Sonntag, 31. Juli 2022

Monster auf der Couch

 

Quelle: Verlag

Dieses Buch ist einfach großartig gestaltet. Da gibt es mehr Details zu entdecken, als ich es mir erwartet habe, und ich hatte große Freude mit der Lektüre. Es gibt hier zum Beispiel Skizzen, die die Psychologin von ihren Klient:innen angefertigt hat, Gesprächsprotokolle, die durch handschriftliche Notizen ergänzt wurden (natürlich aufgedruckte und keine tatsächliche Handschrift, aber es schaut trotzdem cool aus!), Briefe und Tagebucheinträge. Dieses Buch zu lesen fühlte sich an, als würde ich selbst Ermittlungen anstellen, was mit der Psychologin denn eigentlich passiert ist.

Das ist die Ausgangssituation dieses Buchs: Eine Psychologin ist spurlos verschwunden und ihre Lebensgefährtin ist außer sich vor Sorge. Deswegen schickt sie alle Notizen ihrer Partnerin an die Polizei, in der Hoffnung, dass die was damit anfangen können. Die Ermittlungsarbeit müssen wir Leser:innen dabei selbst betreiben. Wir müssen selbst rausfinden, was mit der Psychologin passiert ist, indem wir ihre Notizen durchgehen und so tief in ihren Arbeitsalltag eintauchen. Ich fand das spannend, verstehe aber die Leute, die enttäuscht waren, weil sie sich einen klassischen Krimi erwartet hätten. Denn so einen bekommt ihr hier nicht.

Auch der Stil hat mich positiv überrascht. Die Texte waren zu gleichen Teilen witzig und nachdenklich. Viele der literarischen Figuren, die hier "auf der Couch" landen, kannte ich schon vor diesem Roman. Durch diese Lektüre habe ich aber auf jeden Fall einen neuen Blick auf sie erhalten, was für mich spannend war. Und gegen Ende gab es dann sogar noch Elemente, die auf mich fast wie auf einen Psychothriller wirkten. Dort wird dann nämlich etwas enthüllt, was meinen Blick auf alle vorhergehenden Texte veränderte und in mir den Wunsch weckte, das gesamte Buch sofort nochmal zu lesen.

Mein Fazit? Super spannende Mischung aus Krimi und Fantasyroman mit vielen intertextuellen Anspielungen!

Donnerstag, 28. Juli 2022

Wenn die Hoffnung stirbt, gehts trotzdem weiter [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Heute rezensiere ich mal wieder ein Buchclubbuch für euch - und ausnahmsweise mal vor unserem Treffen. Normalerweise gehöre ich nämlich zu den Menschen, die so eine Lektüre bis zur letzten Sekunde aufschieben und die letzten paar Seiten auf dem Weg zum Clubtreffen lesen. Ups.

Dieses Buch hatte ich seit Weihnachten auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Ich habe es dem Club vorgeschlagen, weil es mir immer Spaß macht, mit ihnen über politische Aspekte unserer Bücher zu diskutieren. Und ja, da gibt es immer was zu besprechen. Selbst wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt. Ich sag nur: Angelini Josephin. Die Buchclubmädels wissen, was da los war. Der Rest von euch bekommt irgendwann noch einen kurzen Einblick, wenn ich dieses Buch dann endlich mal rezensiere. Und nein, ich bin nicht diejenige, die die Diskussionen auf politische Themen lenkt. Zumindest bei weitem nicht immer. Auf jeden Fall dachte ich mir, dass es wahrscheinlich auch spannend wäre, ein bisschen über politischen Aktionismus zu quatschen. Ich hab vor unserem Treffen schon in das Buch reingelesen und ich war mir sicher, dass der Buchclub den Tortenwurf auf die damalige Afd-Chefin feiern würden. (Das Video gibt es übrigens auch auf Youtube. Sucht dort an eurem nächsten schlechten Tag einfach mal nach dem "Tortalen Krieg".) Bei anderen Aktionen war ich mir wiederum nicht ganz so sicher, ob das alle gut finden würden. Aber dafür lese ich diesen Text ja in einem Buchclub: Ich will über die Aktionen sprechen und wenn irgendwer ganz anderer Meinung ist, dann möchte ich wissen warum und ob ich die Argumentation der anderen Person nachvollziehen kann. Auf jeden Fall wurde dieses Buch dann zur nächsten Lektüre gewählt und jetzt dauert es nur noch eine halbe Ewigkeit, bis wir endlich unser nächstes Treffen haben.

