Montag, 15. November 2021

Act your Age, Eve Brown [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Nur dass das klar ist, Leute: Ich werde mich nie mit einer Beziehung zufriedengeben können, die nicht genauso auch aus einem Roman von Talia Hibbert stammen könnte. Eigentlich könnte ich hier die Rezension schon beenden. Das ist es, was ich aus ihrer Reihe um die Brown-Schwestern gelernt habe. Das, was die Chloe, Dani und Eve finden, möchte ich auch und nichts weniger. Und ich empfehle auch euch, meinen lieben Leser:innen: Diese Beziehungen sollten so die Latte sein, an der ihr alle Beziehungen messt, die ihr je eingeht. Nicht das Chaos, das in der After-Reihe gezeigt wird (das halte ich immer noch für toxisch und einfach nur ungesund - nur so als kleiner Seitenhieb nebenbei).

Wie immer hat Talia Hibbert auch hier einfach wunderbare Figuren geschaffen, denen man morgen auch einfach so auf der Straße begegnen könnte. Eve ist eine totale Chaotin, ein richtiger Wirbelwind, aber will eigentlich einfach immer nur das Beste für alle Menschen um sich herum. Jacob ist das genaue Gegenteil von ihr: Er muss immer die Kontrolle über alles behalten, wirkt auf andere meist kühl und oft sogar unfreundlich. Und deswegen kann er sich auch nichts Schlimmeres vorstellen, als Eve in seinem Bed und Breakfast zu beschäftigen, als sie dann plötzlich bei einem Vorstellungsgespräch vor ihm steht. Doch dann rammt sie ihn mit ihrem Auto (ein Versehen, wie sie immer wieder betont) und während er sich von seinem gebrochenen Arm erholt, wirbelt sie plötzlich in seinem B&B herum und versucht sich nützlich zu machen.

Normalerweise bin ich kein großer Fan von Enemies to Lovers und finde Friends to Lovers (wie das bei Dani Brown gezeigt wird) viel ansprechender. Aber hier konnte mich Hibbert einfach fesseln. Vor allem dadurch, dass die Figuren so gezeichnet sind, dass von Anfang an klar wird, wieviel Konfliktpotential da herrscht. Und trotzdem schafft die Autorin es, dass der Übergang zum Liebespaar glaubwürdig geschieht. Zwischen den beiden stimmt einfach die Chemie, selbst wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt.

Und wie schon bei den letzten Teilen bin ich begeistert davon, dass die Autorin es schafft, wichtige Themen anzusprechen, ohne dass es belehrend oder erzwungen wird. Zum Beispiel ist Jacob Autist. Ich habe bis jetzt fast nie eine wirklich gute Repräsentation von Autismus in Büchern oder auch in Filmen gefunden. Meistens werden Autist:innen wie Sheldon Cooper beschrieben: unhöflich, uninteressiert an ihren Mitmenschen, verrückte Genies. Jacob ist nicht so. Er kommt zwar auch manchmal als unhöflich rüber, aber nicht, weil ihm andere egal sind. Jacob ist einfach ein Mensch - ein äußerst liebenswürdiger sogar. Er hat Probleme, die neurotypische Personen wahrscheinlich nicht kennen, das schon, aber er bleibt trotzdem menschlich. Er wird wertschätzend beschrieben und dabei kommt die Autorin fast ohne Klischees aus.

Ein weiteres Thema, das beschrieben wird, ist Consent, also die Zustimmung zu sexuellen Handlungen. Das wird ja in anderen Liebesromanen oft kaum oder überhaupt nicht thematisiert, selbst wenn bedenkliche Inhalte gezeigt werden. Hier kommt das ganz automatisch: Eve ist Jacobs Angestellte - kann sie sich also überhaupt frei für oder gegen eine Beziehung mit ihm entscheiden? Immerhin herrscht hier eine Hierarchie: Er ist ihr Chef. Und das Beste ist, dass Jacob das selbst thematisiert und nicht erst auf diese Problematik gestoßen werden muss.

Mein Fazit? Liebe Autor:innen, nehmt euch ein Beispiel an Talia Hibbert. Wenn ich sage, dass ich Liebesromane nicht so gerne lese, dann meine ich damit Liebesromane, in denen nicht klar kommuniziert wird, in denen die Figuren immer gleich und kein bisschen divers sind und in denen keine der Figuren auch nur ein bisschen reflektiert, was gerade passiert. Hibbert schreibt Liebesromane, die mich überzeugt haben, dass das auch anders geht. Ihre Romane sind absolute Wohlfühlbücher für mich und ich liebe sie aus ganzem Herzen.

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