Donnerstag, 23. Januar 2020

Poems that Make Grown Women Cry - 100 Women on the Words that Move them

Herausgeber: Anthony und Ben Holden
Erschienen am 1. 3. 2017
Im Simon und Schuster Verlag
ISBN: 1471148645
Rezensionsexemplar: Nein


Quelle: Verlag
Zu den Herausgebern:
"Anthony Holden is an English writer, broadcaster and critic, particularly known as a biographer of artists."
Quelle: Goodreads. Leider konnte ich keine Information zu Ben Holden finden. Wenn da jemand was weiß, bitte einfach an mich weiterleiten!

Klappentext:
"Following the success of their anthology Poems That Make Grown Men Cry, father-and-son team Anthony and Ben Holden, working with Amnesty International, have asked the same revealing question of 100 remarkable women. What poem has moved you to tears?

The poems chosen range from the eighth century to today, from Rumi and Shakespeare to Sylvia Plath, W.H. Auden to Carol Ann Duffy, Pablo Neruda and Derek Walcott to Imtiaz Dharker and Warsan Shire. Their themes range from love and loss, through mortality and mystery, war and peace, to the beauty and variety of nature. From Yoko Ono to Judi Dench, Chimamanda Ngozi Adichie to Elena Ferrante, Carol Ann Duffy to Kaui Hart Hemmings, and Joan Baez to Nikki Giovanni, this unique collection delivers private insights into the minds of women whose writing, acting, and thinking are admired around the world."

Quelle: Goodreads

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich in Prag gekauft, in einer total großartigen Buchhandlung neben dem Kafka-Museum. Zwei Stockwerke und voll mit englischsprachigen Büchern, gebraucht und neu, Klassiker und Trivialliteratur. Die hatten alles! In diese Buchhandlung habe ich mich verliebt und hoffentlich, hoffentlich kann ich so bald wie nur irgendwie möglich dorthin zurückkehren. Ein Paar hat zur gleichen Zeit dort Hochzeitsfotos gemacht und ganz ehrlich? Wenn das nicht der Traum eines jeden Buchwurms ist, was ist es dann? Also, an mein zukünftiges Ich: Mach das, bitte, bitte, bitte!

 Besonders interessant an diesem Buch fand ich die Reaktionen der Menschen, die mich mit diesem Buch sahen. Und die meiner Familie und Freunde waren da noch die langweiligsten. (Sorry, Leute!) Die sind ja auch schon abgehärtet und wissen, dass ich alle paar Tage mit einem neuen Buch dasitze und eigentlich alles lese, was ich irgendwie in die Finger bekomme, egal welcher Titel, welches Cover, welche Textsorte und so weiter. Alles egal, hauptsache lesen. Auf jeden Fall: Die Reaktionen teilten sich ziemlich genau in zwei Kategorien ein. Erstere lasen den Titel und gingen davon aus, dass ich psychisch angeknackst bin und vielleicht Depressionen oder so habe. Im Zug wurde ich gleich mehrfach gefragt, ob ich denn über irgendwas reden wolle und ob es mir eh gut ginge. An alle diese Leute nochmal: Ja, keine Angst, mir geht es gut. Ich leide nicht an Depressionen oder sonstigen psychischen Erkrankungen. Ich weiß es zu schätzen und finde es toll, dass ihr euch um eure Mitmenschen sorgt, also behaltet euch diese Einstellung bitte bei, aber bei mir müsst ihr euch keine Gedanken machen. Ich will nur Gedichte lesen und wissen, ob Aristoteles "karthasis" funktioniert. Aber dazu später mehr. Die zweite Art der Reaktion fand ich enorm cool: Leute sprachen mich auf das Buch an, fragten nach den Gedichten und begannen, mit mir über die Auswahl zu diskutieren. Das fand ich spannend und ich bekam auch so einige Gedichtempfehlungen. Mein Liebling war ein junger Mann in meinem Alter, der sich im Bus neben mich setzte und ganz, ganz unauffällig mitlas. Er fragte mich dann, ob er nicht ein Foto von dem Buch machen könne, damit er es sich bestellen kann. Als er den Titel sah, seufzte er und sagte: "Okay, also das hört sich sehr klischeehaft an!". Als ich ihm dann erklärte, dass es zuerst das Buch "Poems that Make Grown Man Cry" gab, war er begeistert und sagte, er würde sich dann wohl doch eher das bestellen. Der Typ war sehr cool! Ich hoffe, dass ihm das Buch bald geliefert wird.

Okay, dann sprechen wir jetzt doch kurz über den Karthasis-Effekt. Den hat Aristoteles im Zusammenhang mit seiner "Ars Poetica" beschrieben und so die Wirkung von Stücken erklärt. Laut ihm ruft eine gute Tragödie "Jammern und Schrecken" hervor und bewirkt dadurch eine Reinigung davon. Ob die Gefühle selbst gereinigt werden oder der Mensch von diesen Gefühlen befreit wird, kommt aus der Übersetzung nicht ganz klar hervor, aber egal. Ich hab sowieso Prüfungsphase und bin sowieso gestresst, also dachte ich, lege ich es halt darauf an. Wenn es meinen Stress reinigt und ich reineren Stress fühle, ist es doch auch schon was. Nicht? Nun zur wirklich wichtigen Frage: Habe ich den Karthasis-Effekt gespürt? Nein. Nein, nicht wirklich, leider. Allerdings ist Aristoteles Werk ja auch nicht auf Gedichte ausgerichtet, sondern auf Tragödien, die auf Bühnen aufgeführt werden.

Kommen wir zum Abschluss doch noch zur Frage, die sich jetzt sicher alle stellen. Hat mich das Buch und seine Gedichte zum Weinen gebracht. Auch hier: leider nein. Allerdings muss ich zugeben, dass ich wirklich nur die Gedichte gelesen habe und nicht die Begründung der befragten Frauen dazu. Vielleicht hätte ich ja zu Weinen begonnen, wenn ich wirklich das komplette Buch durchgeackert hätte. Aber nur von den Gedichten? Nein. Aber ich muss zugeben, dass ich mehrmals ganz kurz davor war.  Also hat das Buch zumindest teilweise sein Ziel erreicht, schätze ich.

Mein Lieblingsgedicht des ganzen Buchs war übrigens "A Boat, Beneath a Sunny Sky" von Lewis Carrol. Ich hab es euch einfach mal verlinkt, falls es jetzt jemand von euch lesen will. Und falls euch der Text bekannt vorkommt: Ja, es gibt ein recht neues und aktuelles Lied, das gleich heißt und den Text übernommen hat.

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