Wie weit würdet ihr persönlich gehen, wenn ihr euch für ein Thema einsetzt, dass euch wirklich am Herzen liegt? Ich habe bisher demonstriert, Mails an politische Entscheidungsträger:innen geschrieben, gehe regelmäßig die aktuellen Volksbegehren durch, gehe zu jeder Wahl und ich engagiere mich immer mal wieder ehrenamtlich. Das Peng-Kollektiv geht da weiter und gestaltet Aktionen, für die ich wohl einfach zu feige bin. Vor der NSA für einen Aussteigerverein für Geheimagent:innen werben? Mich in die Szene der Klimaleugner:innen einschleusen? Politiker:innen/Nazis Kuchen ins Gesicht klatschen? Obwohl... Für letztere Aktion hätte ich eine lange Liste an Politikern (aktuell nicht gegendert), denen so ein bisschen Sahne im Gesicht wohl nicht schaden würde...

Dieses Buch hat mir einfach Spaß gemacht und mich gleichzeitig dazu gebracht, nachzudenken und mich und meine Privilegien zu hinterfragen. Und das auch nachdem ich das Buch schon beendet habe. Vor allem in Supermärkten muss ich jetzt ständig an diesen Text denken. Darin wird nämlich eine Frau zitiert, die sich darüber ärgert, dass Menschenrechte im Supermarkt durch Kund:innen verhandelt werden. Und sie hat recht: Es ist total absurd, dass wir beim Einkaufen darüber entscheiden sollen, ob es Sklaverei in dieser Welt gibt, ob Kinder Schokolade herstellen müssen, ob Menschen ausgebeutet werden. Genauso absurd wie dort zu entscheiden, ob Tiere anständig behandelt werden oder ob die Umwelt vergiftet wird. Warum sollten das Kund:innen entscheiden? Sollte nicht eigentlich die Politik sicherstellen, dass menschenwürdige Arbeitsbedingungen, kein Tierleid und Umweltschutz ganz normal sind? Was ist das nur für eine verkorkste Gesellschaft, in der wir leben?

Mein Fazit? Ich werde das Kollektiv und seine Aktionen auf jeden Fall weiter beobachten. Und ich freue mich schon sehr auf die Diskussion im Club.

Montag, 25. Juli 2022

Meine liebsten Buchzitate #97

 1. "The Comfort Book" von Matt Haig, Seite 147

You are here. And that is enough.

2. "Honey Girl" von Morgan Rogers, Seite 109

"Auch wenn Leute nicht an Geschichten glauben", sagt sie, während sich ihre rosigen Lippen zu einem Gähnen öffnen, "können sie trotzdem wahr sein."

3. "Wutschrift. Wände einreissen, statt sie hochzugehen" von Pia Klemp, Seite 13

Ich bin eine wütende Frau, Gott sei Dank! 

4. "The Secret Book Club. Ein Liebesroman ist nicht genug" von Lyssa Kay Adams, Seite 122 und 123

Angst bringt uns dazu, blöde Dinge zu tun. Schlechte Entscheidungen zu fällen, die uns schaden und verhindern, das zu bekommen, w-was w-wir im Leben wirklich wollen.

5. "Klartext Klima! Zusammenhänge verstehen, loslegen und effektiv handeln" von Sara Schurmann, Seite 46

Die Klimakrise ist kein weiteres Problem auf der Bühne, sie bedroht die Bühne selbst. 

Freitag, 22. Juli 2022

Allerliebste Urlaubsgrüße!

Hey ihr Lieben!

