Hey ihr Lieben!
Ich weiß, viele können das Wort mit C schon nicht mehr
hören. Das ist vollkommen okay - scrollt einfach weiter. Dieser Beitrag ist nicht sehr buchig, für mich aber trotzdem wichtig. Ich hab also nichts dagegen, wenn ihr lieber eine meiner Rezensionen lest oder ihr über ein paar Buchzitate lacht! An alle anderen:
Willkommen zu einem viel zu langen Post über das letzte Jahr. Denn morgen ist
mein Corona-Jahrestag.
Ich weiß, dass im Radio und im Fernsehen schon vor über
einer Woche vom "Jahrestag" der Pandemie die Rede war, doch für mich
markiert der 9. März 2020 den Start der Pandemie. An diesem Tag wurde ich in Quarantäne
geschickt und damit war ich wohl eine der ersten ÖsterreicherInnen, denen sowas
im letzten Jahr passiert ist. Wie es dazu kam? Ich habe Anfang März noch normal
die Uni besucht. Da war klar, dass Corona gruselig ist, mehr aber noch nicht.
Wir bekamen täglich Mails der Uni, in denen wir dazu aufgefordert wurden, daheim
zu bleiben, sollten wir irgendwelche Symptome spüren. Manche ProfessorInnen
gingen sogar so weit und warfen Studierende aus dem Hörsaal, wenn sie sich auch
nur räusperten. Für mich war das problematisch, da ich eine Stauballergie habe
und viele Räume meiner Uni Teppichböden haben. TEPPICHBÖDEN, VERDAMMT! Die
Teile sind die Hölle für jeden Allergiker! Mit meinen Eltern habe ich darüber
gewitzelt, dass ich allein durch die Allergie ständig irgendwelche Symptome
habe, die auch auf COVID hindeuten könnten. Gott sei Dank war es bei mir nie mehr. Ein Studienkollege hatte weniger Glück: Seine Symptome wurden
stärker, er wurde getestet, war positiv. Und damit kam fast mein ganzes
Institut in Quarantäne. Denn natürlich hat dieser Kollege mehrere Vorlesungen
besucht, was ich ihm nicht verüble.
Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich daheim und bekam täglichen Besuch von der Polizei. Ich durfte mir nichts selbst kochen, durfte nicht mehr anfassen als unbedingt nötig und musste immer
einen strengen Sicherheitsabstand zu meiner Familie einhalten. Doch auch wenn
das psychisch sehr belastend war, hatte ich großes Glück: Ich blieb gesund.
Vielen KollegInnen ging es anders. Und so erschien mir die Behauptung, dass
bald jede/r eine/n Coronatote/n kennen würde, durchaus plausibel. Immerhin
kannte ich bald Menschen, die noch Monate nach der Infektion keinen
Geschmackssinn mehr hatten. Menschen, die wochenlang nicht mal mehr die
Onlinevorlesungen besuchen konnten. Menschen, die noch heute kaum Luft
bekommen, sobald sie eine Treppe auch nur sehen. Ich kenne Menschen, die
Sauerstoff gebraucht haben und Menschen, denen ein Test verweigert wurde und
die deswegen bis heute nicht wissen, ob sie Corona hatten. Gott sei Dank kenne
ich noch niemanden, der an dieser Krankheit gestorben ist - und das soll so
bleiben!
Wegen dieser Erfahrung habe ich mich von Anfang an strikt an
alle Maßnahmen gehalten. Ich habe gesehen, wie hässlich diese Krankheit auch
bei Menschen in meinem Alter aussehen kann. Und ich habe kein Verständnis für
Menschen, Corona leugnen und zum Beispiel keine Maske tragen, weil sie unbequem ist oder sie "keine
Luft bekommen" oder das ihre "Freiheit und körperliche
Autonomie" einschränkt. Klar, wenn man wirklich krank oder psychische
Probleme hat, dann ist das absolut verständlich. Aber nur wegen der eigenen
Faulheit? Wegen übersteigertem Individualismus? Wegen der Freiheit, die ja
offensichtlich verloren geht, wenn man ein Stück Stoff vor Mund und Nase hat? Auch
für Menschen, die unbedingt große Partys feiern müssen, während sich Krankenhäuser
auf eine Triage vorbereiteten, habe ich kein Verständnis. Anfangs dachte ich,
dass diese Leute bald vernünftig werden - in der Zwischenzeit habe ich diese
Hoffnung aufgegeben.
Ich versuche, die Pandemie als Chance für unsere
Gesellschaft zu sehen. Uns wird vor Augen geführt, welche Fehler in den letzten
Jahren und Jahrzehnten begangen wurden. Dass man zum Beispiel an einem
Gesundheitssystem spart und Krankenhausbetten streicht, wird hoffentlich nach
der Pandemie nicht mehr möglich sein. Und gerade auch in Pflegeberufen, egal ob
in Altersheimen, Krankenhäusern oder in Privathaushalten, gehört vieles getan.
Eine höhere Bezahlung muss her, mehr Urlaub, kürzere Schichten. Denn diese
Menschen leisten Unglaubliches.
In der Zwischenzeit mag ich meine Masken. An die neue
FFP2-Maskenpflicht muss ich mich noch gewöhnen, meine Lieblinge waren die
Stoffmasken. Die werde ich auch nach der Pandemie behalten, nicht nur als
Andenken. Ich weiß jetzt, wie einfach ich andere Menschen schützen kann, wenn
ich zum Beispiel eine Erkältung habe. In Zukunft werde ich immer dann die Maske
tragen, wenn ich nicht ganz gesund bin, einen Husten oder einen Schnupfen habe.
Das letzte Jahr war für mich ein ständiges Auf und Ab. Ich
habe viel gelacht, habe so viel Zeit mit meiner Familie verbracht, wie davor
noch nie, habe neue Hobbys entdeckt und unglaublich viel gelernt. Und ich habe geweint, mich gestritten, die Welt und mein Leben gehasst.
An manchen Tagen war ich mir sicher, dass diese Pandemie nie wieder endet. Und
an anderen fand ich den Gedanken gar nicht so schlimm. Jetzt ist es soweit und ich habe endlich einen Impftermin – und ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf freue. Für mich ist
das ein großer Schritt. Nicht zurück in die Normalität (Was auch immer das
war!) sondern ein Schritt in die Zukunft. In eine Zukunft, die – das weiß ich
ganz sicher – großartig sein wird.
Wie immer will ich euch mit diesem Post nicht vorschreiben,
was ihr denken sollt. Das bleibt euch selbst überlassen. Ihr seid alt genug, um
das Internet zu benutzen, deswegen seid ihr auch alt genug, um euch eure eigene
Meinung zu bilden. Ihr könnt mir allerdings gerne in einem Kommentar schreiben, wie ihr das letzte Jahr wahrgenommen habt. Ich freue mich darauf, mich mit euch auszutauschen!
Alles Liebe,
Eure Mira