der Arbeitswoche schwierig, gerade wenn man nach Stunden bezahlt wird. Wenn man das Buch aber, so wie ich, am Stück durchliest und ein Gedächtnis hat, dass eigentlich ganz gut funktioniert, war die ständige Wiederholung leider etwas anstrengend.

Die Argumentation fand ich meistens spannend. Viele dieser Ideen sind ordentlicher Zündstoff. Denkt allein an die Diskussionen zu offenen Grenzen! Beziehungsweise an das genaue Gegenteil dieser: An die Frage, wie weit man die Grenzen noch schließen kann und soll. Ich kenne viele Menschen, die dieses Buch wohl allein für die Diskussion dieser Idee verbrennen würden. Gleiches gilt für Dinge wie das bedingungslose Grundeinkommen. "Aber was ist mit Leuten, die dieses System ausnützen?" Das ist wohl die häufigste Antwort, die man auf solche Ideen bekommt. Gerade für solche Diskussionen ist dieses Buch ziemlich nützlich. Die Argumente sind sehr nützlich und natürlich alle mit Quellen belegt. Wie gut oder schlecht die Quellen sind, weiß ich nicht - bisher hatte ich keine Zeit, das nachzuschauen. Doch selbst ohne die Quellen ganz genau zu kennen, macht die Argumentation Sinn. Hauptsächlich bezieht sich der Autor auf verschiedene Experimente, die zu diesen Themen durchgeführt wurden. Allein schon, dass es in den USA Experimente zum bedingungslosen Grundeinkommen gab, hat mich schwer überrascht! Wo bleiben die bei uns? Wo kann ich mich für die Teilnahme an so einem Experiment anmelden? Was mich nicht überrascht hat, waren die Ergebnisse: Dass die Leute eigentlich nicht viel weniger arbeiten. Wäre, glaube ich, bei uns ziemlich gleich. Ich zumindest würde weiterhin in meinem Studentenjob weiterarbeiten, auch wenn ich ein Grundeinkommen hätte. Auch, wenn ich mir wohl nicht mehr so viele Sorgen über die Zukunft machen würde.

Alles in allem? Sehr spannendes Buch, das man am Besten im Team liest, damit man gleich noch jemanden zum Diskutieren hat!

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