Diesen Post tippe ich im Urlaub in Tschechien. Genauer: Rozemberg nad Vlatvou. Bis heute morgen habe ich von diesem Ort auch noch nichts gehört, aber es ist ziemlich schön hier. Und der Radweg zum Ort ist total aufregend. Gleich nach der Grenze geht es dann an der Moldau entlang, teils auf kleineren Straßen, teils auf Radwegen, teils auf Pfaden durch den Wald. Vor allem die Teile durch den Wald sind toll, denn der ist ein richtiger Märchenwald! Ich bekam richtig Lust auf Vampirromane. Hab mir sofort "Camilla" und "Dracula" auf meinen Reader geladen! Das einzig Störende an dieser Strecke sind die Insekten. Ich zieh die echt an. Meine Schwester hat nur ein oder zwei Stiche, ich fühle mich in der Zwischenzeit als einziger großer Insektenstich.
Wie wir darauf gekommen sind, durch Tschechien zu radeln? Nun, zuerst haben wir einen Teil des Donauradwegs abgefahren. Dann sind wir jetzt auf den Iron Wall Trail gewechselt. (Oder Iron Curtain Trail? Ich kann mir das nie merken!) Und auf dem bleiben wir jetzt bis ungefähr St. Pölten. Wer weiß, vielleicht poste ich ja das ein oder andere Bild auf Instagram. Falls ihr die coole Märchenlandschaft sehen wollt, die bei der Moldau so ist, solltet ihr dort unbedingt vorbeischauen. Ihr findet mich dort unter dem Namen @miras_buecherwelt. Würde mich freuen, wenn ihr mal vorbeischaut.

Alles Liebe,
Eure Mira

Dienstag, 19. Juli 2022

Weißer Flieder [Abgebrochen]

 Autorin: Cecilia Sahlström
Erschienen am 26.05.2022
Im Saga Egmont Verlag
ISBN: 9783869749563
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Der Sommer naht in der südschwedischen Universitätsstadt Lund, und für die vielen Studenten stehen die Semesterferien vor der Tür. Doch während die skandinavischen Abende endlich wieder länger werden, legt sich ein Schatten über Lund. Im Stadtpark wird ein Mädchen schwerverletzt aufgefunden. Nicht weit von dort wird ein junger Mann bewusstlos geschlagen. Beide Opfer halten weißen Flieder in den Händen. Polizeikommissarin Sara Vallén wird mit dem Fall beauftragt und gleich wieder abkommandiert, als sich herausstellt, dass ihr eigener Sohn der Hauptverdächtige ist. Um ihn zu retten, beginnt Sara ihre eigenen Ermittlungen."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Was mich an diesem Buch vor allem interessiert hat, war die Tatsache, dass der Sohn der Kommissarin zum Hauptverdächtigen wird. Ich hätte da mit handfesten Beweisen gegen ihn gerechnet und mit richtig viel Emotionen. Wenn eines meiner Familienmitglieder plötzlich des Mordes verdächtigt wird, würde ich wohl auch alles tun, um das Gegenteil zu beweisen. Und gleichzeitig würde ich wohl langsam aber sich dem Wahnsinn verfallen, weil ich nicht wüsste, wie ich damit umgehen soll, falls sich der Verdacht gegen mein Familienmitglied erhärtet und er oder sie tatsächlich einen Mord begangen hat. Und ich war sehr gespannt darauf, zu lesen, wie dieser innere Konflikt, der ja bei jemandem von der Polizei enorm sein muss, dargestellt wird. Kleiner Spoiler: Leider so gut wie gar nicht. Dass die Verhaftung eine Fehlentscheidung und der Verdacht falsch ist, war mir als Leserin von Seite eins klar. Und Hauptfigur Sara auch, wenn ich bedenke, wie wenig Emotion wir von ihrer Seite mitbekommen. Klar, der ein oder andere emotionale Zusammenbruch wird beschrieben. Aber die restliche Zeit hatte ich nicht wirklich das Gefühl als würde sie die Tatsache, dass ihr Sohn gerade im Gefängnis sitzt, irgendwie belasten. Das fand ich schade. Ich wollte das Buch doch genau wegen diesen Gefühlen lesen! Genau diese Ausgangslage fand ich spannend. Schade, dass das dann so schnell und fast schon lieblos abgehandelt wurde.

