Quelle: Verlag |
Eigentlich stand dieses Buch schon seit fast einem Jahrzehnt bei mir im Regal. Irgendwann hat es mir mal meine Tante zu irgendeinem Anlass geschenkt, ich habe das erste Kapitel gelesen und es dann zur Seite gelegt und nicht wieder angefasst. Vor allem, da mein Englisch mit 14 oder 15 Jahren doch noch ein bisschen schlechter war als heute. Doch dann, vor etwa einem Monat, mussten zwei liebe Buchclubmensch schockiert feststellen, dass ich dieses Buch noch nicht gelesen habe. Und da das anscheinend das einzige Buch war, das einen dieser Buchclubmenschen bisher zum Weinen gebracht hat, drückte er mir gleich sein eigenes Exemplar in die Hand. Also habe ich es jetzt auch endlich gelesen.
Dieser Roman folgt einer Gruppe Jungs auf einem Eliteinternat und ihrem neuen Englischlehrer, der bei ihnen durch seine unkonventionellen Lehrmethoden Lust auf Poesie weckt. Sie dichten, verlieben sich, rebellieren gegen ihre Eltern und halten geheime Mitternachtstreffen ab. Also zusammengefasst: Es handelt sich hier um einen Internatsroman mit all den Aspekten, die diese Art von Romanen für mich in meiner Jugend so spannend gemacht haben. (Ja, ich habe gerade selbst realisiert, wie alt ich mich im letzten Satz anhöre. "In meiner Jugend"...als wäre ich 85...)
Gerade der Beginn dieses Romans gefiel mir richtig gut. Die Sprache, die hier verwendet wurde, war total schön und lebendig und konnte mich fesseln. Die ganzen Anspielungen auf verschiedene Gedichte und Texte waren für mich großartig, denn die meisten davon kenne ich ja bereits aus meiner Unikarriere und dieses Wiedererkennen macht mir immer total viel Spaß.
[Spoiler, aber ohne Details]
Die wirklich wichtige Frage für mich war aber, ob es dieses Buch schaffen würde, mich zum Weinen zu bringen. Eigentlich hatte ich daran keinen Zweifel. Ich bin doch eher nahe am Wasser gebaut und die ein oder andere Träne während dem Lesen kommt mir nicht selten. Deswegen war ich doch eher überrascht, wie kalt mich hier das Ende ließ. Ich konnte ganz klar erkennen: Das hier ist die traurige Szene, die mich zum Weinen bringen soll. Aber eigentlich war mir gleichgültig, was da gerade passiert war. Ich hatte einfach nicht das Gefühl, die Person, die da gerade gestorben war, gut genug zu kennen, um um ihn zu trauern. Es war ein komplett Fremder für mich, mit dem ich nicht besonders viel verband. Das hängt vielleicht damit zusammen, wie kurz dieses Buch ist und wieviele Figuren in diesen wenigen Seiten behandelt werden. Zumindest kann ich mir so erklären, warum dieser Tod mir so egal war. Ich weiß bereits jetzt schon den Namen dieser Figur nicht mehr und das Gesicht, das er in meinem Kopf bekommen hatte, unterscheidet sich nur noch minimal von dem aller anderen Figuren aus diesem Buch.
Mein Fazit? Dieser Roman verwendet eine sehr schöne Sprache, die mich gut gefiel. Leider schaffte ich es bis zum Ende aber nicht, irgendeine Art der Verbindung zu den Figuren aufzubauen, was vielleicht erklärt, warum mich eine gewisse Szene so kalt ließ.
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