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Dieses Buch stand zwar noch auf meiner Wunschliste, ich war mir aber bereits relativ sicher, dass ich es in diesem Leben nicht mehr lesen würde. Bis es zu unserem neuen Buchclubbuch gewählt wurde. Aus den Rezensionen, die ich dazu las, konnte ich eigentlich schon schließen, dass ich mit diesem Buch nicht unbedingt meine Freude haben würde. Klarer Fall von Jugendbuch, für das ich mich in der Zwischenzeit einfach zu alt fühle und mit dem ich deswegen auch nicht mehr so unglaublich viel anfangen kann. Dabei wäre das Thema eigentlich spannend: Es geht hier um Asexualität - eine sexuelle Orientierung, die zumindest ich nicht besonders oft in meinen Büchern finde. Als Ausnahme ist hier der dritte Teil der Ravenswood-Reihe von Talia Hibbert zu nennen, in dem ein demisexueller Protagonist vorkommt. Asexualität bezeichnet - ganz vereinfacht gesagt - einen Menschen, der keine oder nur wenig sexuelle Anziehung gegenüber anderen Menschen, egal welchem Geschlecht, spürt. Das gleiche gibt es mit romantischer Anziehung: Aromantisch. Beides ist ein Spektrum: Nicht jeder Mensch, der sich als asexuell oder aromantisch bezeichnet, spürt überhaupt nie eine Anziehung dieser Art, verliebt sich nie oder wird nie eine romantische oder sexuelle Beziehung haben. Teil dieses Spektrums ist zum Beispiel eben auch die oben erwähnte Demisexualität, bei der sexuelle Anziehung erst entsteht nachdem es schon eine tiefere emotionale Verbindung zu einem Menschen gibt. Wichtig zu erwähnen ist, dass das Asexualitäts-Spektrum keine Krankheit oder so ist, sondern eine ganz normale Sexualität, die schon immer Teil der Menschheit war. So, ich hoffe, ich konnte die Grundzüge davon halbwegs verständlich erklären, für all meine Leser:innen, die damit bisher noch nicht besonders viel Berührung hatten. Falls nicht: Online gibt es genügend Ressourcen, die von Personen erstellt wurden, die sich mit dieser sexuellen bzw. romantischen Orientierung identifizieren und das deswegen auch ganz sicher besser erklären können als ich.
Vorab auch gleich noch ein Disclaimer: Dieses Buch hat mir überhaupt nicht gefallen, vor allem wegen Georgia, der Protagonistin. Scheinbar fühlen sich aber so einige Menschen durch diese Figur und ihren Kampf mit sich selbst gut repräsentiert. Wenn das bei dir, liebe:r Leser:in, der Fall sein sollte, dann soll meine eher kritische Rezension daran hoffentlich nichts ändern. Nur du entscheidest, wer dich repräsentieren soll - nicht eine überkritische Buchbloggerin online, die du wahrscheinlich gar nicht kennst und der dieses Buch halt einfach nicht zugesagt hat.
Dieses Buch folgt nun Georgia, die in ihrem ersten Jahr am College feststellen muss, dass sie in ihrem Leben noch nie verliebt war, nicht mal ein bisschen. Sie ist ungeküsst, Jungfrau und allein der Gedanke, daran etwas zu ändern, sorgt bei ihr für Brechreiz. Dabei liebt sie eigentlich alles, was mit Romantik zusammenhängt und hat auch gegen gute Fanfictions mit nicht-jugendfreiem Inhalt nichts einzuwenden. Und sie will das alles so gerne wollen, aber sie kann es nicht. In diesem Buch geht es um Georgias Suche nach ihrer Sexualität und ihrer Identität.
Wie oben schon erwähnt, hatte ich mit Georgia ordentlich zu kämpfen. Das begann schon mit dem unglaublichen Druck, den sie sich selbst wegen ihrem nicht vorhandenen ersten Kuss macht. Leute, es ist egal, wenn ihr mit 18 noch nicht geküsst wurdet. Die Menschen, die es wert sind, dass ihr eure Zeit mit ihnen verbringt, wird das nicht interessieren. Entspannt euch! Lasst euch Zeit, das ist meistens die bessere Idee als euch zu zwingen, einfach mit irgendwem rum zu schmusen.
Was mich an Georgia auch störte, war ihre unglaublich negative Art. Kennt ihr Menschen, die sich mit ihrem gesamten emotionalen Ballast auf alle anderen stützen, aber nicht wirklich gewillt sind, daran zu arbeiten? Diese Art von Mensch nennt meine Mutter Energievampire und ich bin mir sicher, dass Georgia in der Realität ein solcher Mensch wäre. Georgia scheint eigentlich immer schwarz zu sehen. Alles ist schlecht um sie herum, die Welt hat es auf sie abgesehen und wenn nicht gleich alles nach ihren Wünschen verläuft, werden diese Wünsche nie in Erfüllung gehen. Meiner Meinung nach sollte ihre Suche nach ihrer Identität auf keinen Fall einfach so mit ihren Freund:innen passieren, sondern unter professioneller Aufsicht. Bei ihr war ich mir nämlich nicht sicher, ob die Erkenntnis, dass sie asexuell ist, nicht zu einer handfesten Depression bei ihr führen könnte. Dazu kamen noch ihre sehr sichtbaren sozialen Ängste und später im Buch ihr unglaubliches Selbstmitleid.
Apropos Freund:innen. Bei diesem Aspekt hat sich für mich nochmal ganz deutlich gezeigt, warum ich Georgia nicht mag. Wie kann man so mit seinen Freund:innen umgehen? Sie verhält sich unglaublich manipulativ, scheint sich nicht für die Gefühle von anderen zu interessieren und tut einfach, was auch immer sie will, ohne mit Konsequenzen zu rechnen. Ganz ehrlich: Ihre Freund:innen (tolle Figuren, die ich auf Anhieb sympathisch fand!) haben Besseres verdient und ich konnte kein bisschen nachvollziehen, warum die ihr dann am Ende einfach verzeihen und dann wieder alles gut sein soll? Wenn jemand sowas in meinem Freundeskreis abziehen würde, müsste diese Person sich erst wieder ganz mühsam und in kleinen Schritten mein Vertrauen erarbeiten. Eine einzelne große Aktion würde da nicht reichen.
Das einzige, was ich diesem Roman lassen muss, ist, dass ich ihn zu Ende gehört habe. Irgendwas gab es hier also, dass mich trotz dieser offensichtlichen Ablehnung und meinem Ärger gegenüber der Protagonistin bei der Stange gehalten hat.
Mein Fazit? Dieses Buch wurde von vielen Menschen gefeiert, mich konnte es aber leider vor allem wegen der Protagonistin, die mir auf zu vielen Ebenen unsympathisch war, nicht begeistern.
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