Ein Problem hatte ich auch mit der Truppe, die uns da als Ermittlungsteam vorgestellt wird. Tut mir leid, aber die sind doch alle inkompetent. Vor allem gegenüber einer der Figuren bekam ich irgendwann Aggressionen. Wenn die Autorin versucht hat, hier eine Hassfigur zu schaffen, dass ist ihr das gelungen. Aber leider auch nicht ganz, da ich sie gleichzeitig für jede Sekunde verflucht habe, die ich mit diesem Typen konfrontiert war. Ich wünschte, ich könnte an dieser Stelle schreiben, dass es irgendeine Figur im Team gab, die für mich ausgleichend wirkte und vielleicht sogar sympathisch. Leider war dem nicht so. Ich halte sie für inkompetent, teilweise auch für dumm. Und ein Krimi mit unfähigen Ermittler:innen kann Spaß machen, wenn das gut umgesetzt wird. Hier machte es mir aber keinen Spaß. Die ständigen Ermittlungsfehler, die hier passierten, waren auch einer der Gründe, warum ich dieses Buch abgebrochen habe.

Der zweite Grund für meinen Abbruch war, dass ich ab Seite 160 selbst Ermittlungsarbeit leisten musste. Auch das kann Spaß machen, nämlich wenn ich so einen "Choose-your-own-Story"-Krimi lese, wie ich sie als Kind gerne mochte. Das hier ist aber kein solcher Krimi. Trotzdem sind hier Seiten durcheinandergeraten. Ich durfte mich auf die Suche nach den nächsten zehn Seiten machen und selbst dafür sorgen, dass ich sie in der richtigen Reihenfolge lese. Ja, Fehler passieren. Aber dass zehn Seiten durcheinander geraten, mit Seitenzahl und allem, das muss vor dem Versenden der Bücher einfach entdeckt werden. Ich habe mich darüber sehr geärgert und hoffe nur, dass dieser Fehler nur in meinem Exemplar passiert ist und alle anderen Leser:innen davon verschont bleiben.

Sehr überrascht hat mich auch die Tatsache, dass ich trotz der detaillierten Beschreibung von Kindesmissbrauch, Vernachlässigung und sexueller Gewalt verschiedenster Art keine Triggerwarnung entdecken konnte. Auch der Klappentext lässt nicht vermuten, dass Leser:innen mit solchen Beschreibungen im Buch rechnen müssen. Das halte ich einfach für verantwortungslos.

Mein Fazit? Schade, aber das war wohl nichts.

Samstag, 16. Juli 2022

The Roommate Risk [Kurzrezension]

Quelle: Verlag
 

Nächste Woche verreise ich mal wieder, wenn ich mir nicht ganz spontan doch noch Corona einfange. Und da einige von euch sicher auch schon in Urlaubsstimmung sind, dachte ich mir, dass ich euch heute mal wieder etwas leichte Lektüre vorstellen.

Worum geht es? In Jasmins Wohnung gibt es einen Wasserschaden. Alles ist kaputt. Wirklich alles. Wohnen kann man darin wohl in den nächsten Monaten nicht mehr. Also zieht sie zu ihrem besten Freund Rahul. Und das ohne zu wissen, dass er schon seit Jahren in sie verliebt ist... Und ja, die Handlung ist genauso süß, wie es diese kurze Beschreibung hier hoffentlich vermuten lässt. Ich meine: Das ist Talia Hibbert. Was erwartet ihr euch bitte?

Wie wir es von Hibbert kennen, behandelt sie aber auch hier wieder ernste Themen. Alkoholismus zum Beispiel. Das war für mich spannend, vor allem, weil es halt nicht die übliche Darstellung von Alkoholismus ist. Dieser Alkoholismus, wie er hier gezeigt wird, ist viel alltäglicher und würde wohl von den meisten Menschen gar nicht als Alkoholismus bezeichnet werden. Das macht ihn aber nicht weniger ungesund für die Betroffenen, denen aber oft nicht mal bewusst ist, dass sie betroffen sind. Dieses Buch hätte ich nach dem Lesen sehr gerne gleich ein paar Freunden hingeknallt, deren Trinkverhalten ich hier im Buch leider wiedererkennen konnte. Leider wäre das wohl verlorene Liebesmüh, denn keiner von denen liest Liebesromane, zumindest nicht offiziell.

Auch "The Roommate Risk" konnte mich mal wieder komplett überzeugen. Ich weiß nicht, was die Autorin mit mir macht, aber wahrscheinlich könnte sie einen Protagonisten Vögel beobachten lassen und ich würde das trotzdem mit Begeisterung verschlingen. Sie schreibt einfach unglaublich gut und vor allem ihre Dialoge sind großartig. Bei diesen Wortgefechten bekomme ich jedes Mal wieder Lust auf Popcorn.

