Autorinnen: Laura Backes, Margherita Bettoni
Erschienen am 1.3.2021
Im DVA Verlag
ISBN: 9783421048745
Rezensionsexemplar: Ja
Quelle: Verlag |
Klappentext:
"Weit über 100 getötete Frauen allein in Deutschland pro Jahr: Morde, über die niemand spricht
Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann, seine Frau umzubringen. Alle 3 Tage wird eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Hinzu kommen die Morde an Frauen durch ihnen unbekannte Täter. Diese Verbrechen sind keine Ehrenmorde oder Beziehungstaten, sondern Femizide: Morde, die an Frauen verübt werden, weil sie Frauen sind. Laura Backes und Margherita Bettoni zeigen in diesem aufrüttelnden Buch, dass die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts auch bei uns ein ernsthaftes gesamtgesellschaftliches Problem ist. Als Familientragödien verharmlost, bleiben viele Frauenmorde verborgen und verdecken die patriarchalen Macht- und Gewaltmuster, die sich tief durch unsere Gesellschaft ziehen. Die beiden Journalistinnen haben mit Überlebenden gesprochen, Experten befragt, die Motive männlicher Gewalttäter untersucht und ihre grausamen Taten hier rekonstruiert. Ihre schockierende Analyse zeigt, dass Femizide uns alle angehen und warum wir jetzt handeln müssen."
Quelle: Verlag
Meine Meinung:
Dieses Buch hat meine ganze Familie beschäftigt. Plötzlich haben wir am Mittagstisch über Femizide geredet und uns überlegt, wie man denn die Situation ändern und verbessern könnte. Dass ich solche Gespräche je mit meiner Schwester und meinen Eltern führen würde, hätte ich nicht gedacht.
Ich muss ehrlich sein: Dieses Buch war sehr belastend für mich. Das hat mich überrascht, immerhin ist das ja nicht das erste Mal, dass ich mich mit diesem Thema beschäftige. Allerdings haben sich die Autorinnen die Mühe gemacht, Überlebende und Angehörige aufzusuchen und mit ihnen zu sprechen. Dazu kommen noch Ausschnitte aus dem jeweiligen Urteilsspruch und der Gerichtsakte. Dadurch wird das Buch sehr persönlich. Die Frauen sind nicht mehr bloß Zahlen, sondern bekommen einen Namen und eine Geschichte. Und mir wurde erst durch dieses Buch klar, dass auch ich von Gewalt betroffen sein könnte. Ich habe schon bessere Karten als manch andere Frau, da ich in einer absolut und zu hundert Prozent gewaltfreien Familie aufgewachsen bin, die mir von klein auf beigebracht hat, dass ich es verdiene, ordentlich behandelt zu werden. Aber das bedeutet, wie ich durch dieses Buch gemerkt habe, keine Immunität. Ich könnte trotzdem einfach Pech haben und an den falschen Typen geraten. Hier an dieser Stelle noch eine kleine Anmerkung, da ich in diesem Buch gelesen habe, dass die Polizei nicht immer sofort zu ermitteln beginnt, wenn eine Frau spurlos verschwindet: Ich würde unter keinen Umständen verschwinden, ohne meiner Familie Bescheid zu geben. Sollte ich plötzlich einfach weg sein, dann fangt gefälligst sofort damit an, nach mir zu suchen. Bitte!
Jetzt sollte ich euch wohl erzählen, welche Kapitel für mich die interessantesten oder relevantesten waren, aber die Wahrheit ist: Ich kann es nicht. Aus jedem der Kapitel konnte ich etwas Neues mitnehmen, jede der Geschichten hat mich aufgewühlt. Der Abschnitt über den Fall Larissa hat mich am meisten beschäftigt. Ich erinnere mich noch an diesen Fall, damals muss ich 14 gewesen sein. Larissa war damals überall in den Medien und natürlich auch Gesprächsthema in meiner Schule. In diesem Buch hat ihre Schwester erzählt. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das für mich wäre, wenn eines meiner Geschwister plötzlich verschwinden und auf diese Art sterben würde. Ich kann mir das auch gar nicht vorstellen, denn allein schon der Gedanke, dass meine Geschwister auf "normale" Art sterben würden, bringt mich an den Rande eines Nervenzusammenbruchs.
Mein Fazit? Wenn ihr das psychisch aushaltet, dann lest dieses Buch. Unbedingt.
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