Montag, 20. September 2021

You don't look gay [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Dieses Büchlein habe ich im Juni aus unserer Stadtbücherei ausgeliehen. Im Juni ist ja immer Pride-Monat und ich halte die Normalisierung von Beziehungen, die nicht in dieses binäre und heteronormative System passen, für enorm wichtig. Also habe ich einen großen Korb Bücher vom LGBTQ+-Tisch ausgeliehen, denn so sehen Büchereien, dass Bücher wie "You don't look gay" gefragt sind und achten dann hoffentlich in Zukunft mehr darauf, dass die Buchauswahl in der Bücherei auch schön divers ist. Bis jetzt gibt es da nämlich zumindest in meiner Bücherei leider noch viel Luft nach oben.

Das erste, das mir an diesem Buch aufgefallen ist, sind die wunderbaren Illustrationen. Die sind unglaublich gut gemacht und allein schon das hat mich dazu gebracht, das Buch in einem Rutsch durchzulesen. Da hätte der Autor seinen Einkaufszettel daneben hinschreiben können und ich hätte es allein schon wegen dieser Illustrationen und der Buchgestaltung gelesen.

Der Autor beschäftigt sich hier mit der Diskriminierung, die ihm als schwulen Mann tagtäglich begegnen. Das beginnt mit unbedachten Sprüchen, die viele wahrscheinlich auch gar nicht böse meinen, aber trotzdem verletzend und diskriminierend sind ("Du siehst gar nicht schwul aus!") und reicht bis hin zu tätlichen Übergriffen, Gewalt und rechtlicher Benachteiligung. In anderen Ländern ist das ja noch viel, viel schlimmer als hier, aber auch in Österreich ist die Lage noch mangelhaft. Darf ich daran erinnern, dass Männer, die mit Männern schlafen, weiter kein Blut spenden dürfen? Oder dass sich die katholische Kirche weiter gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ausspricht und diese Haltung leider auch viele österreichische Pfarrer zu vertreten scheinen? Das nur so als kleine Erinnerung am Rande. Gerade das mit dem Blutspenden werde ich wohl nie verstehen. Wenn ich im Krankenhaus bin und eine Blutkonserve brauche, dann ist mir das doch vollkommen egal, welche Sexualität der:die Spender:in hat. Und kommt mir jetzt bitte nicht mit der Übertragung von Krankheiten: Erstens ist in diesem Zusammenhang das persönliche Risikoverhalten des:der Spender:in wichtiger als seine:ihre Sexualität, zweitens wird das Blut sowieso auf Krankheiten getestet und drittens hätte ich lieber eine Krankheit als zu sterben.

In diesem Buch gibt es neben den kurzen Texten auch einige gut ausgewählte Zahlen, die ich persönlich noch nicht kannte. Die Texte lesen sich leicht und sind daher für ein breites Publikum geeignet. Jüngere Leser:innen können aus diesem Buch wahrscheinlich genauso viel mitnehmen wie Menschen, die sich schon länger mit diesem Thema beschäftigt haben.

Mein Fazit? Große Leseempfehlung an euch!

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