Mein Fazit? Talia Hibbert ist die Königin der Liebesromane und sobald wird es wohl niemand schaffen, mich vom Gegenteil zu überzeugen.

Mittwoch, 13. Juli 2022

Frauen, an die ich nachts denke

 Autorin: Mia Kankimäki
Erschienen am 16.05.2022
Im btb Verlag
ISBN: 9783442719358
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Mia, Anfang vierzig, hat den Job gekündigt, die Wohnung verkauft, und während andere Familien haben und Sommerhäuser kaufen, denkt sie während zahlloser schlafloser Nächte an Frauen – und das hat nichts mit Sex zu tun, sondern mit der Suche nach dem Sinn des Lebens! Ihres Lebens! Ihre Nachtfrauen – furchtlose Entdeckerinnen, begabte Schriftstellerinnen und leidenschaftliche Künstlerinnen – sind Schutzheilige, die sie um sich versammelt, um sich den Weg weisen zu lassen. Und eines Tages beschließt sie, Ernst zu machen, die Welt zu bereisen und den Spuren ihrer Nachtfrauen wirklich zu folgen – Karen Blixen nach Tansania, Sei Shōnagon nach Japan, vergessenen Renaissance-Malerinnen nach Florenz. Denn wenn diese Frauen es vor Hunderten von Jahren in die Welt geschafft haben, warum sollte Mia das dann nicht auch können?"
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Dieses Buch hat meinen gesamten Rezensionsplan durcheinander geworfen. Es ist keine leichte Lektüre, einfach mal hundert Seiten am Stück zu lesen, wie das für mich bei anderen Büchern leicht möglich ist, ging hier nicht. Spätestens nach 20 war mein Kopf so voll, dass ich pausieren und nachdenken musste. Deswegen habe ich mich mit diesem Buch auch um einiges länger beschäftigt, als ursprünglich geplant.

In diesem Buch geht es um exakt das, was im Titel angekündigt wird. Die Autorin schreibt über die Frauen, an die sie nachts denkt und warum sie an sie denkt. Da sind Weltreisende wie Nelly Bly dabei, Renaissancemalerinnen wie Artemisia Gentileschi und auch die moderne Künstlerin Yayoi Kusama. Der erste Abschnitt über die Weltreisenden war der längste, der Abschnitt über die Künstlerinnen der für mich interessantere. Die Autorin skizziert die Leben ihrer Heldinnen und gleichzeitig auch ihr eigenes. Sie versucht auf den Spuren dieser Frauen zu wandern, zum Beispiel durch Reisen nach Afrika oder Italien. Das war zu Beginn etwas ungewohnt, gleichzeitig aber auch spannend.

Besonders beeindruckt haben mich Artemisia und Nelly. Artemisia ist die Künstlerin, die das Gemälde "Judith und Holofernes" gemalt hat. Das musste ich im ersten Semester meines Studiums mit anderen Darstellungen derselben Bibelstelle vergleichen und ich war schockiert davon, wieviel Blut hier zu sehen ist und dass die Künstlerin sich dazu entschieden hat, Judith mitten im Mord zu malen. Noch dazu war da so viel Entschlossenheit in Judiths Blick. Da war kein Zögern, keine Verwirrung, kein unschuldiger Blick. Judith weiß genau, was sie tut. Das hat mich fasziniert und fasziniert mich auch heute noch. Die Geschichte hinter diesem Bild kannte ich aber nicht.
Nelly Bly wiederum war Journalistin und beschloss für einen Artikel so schnell wie möglich um die Welt zu reisen. Kennt ihr Jules Vernes Roman "In 80 Tagen um die Welt"? Sie wollte schneller sein als der Protagonist dieses Buchs. Und sie hat das geschafft - ohne Gepäck. Diese Frau reiste nur mit Handtasche und Regenschirm um die Welt! Und ich kämpfe damit, mich bei einem Wochenendtrip auf einen Rucksack zu beschränken!

