Erschienen am 15.7.2019
Im Blanvalet Verlag
ISBN: 9783734107252
Rezensionsexemplar: Ja
Quelle: Verlag |
Zur Autorin:
"Hinter den Kulissen: Mariette Lindstein ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie war fünfundzwanzig Jahre lang Mitglied bei Scientology und arbeitete während dieser Zeit u. a. im Hauptquartier der Kirche in Los Angeles. 2004 verließ sie die Gemeinschaft dann schließlich. Über ihre Zeit die sie dort verbrachte und ihre Erfahrungen redet sie in ihren erfolgreichen Büchern.
Klappentext:
"Eine junge Frau in den Fängen einer gefährlichen Sekte – »Nervenzerreißende Spannung ist garantiert.« Aftonbladet
Auf einer nebeligen, sturmgepeitschten Insel vor der Westküste Schwedens hat sich der charismatische Franz Oswald, Anführer der Bewegung Via Terra, mit seinen Anhängern in einem herrschaftlichen Anwesen niedergelassen. Sofia Bauman ist fasziniert von dem Mann und dem geheimnisumwitterten Ort. Als er ihr einen Job anbietet, fällt es ihr leicht alles hinter sich zu lassen. Doch Oswald entpuppt sich als sadistischer Psychopath, der Sofia zu seinem Spielzeug machen will. Sie muss fliehen, aber sie ist längst in einem dunklen Netz aus Abhängigkeit, Liebe und Gewalt gefangen …"
Quelle: Verlag
Meine Meinung:
Dieses Buch fand ich echt erschreckend. Du als Leserin weißt, was es mit Via Terra auf sich hat und das von Anfang an. Während Sofia eigentlich nichts darüber weiß. Nur, dass sie den Anführer ganz cool findet und er ihr einen Job angeboten hat. Und ein sofortiges Jobangebot, das ist für Leute unseres Studiums jetzt nicht unbedingt etwas selbstverständlich. Ja, unseres Studiums: Literaturwissenschaft. Mit dem einzigen Unterschied, dass sie schon fertig ist und ich hoffentlich nie in ihrer Situation lande. Aber zurück zum Thema. Du als Leserin weißt von Anfang an, dass das mit Via Terra nicht gut enden wird. Ich meine, das Buch heißt schon "Die Sekte" und der Klappentext spricht von einer "gefährlichen Sekte" und von einem "dunklen Netz aus Abhängigkeit, Liebe und Gewalt". Sofia kennt den Klappentext ihres Buches nicht. Und sie rutscht da einfach rein.
Kennt ihr die Redewendung, dass ein Frosch, der in einen Topf gesetzt wird, dessen Wasser sich nur langsam und gradweise erhöht, totgekocht wird, bevor er überhaupt realisiert, dass er in Gefahr ist? Nun, genau so ging es Sofia. Sie war, dumm gesagt, der Frosch im Topf voll Wasser. Dabei ist sie nicht mal besonders naiv oder so. Sie macht sich keine falschen Hoffnungen und sobald die Dinge beginnen, sich in die falsche Richtung zu entwickeln, bemerkt sie das auch und reagiert darauf auch. Nur blöderweise sind um sie herum sehr viele Leute, die das einfach nicht so sehen, wie sie. Da sind halt dann einfach die "Anderen" schuld. Die Anderen, die Oswald natürlich wieder reizen mussten. Die Anderen, die ihre Arbeit nicht so machen, wie sie sie machen sollten. Die Anderen, die faul sind und dumm und einfach alles falsch machen müssen und dadurch das gesamte Team in Ungnade verfallen lassen. Die Anderen, die die Regeln ja kennen und die Konsequenzen ja auch und deswegen ja eigentlich wissen müssten, dass sie sich anders verhalten müssten und dann wäre ja alles wieder gut und so schön, wie es zu Beginn war. Oder? Blöd nur, wenn Sofia plötzlich eine der Anderen wird. Und dann halt nichts mehr so schön ist, wie es mal war. Aber ich will gar nicht zu viel verraten, deswegen beende ich diesen Absatz lieber. Sonst plaudere ich am Ende noch irgendwelche Cliffhanger aus, ohne es wirklich zu wollen.
Besonders spannend finde ich, dass auch die Autorin teil einer Sekte war. Das wusste ich nicht, bevor ich das Buch zu lesen begann. Erst als ich das Buch beendet habe, erfuhr ich das. Das macht das Buch meiner Meinung nach noch spannender, denn die Autorin hat da wahrscheinlich auch eigene Erfahrungen eingebaut. Teilweise kamen mir die Strafen offensichtlich übertrieben vor, also wirklich überspitzt. So, dass ich nur mit Unverständnis darauf reagieren konnte, dass Sofia noch hier bleibt und nicht sofort abhaut. Aber die Autorin war ja teil einer Sekte. Keine Ahnung also, ob die Strafen wirklich so übertrieben sind, wie sie mir vorkommen. Man hört ja immer vieles über Sekten, aber Sekten, die betreffen ja immer nur die Anderen. Bei uns zumindest, da gibt es zwei Sekten, die man öfters sieht. Eine steht immer mit Flyern vor dem Bahnhof und ich bin mit einem Mädchen, das Teil dieser Sekte war, in die gleiche Klasse in der Hauptschule gegangen. Eine andere steht immer in der Haupteinkaufsstraße meiner Universitätsstadt und will mit mir darüber reden, was ich an meinem Leben so mag, keine Ahnung, was das bringen soll. Gibt es wirklich Leute, die dann ein ernsthaftes Gespräch anfangen und sich bekehren lassen? Wahrscheinlich, sonst würden die das ja nicht machen. Aber trotzdem, es wirkt...seltsam.
Den Schreibstil fand ich sehr gut. Sofia erzählt die ganze Geschichte und man begleitet sie wirklich auf ihrem ganzen Weg. Aber auch eine zweite Person lernen wir näher kennen, immer am Ende eines jeden Kapitels. Wer das ist, werde ich euch nicht verraten. Aber eines sage ich euch: Es ist verdammt gruselig. Und mitreißend. Die letzten 200 Seiten habe ich gestern Abend noch gelesen, weil ich sowieso nicht schlafen hätte können, ohne zu wissen, wie das ausgeht. Tja, ich habe es geschafft. In weniger einer Stunde. Uff.
Mein Fazit? Auf jeden Fall lesenswert und für mich auf jeden Fall auch ein möglicher Kandidat für einen Re-Read.
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