Ich habe eigentlich nur einen Kritikpunkt. Mir ist klar, dass diese Frauen im Leben der Autorin eine besondere Rolle einnehmen. Wie alle haben Held:innen und natürlich wollen wir die nur in einem allerbesten Licht sehen. Trotzdem hätte ich mir bei manchen der Frauen etwas mehr Reflexion gewünscht. Gerade bei Karen Blixen wäre das meiner Meinung nach gut gewesen. Sie hat sich munter am Kolonialismus beteiligt und davon profitiert, hat extrem viele Tiere geschossen und scheint auch insgesamt kein besonders angenehmer Mensch gewesen sein - und trotzdem befasst sich ein guter Teil dieses Buchs mit ihr und das aus einer meiner Meinung nach aus einer Perspektive, die gerne hätte kritischer sein dürfen.

Abschließend muss ich hier fast noch darüber nachdenken, wen ich wohl als meine Nachtfrauen bezeichnen würde, oder? Also, Mary Shelley ist ganz sicher mit dabei und Marie Curie auch. Auf jeden Fall auch Margaret Atwood. Jetzt wohl auch Nelly Bly und Artemisia. Gerade über die Renaissance-Künstlerinnen in diesem Buch musste ich in den letzten Tagen viel nachdenken. So viel, dass ich jetzt dabei bin, eine Reise nach Florenz zu planen. Florenz war ja das Zentrum der Renaissance und noch dazu lebte ja auch Dante dort. Ich könnte dort also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Renaissance-Kunst ansehen und gleichzeitig meine Dante-Sucht weiter füttern.

Mein Fazit? Interessante Lektüre über Heldinnen und wie sie das Leben der Autorin beeinflusst haben.

Sonntag, 10. Juli 2022

Meine liebsten Buchzitate #96

1. "The Comfort Book" by Matt Haig, Seite 135

Ruining the present by worrying about the future is like burning your most treasured possession simply because you might one day lose other possessions that you don't own yet.

2. "Honey Girl" von Morgan Rogers, Seite 69

Grace
19:39 Uhr
hab eine lebenskrise
was für ein witz so was zu texten

Yuki
19:45 Uhr
[mit verführerstimme] wow... ganz ohne mich? ;)

3. "Flauschig" von Hanna Bervoets, Seite 212

Erwachsenwerden heißt zu erkennen, dass die Rockstars zu der Zeit, als du sie bewundertest, genauso alt waren wie du jetzt.

4. "The Handmaid's Tale" von Margaret Atwood, Seite 140

But remember that forgiveness too is a power. To beg for it is a power, and to withhold or bestow it is a power, perhaps the greatest.

5. "Mondmeridian" von Edo Popovic, Seite 9

Züge sind unsere zweite Haut. Während wir reisen, streifen wir sie über und wieder ab. Jemand, der in einen Zug steigt, ist nicht mehr derselbe, wenn er aussteigt, und wie könnte es auch anders sein.

Donnerstag, 7. Juli 2022

Die Grenzen meiner Sprache

 Autorin: Eva Meijer
Erschienen am 9.05.2022
Im btb Verlag
ISBN: 9783442772285
Rezensionsexemplar: Ja

Quelle: Verlag

Klappentext:
"Über die heilende Kraft der Sprache, der Kunst, des Laufens, über Hunde und Katzen, über das Schweigen und Bäume im Winter.

Depression gilt in Deutschland inzwischen als Volkskrankheit, über 5 Millionen Menschen erkranken jährlich daran. Die Philosophin Eva Meijer erzählt von ihrer eigenen Erfahrung mit Depression und kommt dabei zu erstaunlichen neuen Erkenntnissen. Mit den Mitteln der Philosophie, mit Verweisen auf Wittgenstein, Camus, Foucault u.v.a. erklärt und untersucht sie das Phänomen, nimmt der Depression den Schrecken und zeigt, wie die Beziehung zwischen Individuum und Welt, die bei der Krankheit verloren geht, auf vielfältige Weise wiederhergestellt werden kann und was das Leben lebenswert macht."
Quelle: Verlag

Meine Meinung:
Dass es für mich schwierig ist, über psychische Erkrankungen und über Depressionen zu sprechen, merkt man wohl allein schon daran, dass ich diesen ersten Absatz meiner Rezension ein Dutzend Mal umgeschrieben habe. Einige Menschen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis leiden an Depressionen oder haben irgendwann daran gelitten - und ein paar von ihnen lesen auch meinen Blog (Hey ihr!). Da ich selbst nicht betroffen bin, ist es mir wichtig, zumindest ein bisschen was an Grundwissen zum Thema anzusammeln. Ich möchte, dass sich meine Mitmenschen in meiner Umgebung wohlfühlen können und wenn ich aus Unwissenheit etwas Falsches oder vielleicht sogar Verletzendes sage oder tue, wird das nur schwer möglich sein.

Die Autorin litt selbst ihr ganzes Leben lang immer wieder an depressiven Episoden und zeitweise auch an einer Essstörung. Sie beschreibt in diesem Buch, wie sich Depressionen für sie anfühlen, wie sich ihre Erkrankung entwickelte und wie sich der Heilungsprozess für sie anfühlte. Doch all diese persönlichen Erlebnisse stehen eigentlich eher im Hintergrund des Buches. Sie werden von Meijer in Verbindung zu literarischen und philosophischen Texten über Depressionen gesetzt und so in einen breiteren Kontext eingebettet. Das machte dieses Buch für mich besonders interessant und hebt es von anderen Texten zum Thema ab. Die Autorin hat selbst Philosophie studiert und ist als Philosophin tätig. Einige der Philosoph:innen, die sie hier vorstellte, kannte ich bereits, viele waren für mich ganz neu. Manche davon habe ich mir für die Zukunft markiert. Schade finde ich nur, dass bisher noch nicht alle der Werke ins Deutsch oder Englische übersetzt wurden.

Spannend finde ich auch, wie sie ihre Depressionen beschreibt. Natürlich erwähnte sie auch die Symptome, die mir schon bekannt waren, wie Gefühlstaubheit, Verzweiflung oder Energielosigkeit, aber ein Detail war mir neu und ist mir im Kopf geblieben: Laut Meijer fühlen sich Depressionen so an als könnte man plötzlich keine Farbe mehr sehen. So wurde mir diese Krankheit noch nie beschrieben. Ich kann natürlich nicht wissen, ob diese Definition nur das Erleben der Autorin beschreibt oder allgemein zutrifft, aber ich glaube, dass mir diese Beschreibung hilft, mir die Krankheit ein bisschen vorzustellen. (Falls dieses Detail aber nur auf Meijers Erfahrung zutrifft, bitte ich an dieser Stelle um ein Veto!)

Irgendwie schafft es die Autorin aber auch Positives in ihren Text einzubauen. Das stelle ich mir bei einem Text wie diesem schwierig vor. Vor allem, Positives einzubauen, ohne dass das ins Unangenehme und Klischeehafte abrutscht. Irgendwie hat Meijer das aber geschafft. Sie schreibt dann zum Beispiel darüber, warum ihr die Depressionen geholfen haben, zu erkennen, was in ihrem Leben wirklich wichtig ist.

Mein Fazit? Ein Text, den ich euch sehr ans Herz legen möchte.

Montag, 4. Juli 2022

Neuzugänge im Juni

 Hey ihr Lieben!

Ein weiterer Monat ist um und irgendwie habe ich auch diese Prüfungswoche überlebt. Wobei dieses Mal gar nicht mal die Prüfungen das schlimmste waren. Eher der große Haufen an Essays, Exposés und Präsentationen, die zeitgleich stattfanden. Und dass ich zeitgleich auch aus meinem Studentenheim ausziehen musste, hat den Stress auch nicht unbedingt verringert. Außerdem habe ich zeitgleich auch noch beschlossen, einen kalten Social-Media-Entzug zu machen. Das war vielleicht erschreckend. Mir ist bewusst, dass die meisten Menschen in meiner Generation von solchen Apps und Netzwerken doch schon eher abhängig sind, aber dass ich Entzugserscheinungen bekam, hat mich dann doch geschockt. Gleichzeitig hatte ich plötzlich viel mehr Zeit. Als Kind war es für mich kein Problem, ein Buch an einem Tag zu lesen. Das konnte ich jetzt plötzlich wieder und zwar ohne Abstriche bei meinen Lernphasen zu machen. Total krank, nicht? Probiert dieses Experiment auf jeden Fall auch mal aus und lasst es mich wissen, wie es für euch gelaufen ist.

Jetzt aber zu den Büchern, die ich jetzt lesen werde, wo ich nicht mehr ganz so viel Zeit vor meinem Smartphone verschwende. Insgesamt durften im letzten Monat fünf neue Bücher bei mir einziehen. Eines davon war für eine Woche kostenlos als eBook erhältlich und vier habe ich gekauft. Und dann musste ich alle Bücher übersiedeln und jetzt habe ich mir ein Buchkaufverbot auferlegt. Die einzige Ausnahme sind Klassiker, die ich für die Universität brauche, aber da jetzt ja meine vorlesungsfreie Zeit beginnt, sollte da nicht zu viel anfallen.

Quelle: Verlag

Dieses Buch war das, das kostenlos erhältlich war. Talia Hibbert hat in ihrem Newsletter darauf hingewiesen und natürlich musste ich es mir dann sofort runterladen. Und ja: Ich habe auch dieses Buch in einem Rutsch und mit einem großen Grinsen im Gesicht gelesen. Und ja, ich muss auch die restlichen Bücher der Reihe irgendwann lesen. Das erste war auf jeden Fall total süß! Rezi folgt!

Quelle: Verlag

Über "A Midsummer Night's Dream" schreibe ich eine Proseminararbeit. Allerdings eigentlich nicht über den Text, sondern über das Stück, das ich im Schauspielhaus Salzburg angesehen habe. Ich untersuche die karnevalistischen Elemente darin und vergleiche das dann mit dem Musical "Cabaret", das ich mir am Landestheater Salzburg angesehen habe. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie das laufen wird!

Quelle: Verlag

Sarah J. Maas gehört zu den ganz großen Namen in der Bücherbubble. Ich habe bisher noch nichts von ihr gelesen. Als ich aber "A Midsummer Night's Dream" aus der Buchhandlung abgeholt habe, sah ich das in der Box für Mängelexemplare, die immer vor der Buchhandlung meines Vertrauens steht und dachte mir: "Warum nicht?" Ich bin gespannt!

Quelle: Verlag

Der erste Teil dieser Reihe war einfach nur göttlich! Daher war für mich klar, dass ich auch Band 2 lesen muss. Der ist jetzt erschienen und natürlich habe ich den sofort gekauft. Ich bin gespannt!

Quelle: Verlag

Auch über dieses Buch muss ich eine Arbeit schreiben. Ich beschäftige mich darin mit Luft und Atmung und wie sich Diskriminierung dadurch ausdrückt. Im Proseminar, für das ich mich damit beschäftige, haben wir uns für ein Semester mit den sogenannten "Breath Studies" beschäftigt. Das war total spannend! Falls ihr mal dazu kommt, euch damit zu beschäftigen: Tut es!

So, das waren also meine Neuzugänge. Kennt ihr eines der Bücher bereits. Lasst es mich gerne wissen. Ich freue mich darauf, mit euch zu plaudern!

Alles Liebe,
Eure Mira


Freitag, 1. Juli 2022

Meine liebsten Buchzitate #95

1. "The Comfort Book" von Matt Haig, Seite 127

You were born with worth, as all babies are, and that worth doesn't disappear simply because you have grown a little older.

2. "Act your Age, Eve Brown" von Talia Hibbert, Seite 202

"I told you before," Jacob said into the silence, "that there are different ways to fail. Imperfection is inevitable. That's life. But it doesn't sound to me like you've failed at all, Eve. It sounds like your dream broke, and you've been picking up shattered pieces and blaming yourself when your hands bleed."

3. "Honey Girl" von Morgan Rogers, Seite 66

Wenn das Universum und ich aus dem gleichen Stoff bestehen, will ich eine faire Chance, auch wirklich ein Teil von ihm zu sein.

4. "Flauschig" von Hanna Bervoets, Seite 210

Du bist der, den die anderen in dir sehen, außer du bist allein, dann musst du selbst entscheiden, ob du ein Junge sein willst oder ein Mann, ein Mädchen oder eine Frau - ist das der Grund, warum du so gern allein bist?

5. "The Handmaid's Tale" von Margaret Atwood, Seite 198

You can't help what you feel, Moira said once, but you can help how you behave.